Tourbericht: HEAVEN SHALL BURN - Wiesbaden, Antwerpen, Oberhausen, Hamburg, Hannover

06.03.2014 | 12:42

21.11.2013, Schlachthof, Hof Ter Lo, Turbinenhalle, Große Freiheit 36, Capitol

Nicht nur der Himmel brennt.

Anfang 2013 erblickte "Veto" das Licht der Welt, Ende 2013 zieht HEAVEN SHALL BURN mit diesem kleinen Meisterwerk durch Deutschland und einige Länder darüber hinaus. Wir ließen uns die Chance nicht nehmen und fuhren den Thüringern zu fünf Shows hinterher: Wiesbaden, Antwerpen, Oberhausen, Hamburg und Hannover hießen dabei unsere Ziele. Mit dabei waren mit HYPOCRISY und DYING FETUS gestandene Death-Metal-Kapellen, sowie BLEED FROM WITHIN als junge Metalcore-Spunde. Ein Tourbericht zum Siegeszug einer der stärksten metallischen Live-Bands überhaupt.

21.11.2013 - Wiesbaden, Schlachthof

Unsere erste Station (gleichzeitig der zweite Termin der Rundreise) ist der Schlachthof in Wiesbaden. Leider ist uns aufgrund des Werktages keine zeitige Anreise möglich, so dass wir die ersten beiden Bands verpassen. Somit heißen uns die ersten Schreie Peter Tägtgrens in der schicken und nicht gerade kleinen Location willkommen. Man kann nun nicht sagen, es hätte etwas Kleineres gebucht werden müssen, da die Halle flächendeckend mit Menschen voll ist, jedoch kann man noch bequem durch die Reihen gehen, so dass sich die Frage stellt, ob hier nachher wirklich ordentlich was abgehen kann – die Erfahrung hat da schon anderes gezeigt. Das ist bei HYPOCRISY jedoch erst einmal weniger relevant, denn hier wird pimär die Nackenmuskulatur angesprochen. Bei gutem (wenn auch vielleicht minimal zu leisem) Sound finden auch so einige Anwesende Spaß an dem Set der Schweden, gerade im vorderen Bereich sieht man viele gereckte Fäuste und textsichere Mitgröler, der Großteil des Publikums lässt sich sogar immer wieder zu Anfeuerungsrufen bewegen. Spontan überwiegt der Eindruck, dass HEAVEN SHALL BURN die Entscheidung, anstatt der üblichen Supportbands aus dem Metalcore-Umfeld mal eine "Old-School-Band" mitzunehmen, absolut nicht bereuen müssen.

Neue Tour, neue Maßstäbe? HEAVEN SHALL BURN scheint es darauf anzusetzen. Zahlreiche schmale, aber hohe LED-Leinwände auf der großen Bühne lassen erahnen, dass es hier videotechnisch einiges zu sehen geben wird. Dies entspricht auch der Realität, ist im Prinzip aber zweit-, wenn nicht sogar drittrangig. 'Die Stürme rufen dich' eröffnet einen Gig, der eine Band zeigt, die Bock hat, allerdings noch nicht hundertprozentig auf die Tourproduktion eingestellt zu sein scheint. Der Herr am Mischpult ist entweder eingeschlafen oder sucht den ganzen Abend vergeblich nach dem Knopf, um der zweiten Gitarre zumindest mal irgendetwas an Lautstärke zu geben. Da es bei HEAVEN SHALL BURN jedoch nicht um eine perfekte musikalische Darbietung, sondern um das livehaftige Leben von Musik geht, kann über diese Umstände hinweggeschaut werden. Schließlich liefern die fünf Herren eine wunderbare Mischung ihres bisherigen Schaffens ab, mitreißend dargeboten wie eh und je. Die Befürchtung zu Beginn scheint sich jedoch zu bewahrheiten: Zwar gibt es einen Pit, allerdings sind die Lücken einfach zu groß, so dass bereits nach kurzer Zeit eine riesige Fläche für zu wenige Moshwillige exisitiert. Diese haben allerdings ihren Spaß und achten, im Gegensatz zu den beobachtenden Fans, wohl nicht auf die mehrfach falschen Videoeinspielungen - Kinderkrankheiten einer just gestarteten Tour eben. Dazu muss man wohl auch die ziemlich mittelmäßige Version des BLIND GUARDIAN-Klassikers 'Valhalla' als Schlusspunkt des Abends sehen: Auf Platte ist der Song schon reduziert, live wurde der Track jedoch noch einmal heruntergebrochen. Entweder ganz oder gar nicht, liebe Leute. So endet eine tolle Show, bei der jedoch die Erkenntnis bleibt, dass alle noch ein paar Briketts drauflegen können, und zwar, in absteigender Reihenfolge: Das Publikum, der Soundmann und die Band.

