TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA - Frankfurt

22.02.2014 | 20:26

21.01.2014, Festhalle

Metal, Klassik, Oper, Pyro und Laser, dazu Weltklassemusiker - ein beeindruckendes Showerlebnis, ein Fest für alle Sinne. Welchen passenderen Ort könnte es dafür geben als die Festhalle?

Heute findet in Frankfurt ein wahres Festereignis statt. Das Gesamtkunstwerk TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA gibt sich auf der "The Europe Winter Tour" in der nahezu ausverkauften Festhalle die Ehre. Um schon einmal vorwegzugreifen: Wer es nicht gesehen hat, hat definitiv eine grandiose Show verpasst.

Für alle, die es vielleicht nicht wissen: Das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA ist aus der Band SAVATAGE hervorgegangen, die kreativen Köpfe des TSO sind Paul O'Neill und natürlich der große Jon Oliva. Außerdem spielen auch vier der ehemaligen Bandmitglieder im TSO: Chris Caffery (Gitarre), Al Pitrelli (Gitarre), Johnny Lee Middleton (Bass) und Jeff Plate (Drums). Immerhin gibt es an diesem Abend tatsächlich sieben Songs von SAVATAGE, da ist die Freude im Publikum natürlich riesig. Die "alte" Band ist eben nach wie vor unvergessen.

Außerdem sind noch jede Menge Sänger, Sängerinnen, die Frankfurt String Section, eine tolle Geigerin (Asha Mevlana) und an den Keyboards Vitalij Kuprij und Mee Eun Kim bei dieser Show dabei. Das große Gänsehautfeeling kommt auch deswegen auf, weil jede Sängerin und jeder Sänger die jeweils passenden Songs vorträgt. Dazwischen spinnt Erzähler Brian Hicks den roten Faden durch die Veranstaltung, die Licht-, Laser- und Pyroshow tut ein Übriges dazu, dem Publikum einen unvergesslichen Abend zu bescheren.

Das Frankfurter Publikum ist aber auch schon von Anfang an vollends aus dem Häuschen. Obwohl die Veranstaltung bestuhlt ist, hindert das die Leute nicht daran, mehrfach in Standing Ovations zu verfallen,zum Beispiel bei 'Wish Liszt', 'Wizards In Winter', 'Dreams Of Fireflies', oder 'Carmina Burana', um nur einige zu nennen. Bei den SAVATAGE Titeln ist es allerdings besonders auffällig.

Ich versuche nun einmal, meine Eindrücke der einzelnen Songs zu beschreiben, vielleicht kann ich damit ein bissschen die Atmosphäre dieses wunderbaren Konzerts im Kopf entstehen lassen.

Während 'Time And Distance', 'Winter Palace', 'This Is The Time' (vom Album "Dead Winter Dead", gesungen von Jeff Scott Soto) und 'Christmas Jam' dürfen wir vom Mischpult aus fotografieren, um den "Gesamteindruck" zu zeigen. Deshalb gibt es leider keine Fotos von den einzelnen Künstlern, was sehr schade ist. Danach müssen wir nämlich den Fotoapparat rausbringen. Somit verpasse ich natürlich 'Handful Of Rain' von der gleichnamigen SAVATAGE CD, gesungen von Erika Jerry, und bin erst wieder in der Halle, als die Schlusssequenz von 'A Last Illusion' erklingt. Ich bekomme gerade noch den Rest vom 'Hummelflug' und ein wenig 'Ode An Die Freude' mit.

Allerdings ist schon während des Fotografierens klar, was mit "Gesamteindruck" gemeint ist. Die Pyro-, Licht- und Lasershow ist einfach gigantisch. Dann erklingen die ersten Töne von 'Gutter Ballet', das von einem stimmgewaltigen Nathan James inmitten einer furiosen Lichtshow performt wird. Da schleicht sich schon zum ersten Mal ganz langsam die Gänsehaut heran, es werden auf der Bühne und im Publikum Haare geschüttelt und die meisten hält es nicht auf ihren Sitzplätzen. Zum Schluss gibt es riesigen Applaus.
Nachdem Erzähler Bryan Hicks wieder eine Überleitung geschaffen hat, gibt Jeff Scott Soto sehr überzeugend den diabolischen Teufel in 'Misery', während Rob Evans sich anschließend als Mephistopheles outet. Danach zeigt Asha Mevlana wieder ihr Können an der Geige und lässt uns 'Mozart' hören. Ich erkenne den Figaro und am Ende einer gigantischen Licht- und Lasershow zerbricht sie sehr theatralisch ihren Geigenbogen. Inmitten von Pyrotechnik und Laser zelebriert Jeff Scott Soto 'Sparks', danach erzählt Bryan Hicks etwas von 'Poets And Madmen', bevor uns Andrew Ross mit 'The Hourglass' aus dem Album "The Wake Of Magellan" entzückt. Dabei wird er von einem Chor begleitet. Meistens singen im Chor auch diejenigen mit, die momentan gerade nicht als Solisten auf der Bühne stehen.

