The Vision Bleak - Frankfurt

31.01.2008 | 08:24

28.01.2008, Nachtleben

Der Winter ist heiß! Nicht in meteorologischer Hinsicht, sondern in Sachen Konzerte geht's zurzeit im Rhein-Main-Gebiet mächtig ab. Und so stehen wenige Tage nach dem genialen OBITUARY-Gig THE VISION BLEAK im Frankfurter Nachtleben auf der Matte. Dabei sollte noch hinzugefügt werden, dass das Konzert von der Batschkapp ins Nachtleben verlegt wurde, was eine weise Entscheidung war. Das Nachtleben ist zwar gut gefüllt, doch weit davon entfernt, ausverkauft zu sein.

Kurz nach 21 Uhr (dem RMV sei Dank) trudel ich ein und werde direkt mit der ersten Vorgruppe FARSOT konfrontiert. Das Quintett rumpelt sich durch ihre Setlist wie eine Schülerband, die zum ersten Mal vor großem Publikum stehen darf. Dabei fällt gleich zu Beginn der Bassist auf, der sein Langholz mit sechs Saiten bezogen hat, jedoch nur die obersten zwei Saiten spielt, und diese auch noch mehr schlecht als recht. Der Frontmann steht ihm in nichts nach und erinnert mit seinem Organ an eine Krähe, die an Bulimie leidet. Der Drummer auf der anderen Seite hinkt immer mindestens einen Takt hinterher. Da kann auch das an 'Raining Blood' angelehnte Intro im Abschlusssong nichts ändern. Die Gitarristen wiederrum kleistern die Songs, sofern man diesen infernalen Krach so nennen kann, mit 08/15-Riffs zu. Wenn man das "S" und das "O" aus dem Namen rausnimmt, hat man in etwa einen Eindruck, wie die Jungs geklungen haben.

Zum Glück sind die Rumänen NEGURA BUNGET aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Der Klassenunterschied ist nach den ersten Tönen hörbar. Während die Keyboarderin sich hinter ihrem Instrument die Rübe weichbangt, weiß der Frontmann mit düsterer Miene und bösem Gesang zu überzeugen. Seine Sidekicks (wobei auch ein Xylophon zum Einsatz kommt) können vollkommen überzeugen. Am meisten begeistert mich der Frontmann, der tonnenweise Charisma verbreitet. In den vocalfreien Phasen strahlt er eine fast unheimliche Ruhe aus, die jeden Anwesenden in den Bann zieht. Und so werden - schon fast typisch für dieses Genre - Songs über den Winter und den Herbst zelebriert. Warum verfassen Black-Metal-Bands keine Texte über den Sommer oder den Frühling? [Schon mal NOCTE OBDUCTA gelauscht? - Grinsend, RD] Dem Publikum sind die klassischen Klischees egal, denn sie fressen der Truppe aus der Hand. Diesen Umstand weiß auch der Headliner zu würdigen und schickt das Septett nochmal für eine Zugabe auf die Bretter. Dass diese mit knapp zehn Minuten Spielzeit schon fast OPETH'sche Dimensionen einnimmt, steht auf einem anderen Blatt, unterstreicht aber einmal mehr die Klasse der Band. In diesem Fall wurden die durch die Medien geweckten Erwartungen voll und ganz erfüllt. Sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

Das ist bei Ulf Theodor Schwadorf und Allen B. Konstanz, gemeinhin auch als THE VISION BLEAK bekannt, nicht mehr der Fall. Zwar ist die Location am heutigen abend zwar klein, aber dafür sehr fein. Und so kommt das Duo mit seinen Tourmusikern in einer abgespeckten Form daher, sofern man den "With Full Force"-Gig von 2004 bei "Last Supper" als Maßstab nimmt. Demzufolge stammen die orchestralen Parts vom Band, was das Quintett, welches mit den weiß geschminkten Visagen wie frisch aus dem Sarg entstiegen daherkommt, durch die übliche Instrumentierung und viel Herzblut mehr als wett macht. Sehr früh wird das Tourshirt mit der Aufschrift "Can you say KUTULU?" in die Tat umgesetzt, denn schon an vierter Stelle wird 'Kutulu' verbraten. Die Stimmung ist dabei sehr ausgelassen. Allen voran Ulf und Allen posen um die Wette, sobald sie eine Kamera erspähen. Man merkt den Jungs den Spaß an der Sache an, auch wenn ich persönlich 'Secrecies In Darkness' vermisse. Dabei ist es bezeichnend, dass die Songs des zweiten Albums "Carpathia" mit am besten ankommen. Aber auch bei den neueren Stücken lassen die Jungs nichts anbrennen. Allen voran der Sound ist erste Sahne, was auch schon bei NEGURA BUNGET der Fall war. Ulf brilliert dabei mit sehr gefühlvollen Soli und das Horrorfeeling wird gut in die Reihen transportiert. Aber auch Allen ist gut bei Stimme und unterstreicht mit seinen theatralischen Posen die Stücke. Die übrigen Musiker sind zwar ordentlich am Bangen, halten sich jedoch dezent im Hintergrund, damit das Duo sich voll und ganz entfalten kann.

Ob mit oder ohne Orchester: THE VISION BLEAK sind immer wieder ein Genuss! Zwar hat die Band knapp 70 Minuten aufs Parkett gelegt, jedoch angesichts der Tatsache, dass die meisten Anwesenden am kommenden Tag arbeiten mussten, geht dies schon in Ordnung. Auffällig ist auch die Tatsache, dass sowohl Freunde der Knüppelfraktion als auch klassische Gothic-Fans sich mit der Musik der Kapelle anfreunden können. Ob sich das bis zum nächsten Gastspiel rumspricht, steht auf einem anderen Blatt, trotzdem bin ich persönlich gespannt, ob die Truppe bei der nächsten Tour die Batschkapp voll kriegt. Zu wünschen wäre es ihnen.

Setlist:
Amala & Kamala
Demon Of The Mire
Carpathia
Kutulu!
Wolfmoon
Black Pharao Intro
Black Pharao Part I
Black Pharao Part II
A Shadow Rose
The Night Of The Living Dead
Elizabeth Dane
The Charm Is Done
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By Our Brotherhood With Seth

Redakteur:
Tolga Karabagli

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