Summer Breeze 2001 - Abtsgmünd

06.09.2001 | 11:04

23.08.2001, Festivalgelände

SAMSTAG, 25.08.2001

Und wieder mal war eine Nacht ziemlich schnell zu Ende; zu schnell, um der Wahrheit Genüge zu tun! Doch die tapferen Redakteure von Powermetal.de schützen keine Müdigkeit vor; sie kennen kein Selbstmitleid; sind härter als die Mucke die sie hören... und... schmelzen allmählich in der brütenden Hitze von Abtsgmünd ganz langsam vor sich hin :-)

CAPSIZE
12:00 - 12:20 Uhr
CAPSIZE hatten die schwere Aufgabe, um 12 Uhr den Samstag zu öffnen, welche sich als wirklich zäh herausstellte. Definitiv die Arschkarte gezogen! Es hatten sich kaum Leute eingefunden und die, welche da waren, lungerten größtenteils im Schatten herum, was bei dieser Hitze auch nachvollziehbar war, so dass ich es teilweise auch nicht anders handhabte. Also stieß das Bremer Quintett mit ihrem handelsüblichen Crossover auf sehr wenig Resonanz, was aber nicht nur an den wenigen Anwesenden und der Hitze lag. Der Mucke von CAPSIZE fehlte einfach das gewisse Etwas und die Eingängigkeit, um 1. Menschen zum Aufstehen zu bewegen, 2. Stimmung auf den (wenn auch leeren) Platz zu bringen und 3. einfach nur zu begeistern. Zudem war auch die Bühnenshow nichts besonderes, was man unbedingt hätte sehen müssen, so hatte man eigentlich nichts verpasst.
http://www.capsize.de
[Dani]

MIRRORED MIND
12:30 - 12:50 Uhr
Die fünf Musiker aus Mainz hatten das Pech, gerade dann zu spielen, als sich die Mittagshitze auf dem Platz vor der Bühne breit machte und die meisten Metaller ihr Mittagsschläfchen hielten. Der Masse des vorhandenen Publikums entsprechend fiel das Stageacting leider auch ziemlich mager aus. Zeitweise erweckten der Keyboarder Sascha Baldes und der zweite Gitarrist Thorsten Eckardt den Eindruck, als würden sie auch gleich einschlafen.
Aber trotzdem brachten MIRRORED MIND ihre Melodicmetalstücke musikalisch gut rüber. Vor allem bei \"At Meridian\" von der gleichnamigen Scheibe ließ der Sänger Thorsten Glatte die schönen Tiefen seiner Stimme erklingen. Bei den neuen Liedern, wie zum Beispiel \"Deep Inside\", erinnerten der Gesang und auch die Gitarrenriffs jedoch mehr an Power Metal.
Im Großen und Ganzen war es für die noch junge Band ein recht guter Auftritt, der aber durch etwas mehr Leben auf der Bühne bestimmt verbessert werden könnte.
[Ulrike]

PETTYPEW
13:00 - 13:20 Uhr
Morgens um 13 Uhr in Abtsgmünd, immer noch sehr wenig los, PETTYPEW erklimmen die Bühne! Zu diesen Unchristlichen Zeiten kann man wohl auch nicht erwarten das sich sehr viel tut, aber immerhin hatte es sich doch leicht gefüllt. Auch hatten PETTYPEW mit ihrem melodiösen Powermetal mehr Angriffsfläche im Publikum als es CAPSIZE hatten, und so sammelte sich doch ein kleines Grüppchen vor der Bühne.
Wieder diente \"Blue Sky\" als Opener, bei dem auch gleich auffiel das dieser Gig zwecks den kurzen 10 Minuten Umbaupause ohne Keyboard bestritten werden sollte, welches als wichtiger Melodiemacher schon ein bisschen fehlte, aber es war halt nicht zu ändern.
Mit \"Vampire\", \"The Moment\" und \"The Night\", was auch schon die gesamte Setlist war (bei 20 min. bringt man nicht so viel auf den Screen) ging es dann weiter, hier und da wurde das Publikum von Sänger Thomas Schwarz beschäftigt und im Großen und Ganzen war es ein guter Auftritt. Allerdings hätte ich nach dem grandiosen Auftritt im Festwirt von den 4 Schwäbisch Gmündern ein bisschen mehr erwartet, was der knappe Zeitplan hier wohl verhinderte.
http://www.pettypew.de.tt/
[Dani]