22.11.2013 - Antwerpen, Hof Ter Lo

Umso gespannter sind wir, was Antwerpen so im Köcher hat. Wir kommen gerade noch passend im Norden Belgiens an, um die letzten Songs von BLEED FROM WITHIN zu erleben. Erster Eindruck: 08/15-Metalcore. Nicht schlecht, aber eben schon tausendmal gehört und daher alles andere als spannend und zur weiteren Beschäftigung einladend. Das sieht bei DYING FETUS schon anders aus. Nach 35 Minuten Brutal Death Metal amerikanischster Prägung ist die Birne zwar mehr Brei als feste Masse, aber genau dieser Zustand ist einfach toll. Das Trio ist perfekt aufeinander eingespielt und liefert eine makellose sowie ganz ihrem Genre entsprechend genickbrechende, brutale Performance ab. Das kann man von HYPROCRISY nicht so ganz behaupten; hier wirkt alles etwas routinierter, durchdachter. Natürlich ist die Musik absolut hörenswert und ein Song wie 'Roswell 47' trifft immer ins Ziel, allerdings wäre ein bisschen mehr Feuer im Hintern schon nicht verkehrt. Gefälliges Kopfnicken (und bei einigen Leuten auch mehr) ist jedoch immer drin.

Leider ist die Halle, die für die Beneluxländer typisch mit mehren Stufenebenen versehen ist, was gute Sicht von überall aus garantiert, auch zu HEAVEN SHALL BURN hin vielleicht zu knapp über der Hälfte gefüllt. Die Anwesenden, insbesondere der Autor dieser Zeilen, staunen jedoch nicht schlecht, als das auf den LED-Leinwänden projizierte Gedicht, dass zu 'Die Stürme rufen dich' hinleitet, nicht wie am Vortag auf Deutsch, sondern heute stattdessen in der Landessprache erscheint. Eine mehr als coole Idee! Das kann man zum Gig als solches auch sagen - zumindest das Bühnengeschehen betreffend. Denn die Stimmung im Publikum ist zwar gut, aufgrund der großen Lücken im Publikum jedoch nie am Siedepunkt. Daher bietet die heutige Show auch den Moshwütigen die Möglichkeit, sich einmal in Ruhe auf die sehenswerte Bühnenperformance zu konzentrieren. Dort sticht insbesondere das 'Hunters Will Be Hunted'-einleitende Video heraus, in welchem sich Mitglieder der Sea Shepherd Conservation Society mit einem direkten Aufruf (und Dank) an die Fans wendet. An dieser Stelle sei ergänzt, dass die Gruppe an vielen Orten der Tour mit einem Stand vertreten war. Die kribbelnde Atmosphäre, die so ein Video natürlich mit sich bringt, entlädt sich dann im darauffolgenden Song, der ungeahnte Live-Qualitäten offenbart. Diese sind bei Nummern der Marke 'The Weapon They Fear', 'Counterweight' und 'Behind A Wall Of Silence' bereits bekannt, weshalb die Herren um Frontsymphat Marcus Bischoff hier selbstverständlich nur gewinnen können. Leider beendet HEAVEN SHALL BURN nach dem Zugabenteil, bestehend aus 'Endzeit', 'Not My God' und 'Voice Of The Voiceless', welches heute nach einer etwas albernen Abstimmung 'Valhalla' ersetzt, das Konzert bereits nach 13 Songs. Das ist etwas schade, wie wir jedoch im Nachhinein erfahren haben, in manchen Ländern unvermeidlich. Die Band, die Technik und der Sound wirkten heute jedenfalls allesamt stark verbessert. Es wird Zeit, dass das Publikum nachzieht.

