Sweden Rock Festival 2024 - Sölvesborg
01.07.2024 | 16:2305.06.2024, Open Air
Licht und Schatten in Sölvesborg
Tag 1, Mittwoch
Relativ früh machen wir uns auf den Weg zum Festival-Gelände. An diesem gibt es Fahrradständer, welche beaufsichtigt werden, echt eine tolle Sache. Es geht quer über das Gelände zum Pressezelt, das im großzügig eingerichteten VIP-Bereich liegt. "Fotopass für POWERMETAL.de? Gibt es nicht. Wir haben zu viele Anträge bekommen." Meine Frage, nach welchen Kriterien die Pässe verteilt werden kann oder möchte man mir nicht beantworten. Gefühlt werden diese gewürfelt. Ich entdecke einige internationale Blogger, welche weder eine entsprechende Vor- noch Nachberichterstattung durchführen. Die Aussage muss erst einmal verdaut werden und ja, ich bin etwas angepisst.
Nun heißt es erst einmal umdisponieren, planen und Kontakte aktivieren. Isis von Reigning Phoenix Music war schon auf dem Metalfest in Tschechien und ist auch hier in Schweden. Sie schafft es in einer kurzfristigen Hauruck-Aktion, mir die Fotoberechtigung für PRIMAL FEAR und KERRY KING zu besorgen. Lukas von Napalm Records meldet sich bei mir, CRYPTA und THE GEMS würden klargehen. Nachdem Victor von DIMMU BORGIR von meinem Problem erfahren hat, kümmert er sich darum, dass ich auch die Norweger in Schweden ablichten kann. Für MYSTIC PROPHECY bin ich als offizieller Bandfotograf akkreditiert. Immerhin sechs von mehr als 70 Bands kann ich somit ablichten. Somit gilt mein ausdrücklicher Dank den genannten Personen, die sich echt krumm gemacht haben, damit ich wenigstens ein paar Fotos machen kann.
Nach kurzer Info an Marcel, unseren Chefredakteur, beschließe ich: "No photos, no story, sorry." Wir haben eine Menge Geld für die Umtausch-Akkreditierung bezahlt und ich bin unter bestimmten Umständen auch bereit, nachträglich eine Menge Zeit in die Fotobearbeitung und die Berichterstattung zu investieren. Allerdings kann ich keine ellenlangen Absätze über Aktionen von Band XY schreiben, ohne die passenden Fotos zu haben. Das geht einfach nicht. Das Ergebnis wäre eine schwarz-weiße Textwüste, die niemand lesen würde. Bilder sagen nach wie vor mehr als 1000 Worte.
Das bedeutet also erst einmal Freizeit für meine Begleitung und mich. Wir schlendern über das Gelände und viel hat sich hier seit 2022 nicht verändert. Nach wie vor gibt es die Stages am gewohnten Ort. Wie schon vor zwei Jahren gibt es im Festivalbereich ein sehr großes Speisenangebot. Zahlreiche Getränkestände bedeuten keine großen Warteschlangen. Vier große Merchbereiche können wir auf dem Gelände entdecken. An jeder Station ist die Bezahlung mit EC- oder Kreditkarte möglich. Bargeld wird hier nicht angenommen. Für Deutschland ein Ding der Unmöglichkeit. Wir schauen kurz beim Auftritt von ORDEN OGAN vorbei und stellen fest, dass die Band fast die identische Setlist vom Metalfest mit nach Schweden gebracht hat. Auch die neue Bühnenausstattung wurde mit nach Nordeuropa geschleppt.
Es wird Zeit für meinen ersten offiziellen Job. Brav melde ich mich wie vereinbart 20 Minuten vor dem Auftritt am Pressedesk und erfahre eine persönliche Betreuung. Ich werde von einem Mitarbeiter des Presseteams in den Graben der Pistonhead-Stage geführt. Die Security wird gebrieft, dass ich da auch ohne Fotopass stehen darf. Ich entdecke noch ein paar bekannte Fotografen und wir tauschen uns kurz aus. Ich erfahre, dass es in diesem Jahr wohl einige Änderungen bzgl. der Fotopässe gegeben hat und einige bekannte Knipser leer ausgegangen sind. Sehr unbefriedigend das Ganze.