RED AIM
13:30 - 13:55 Uhr
Wieder einmal eine Nachmittagsband, bei der wahrscheinlich überhaupt nichts los ist, dachte ich mir und lief gelangweilt Richtung Bühne. Doch als ich dort angelangt war, verschlug es mir die Sprache: da war doch tatsächlich ein richtiges Bühnenbild aufgebaut! Rechts und links des Schlagzeugs sah man große Leinwände, auf denen eine rote Devil Lady zu sehen war (Die selbe schmückt übrigens das Cover der aktuellen CD \"Saartanic Cluttydogs). Auch das Drumset selbst wurde zur Verzierung mit rotem Tüll umhüllt. Die 3 Frontmänner (Karsten Brill - Vocals, Benjamin Buss - Guitar & Sitar, Thorsten Erbel - Bass) waren allesamt in Flammenhemd und -hose gewandet, was schon mal einen imposanten Anblick bot. Dazu hopste der Sänger in Cowboyhut und Sonnenbrille über die Bühne und zeigte allen seinen Bauch unter seinem offenen Hemd - offensichtlich hatte er am Tag zuvor zulange TANKARD angeschaut...
Auch musikalisch erwartete mich kein 08/15-Gedudel, sondern ein abwechslungsreicher Mix aus Rock\'n\'Roll und orientalisch-psychedelischem Ethnogroove, oft auch als \"Stonerrock\" bezeichnet
Los ging es mit dem rockigen \"Sandokan\"-Opener der neuen Scheibe, der von dem noch nicht so zahlreichen Publikum begeistert aufgenommen wurde. Doch schon beim zweiten Song \"Krumbernkamatran\" füllte sich der Platz merklich, als Karsten Brill anfing, Bananen ins Publikum zu schmeißen. \"Krumbernkamatran\" ist übrigens deutscher Dialekt und bedeutet soviel wie \"Kartoffeln kann man tragen\". (Auf so was muss man erst mal kommen!) (Och, der gute Karsten hatte noch mehr auf Lager. So bezeichnete er den allseits beliebten Metallergruß als \"Pommesgabel\" *lol* - Alex) (Ist das jetzt endlich bis nach München durchgedrungen, daß sie so heißt? - Georg)
Nach weiteren Hits wie \"Til Z. Palladin\", \"Tombola\", \"Bupp The Tasmanian D.\" und viiiiieeel Spaß kündigte der Sänger mit den Worten \"Jetzt kommt das letzte Miststück\" leider das Ende der Show an. Nach \"Aprilfuckers\" verließen die amüsanten Recken dann die beeindruckten Zuschauer, denen dieser Auftritt sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. (YEAH!! Vor allem die Textzeile: \"put the finger in you’re Rosie, ´til you see the light!\" Die Band ist jetzt schon KULT! - Alex)
[Ulrike]

DEW SCENTED
14:05 - 14:30 Uhr
Nachdem wir aufgrund des super funktionierenden Shuttle Services RED AIM verpasst hatten, waren halt die Thrasher DEW SCENTED die erste Band des Tages für mich und meine Kumpels. Und selbst meine Kumpels, die nicht DIE Thrash Metal Fans sind, waren vom Auftritt recht angetan. Kein Wunder, denn Songs wie \"Embraced By Sin\", \"Idolized\" und \"Everred\" waren absolute Thrash Granaten, die ein ums andere Mal an SLAYER erinnerten und mit ihren Killerriffs die Leute zum Bangen animierten. Dazu brüllte sich Shouter Leif Jensen die Lunge aus dem Leib und glänzte mit kultigen Ansagen. So widmete er einen Song allen SLAYER Shirtträgern, was prompt für das omnipräsente SLAYER Gebrülle sorgte und zeigte sich außerdem beeindruckt von all den Bangern in der sengenden Sonne. Beim letzten Song brüllte dann noch Björn von NIGHT IN GALES zusätzlich Alles in Grund und Boden und sorgte so für einen coolen Abschluss eines leider recht kurzen Gigs.
[Herbert]