23.11.2013 - Oberhausen, Turbinenhalle

Nach der Belgien-Exkursion ist nun wieder Deutschland an der Reihe: Oberhausen öffnet seine Pforten. Die vermutlich größte Location der Tour ist ausverkauft, so dass von Beginn an ordentlich Betrieb in der Turbinenhalle herrscht. Davon profitieren als erstes die Jungs von ADEPT, die spontan zum Billing hinzustoßen und den Abend eröffnen. Leider bekommen wir aufgrund falscher Zeitangaben auf der Homepage der Turbinenhalle nur noch den Rest des Gigs der Schweden mit, die jedoch einen professionellen, engagierten Eindruck machen und auch als Opener in der kurzen Zeit für zumindest ein wenig Alarm vor der Bühne sorgen. Diese Vorlage nimmt BLEED FROM WITHIN natürlich gerne auf und verwandelt sie mit einem Auftritt, der auf der einen Seite von einer Menge Spaß am Tun, auf der anderen aber auch von viel musikalischem Mittelmaß zeugt. Dies ist vielen jüngeren Zuschauern im vorderen Drittel natürlich vollkommen egal, so dass dort die ein oder andere Yoga-Aufwärmübung, aber auch ein normaler Pit samt Wall Of Death und Circle Pit stattfindet. Einen direkten Vergleich mit den Genre-Kollegen ADEPT würde die Band jedoch wohl jederzeit verlieren.

DYING FETUS schlägt da natürlich in eine weniger vergleichbare, andere Kerbe, haut dort aber umso tiefer hinein: Auch in Oberhausen gibt es auf die Glocke. Geschichten, die sich die meistens verfilmt (wenn überhaupt) wohl nur im Hellen angucken würden, werden musikalisch technisch messerscharf, klanglich dick und kompositorisch abwechslungsreich vertont. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie abartig tief gutturaler Gesang kann: Bitte schön. Beim für uns zweiten Mal DYING FETUS und dritten Mal HYPOCRISY fällt bereits deutlich auf, wie sehr die gleichen Ansagen teils 1:1 abgespult werden. Nachvollziehbar für die einen, nervig für die anderen, belustigend für die nächsten. Viel schlimmer wiegt da eher, wie sehr Peter Tätgrens Truppe ihre Musik einfach herunterzockt. Ich kann wirklich nicht sagen, dass der Auftritt schlecht wäre, aber so eine gewisse Langeweile stellt sich heute schon ab dem Opener der neuen Platte 'End Of Disclosure' schon ein. Dieser Eindruck wiegt beim ersten Erleben des Live-Sets natürlich nur halb so stark, weshalb die Band von den Besuchern der proppevollen Turbinenhalle auch gebührend gefeiert wird.

Das gilt für HEAVEN SHALL BURN natürlich noch umso stärker. Denn wurde in den letzten beiden Tagen noch das Publikum kritisiert: Heute stimmt schlichtweg alles. Noch einmal: Alles! Vor lauter Vorfreude startet die Menge einen Pit, bevor überhaupt vier Töne gespielt wurden, wenig später ist der Großteil in einer (wie auch immer gearteten) Bewegung. Der Sound ist dick, druckvoll und differenziert, so dass sämtliche Lieder voll zur Geltung kommen. Das ist für die Turbinenhalle alles andere als selbstverständlich! Ganz Neues ('Land Of The Upright Ones', 'Godiva') wird genau so abgefeiert wie etwas Älteres ('Combat', 'Black Tears') und fast schon ganz Altes ('Behind A Wall Of Silence'). Am heutigen Abend ist auch deutlich zu spüren, wie sich Stimmung vom Publikum auf eine Band übertragen kann. HEAVEN SHALL BURN wirkt aktiver denn je, sprüht nur so vor Energie und grinst dabei teils um die Wette. Auch bei Marcus hat sich das Phänomen der gleichen Ansagen eingeschlichen, wenngleich wenigstens nicht im exakten Wortlaut. Und der weitere, entscheidende Unterschied ist wohl, dass man ihm jedes Wort voll und ganz abnimmt. Auf der großen Bühne kommen sämtliche inzwischen vollständig richtig eingespielten Videos auch gut zur Geltung, so dass man nur die Hutsammlung vor so einer Bühnenshow ziehen kann. Der Mob vor der Bühne wütet bis zuletzt, feiert die Band und scheint nie genug bekommen zu wollen. Ein Abend, der das Attribut "perfekt" verdient? Na gut, einen kleinen Makel gibt es heute doch: Das 'Valhalla'-Solo verhaut Maik nicht zu knapp, was er im Folgenden mit zwinkerndem Auge jedoch auch zugibt ("Erzählt das bloß nicht André und Markus!"). Damit der Abend jedoch nicht so enden muss, gibt es im Anschluss wenigstens noch 'Voice Of The Voiceless'. Und damit kann die Band bekanntermaßen nur gewinnen. Was für eine Konzertnacht! Es ist schwer vorstellbar, dass andere Städte noch ein Wörtchen mitzureden haben, wenn es um den Titel "Bestes Konzert der Tour" geht. Wahnsinn!

