Therion/Grave Digger - Wien
11.02.2007 | 11:5003.02.2007, Planet Music
Im THERION-Lager hat sich einiges getan: neue Sänger, neue Scheibe und somit auch neue Tour. Dass die deutschen Old-School-Metaller GRAVE DIGGER als Support fungieren, ist zwar auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, stellt sich im Nachhinein gesehen aber als durchaus gelungene Kombination dar und spricht – man glaubt es kaum – sogar fast dieselbe Zuschauerschicht an!
Eröffnet wird der Abend von den Wikingern SABATON, die mit Happy-Power-Metal für keinerlei große Überraschung sorgen. Ja, nett ist das Ganze, und Sänger Joakim Brodén hat nicht nur übertrieben coole Sonnenbrillen, sondern auch eine wirklich angenehme Stimme. Im Gegensatz zu manchen Stilkollegen vermeidet es Joakim nämlich, in schmerzhaftes Eunuchengeheule abzudriften und rettet SABATON somit davor, in den Ruf einer weiteren Power-Metal-Combo der Marke "braucht kein Mensch" zu kommen. Vor allem der Opener 'Panzer Bataillon' und das ohrwurmtaugliche 'Primo Victoria' bleiben im Ohr, was man vom Rest der Setliste leider nicht behaupten kann. Egal, die Jungs haben Spaß auf der Bühne, Joakim kann posen wie ein HAMMERFALL-Jünger, und man verzeiht ihm auch, dass er seine Gitarristen gerne mal kickt und tritt (die Armen ...). Um es mit den Worten meiner Freundin Claudia zu sagen: "Es gab schon schlechtere Vorbands."
GRAVE DIGGER sind einfach Metal und haben auch nach langen Jahren im Geschäft eine Menge Spaß daran, ihre Musik einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Routine, Spielfreude und Energie sind eben eine gute Kombination, um auch junge Fans aus der Reserve zu locken, und so findet man in den ersten Reihen neben den alteingesessenen GRAVE DIGGER-Anbetern auch viele junge Leute, die textsicher zu jedem Song mitsingen. So gehört sich das! Vor allem bei Songs wie 'Excalibur' oder dem Überdrüberhit 'Rebellion' locken GRAVE DIGGER noch mal alle aus der Reserve, und die sympathischen Ansagen von Chris Boltendahl (das "Servas Wien" kommt bei ihm authentischer rüber als bei so manchen deutschen Kollegen) tragen ebenfalls zur guten Stimmung im Planet Music bei. Natürlich bleiben die "Zugabe!"-Rufe nicht aus und mit 'The Last Supper' und 'Heavy Metal Breakdown' gibt's am Ende noch was zum Mitsingen. Und wer sich danach nicht Metal fühlt, der hat irgendwas falsch gemacht. ;-)
Setlist:
Liberty Or Death
In The Dark Of The Sun
Excalibur
Lionheart
The Roundtable
Raven
Highland Tears
Morgana Lefay
Silent Revolution
Knights Of The Cross
Rebellion
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The Last Supper
Heavy Metal Breakdown
THERION sind immer anders, immer gut für eine Überraschung und live eigentlich meistens Garant für eine gute Show. Doch hatte ich immer das Gefühl, dass THERION einfach noch mehr aus sich herausholen könnten und dass die Live-Präsentationen nie so ganz die Konzepte der Alben widerspiegeln konnten. Klar, mit Mats Leven im Boot kann man nicht viel falsch machen, doch die statischen Opernsängerinnen im Abendkleidchen waren für die Dynamik der Show nicht immer hilfreich. Doch was THERION Anno '07 präsentieren, tilgt all diese Kritikpunkte, und von der ersten Minute an versetzen die Schweden den Zuschauer in Staunen und Verzücken. Aber eins nach dem anderen ...