BLOODFLOWERS
14:40 - 15:10 Uhr
Und das Leiden ging weiter (Nicht nur für Dich! - Alex). Damit meine ich jetzt nicht den Musikstil von BLOODLFOWERS, sondern die fast unerträgliche Hitze. Man konnte der Security danken, dass diese von Zeit zu Zeit mit dem Wasserschlauch eine Ladung Wasser auf die anwesenden Leute abließ.
Vielleicht war die Hitze auch der Grund, warum sich vor der Bühne kaum einer eingefunden hatte. Jedoch konnte man über den Sound von BLOODFLOWERS nicht meckern, der den Stil super untermalte (Aha? Und wie nennt sich der Sound? - Alex).
Dennoch haben die blutigen Blumen eine gute Show geliefert, an der es nichts zu bemängeln gab. Ist irgendwie klar, dass man nicht so viel auf der Bühne rumwirbelt, wenn es sauheiß und recht leer vor der Bühne ist. Aber den BLOODFLOWERS schien es trotzdem Spaß zu machen. Auffällig war jedoch, dass sich die Gitarreros meist im Schatten der Bühne aufhielten, um der Hitze irgendwie entgehen zu können. Man merkte auch den Mitstreitern auf der Bühne an, dass es ihnen recht warm geworden war. So hatten die Männer das T-Shirt ausgezogen und schwitzten, was das Zeug hielt, was die Show natürlich nicht negativ beeinträchtigte. Kleiner Nachteil für die den weiblichen Anteil in der Band, sie hätte sich zwar ausziehen können, aber welche weibliche Person hätte das tatsächlich in die Tat umgesetzt (Dolly Buster, Gina Wild, Rita Süßmuth???? *g* - Alex)?
Ein Hingucker war ein Photograph, der todesmutig an der Bühne rumkletterte, um einige genialen Schnappschüsse von BLOODFLOWERS zu machen.
[Ruben]

ASTERIUS
15:20 - 15:50 Uhr
ASTERIUS. War mir anfangs kein Begriff. Aber als man mir sagte, dass Clean-Vocals und typisches Black-Metal Gekreische vorkommen, war ich doch recht neugierig geworden.
Es stellte sich heraus, dass die Wechsel zwischen den ganannten Gesangssorten genial arrangiert war. Andrâs, der die Clean-Vocal Parts übernahm, wechselte ab und zu vom Singen zum Kreischen. So unterstütze er seinen Bandkumpanen Sirius, der neben den herzerweichenden „Schmerzenschreien“ auch die Gitarre bearbeitete.
Der Mikroschwinger war so ein Wirbelwind, dass man ihn auch mal auf der klitzekleinen Vorbühne finden konnte. Dieser nahm auch kein Blatt vor den Mund, kommunizierte mit dem Publikum und animierte es zum Mitmachen, was ihm auch recht gut gelang.
Die Security war auch wieder fleißig im Einsatz und sorgte mit dem Wasserschlauch dafür, dass die Anwesenden nicht überhitzten. Unterstützt wurden sie von dem Herren am Mikro, der Wasserflaschen von der Bühne schmiss (und gelegentlich auch traf *autsch*). Er bedankte sich artig bei der doch recht zahlreich erschienen Menge und kündigte gleich ihre neue CD an, wobei er „ausversehen“ ins Mikro rülpste (ja ja, unabsichtlich, wer’s glaubt...). Doch nicht genug der Lobeshymnen von seiner Seite. Er bedankte sich außerdem beim gesamten Summer Breeze Team, speziell beim Veranstalter Achim – so war es fast selbstverständlich, dass sogleich „Achim, Achim„ Rufe aus dem Publikum ertönten.
Diese begeisternden Reaktionen des Publikums wurde auch auf die Band übertragen, und so ließen sich die Jungens nach ihrem letzten Song richtig abfeiern und verließen glücklich die Bühne.
[Ruben]