Bei 'Someday' hören wir Kayla Reeves mit sehr rauchiger, rockiger Stimme. Ich muss gestehen, dass sie mir bei diesem Stück nicht wirklich gefällt, es ist mir zu viel übertriebene Theatralik dabei, aber das ist natürlich Geschmacksache. Bei 'Child Unseen' klingt es besser und es gibt wieder viel Pyro und jede Menge Licht- und Lasereffekte.

Ja, dann kommt wieder ein richtiger Knaller: 'Believe' aus dem Album "Streets". Die beiden letzten Male habe ich es von Jon Oliva gehört, ein Traum. Aber auch Robin Bornemann trägt es sehr gefühlvoll, mit leicht rauchig-kratziger Stimme vor, im Hintergrund die Illusion eines Sternenhimmels. Gänsehaut Nr. 2. Außerdem hat man das Gefühl, dass die ganze Festhalle mitsingt. Entsprechend gigantisch ist natürlich der Applaus. Zwischen einer sehr geilen TSO-Interpretation von der Ungarischen Rhapsodie Nr.2 'Wish Liszt - Toy Shop Madness' und 'Wizards In Winter', bei der Asha Mevlana wieder brilliert, hören wir Erika Jerry mit 'After The Fall'. Zum Schluss tanzt sie gemeinsam mit zwei Tänzerinnen und sie legen eine erstklassige Choreographie hin. Getanzt wird übrigens öfter, auch das ist wieder Geschmackssache, wäre jetzt nicht unbedingt nötig gewesen. Aber wie schon erwähnt, die entsprechenden Choreographien sind immer erstklassig.

Tja, ich mag es kaum glauben, dann erklingen doch tatsächlich die ersten Takte eines weiteren meiner Lieblingslieder: 'All That I Bleed', wunderbar vorgetragen von Nathan James. Auch da ist sie wieder, die Gänsehaut. 'Dreams Of Fireflies' wird von fünf tanzenden und singenden Chordamen und der entsprechenden Licht- und Lasershow begleitet, während sich auf der Videowand Flammen und "Glühwürmchen" tummeln. Die nachfolgende Interpretation von Carl Orffs 'Carmina Burana' wird mit Pyros, Laser- und Lichteffekten untermalt. Während des fast zehnminütigen Songs 'Epiphany', sehr emotional vorgetragen von Rob Evans, laufen im Hintergrund in schneller Folge Kriegsbilder über die Videowand.
Wind tost, Wolkenfetzen ziehen an zerklüfteten Berggipfeln vorbei, auf der Bühne gibt es erst "Feuer", dann quillt Nebel empor, es blitzt und donnert, immer wieder riesige Flammenwände, die Bühne ist in gespenstisch rotes Licht getaucht, nur unterbrochen von zuckenden Laserfingern. Kein Zweifel, wir befinden uns in der Halle des Bergkönigs. Wieder eine tolle Interpretation eines bekannten Klassikers (Edvard Grieg: Peer Gynt Suite Nr. 1).

Direkt anschließend hat Vitalij Kuprij seinen Solo-Auftritt. Er schäkert mit dem Publikum strahlt und macht Späße. Erst lässt er es gemächlich angehen, spielt u.a. ein Stück von Mozarts 'Türkischem Marsch'. Dann muss er sich erst einmal mit einem Schluck Wasser stärken - anschließend bearbeitet er sein Klavier wie eine wild gewordenen Hummel, als wollte er einen neuen, persönlichen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. In dieser Geschwindigkeit habe ich den Marsch noch nicht gehört. Sehr beeindruckend! Zwischendurch gibt es ein Stückchen deutsche Nationalhymne, bevor er sich wieder Beethoven widmet.

Jetzt hat der Erzähler noch einmal einen Auftritt, es ist der letzte für diesen Abend, er verkündet nämlich das Ende der Show. Beethovens 'Requiem The 5th' und das sich anschließende 'Christmas Eve Sarajevo 12/14' setzen einen Schlusspunkt mit einer noch einmal gesteigerten Pyro-, Licht- und Lasershow. Auch wenn man es kaum glauben mag, es ist tatsächlich noch eine Steigerung möglich. Die fünf haareschwingenden Tänzer-/Sängerinnen verlassen nach wenigen Minuten die Bühne, Asha Mevlana zeigt ein letztes Mal ihr Können und die Show endet spektakulär mit riesigen Feuerfontänen.

Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass uns das TSO zweieinhalb Stunden lang ein Musikerlebnis der Extraklasse geboten hat. Auch wenn ich hauptsächlich die Sänger und Sängerinnen erwähnt habe, möchte ich jetzt noch einmal betonen, dass jeder, der auf der Bühne stand, eine erstklassige Leistung abgeliefert hat. Die Auswahl der Stimmen, das Zusammenspiel der Musiker und nicht zuletzt ein gigantischer Sound - da hat einfach alles gestimmt! Ich kann nur jedem, der sich auch nur ein bisschen für diese Art Musik interessiert, raten, sich das TSO auf der nächsten Tournee nicht entgehen zu lassen.

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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