06.12.2013 - Hamburg, Große Freiheit 36

Der schillernde Kiez lädt zum Tanze: Wochenendauftakt in Hamburg mit HEAVEN SHALL BURN! Jedoch ist es nicht den zahlreichen Zerstreuungsmöglichkeiten, sondern dem Verkehr geschuldet, dass wir BLEED FROM WITHIN ein weiteres Mal verpassen. Das ist jedoch nicht so wahnsinnig schlimm, da wir die erste wirklich relevante Vorband, DYING FETUS, in voller Länge genießen dürfen. Diese kloppen ihr Set wie gewohnt erbarmungslos durch und brillieren vor allem immer wieder durch den geteilten Sängerposten; das bringt selbst für ungeübte Ohren ein wenig Abwechslung in die Schlachtplatte. Abwechslung ist überhaupt ein gutes Stichwort: Zwar ist es naiv zu glauben, dass einen ein Tour-Package über die Distanz einer handvoll Konzerte nicht mal langweilen könnte, jedoch tritt weder bei der Band davor noch danach das Problem auf, das sich bei mir langsam im Bezug auf HYPOCRISY entwickelt: Langeweile. Die restliche Große Freiheit 36 hat natürlich trotzdem seinen Spaß, bei mir sitzt nicht mehr als höfliches Anerkennungsklatschen drin, wobei ich in Gedanken schon bei der folgenden Konzertminuten bin.

Denn draußen wird ein Jahrhundertsturm bei Eiseskälte angekündigt (und bleibt aus), innen tobt er wirklich: HEAVEN SHALL BURN nimmt die wunderbar aufgehitzte Halle von Beginn an auseinander. Im Moshpit wird Schweiß ausgetauscht, im weiten Rund (bzw. Eckig) schmettern die Kehlen. Wird das heute ein ganz großer Abend? Man könnte es meinen, allerdings lässt die erste Ansage von Marcus anderes vermuten: Ihn hat eine Lungenentzündung heimgesucht, so dass er vom Doktor eigentlich Bettruhe verschrieben bekommen hat. Diese ignoriert er offensichtlich gekonnt, sagt dem Publikum jedoch, dass es nur von den Zuschauern abhängt, wie lange er durchhält; sie müssten ihn durch den Gig "tragen". Mal ganz ehrlich: Hätte er seinen Gesundheitszustand nicht erwähnt, wäre wohl niemandem aufgefallen, dass er nicht ganz auf der Höhe ist. Gesanglich jedenfalls stimmt alles und auch an der Setlist wurde nur ganz minimal geschraubt. Im Vergleich zu Oberhausen gibt es heute 16 anstelle von 18 Songs auf die Ohren. Es scheint genug Adrenalin vorhanden zu sein, was sicherlich auch am tollen Hamburger Publikum liegt, die für eine richtig gute Stimmung sorgen. Die Masse kocht und ist alleine aufgrund der Temperaturen nachher gar und auch der Oberrang geht bei allen Aufforderungen ohne großartiges Zögern mit. Zwar kommt man nicht ganz an die massenhafte Ekstase aus Oberhausen heran, dafür bekommt man in der Hansestadt aber immerhin eine astrein gespielte Version von 'Valhalla' zu hören: Na bitte, es geht doch! So endet ein weiterer, schöner Konzertabend mit dem Bewusstsein: Es folgt für uns nur noch eine einzige Show.