IN BLACKEST VELVET
16:00 - 16:30 Uhr
Abtsgmünd liegt in Schweden (Aha! Und Stockholm ist die Hauptstadt von Schwaben ;-) – Alex)! Zumindest für die Dauer des IN BLACKEST VELVET-Auftritts war dies der Fall, denn das Quintett präsentierte feinsten melodischen Elchtodsound. Abwechslungsreich und eigenständig wie auf dem starken \"Edenflow\"-Debüt, spielerisch kompetent und mit einem gerüttelt Maß an Hingabe dargeboten. Granaten wie \"Unleashed Memories\", \"Craving\" oder \"Seeing Is Believing\" sorgten unter den Anwesenden für enorme Stimmung, die Truppe um NIGHT IN GALES-Bassist und Dauergrinsweltmeister Tobias Bruchmann überzeugte zudem durch energisches Stageactimg, reichlich Spielfreude und den machtvollen Gesang von Christian Müller, der zugleich einen souveränen Frontmann abgab.
Nebst dem neuen, sehr gefälligen Song \"Suicide Sun\" hätte meine Wenigkeit gerne noch das exzellente R.E.M.-Cover \"Losing My Religion\" gehört, aber ansonsten gab es an der halben Stunde Schweden-Death aus deutschen Landen nicht das geringste zu beanstanden, ganz im Gegenteil. Daumen hoch, hoch, hoch!
[Rainer]

EKTOMORF
16:40 - 17:15 Uhr
Wer EKTOMORF kennt, der weiß, dass diese live gnadenlos abgehen und immer wieder sehenswert sind! So mutierte dieser Gig für mich und für Andere zu einem absolut geilen Highlight, das für TribalThrasher ein Muss war (!) und für Liebhaber anderer Stile (sofern open minded) auf jeden Fall mehr als sehenswert (Aber hallo! - ein immer noch angenehm überraschter Alex)!
Dass die 4 Ungarn auch hierzulande mittlerweile einen höheren Bekanntheitsgrad erreichen konnten, liess sich unschwer an den sich vor der Bühne tummelnden Menschenmassen erkennen, die dann auch alle voll auf ihre Kosten kamen, denn kaum standen EKTOMORF auf der Bühne, legten sie mit \"Son Of The Fire\" heftig los.
Danach gab’s Ungarischen Tribal-Gesang (\"Tribal-Gesang\"? Das sind Sinti/Roma, die haben lediglich traditionelle Versatzstücke eingebaut - Rainer), der sich hier auch gut anhörte, nach dem aber sofort wieder weiter geklampft wurde. Bei Songs wie \"Freely\", \"Save My Soul\" oder dem neuen \"I Miss You\" konnte sich kaum noch jemand halten. Aber das schönste an diesem Auftritt war wohl der \"Brothersong\" bei dem Jan von KORODED, die mit EKTOMORF erst vor kurzem durch Deutschland tourten, auf vom Bühnenhintergrund (wo er zusammen mit einer bemerkenswert großen Menger anderer Musiker den EKTOMORF-Auftritt mitverfolgte) nach vorne geholt wurde, um kräftig mitzugrölen. Es ging wirklich heiß her! Hier fragt man sich doch immer wieder, wie eine Band so viel Energie produzieren kann...
Im Endeffekt kann man den Stil der Jungs noch so oft mit SOULFLY vergleichen oder sich noch so oft die weniger energiegeladenen Platten reinziehen, live ist das dann plötzlich immer total egal und die Band erweist sich immer wieder als absoluter Nackenbrecher!
[Dani]


