THE BREW - Frankfurt am Main

07.12.2010 | 21:41

30.11.2010, Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main IV

Rock im Knast, das ist immer ein besonderes Ereignis. In der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main IV war es am letzten Novembertag wieder einmal so weit. THE BREW standen auf dem Programm. Ein Gig in besonderer Atmosphäre!

Am 27. November 2010 wäre James Marshall Hendrix, bekannter unter dem Namen Jimi Hendrix, 68 Jahre alt geworden. Und Ende September dieses Jahres erinnerten sich angesichts seines vierzigsten Todestages viele an den legendären Musiker, der wegen seines außergewöhnlichen Gitarrenspiels verehrt wurde.

Der neue Jimi Hendrix heißt eigentlich Jason Barwick, ist gerade zwanzig Jahre alt und sieht ein bisschen aus wie Timm Thaler. Augenblicklich ist er mit seiner Band THE BREW auf Deutschland-Tour, um das aktuelle Album "A Million Dead Stars" zu promoten.

Dass THE BREW im November 2010 quasi in aller Munde sein würden, hätte Peter Gebhard vom Verein Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e. V. nicht gedacht, als es ihm gelang, die Bluesrocker aus dem englischen Grimsby zu Jahresbeginn für ein Konzert in der Justizvollzugsanstalt Frankfurt am Main IV zu verpflichten. Aber es hat geklappt. Am Abend des 30. November rocken Jason Barwick, Drummer Kurtis Smith und dessen Vater, Sänger und Bassist Tim Smith, die Sporthalle im Knast.

Die ungewöhnliche Location erfordert besondere Umstände. Die Halle ist bestuhlt, und das Publikum, abgesehen von einigen wenigen weiblichen Bediensteten der JVA ausschließlich aus Männern bestehend, sitzt brav. Als der Opener 'Every Gig Has A Neighbour' erklingt, ist die Atmosphäre folglich noch etwas steif und verhalten. Das gut gemeinte Lichtspiel aus rot-blauen Strahlern kommt in der neonbeleuchteten Sporthalle kaum zur Geltung. Dennoch ist Sänger und Leadgitarrist Jason Barwick schnell als Hauptakteur der Truppe erkennbar. Der junge Sympathieträger hüpft während seines Spiels munter auf der Bühne herum und zeigt bald allerhand spielerische Kunststückchen wie das Hinter-dem Kopf-Klampfen und die von Pete Townshend inspirierte Windmühlentechnik. Dass Jason, der in der Fachpresse gerne mit Jimi Hendrix verglichen wird, sich neben Townshend auch von LED ZEPPELIN-Urgestein Jimmy Page beeinflusst fühlt, zeigt sich, als er zu 'A Smile To Lift The Doubt' den Geigenbogen herausholt und damit seine Gitarre bearbeitet.

Zu diesem Zeitpunkt haben THE BREW die Herzen des besonderen Publikums bereits erobert. Drummer Tim Smith wird später sagen: "Die Leute sind von Anfang an mit uns mitgegangen, auch wenn die Stimmung zu Beginn der Show eher zurückhaltend war." Tatsächlich löst die Geigenbogentechnik Sonderbeifall aus, ebenso das sich anschließende Drum-Solo, bei dem Kurtis Smith endlich mehr zur Geltung kommt, der auf der ebenerdigen Bühne hinter seinem Drum-Kit etwas zu verschwinden droht.   

Gut eine Stunde dauert das reguläre Programm, bevor Jason fragt, ob die Zuhörer eine Zugabe wollen. Die Antwort des vorsichtigen Publikums ist ihm nicht laut genug. "Wir sind schon taub", animiert er die Anwesenden zu deutlicheren Reaktionen und rundet den Knast-Gig dann mit dem Titeltrack des aktuellen Rundlings ab.

Anstaltsleiter Uwe Röhrig bedankt sich und lässt noch Fragen an die Band zu. Wie lange sie schon diese Musik machen, möchte jemand wissen. Jason erklärt, dass er schon als Kind angefangene habe, Gitarre zu spielen, und Kurtis erzählt, dass er mit fünfzhen hinter das Schlagzeug gekrabbelt sei. Und Vater Tim? "Seit vier Wochen", grinst der und erntet Gelächter.

Der nachmittägliche Auftritt des bodenständigen Trios wird vielen Anwesenden in Erinnerung bleiben. Angesichts der Berühmtheit, die THE BREW im letzten Dreivierteljahr mit rasantem Tempo international erlangt haben, ist nicht zu erwarten, dass man sie so schnell in derart privater Konzertatmosphäre wieder antreffen wird.
"Diesen Erfolg haben wir nicht erwartet, als wir begannen, Musik zu machen", berichtet Tim Smith, "aber wir haben darauf gehofft." Jason findet den Hendrix-Vergleich ein bisschen verrückt, aber freuen tut er sich darüber natürlich trotzdem.

Setlist:
Every Gig Has Got A Neighbour
Surrender It All
Wrong Tunes
Kam
Monkey Train
Just Another Night
A Smile To Lift The Doubt
Change In The Air
Mav The Rave
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A Million Dead Stars (Intro)
A Million Dead Stars

Redakteur:
Erika Becker

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