TEXTURES und HYPNO5E - Hamburg
24.02.2016 | 20:1121.02.2016, Headcrash
TEXTURES lädt zur "Oceans Collide-Tour" und nimmt HYPNO5E mit. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und berichten aus Hamburg.
HYPNO5E ist eine ganz besondere Band. Ihr aktuelles Album "Shores Of The Abstract Line" beweist erneut, warum, und die Show heute Abend untermauert den Eindruck. Los geht's mit dem neuen Opener 'In Our Deaf Lands', der es leider als einziger Track vom neuen Album ins Set schafft. Der Fokus liegt abermals auf dem 2012er-Werk "Acid Mist Tomorrow", wo natürlich der grandiose Titeltrack nicht fehlen darf. Nach zwei Songs sind dann auch schon gut 20 Minuten und eine Achterbahnfahrt der Gefühle um. Aber zum Glück bekommt HYPNO5E 45 Minuten Spielzeit und schafft es auf immerhin eine handvoll Songs. Mir ist es erfreulicher Weise vergönnt, die Band aus Montpellier bereits das vierte Mal live sehen zu dürfen und auch heute bin ich wieder hin und weg, als sei es das erste Mal. Die Franzosen sprechen nicht viel und wirken anfangs etwas introvertiert. Doch sobald sie ihre hoch dynamische und komplexe Musik spielen, kommen die Vier aus sich heraus, laufen mit der Gitarre ins Publikum, kreuz und quer über die Bühne, und der Strobo ballert im Takt der Double Bass ins Gesicht. Ich frage mich immer wieder, wie man es schafft, diese Musik auf die Bühne zu bringen - bei HYPNO5E passiert schließlich in einem Song mehr als in ganzen Diskographien anderer Kombos zusammen. Insbesondere die leisen und ganz leisen Parts kommen wunderbar rüber, auch weil die Klargesänge transparenter abgemischt sind als der Rest. In Zukunft bitte mehr Songs von "Shores Of The Abstract Line" und vielleicht auch Video-Einspielungen, die die Atmosphäre unterstreichen, dann bin ich wunschlos glücklich. Aber ich bin auch so wieder sehr zufrieden und der schallende Applaus am Ende des Gigs beweist, dass es nicht nur mir so geht. Chapèau!
Schafft es TEXTURES hieran anzuknüpfen? Und ob! Die Niederländer haben mächtig Böcke und lassen vom ersten Ton an das Headcrash überkochen. Ja, im Vergleich zur Vorband wird nun eher das "typische" Metal-Konzert abgebrannt - allerdings im Polyrhythmus. Es wird ein Rundumschlag durch alle fünf Alben geboten, der wohl kaum einen Wunsch unerfüllt lässt. Wie gewohnt sind die Musiker unfassbar gut eingespielt und schütteln auch den unmöglichsten Takt scheinbar spielerisch aus dem Handgelenk. Vor allem Schlagzeuger Stef Broks spielt sich in den siebten Himmel! Hier stimmt einfach alles: Jeder Roll, jedes Fill-In, selbst der Klang des Drumsets ist genial. Respekt! Da kommt sogar der Air-Drummer neben mir ins schwitzen. Dem entgegen trifft Daniel de Jongh nicht alle Töne, allerdings sind die raumakustischen Umstände im Headcrash auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Er gibt aber wie gewohnt einen charismatischen Frontmann ab, der weiß, was er tut. Als Beweis, dass man sich heute auf dem Konzert und nicht etwa in den Bordellen der nahen Reeperbahn vergnügt, so de Jongh, dient das obligatorische Panoramafoto des Publikums. Die neuen Songs wie etwa das brutale wie geniale 'Oceans Collide' fügen sich hervorragend zwischen ältere Songs wie 'Awake', das viele lauthals mitsingen konnten. Nach vier Zugaben ist dann aber auch Schluss.
Setlist TEXTURES: One Eye For A 1000, Oceans Collide, Old Days Born Anew, New Horizons, Shaping A Single Grain Of Sand, Swandive, Reaching Home, Illuminate The Trail, Awake, Zman, Timeless. Zugaben: Drive, Regenesis, Singularity, Laments Of Icarus
- Redakteur:
- Jakob Ehmke