Doch kommen wir zur Musik. CRYPTA hat die weite Reise von Brasilien auf sich genommen, um während der "Shades Of Sorrow European Tour 2024" auch Halt auf dem Sweden Rock zu machen. Selbstverständlich gibt es dann eine Vielzahl an Tracks vom 2023 veröffentlichten Album, welches mein geschätzter Kollege Tobias sehr gut bewertet hat. Die All-Female-Death-Metal-Band hat ihren Slot auf der Zeltbühne, der einzigen überdachten Location auf dem Sweden Rock. Das Zelt ist echt gut gefüllt, als Bassistin und Sängerin Fernanda Lira zu 'The Other Side Of Anger' vor das Mikrofon tritt. Nach wie vor fasziniert mich die Energie, mit welcher die komplette Band ihre Show absolviert. Fernanda zieht mit ihren extremen Growls die headbangende Masse schnell auf ihre Seite. Elf Songs stehen auf dem Liederzettel und jeder wird von der Crowd gefeiert. Das Wetter ist an diesem Tag recht gut und die Hitze staut sich langsam aber sicher in dem Zelt. Für uns Fotografen ist die Zeltbühne eine enorme Herausforderung. Die Stage ist recht hoch, dafür der Graben relativ schmal. Auch wenn es auf den Bildern nicht danach aussieht: Die Damen haben Beine, wirklich!
Immer wieder komme ich bei den beiden Bands CRYPTA und NERVOSA durcheinander. Irgendwie verständlich, haben Lira und Drummerin Luana Dametto bis 2020 bei der letztgenannten Band gespielt. Obwohl beide den gleichen Stil spielen, haben die Combos durchaus ihre Daseinsberechtigung. Während NERVOSA auf dem Metalfest ordentlich Alarm gemacht hat, räumt CRYPTA jetzt in Schweden ab. Die Damen lassen ordentlich ihre Matten kreisen und sind somit im Einklang mit der Crowd vor der Bühne. Eine Stunde Spielzeit geht viel zu schnell vorbei, verschwitzt und offenbar zufrieden verstreut sich die Menge auf dem riesigen Areal. Ohne persönliche Begleitung kann ich den Graben verlassen.
Es wird Zeit, den Flüssigkeitshaushalt auf das passende Niveau zu bringen. Sehr schnell werden 8,74 von der Karte abgebucht und ich erhalte eine Plastikflasche mit einem wirklich trinkbaren Bier. Habe ich am Vortag noch die Nachhaltigkeit gelobt, ist heute davon keine Rede mehr. Es gibt kein Pfandsystem und obwohl sehr viele Mülleimer auf dem Gelände stehen, lassen leider sehr viele Metalheads ihre Flasche fallen, wo sie gerade stehen. Man mag sich vorstellen, wie groß der Müllberg nach dem Festival ist. Positiv zu erwähnen ist, dass eine ganze Armada permanent über den Platz wuselt und diesen sehr sauber hält. Speziell vor den Bühnen wird nach den Gigs das Infield in sehr kurzer Zeit von den fleißigen rotgekleideten Helfern gereinigt.
Da für den restlichen Tag Freizeit angesagt ist, schauen wir eher oberflächlich bei einigen der insgesamt fünf Stages vorbei. Bands wie FIVE FINGER DEATH PUNCH und ICE NINE KILLS haben wir ja schon in Pilsen und bei METALLICA gesehen. Das Wetter ist zwar deutlich besser als auf dem Metalfest, dennoch gibt es immer wieder mal einen kleinen Schauer und die Temperaturen erinnern eher an den Herbst. Da für uns das Programm am ersten Festivaltag in Sölvesborg nicht so interessant ist, endet der Mittwoch recht früh. Es kommen ja noch drei Tage, die es wirklich in sich haben.
Photo Credit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Andre Schnittker