Tourbericht: PERIPHERY, TESSERACT und SYQEM - Berlin, Hamburg, Köln

13.05.2013 | 20:30

07.05.2013, Magnet, Logo, Luxor

PERIPHERY kommt auf Headliner-Show mit TESSERACT und SYQEM im Gepäck. Die volle Prog-Bedienung! Wir waren für euch in Berlin (nur SYQEM), Hamburg (Jakob Ehmke) und Köln (Oliver Paßgang) vor Ort!

Dass der Opener Hauptgrund für einen Konzertbesucht ist, ist selten. SYQEM ist so ein Opener für mich. "Reflections Of Elephants" gehört zu den besten deutschen Eigenproduktionen aus den letzten Jahren mit seiner Mischung aus Djent, Alternative Rock und Progressive Metal. Im "Magnet"-Club, der heute einem Glutofen gleicht, legen die Hamburger auf die Minute pünktlich los und werden bereits von einer fast vollen Halle empfangen. Die folgenden 25 Minuten beweist das Quartett dann, dass es den Spagat zwischen Anspruch und Eingängigkeit auch livehaftig hinbekommt. Egal, ob 'Attack Of The Elephants', 'Fabric Of My Mind', 'Rewind' oder das abschließende 'Dervish', alle Songs zünden, werden zumindest von einem Anwesenden relativ laut mitgesungen und es gibt mehr als nur den üblichen Höflichkeitsapplaus. Dass am Schluss lang und laut nach einer Zugabe gerufen wird, ist dann auch keine Überraschung mehr. Dabei ist der Sound sogar noch deutlich verbesserungsfähig, da Daniels Melodien ab und zu im Gesamtbild unterzugehen drohen. Dennoch: besser kann ein Gig kaum starten.

[Peter Kubaschk]

Ich freue mich, dass SYQEM endlich erstens überhaupt und zweitens mit einem fettem Line Up auf Tour geht. Leider komme ich zu spät im Logo an und sehe nicht das ganze Set von SYQEM, die heute übrigens Heimspiel haben, aber erwartungsgemäß kommen die Jungs mit ihrem Progressive/Alternative Metal/Djent gut an. Das bereits gut besuchte Logo ist ordentlich in Wallung, SYQEM sind ebenfalls bestens aufgelegt und präsentieren Songs vom Debut-Album "Reflections Of Elephants". Selbiges kann ich übrigens wie Peter nur wärmstens empfehlen. Zugabe-Rufe hallen auch durch diese die Location, leider können SYQEM diesen aber nicht Folge leisten. Ich freue mich umso mehr auf das Euroblast-Festival, wo ich dann spätestens in Genuß der Zugabe kommen werde.

[Jakob Ehmke]

Soso, SYQEM haben also Spaß gemacht? Gerne hätte ich davon auch etwas erlebt, aber wenn der Abend mal ganz locker-flockig eine halbe Stunde früher als angegeben beginnt, dann bekommt man von der ersten Band halt nur noch dreißig Sekunden mit. Ganz großes Tennis, liebe Veranstalter! Der Stimmung im Kölner Luxor nach zu urteilen wurde die Band allerdings mehr als wohlwollend aufgenommen.

Da beide anderen Bands des Abends für mich essentiell sind, kann man nun also von einem Kaltstart sprechen. Aber dieser wird einem von TESSERACT denkbar erleichtert. Dass einer der größten Djent-Bands gleichzeitig auch eine der ruhigsten (oder zumindest verträumtesten) ist, finde ich schon interessant. Nachdem man jedoch bereits die ersten Töne vernommen hat, die so wunderbare Weiten vermitteln, ist das eigentlich alles ganz logisch. Die Briten nutzen ihre ganze moderne Technik nicht für einen Sound-Overkill und auch nicht für das emotionstote Nachahmen von Industriemaschinen, sondern um  futuristische Geschichten zu erzählen. Und wer erzählt? Genau, der (nicht mehr ganz so) neue Sänger Ashe O'Hara. Und das macht er meiner Meinung nach unglaublich toll.