END OF GREEN
17:25 - 18:05 Uhr
Auch END OF GREEN dürften dem ein oder anderen schon bekannt sein, denn die Göppinger haben sich mittlerweile in der süddeutschen Szene einen Namen erspielt; und das auch nur zurecht, denn diese Band ist mehr als kennenswert!
Mit ihrem düsteren Rock zaubern END OF GREEN immer, aber auch wirklich immer, eine ganz besondere, drückende, depressive Atmosphäre in den Raum, was nicht zuletzt an der rauen, traurigen Stimme von Sänger Michelle liegt. Auch diesmal sollte dieses Gefühl von Depression und Traurigkeit nicht fehlen.
So rockten die Jungens mit dem etwas bewegteren \"Motor\" los und begannen eine faszinierende Reise durch ihre drei Alben, die leider nur 40 Minuten dauerte. Während dieser Reise begegnete man u.A. noch dem atmosphärisch-schleppenden \"Infinity\" und \"Left My Way\" sowie \"Only One\", das Gänsehaut hervorrief und vom Publikum mitgesungen wurde. Aber eigentlich bedeutete der ganze Auftritt Gänsehaut pur!
END OF GREEN steht meist NICHT für Pogo und NICHT unbedingt für reges Headbangen, dafür aber immer 200% Genuss, Gefühl und Intensität! Hier hat auch das Programmheft vom Summer Breeze absolut Recht: diese Band muss man fühlen und erleben!
http://www.endofgreen.net
[Dani]

DAWN OF DREAMS
18:15 - 18:55 Uhr
Eine weitere Melodic Death-Band stand vor der Tür. Doch schnell wurde klar, dass DAWN OF DREAMS nicht etwa anklopfen und höflich fragen, ob sie reinkommen dürfen... Nein! Diese Combo bombt gleich das ganze Haus in die Luft, um in Erscheinung zu treten. Schon nach wenigen Sekunden machte man sehr eindrucksvoll deutlich, dass \"melodic\" hier doch eher klein geschrieben wird. Zwar traten hie und da melodische Ansätze hervor, doch insgesamt ging man um einiges brachialer vor als die handelsüblichen Kollegen der Melodic Death-Szene. Haarscharf bewegte man sich an der Grenze zum reinen Death, ohne diese jedoch zu überschreiten. Vielmehr liess man sich dort häuslich nieder und hisste eine Flagge, auf der drei Worte standen... DAWN OF DREAMS!
40 Minuten lang bekam der geneigte Zuschauer einen erstklassigen Cocktail aus technisch anspruchsvoller Musik, ausgereiftem Songwriting und gnadenloser Wut serviert, der zwar nicht besonders leicht herunterzuschlucken war, dafür aber umso länger im Magen blieb.
Daumen hoch für eine hoffnungsvolle Band, von der man hoffentlich noch mehr zu hören bekommt.
[Chris]

FINNTROLL
19:05 - 19:45 Uhr
Ich gebe unumwunden zu, dass mir AMON AMARTH wesentlich lieber gewesen wären (Wem nicht? - Alex), dennoch war ich froh darüber, dass FINNTROLL noch so kurzfristig als Ersatz für die aufgrund der Schulterverletzung ihres Drummers Fredrik nicht einsatzfähigen Schweden verpflichtet werden konnten. Immerhin wusste mir das letztjährige \"Midnattens Widunder\"-Debüt der Finnen recht gut zu gefallen.
Live allerdings marschierte mir die Chause ein bischen zu sehr Richtung Kindergeburtstag, das übertriebene Gute Laune-Gehampel der Sextetts (plus hochnotpeinlichen Gastmusiker) ging mir -und auch vielen anderen Anwesenden- jedenfalls ziemlich schnell auf die Nerven.
Sicher, die Stimmung im Publikum war unterm Strich dennoch sehr gut, der um keine große Geste verlegene Frontmann kommunizierte reichlich mit dem Publikum und gutklassige Songs wie \"Rivfader\", \"Midnattens Widunder\" oder \"Jaktens Tid\" wurden spielerisch sauber dargeboten. Aber mir persönlich war eine Dreiviertelstunde Zwangsamüsement dann doch ein touch too much, ungeachtet des guten Sounds und des permanent propellerbangenden Keyboarders. Wer\'s mag allerdings, der hat sich prächtig amüsiert.
[Rainer]

