Summer Breeze 2009 - Dinkelsbühl
21.09.2009 | 19:1613.08.2009,
Wie jedes Jahr steht gegen Ende des Festivalsommers als finales Highlight das Summer Breeze in Dinkelsbühl an. Die Bands rufen, die Fans kommen, fertig ist der zünftige Abgang der Saison 2009.
Bei praller Sonne und mit einem gehörigen Gefühl von Neugierde und Euphorie machen wir uns nach dem Zeltaufstellen und ersten Bieropferungen in Richtung Party Tent auf, denn dort steigt der legendäre Newcomer-Wettbewerb um den Opening-Slot am folgenden Donnerstag.
Den Beginn machen die metallischen Coreler von CYRCUS aus Nordrhein-Westfalen. Mit ihrem recht standardisierten und professionellen Mix aus Metal und Hardcore können sie die Anwesenden zu hektischen Bewegungen und frenetischem Jubel animieren – Mission erfüllt. Das gelingt den Münchnern von SHEEPHEAD nur bedingt. Allzu professionell kommen sie rüber, allzu quietschig klingt die Stimme von Kampfgnom Benni. Interessanter sind da schon die Schweizer von DREAMSHADE, die mit sehr melodischem Kampf-Death-Metal auf die Bretter steigen. An dieser Stelle ein großes Lob an die Auswahl, ist sie dieses Jahr doch deutlich metallastiger als die Metalcore-Best-of-Nummer letztes Jahr. Auf jeden Fall weiß die technische CHILDREN OF BODOM-Schlagseite der Schweizer zu gefallen. Schön, dass es so etwas im Tessin gibt.
CYPECORE machen ihrem Namen definitiv nicht die Ehre, die man vermuten würde. Sie spielen industriell angehauchten fetten Metal, etwas schwächer als der Rest, aber durchaus interessant. Doch wie so oft kommt das Beste zum Schluss: Mit gefühlten dreizehn Jahren kommen da ein paar blutjunge Musiker auf die Bühne, die mit der ersten Note unbändiges Staunen im Publikum erzeugen. Mit einer spannenden Mischung aus OPETH und CYNIC kommen die Jungs dermaßen professionell und gut rüber, dass es gar keine Frage ist, wer der Gewinner dieses Contests sein muss: SECOND RELATION. Und so gehen wir mit einem zufriedenen Lächeln zum angrenzenden Biergarten, mit dem Wissen, dass wir hier eine ganz große Nachwuchshoffnung gesehen haben. Da können uns auch die überhöhten Bierpreise nicht den Spaß an der Sache verderben.
[Julian Rohrer]
Nach relativ angenehmer Anreise ohne Anfahrtsstau sind VOMITORY die erste Bande, die mich aus dem Camp lockt. Mit neuer Platte im Gepäck zeigen sich die Herren um Sänger Erik Rundqvist äußerst spielfreudig, was angesichts der Massen, die sich zur zünftigen Elchtodvollbedienung im Partyzelt eingefunden haben, kaum verwunderlich ist. Dabei lässt sich zum ersten Mal (und nicht zum letzten Mal dieses Jahr) feststellen, dass das Partyzelt langsam an seine Kapazitätsgrenze stößt, was wohl für die Veranstalter heißt, das gute Stück zu vergrößern oder weniger populäre Bands (man denke an die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, bei denen die Menge ebenfalls erst zehn Meter außerhalb des Zelts langsam lichter wurde) auf die Bühne zu stellen.
Wie auch immer, den Jungs von VOMITORY scheint es zu gefallen, und sie knüppeln mit Unterstützung der kochenden Masse alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Der Sound ist zufrieden stellend, hat aber Luft nach oben. Nach nur 45 Minuten ist der Spuk leider auch schon wieder vorbei. Insgesamt bleiben die Schweden äußerst positiv in Erinnerung.
Der erste Höhepunkt des Summer Breeze 2009, den ich allerdings fast verpasse, da relativ kurzfristig die Running Order umgestellt wurde, sind dann GOD DETHRONED für mich. Angeheizt durch die Schweden brodelt die Stimmung immer noch, was sich angesichts des starken Auftritts des entthronten Gottes auch nicht nennenswert verändert. Der Sound der Niederländer geht in Ordnung und hämmert recht druckvoll aus den Lautsprechern.
Das geneigte Publikum bekommt viele Songs des aktuellen Outputs "Passiondale" um die Ohren gezimmert, die Jungs um Henri Sattler schrecken dabei auch nicht vor Titeln wie 'Poison Fog' oder 'Drowning In Mud' zurück, die mit melodischem, klarem Gesang aufwarten. Von dem meiner Meinung nach immer noch besten GOD DETHRONED-Silberling, "The Lair Of The White Worm", hören wir leider nur den Opener 'Nihilism'
Traurigerweise haben die Jungs auch nur vierzig Minuten Zeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. So konzentrieren sich GOD DETHRONED in dem Wissen, in der kurzen Zeit sowieso keinen adäquaten Abriss ihres bisherigen Schaffens präsentieren zu können, primär auf die aktuelle Platte, von der wir vier Titel hören. Dem Publikum ist das egal; es feiert GOD DETHRONED von Anfang bis Ende, als uns die Niederländer mit 'Villa Vampiria' zurück in die Dinkelsbühler Nacht ballern. Für mich definitiv ein gelungener Auftakt, der Vorfreude auf die nächsten drei Tage weckt.
[Hagen Kempf]
Setlist GOD DETHRONED:
Under A Darkening Sky
Serpent King
The Warcult
Nihilism
Boiling Blood
Poison Fog
The Execution Protocoll
Drowning In Mud
Passiondale
Villa Vampiria
Graf Grusel und seine Jungs von POWERWOLF haben geladen, und das Partyzelt platzt fast aus allen Nähten. Meine Fresse, wenn das hier und heute nur der Vorgeschmack auf die kommenden drei Tage ist, dann erleben wir dieses Jahr auf dem Summer Breeze ein Festival für die Ewigkeit.
Als das Intro ertönt, erscheint Sänger Attila mit einem Weihrauchschwenker und vertreibt, angetrieben durch den Opener 'We Take It From The Living', alle bösen Geister.
Mit ihrem sakralen Auftreten machen sich die Buben sicherlich nicht nur Freunde, aber den Unterhaltungswert der Combo kann keiner ignorieren. Das Zelt bebt bei neuen Songs wie 'Raise Your Fist, Evangelist' oder 'Werevolves Of Armenia' genauso wie bei alten Klassikern vom Schlage 'In Blood We Trust' oder 'Saturday Satan'. Attila bedankt sich tausendfach bei den Fans, betet zusammen mit ihnen gegen die Schweinegrippe und fragt, wer heute früh eine Auferstehung hatte. Frag mich nach dem Festival noch einmal. Mit 'Kiss Of The Cobra King' endet nach 45 Minuten der optimale Anheizer für drei Tage Wachkoma.
[Enrico Ahlig]
Recht spät wird es mit den old-schooligen Metal/Hardcore-Veteranen von CATARACT, die aufgrund von Anreiseschwierigkeiten ihren Slot mit GOD DETHRONED getauscht haben. In einem fast schon übervollen Partyzelt geben die Herren alles und liefern eine verdammt coole Show ab. Begonnen mit 'War Of Cultures' und beendet durch 'Nothing's Left' ist die Energie im Zelt immer noch spürbar. Die letzte Band des Abends rundet einen tollen ersten Festivaltag ab und macht Lust auf den folgenden Donnerstag.
[Julian Rohrer]
- Redakteur:
- Julian Rohrer