09.12.2013 - Hannover, Capitol

Tourabschluss! Diese Gigs sind sicherlich immer etwas besonderes, heute geschieht dies aber vor allem aufgrund der Vorbands. HYPOCRISY und BLEED FROM WITHIN sind aus "organisatorischen" Gründen nicht mehr mit an Bord, dafür springen zum einen DESERTED FEAR ein, zum anderen rutscht DYING FETUS einen Platz im Billing nach oben und bekommt 15 Minuten mehr Spielzeit. Bevor wir uns jedoch auf die komplette Zerlegung der Hirnzellen einlassen, lässt bereits Band Nummer eins mehr als aufhorchen: Die Thüringer von DESERTED FEAR präsentieren astreinen Death Metal, der das etwas müde Vorprogramm der nicht mehr anwesenden Bands vergessen macht. Hier wird wunderbar gerifft, geprügelt, gebrüllt und gebangt. Man merkt den Jungs an, dass sie keine lange Tour hinter sich haben, sondern ganz frisch und voller Vorfreude ob dieser Möglichkeit auf der Bühne stehen. Das Publikum braucht ebenfalls nicht lange, um mit DESERTED FEAR warm zu werden, so dass man ihnen nur zu tollen Kompositionen und einer klasse Bühnenausstrahlung gratulieren kann. Es wäre der Band zu wünschen, wenn eine Truppe wie HEAVEN SHALL BURN sie demnächst mal einem größeren Publikum vorstellt, denn hier hört man endlich mal alten, aber nicht altbackenen Death Metal, der einfach Freude bereitet. Das gilt natürlich auch einmal mehr für die Prügelorgie von DYING FETUS, die ihr Set heute um einige Songs erweitern darf. Bereits eine halbe Stunde war in den letzten Tagen für viele zu viel, daher tut es mir wirklich um die Leute leid, die das ganze heute noch länger ertragen müssen. Alle anderen freuen sich natürlich wie Kleinkinder und vergessen sogar vielleicht für einen kurzen Moment, für welche Band sie heute Abend überhaupt gekommen sind. Das gut gefüllte Capitol verabschiedet die drei Amerikaner mehr als würdig von dieser Tour.

Das beste Auftaktprogramm ist also erst am Ende der Tour anzutreffen. Gilt das für den Headlinergig ebenfalls? Meine Antwort: fast. Oberhausen ist wohl nicht mehr zu toppen, aber der heutige Auftritt kommt direkt danach. Woran das liegt? Natürlich mal wieder an der fantastischen Stimmung eines ausverkauften Ladens, aber auch daran, dass heute nochmal sämtliche Energiereserven herausgehauen werden können, soweit vorhanden. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Grund ist aber sicherlich, dass die Halle heute verhältnismäßig klein ist. Man hat das Gefühl, viel näher "dran" zu sein; und um dieses Gefühl noch aufzuwerten, gibt es Crowdsurfer ohne Ende. Das motiviert die teils sichtlich erschöpften Jungs noch einmal dazu, alles zu geben und auch den Leuten in Hannover an diesem Montagabend eine gute Zeit zu bereiten. Und was soll ich sagen? Dieser Plan geht natürlich voll auf. Überraschungen gibt es für uns heute keine mehr, dafür allerdings die Erkenntnis, dass HEAVEN SHALL BURN eine wahnsinnig gute, immer sympathische und absolut authentische Band ist, die ganz verschiedene Typen Metal-Fans anspricht: vom Hardcore-Teenie bis zum Kutten-Onkel ist auch heute wieder alles vertreten. Kurz bevor die letzten Töne erklingen, erscheint auf den Videowänden ein Zusammenschnitt von Backstage-Fotos, die die Musiker selbst offensichtlich noch nie gesehen haben und ihnen den einen oder anderen Lacher abringt. Unmittelbar nach dem Auftritt schauen die fünf zufrieden ins Publikum und bedanken sich: Zurecht. Auch heute war das noch einmal ganz großes Ohrenkino.

Fazit

Jede Show hatte etwas für sich, am besten waren aus meiner Sicht jedoch die Auftritte in Oberhausen (riesige, feiernde Masse) und Hannover (kleine Location, tolle Vorbands). HEAVEN SHALL BURN setzt nicht nur musikalisch, sondern auch livehaftig Maßstäbe. Die Hardcore-Tage sind zwar lange vorbei, die Metalcore-Zeiten ebenfalls, aber die Death-Metal-Version von HEAVEN SHALL BURN ist einfach fantastisch. Fast jede Genre-Band darf sich von den Deutschen etwas abschneiden, egal ob es um Songs, Show oder den Draht zum Publikum geht. Vermutlich hat die Truppe mittlerweile das Maximum dessen erreicht, was zumindest in Deutschland mit dieser Art von Musik zu erreichen ist. Ihr sei der Erfolg auf voller Linie gegönnt; größer müssen die Clubs nun jedoch nicht unbedingt werden, denn schließlich machen "kleine" Shows immer wieder besonders Spaß. Aber das tut HEAVEN SHALL BURN sowieso immer und überall. Auf weitere, mitreißende Konzerte in 2014 - und hoffentlich vielen Jahren darüber hinaus!

Redakteur:
Oliver Paßgang

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