PYOGENESIS
19:55 - 20:35 Uhr
Skeptisch war ich ja schon gewesen, schließlich haben sich PYOGENESIS in der Vergangenheit nicht unbedingt den Ruf einer guten Liveband erarbeitet, zudem hatte die Truppe in letzter Zeit ja so einige Querelen zu bewältigen.
Umso grösser war die Freude, als das Quartett eine astreine Show mit 50 Minuten feinstem Gitarren-/Alternative Rock ablieferte, aufgebaut fast ausschließlich auf Nummern der letzten beiden Scheiben. Bandchef Flo v. Schwarz und seine neuen Mitstreiter inszenierten Perlen wie \"Blue Smileys Plan\" (Killer!), \"Just Ironic\" und \"Rhapsody In E\", \"Will It Ever Be\", \"Love Nation Sugarhead\" und \"Silver Experience\" gesanglich wie spielerisch eine Ecke rauher und rotziger als auf Konserve, konnten durch Spielfreude, agiles Stageacting, saubere Arbeit an den Instrumenten und gute Lead wie Backing Vocals auf der ganzen Linie überzeugen, zumal der Sound nach anfänglichen Problemen absolut in Ordnung ging.
Allerdings, trotz der angesprochenen Qualitäten, einer schönen Lightshow und launigen Ansagen (wie z.B. dem Versuch, als Training für die Fußball-WM 2002 eine \"La Ola\" zu starten) konnte das Quartett von der etwa mittelgrossen Zuschauermenge nicht die Reaktionen ernten, die es sich so redlich verdient gehabt hätte.
Anyway, zumindest der geschätzte Kollege Nico vom Metal Inside und meine Wenigkeit grölten Song für Song begeistert mit, darauf lässt sich aufbauen... ;-) (Sagt‘s mir wenn ihr nen Trauzeugen braucht ;-)) – Alex)
Schade nur, dass die Band derzeit ohne Deal dasteht und die Veröffentlichung des neuen Albums (von dem man mit \"Sleep All Day, Rock All Night\" einen vielversprechenden Track zockte) somit fürs Erste auf Eis liegt, denn nach diesem unerwartet starken, ja erstklassigen Auftritt darf man für die Zukunft weitere Großtaten von einer Band erwarten, deren letzte Scheiben zu den absoluten Highlights modernen, poppigen Alternative Rocks gehören.
[Rainer]

MOONSPELL
20:50 - 21:45 Uhr
Die Portugiesen um Mainman Fernando Ribeiro waren eigentlich nur als Ersatz für THE WILDHEARTS im Programm, doch die Düstermetaller waren weit mehr als nur das!
Die Südländer wurden schon so quasi als heimliche Co-Headliner für den Samstag gehandelt und sie kamen dem auch ziemlich nahe. MOONSPELL dürften sich spätestens nach der grandiosen Liveperformance, die sie auf der IRRELIGIOUS-Tour gezeigt haben, in die Herzen der Metaller gespielt haben; doch kommen wir nun zum Gig: nach dem Intro aus dem Film \"Das Omen\" ging’s mit \"Raven Claws\" und \"Opium\" vom \"Irreligious\"-Album los. Mit \"Nocturna\" und \"Firewalking\" gab’s einen kurzen Einblick ins neueste Album (\"Darkness & Hope\") der Band. Weitere Klassiker waren \"Wolfshade\", \"Vampiria\" und \"Full Moon Madness\".
Ein absoluter Klasse-Set, den die Portugiesen an den Tag, bzw. an die Nacht legten. Abgerundet wurde das Ganze mit \"Second Skin\" und \"The Butterfly Effect\". Fernandos Performance war zwar ansprechend, aber deutlich zurückhaltend; wobei mir das übertriebene \"Ich bin der böse Vampir\"-Acting sowieso noch nie so recht zugesagt hat. Umso gewaltiger war allerdings die Lightshow; perfekt abgestimmt auf die Songs und die Bewegungen der Band. Der Sound war erstaunlich gut (bis auf ein paar kleine Knackser), was vor allem daran lag, daß MOONSPELL die Regler nicht voll aufgedreht haben. Ein wahrer Hochgenuß für Augen und Ohren, den uns MOONSPELL da geboten haben. Leider, leider war der Gig viel zu kurz!
[Alex]

