The Mission - Dresden
28.02.2008 | 05:0523.02.2008, Beatpol
Etwas Wehmut ist bei Abschiedstouren ja immer dabei, denn man weiß nie so genau, ob es sich die Musiker wieder anders überlegen und man sie irgendwann doch noch einmal zu sehen bekommt - gerade dann, wenn es sich um ein solches Urgestein wie THE MISSION handelt. Aber darüber machen sich am frühen Abend wohl die wenigsten Besucher im Beatpol in Dresden Gedanken, denn die Freude auf den Auftritt von THE MISSION steht vielen förmlich ins Gesicht geschrieben, da ihre letzten Konzerte schon eine ganze Weile zurückliegen. Dass die Band schon viele Jahre im Geschäft ist, bekommt man auch am Durchschnittsalter der Gäste zu spüren, die heute noch einmal die Möglichkeit haben, mit ihren Helden aus der Jugend zu feiern und dabei ordentlich in der Erinnerung zu schwelgen.
Den Abend eröffnen die DEAD GUITARS, der Saal ist bereits gut gefüllt. Mit ihrer Musik sind sie die perfekte Vorband und dürften an diesem Abend zahlreiche neue Fans gefunden haben. Der handgemachte Sound, der größtenteils recht melancholisch ist, kommt bei den Zuschauern gut an, denn trotz der hauptsächlich ruhigen Töne ist der Auftritt sehr emotionsgeladen. Die Band stellt ihr aktuelles Album "Airplanes" ausführlich vor. Mit 'Crash' geht das Konzert zu Ende und die Besucher sind sichtlich begeistert, was sie mit ordentlichem Applaus honorieren.
Doch so schön das Gehörte auch ist, alle warten sehnsüchtig auf THE MISSION. Die Umbaupause kommt vielen wie eine halbe Ewigkeit vor, denn es wird ziemlich lang auf der Bühne gewerkelt. Endlich geht im Saal das Licht aus. Es ertönt klassische Musik als Intro, dabei herrscht eine angespannte Stimmung im Publikum in froher Erwartung auf das, was nun kommen mag, wobei sich die Songs der Tour ja auf vier Alben begrenzen, bevor es zum Abschluss in London jeweils ein Konzert zu jedem Album gibt. Endlich betreten die Musiker unter großem Jubel die Bühne, und als sich Wayne Hussey ganz cool mit Weinflasche und Sonnenbrille zeigt, wird es noch um einiges lauter. Gestartet wird mit 'Amelia', und sofort herrscht eine super Feierlaune bei den Besuchern. Danach werden die Gäste ordentlich begrüßt und Mister Hussey möchte gern wissen, wer denn alles so aus Dresden kommt. Es melden sich relativ wenige, was ihn scheinbar etwas amüsiert, bis sich jedoch ein Fan lautstark zu Wort meldet, dass er aus Mexiko angereist sei. Von dieser Tatsache ist der Sänger sichtlich beeindruckt. Die Pausen zwischen den Songs sind nicht zu lang, somit geht es zügig weiter. Es dauert nicht lange, bis mit der Ballade 'Butterfly On A Wheel' ein bekannter Klassiker präsentiert wird. Der sorgt für Gänsehaut-Feeling pur und hier wird besonders deutlich, was für eine Ausstrahlung Wayne Hussey immer noch besitzt - und dass er damit das Publikum geradezu magisch in seinen Bann ziehen kann. Das Zusammenspiel mit den anderen Musikern an diesem Abend passt genial, auch am Sound gibt es absolut keinen Makel. Hier stimmt alles! So vergeht die Zeit viel zu schnell, als nach einem extrem schnell gespielten 'Wasteland' mit 'Deliverance' das reguläre Ende eingeläutet wird. Unter tosendem Applaus verlassen die Musiker die Bühne und die aufgeheizte Meute singt einfach weiter.
Das Publikum fordert natürlich mehr, und es braucht auch nicht sehr lang zu warten, bis es wieder weiter geht. Der erste Zugabenblock beginnt etwas ruhiger, denn es folgt 'Black Mountain Mist' in einer Akustikversion, was eine willkommene Verschnaufpause ist. Nach zwei weiteren Songs verschwindet die Band erneut mit viel Beifall. Wieder werden die Gitarren gestimmt und das Mikrofon akkurat hingestellt, bevor es weitergeht.
Der zweite Zugabenteil wird ziemlich schweißtreibend, da nun nicht nur Klassiker, sondern auch schnelle Stücke folgen. So wird unter anderen zu '1969' ausgelassen getanzt, mitgeklatscht und mitgesungen. Dazwischen wird ein Pärchen auf die Bühne gebeten, und wie es Wayne Hussey zu Beginn schon angedeutet hatte, gibt es jetzt einen Heiratsantrag. Der erfolgt etwas unromantisch beziehungsweise unspektakulär, aber das ist den beiden in dem Moment egal. Wer kann schon von sich behaupten, auf der Bühne beim Konzert seiner Lieblingsband einen Heiratsantrag bekommen zu haben? Eine Saalrunde geben die beiden leider nicht, und so nähert sich mit 'Shelter From The Storm' unweigerlich das Ende des Abends. THE MISSION lassen sich ordentlich feiern und fast sieht es so aus, als wäre das nun alles gewesen.
Im Publikum werden wieder die Rufe nach Zugaben lauter, die Techniker werkeln erneut an den Instrumenten herum, was die Fans auf mehr Musik hoffen lässt. Mit einem etwas orientalisch angehauchten Intro geht es weiter, bevor die Band wieder unter großem Applaus auf die Bühne kommt. Als ultimativ letztes Stück an diesem Abend erklingt 'Tower Of Strength'. Noch einmal herrscht eine ausgelassene Feierstimmung bei den Zuschauern. Zu lang anhaltendem Beifall verabschieden sich die Musiker endgültig von ihren Fans und es geht ein einmaliges, fast zweistündiges, Konzerterlebnis zu Ende.
Wieder einmal haben es THE MISSION geschafft, ihr Publikum voll und ganz zu begeistern. Sie haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wo sie hingehören, nämlich nach ganz oben. Auch wenn sie als Band in den letzten Jahren nicht gerade zu den konstanten Größen in der Musikwelt gehörten, so sind sie zumindest ein fester Bestandteil und nicht mehr wegzudenken. Trotz seines gesetzten Alters wirkt Wayne Hussey immer noch erfrischend bei seinen Auftritten und hat sichtlich viel Freude an den Konzerten. Gerade seine Ausstrahlung ist es, die ihn so sympathisch macht. Nur ein bitterer Nachgeschmack bleibt an diesem Abend hängen - die Tatsache, dass diese Ära nun zu Ende geht, beziehungsweise zu Ende gehen soll. Wer weiß, vielleicht wird ihm ja bald langweilig und er erweckt THE MISSION in ein paar Jahren erneut zum Leben - seine Fans würden es ihm auf jeden Fall danken.
Setlist:
Amelia
Hands Across The Ocean
Fabienne
Wing And A Prayer
Butterfly On A Wheel
Heat
Wake
Wishing Well
Kingdom Come
Sacrilege
Wasteland
Deliverance
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Black Mountain Mist
Mr. Pleasant
Bird Of Passage
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Like A Hurricane
1969
Shelter From The Storm
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Tower Of Strength (2004)
- Redakteur:
- Swen Reuter