Die endlos lang erscheinende Umbaupause wird dadurch gerechtfertigt, dass THERION sich dieses mal wirklich viel Mühe mit dem Bühnenbild gegeben und mit viel Liebe zum Detail eine gelungene Kulisse erschaffen haben. Ein Backdrop mit THERION-Schriftzug und einer düsteren Darstellung einer alten Kirche bzw. Burg mit gotischen Fenstern, davor ein altes Zaungitter, das den Sängern als Ruhepol dient, wenn sie gar nicht oder nur im Chor singen, und auf den Seiten große Kerzenständer. Einer nach dem anderen entern die Musiker die Bühne, wobei Mastermind Christofer Johnsson eindeutig den meisten Applaus kassiert. Und schon beim ersten Song 'Der Mitternachtslöwe' wird klar, dass sich hier mehr als nur das durchdachte Bühnenbild geändert hat. Der Gesang wurde ganz in die Hände von zwei weiblichen und zwei männlichen Sängern gelegt, und das Sänger-Quartett Katarina Lilja, Lori Lewis, Mats Leven und Snowy Shaw bietet mehr Show, Spannung und Abwechslung als sämtliche THERION-Sänger bis jetzt. Und auch wenn manche Christofer am Mikro vermissen, so ist der Tausch mehr als gelungen, immerhin haben sowohl Mats Leven als auch Snowy Shaw einfach bessere Stimmen und bringen viel mehr Ausdruck in die Songs. Und selbst die Outfits sind dieses mal viel besser durchdacht, wirken einheitlich und einfach passend zum Projekt THERION. Okay, das Kreuzchen auf der Stirn von Snowy Shaw und die Blitze am Ellbogen sind vielleicht etwas übertrieben, aber irgendwas werden sie schon symbolisiert haben, zumal sich der Herr im Henkersoutfit generell sehr düster und theatralisch bewegt.
Mit vielen Showelementen schaffen es THERION, den Auftritt zu keiner Zeit langweilig wirken zu lassen, denn die Bühnenpräsenz der Sänger, die Aufteilung der Musiker, die vor allem zwischen den Sängern stets eine Symmetrie auf der Bühne entstehen lassen, und viele neue Ideen bringen immer neue Überraschungsmomente in den Gig. So erscheint Snowy Shaw mal als düsterer Hohepriester mit großem Buch, aus dem er vorliest bzw. vorsingt, oder Mats Leven übt sich im Dauerheadbangen und schafft es, beim balladesken 'The Perennial Sophia' in ein herzzereißendes Duett mit den Sängerinnen zu verfallen. Als Neuerung in der THERION-Livegeschichte darf auch das Drumsolo betrachtet werden, das erstaunlich gut beim Publikum ankommt und bei dem sich die Sänger als Anheizer betätigen, bevor sie selber auf zwei zusätzlichen Drums mittrommeln, cool! Aber als Multitalent greift Mats Leven auch schon mal dezent zur Gitarre oder zaubert mit Kollege Snowy Shaw Gänsehautchöre. Ein Highlight ist allerdings der Einmarsch der Sänger mit schwarzen Flaggen, der dem Bühnenbild eine besondere Dramatik gibt und eine würdige Kulisse für die Saitenfraktion bildet, die bei so viel Sänger-Präsenz oftmals in den Hintergrund gerät.
Nach so vielen tollen Momenten und einer klasse Setliste, die sich neben den neuen Songs auch auf viele Klassiker konzentriert, werden THERION frenetisch abgefeiert, und die minutenlangen "Zugabe!"-Rufe werden natürlich erhört und mit vier weiteren Songs belohnt, bei denen der Band-Hit 'To Mega Therion' natürlich nicht fehlen darf. Und zum Schluss gibt's neben der Erwähnung von 20 Jahren Bandgeschichte auch noch ein MANOWAR-Cover, das Fans der Band sichtlich gut gefallen hat. Ich hätte ja lieber den Titeltrack von "Gothic Kabbalah" gehört, aber nach fast zwei Stunden Spielzeit kann man nicht noch mehr verlangen ... Obwohl ich THERION an dem Abend auch noch mindestens eine Stunde mehr vertragen hätte, denn so gut hab ich die Schweden noch nie gesehen (und THERION gehören jetzt doch zu den Bands, die ich mehr als dreimal live bewundern durfte). Respekt für diesen gelungenen Abend, für die Vollbedienung an musikalischer und theatralischer Qualität und einen Auftritt, der genau in die Richtung geht, wo ich mir THERION immer gewünscht habe!
Setlist:
Der Mitternachtslöwe
Schwartzalbenheim
The Blood Of Kingu
Falling Stone
An Arrow From The Sun
Deggial
Wine Of Aluqah
The Perennial Sophia
Son Of The Sun
Son Of The Staves Of Time
Birth Of Venus Illegitima
Tuna + Drum Solo
Muspelheim
Rise Of Sodom And Gomorrah
Ginnugagap
Grand Finale
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Lemuria
Nightside Of Eden
To Mega Therion
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Thor The Powerhead (MANOWAR-Cover)
- Redakteur:
- Caroline Traitler