PRIMAL FEAR
22:05 - 23:00 Uhr
Was soll man über Deutschlands derzeit besten Powermetal Act eigentlich noch sagen? Ich könnte hier genauso gut unsere Konzertberichte von der letzten Konzertreise verwenden, denn PRIMAL FEAR sind einfach Profis durch und durch. Scheepers und Co. stiegen wie schon auf der Tour mit \"Angel In Black\" ein. Es folgten \"Save A Prayer\", \"Battalions Of Hate\" und \"Nuclear Fire\", \"Chainbreaker\", \"Eye Of The Eagle\" und \"Fight The Fire\", \"Running In The Dust\", \"Siver And Gold\" und als obligatorische Zugabe JUDAS PRIESTs \"You’ve Got Another Thing Comin´\".
Ralf Scheepers war stimmlich in guter Verfassung und strotzte nur so -ebenso wie seine Bandkollegen- vor Spielfreude. Auch sein Halford-Posing scheint er ein klein wenig tiefer geschraubt zu haben.
Der Sound war absolut perfekt, wenn er denn mal richtig da war. Ab Song Nummero 3 gab die PA mal wieder den Geist auf, zumindest die Boxenreihe auf der vom Publikum aus gesehen linken Seite der Bühne. Ständig fielen die hohen Töne aus und es kam lediglich ein Bassgewirr aus der Anlage. Nicht nur ich, sondern viele, viele andere Headbanger ärgerten sich deswegen zu Tode. Zum Glück wurde es zum Ende des Gigs wieder besser. So stimmten zumindest „Silver And Gold“ und das PRIEST-Cover die Fans ein klein wenig versöhnlich.
Nichtsdestotrotz, das „German Metal Commando“ gehört nach wie vor zu den besten Powermetal-Acts zwischen Isar und Mississippi (Die absolute Nummer 1, nicht nur in Deutschland... zumindest meiner unmaßgeblichen Meinung nach - Rainer)!
[Alex]

IN EXTREMO
23:30 - 00:45 Uhr
Galgen, Dudelsäcke, Lauten, Schalmeien, Drehleiern, Harfen und dazu sieben fantasievoll kostümierte Recken - IN EXTREMO sind allein schon fürs Auge etwas Besonderes. Da war es auch alles andere als verwunderlich, dass das Festivalgelände trotz später Stunde von Mittelalter-Rock-Anhängern nur so wimmelte und ein Vorwärtskommen durch die proppenvollen Reihen nur schwerlich zu bewerkstelligen war.
Als um 0.10 Uhr die Berliner Combo wie aus dem Nichts auf der total eingenebelten Bühne auftauchte und ihre \"Merseburger Zaubersprüche I\" anstimmte, versprach es, eine kurzweilige Nacht zu werden. Doch die Tatsache, dass auch hier wie schon bei den vorangegangenen Bands MOONSPELL und PRIMAL FEAR die PA nicht so recht mitspielen wollte (Krachen und Dröhnen en masse) trübte die Freude auf die bevorstehenden 75 Minuten ein wenig. Zudem waren die mittelalterlichen Instrumente neben der zu laut agierenden Gitarre oft kaum noch auszumachen, was einen weiteren Minuspunkt des Auftritts markierte.
Aber was soll\'s, Stimmung machten Show und Musik trotzdem, auch wenn die Pyroeffekte, die Flic-Flacs und Handstände von Flex dem Biegsamen und die \"Dudelsacktänzchen\" von Yellow Pfeiffer, Dr. Pymonte und Flex nicht unbedingt neu sind. \"Ich kenne alles\", \"Herr Mannelig\" und die aktuelle Single \"Wind\" brachten jedenfalls einiges an Leben in die Fans - Mitklatschen und Bodysurfing waren da schon fast Pflichtprogramm.
Sehr amüsant auch die Geschichten, die Das letzte Einhorn zu einigen der Songs zu erzählen wusste: Jetzt wissen wir endlich, wie Island bevölkert wurde (\"Krummavisur\" - aus dem neuen Album \"Sünder Ohne Zügel\"), dass Saufen nur für den Moment des Rausches Linderung vom Alltag verschafft (\"Ai Vis Lo Lop\") und dass ein Jüngling nur durch das Runterlassen seiner Hose Aufmerksamkeit bei seiner Liebsten findet (\"Omnia Sol Temperat\" - ebenfalls vom neuen Album). Brennende Drumsticks bei \"Villemann Og Magnhild\" und die obligatorische Ladung Glitterschnipsel während der kraftvollen Ballade \"Vollmond\" sorgten weiterhin für eine optisch ansprechende Untermalung des Sets.
Als einem der Headliner des Festivals war IN EXTREMO zum Ende hin das vergönnt, was kleineren Acts versagt geblieben war, und zwar Zugaben geben zu dürfen: mit \"Spielmannsfluch\" wurde nochmals richtig derb abgerockt, und der zweite Teil der \"Merseburger Zaubersprüche\" gab dem Konzert schließlich den finalen Rahmen.
Vielleicht hätte mich der Auftritt von IN EXTREMO etwas mehr begeistert, hätte ich nicht die fast exakte Show schon gut zwei Monate vorher beim WGT in Leipzig bewundert... aber auch so war\'s sehenswert.
SETLIST:
Merseburger Zaubersprüche I
Ich kenne alles
Pavane
Herr Mannelig
Wind
Krummavisur
Ai Vis Lo Lop
Rotes Haar
Stetit Puella
Villeman Og Magnhild
Vollmond
Omnia Sol Temperat
--------------------------------------
Spielmannsfluch
Merseburger Zaubersprüche II
[Kathy]

