Trveheim 2017 - Hallbergmoos

13.11.2017 | 17:42

25.08.2017, Hausler Hof

Das schnuckelige TRVHEIM-Festival geht in die zweite Runde.

Der Samstagmorgen beginnt entspannt - um kurz nach sieben stürze ich mich in den Tümpel, um nicht auf die Duschen warten zu müssen. Der Vormittag wird entspannt zwischen allerlei Zeltgemeinschaften verbracht, ich lerne etliche neue Leute kennen. Eine wunderbare Atmosphäre herrscht auf dem Gelände. Daher stört es mich auch nicht, dass der Opener abgesagt hat.

Los geht's mit den Finnen von SATAN'S FALL. Eine der wenigen Bands des Festivals, von denen ich musikalisch relativ wenig mitnehmen kann, auch wenn die Show fraglos passend gemacht ist und musikalisch alles im grünen Bereich ist. Doch der Samstag hat noch so viele Highlights zu bieten, da kann nicht alles Gold sein.

BOOZE CONTROL aus Niedersachsen ist quasi mit eigenem Fanclub angerückt. Ich finde den Bandnamen total bescheuert und verspreche mir nichts von der Show, werde dann aber völlig weggeblasen vom musikalisch hochklassigen Traditionsstahl. Mal im Ernst: Nur wenige deutsche Bands haben im Underground eine solche Klasse. Diese Band müsste viel größer sein! Ein überragender Sänger, gute Gitarristen und starkes Songmaterial - klar muss da auch was ins Regal. Diese Band behalte ich definitiv im Auge.

Die Briten TOLEDO STEEL hatte ich bisher im DARK FOREST- / WYTCH HAZEL-Umfeld verortet, aber die epische Schlagseite fehlt den Jungs. Im persönlichen Gespräch sind sie supersympathisch (und angetrunken), auf der Bühne aber kann mich das nicht wirklich mitreißen. Vielleicht war der Vorgänger auch zu stark.

Für die leider ausgefallene (und von mir sehnlichst ersehnte) Runde STEREO NASTY gibt es deutschen Speed Metal von BLIZZEN. Die HRR-Youngsters sind momentan in aller Munde und gefallen mit ihrem leicht angethrashten Speed Metal. Im heutigen Billing fallen sie als härtere Truppe auf und können viele mitreißen. Ich ziehe mich trotzdem kurz zum Badesee zurück, um mich für die letzten Runden abzukühlen.

Etliche Leute meinten, ich müsse unbedingt DOMINE sehen. Aber wie viele melodische Metal-Bands aus Italien will man unbedingt sehen? Am Schluss muss ich jedoch zugeben: Leute, diese Band ist der absolute Wahnsinn. Einer der besten Metal-Sänger überhaupt, unfassbare Melodieführungen im Gitarrenbereich, dezente Keyboards und eine positive Ausstrahlung trotz lächerlichem Besuch vor der Bühne sorgen dafür, dass ich aus dem Grinsen nicht mehr rauskomme. Die Halle war leider viel zu leer, aber fast alle Anwesenden sind sich einig: Dieser Gig ist nicht mehr zu toppen heute.

Jetzt beginnt die Oldie-Runde mit den fast durchweg gut übergewichtigen New Wave of British Heavy Metal-Veteranen von TYTAN. Während ich den Keep It True-Auftritt vor einigen Jahren ziemlich fein fand, haben die Jungs diesmal ein paar zu viele der neueren Nummern im Programm. Und das neue Album "Justice: Served!"kann mit dem Oldie-Material des 1985er Debütwerks "Rough Justice" einfach nicht mithalten. Für 'Women On The Frontline' fehlt zudem die Frauenstimme, und auch bei den großen Hits aus der Mitte der Achtziger vermag der berühmte Funke nicht so richtig überspringen.

Auch die Belgier OSTROGOTH fand ich vor einigen Jahren am Keep It True genial. Heute gefallen sie definitiv mit guter Show, und die paar alten Hits werden auch wieder ausgepackt. Ähnlich wie bei TYTAN fällt mir aber auf: Neben vier, fünf Hits hat die Truppe eigentlich nicht allzu viel zu bieten. Das Niveau fällt danach hörbar ab. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch: Die Belgier werden abgefeiert, als wäre SAXON auf der Bühne, und ich freue mich für die alte Recken, dass sie eine solche Fanbase dabei haben.

Mit CLOVEN HOOF wurde dann auch eine Band gebucht, die nicht nur Mitte der Achtziger ein paar Hits hatte. Die Jungs haben sich mit George Call einen erstklassigen Sänger ins Boot geholt und sind heute noch mehr US Metal als Ende der Achtziger. Fast jede Phase der Band wird gewürdigt, und auch die neuen Songs fallen ganz und gar nicht ab. So unsympathisch mir George Call persönlich sein mag: Er ist ein Sänger der Extraklasse. Und ich freue mich, dass diese Band nicht nur von einer glorreichen Geschichte lebt, sondern auf dem Niveau früherer Jahre weiterkomponiert. Mit DOMINE und BOOZE CONTROL das Tageshighlight!

Für die HEATHENS FROM THE NORTH reicht es bei mir leider nicht mehr, denn der letzte Zug nach Landshut will erwischt werden. Alles, was ich danach gehört habe, sagt: Der Gig war richtig klasse. Es lohnt sich also sicher, die griechisch-schwedische Kombination bald beim Riddle-Of-Steel-Festival zu feiern. Für mich ist es aber genug. Auf dem Weg zum Taxi lasse ich mir von den Crew-Mädels noch einen Pfeffi aufschwatzen, dann gehts nach Hause.

Insgesamt ist das TRVEHEIM ein wunderbares Festival. Dafür sind mehrere Faktoren entscheidend: Das Gelände ist der Hammer, denn Zeltplatz, See, Biergarten, Parkplatz und Bühne sind kaum über fünf Minuten auseinander, überall kann man mit netten Leuten trinken, ratschen, plantschen. Die Atmosphäre ist großartig, die Fans aus aller Welt feiern in entspannter Atmosphäre gemeinsam. Dazu mischen sich die Bands ständig unter die Leute. Mit Metalizer Records kann man einen der besten Underground-Shops als CD-Stand frequentieren und bei netten Leuten sein Geld in Scheiben investieren. Und die Band-Auswahl ist zugegebenermaßen etwas einseitig, aber: Fast durchgehend sind die Bands sehr stark, die Mischung aus alten Recken, neuen Helden und Underground-Hoffnungen ist absolut gelungen. Ich hoffe, dass auch 2018 wieder ein paar junge Truppen auf der Bühne stehen. Mit TYSONDOG, WITCHFYNDE, PORTRAIT und PRAYING MANTIS sind schon ein paar starke Bands gebucht. Wenn es sich einrichten lässt, bin ich definitiv wieder dabei.

[Jonathan Walzer]

Redakteur:
Jonathan Walzer

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