[Oliver Paßgang]

Die Djent-Institution TESSERACT konnte mich bereits letztes Jahr live mit neuem Sänger Ashe O'Hara überzeugen, umso gespannter bin ich, wie sich die Band heute anhört, kurz vor dem Release ihres neuen Albums "Altered State". Bereits im Vorfeld hat mir Gitarrist James einige neue Songs versprochen, das Set beginnt aber mit 'Concealing Fate - Part II (Deception)' vom großartigen Debut "One". Das Logo mosht sich zum glasklaren Sound in Groove-Ekstase beziehungsweise verliert sich in den verträumten Klanglandschaften, die bereits Oliver beschreibt. Und ich muss meinem Kollegen wirklich beipflichten: O'Hara brilliert in allen Tonlagen und ist im Vergleich zum letzten Jahr noch sicherer geworden. Einziges Manko ist, dass der Gesang teils zu leise ist und zu viele Effekte auf der Stimme sind, die zu sehr im Vordergrund stehen (u.a. Zweitgesang und Hall), wodurch seine tolle Stimme nicht den nötigen Raum bekommt. Vom neuen Album präsentieren TESSERACT 'Proxy', 'Retrospect' und natürlich das mächtige 'Nocturne', welches viel Anerkennung erntet. 'Concealing Fate - Part I (Acceptance)' können viele mitsingen und rundet den tollen Auftritt gekonnt ab.

[Jakob Ehmke]

Es ist gar nicht so lange her, dass PERIPHERY zu Gast in Hamburg waren, damals tourten sie aber noch im Vorprogramm von BETWEEN THE BURIED AND ME, diesmal ist man Headliner. Und die Amis sind nach wie vor die Band der Stunde, zumindest in punkto Publikumsandrang und -beteiligung. Das Logo klatscht, singt, mosht, springt, was der Körper noch hergibt. Mittlerweile hat das Logo nämlich Saunatemperaturen erreicht. Der Sound ist zwar immer noch zu laut, aber um einiges angenehmer als letztes Mal, auch der zuletzt verletzte bandeigene Schlagzeuger Matt Halpern ist glücklicherweise wieder am Start. Halpern alleine ist nämlich den Konzertbesuch bereits wert. Auf einem vergleichsweise kleinen Set zaubert er die filigransten Klangmuster und wahnsinnige Drum 'n' Bass-Grooves. Sänger Spencer Sotelo sprüht vor guter Laune und verspricht ein anderes Set als letztes Jahr. Die ersten Crowdsurfer des Abends fliegen zu 'Have A Blast' und 'Jetpacks Was Yes!' durch die Lüfte. 'Face "Fucking" Palm Mute' und 'Make Total Destroy' verlangt dann noch mal alles ab. Sotelo: "The shit is off the hook!" 'Icarus Lives!' bezeugt dies. Zur Zugabe soliert Halpern im Takt der "One more Song!"-Rufe, die sich schnell in "10 more Songs!"-Forderungen verwandeln. Die gibt es dann zwar nicht, aber dafür das 15-Minütige 'Racecar'.

[Jakob Ehmke]


Wie im Norden, so auch in der Domstadt: An genau der gleichen Stelle spielten PERIPHERY bereits im Oktober auf und räumten damals mehr als ordentlich ab. Die heutige Headlinershow toppt das aber problemlos, was wohl ebenfalls am genialen Schlagzeugspiel des etatmäßigen Bandtrommlers liegen dürfte. Einfach fantastisch. Und die große Sorge, dass Spencer Sotelo die Gesangslinien nicht so sauber und kraftvoll wie auf Platte hinbekommen würde, sollte sich erneut als vollkommener Blödsinn erweisen. Da sitzen die Shouts genau so wie die einschmeichelnden Momente. Die Darbietung der gesamten Band ist schlichtweg großartig, lustig und, man muss es so sagen, brutal. Der Sound ist nämlich so wuchtig, dass einem bei 'Have A Blast' erstmal durchaus hören und sehen vergeht, während -zig glückselige Menschen unkontrolliert durch den Raum fliegen. 'Scarlet', 'Facepalm Mute': Den Spagat zwischen Tiefe in den Songs und einfach Partymachen absolvieren die Amis mit Sternchen. Beim Refrain und Solo von 'Luck As A Constant' zerreißt es mich fast, weil ich nicht gleichzeitig moshen, singen, Luftgitarre spielen und mit geschlossenen Augen in jedem einzelnen Ton versinken kann. Und da Probleme dieser Art die einzigen am heutigen Abend bleiben, kann ich PERIPHERY nur ein nahezu makelloses Zeugnis ausstellen. Und mit mir tun das etwa 150 bis 200 Leute im Kölner Luxor.

TESSERACT waren sehr gut, PERIPHERY sogar noch einen Tacken besser. Was für eine geniale Tour.

[Oliver Paßgang]

Hier wurde ein wirklich feines Tourpaket zusammengeschnürt, dass von SYQEM über TESSERACT bis PERIPHERY absolut stimmig war und so gerne wiederkommen darf. Nein: muss!

HIER geht es zu weiteren Bildern aus Hamburg.

[Jakob Ehmke]

Redakteur:
Jakob Ehmke

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