\"ONKEL TOM\" ANGELRIPPER
01:00 - 02:00 Uhr
Wie auch schon im letzten Jahr durfte eine After-Show-Party mit \"ONKEL TOM\" ANGELRIPPER nicht fehlen. Und so kam eben dieser zum Abschluss des Festivals auf die Bühne, um zusammen mit seiner Band dafür zu sorgen, dass es auch eine ordentliche Party wurde. Da aber sowohl die Leute auf der Bühne (Rippchen wäre nicht mehr Rippchen, wenn er seine Schlagerverwurstungen auch nur ansatzweise nüchtern intonieren würde *g* - Rainer), als auch insbesondere diejenigen davor allesamt nicht mehr wirklich nüchtern waren, sollte das auch eine durchaus lösbare Aufgabe sein.
ONKEL TOM startete seinen Set mit \"Kreuzberger Nächte\", \"Es soll keiner sagen, wer trinkt...\" und \"Diebels Alt\" und hatte das Publikum auch von Beginn an fest im Griff. Im weiteren Verlauf (\"Immer wenn ich traurig bin\", \"Schnaps, das war sein letztes Wort\", \"In Gesellschaft\") bevölkerten dann -aber das kennt man ja von ONKEL TOM-Auftritten- immer mehr Metaller die Bühne, um diesen gesangs-, äh, gegröltechnisch zu unterstützen.
Nachdem die aktuelle CD von ONKEL TOM ja lauter Weihnachtslieder enthält, durfte natürlich auch ein solches (\"Ich glaub nicht an den Weihnachtsmann\") nicht fehlen. Doch für die Technik war das wohl zuviel, denn danach standen die Musiker urplötzlich ohne Strom da. Aber ONKEL TOM wäre nicht ONKEL TOM, würde er eine solche Situation nicht gekonnt -mit allerlei schlauen Sprüchen :)- meistern. Als die Stromversorgung dann wieder sichergestellt war, ging es mit zwei Medleys -kurzzeitig nochmals unfreiwillig unterbrochen- und einigen Sauflied-Klassikern (\"Caramba, Caracho, ein Whisky\", \"Altbierlied\", \"Der Teufel hat den Schnaps gemacht\") weiter. Nach seinem \"Delirium\" beendete ONKEL TOM mit \"Trink, trink, Brüderlein, trink\" und \"Es gibt kein Bier auf Hawaii\" seinen Auftritt.
Sicherlich sind ONKEL TOM und seine Sauflied-Interpretationen nicht Jedermanns Sache und wahrscheinlich sind diese auch nüchtern nur sehr schwerlich zu ertragen, aber ONKEL TOM weiß immer, seine Zuhörerschaft zu begeistern, so dass es für ihn wohl ein weiterer erfolgreicher Auftritt war. (*gäääähn* fehlte nur noch der Song „Alle Jahre wieder“!! – Alex)
[Martin]

Redakteur:
Alex Kragl

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