URIAH HEEP, SAXON und JUDAS PRIEST - München
08.04.2024 | 13:1125.03.2024, Olympiahalle
Wenn uns drei Urväter des Heavy Metal beehren!
JUDAS PRIEST! SAXON! URIAH HEEP! Dieses Package wollen wir uns nicht entgehen lassen und sind mit einer relativ großen Redaktions-Fraktion vor Ort. Wobei sich das Hinkommen gar nicht so einfach gestaltet. Da die Olympiahalle von Schwierigkeiten bei der Parksituation spricht, reise ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, die sich leider verspäten.
Den ersten URIAH HEEP-Song höre ich also von draußen, aber bin dann dank guter Abwicklung am Einlass schnell in der Halle. Was diese Leute, die in den meisten Jobs längst Rentner wären, auf der Bühne dann abziehen, das ist schon famos. Dabei sind die aktuellen Songs locker auf dem gleichen Niveau wie die altbekannten Klassiker und letztlich ist die Spielzeit für diese Helden leider viel zu kurz. Man mag mich komisch finden, aber 'Lady In Black' in der vollen Halle ist wirklich ein tolles Erlebnis, ein absoluter Gänsehautmoment, und auch die proto-metallischen Hymnen wie 'Gypsy' oder 'Easy Livin' funktionieren einwandfrei. Von der Spielfreude her ein starker Auftritt, den ich mir gerne auch über 120 Minuten geben würde. Nach ein paar Tracks kommt Andre zu mir aus dem Fotograben und feiert mit. Wir haben definitiv eine Menge Spaß.
Setliste URIAH HEEP: Save Me Tonight; Grazed By Heaven; Rainbow Demon; Hurricane; Free 'n' Easy; Gypsy'; Easy Livin'; Lady In Black
In der Pause treffen wir ein paar weitere Redaktionsmitglieder und trinken ein Bier - zu gesalzenen Preisen von über 6 € für 0,5 l. Wahnsinn! Doch das ist noch ziemlich entspannt - am Merchstand kostet die Shirts alle pauschal 45 €. Hoodies und ähnliches liegen eher so bei 80 €... und trotzdem laufen viele damit durch die Gegend. Ich finde die Preise absurd. Erst vor ein paar Wochen hatte ich auf einem Konzert ein T-Shirt für 15 € gekauft.
SAXON ist für mich die beste Band des Abends. Alle drei Bands können ja mit starken aktuellen Alben aufwarten, aber keine Scheibe überraschte mich so positiv wie "Hell, Fire And Damnation". Zum Glück werden davon mehrere Titel gespielt, die völlig locker neben den Klassikern bestehen können. Neben den unvermeidbaren (und großartigen) Gassenhauern der frühen Achtziger, wie 'Motorcycle Man' oder 'Princess Of The Night', gibt es für mich mit 'Sacrifice' eine echte Überraschung. Ganz ehrlich: Meinetwegen könnte die Band noch mehr Material aus allen möglichen Phasen einbauen. Biff ist wahnsinnig gut bei Stimme, die Band rockt unheimlich hart und nutzt die breite Bühne für ihr Stageacting. Auch diese Truppe hätte ich gerne länger gesehen - am bittersten ist die Song-Abstimmung im Publikum, denn ich kann 'Crusader' nicht live hören! Die Setliste ist aus meiner Sicht zwar makellos, aber einfach zu kurz.
Setliste SAXON: Hell, Fire And Damnation; Motorcycle Man; Sacrifice; There's Something In Rosewell; And The Bands Played On; Madame Guillotine; Heavy Metal Thunder; Strong Arm Of The Law; Denim And Leather; Wheels Of Steel; Princess Of The Night.
Pause zwei wird mit einem weiteren Bier und gemütlichem Plausch über powermetal.de verbracht. Es ist immer wieder schön, auf Konzerten mit treuen Lesern in Kontakt zu kommen. Sprecht uns weiter gerne an, wenn ihr uns seht!
Nach der obligatorischen Umbaupause kommt JUDAS PRIEST auf die Bühne. Die Setliste ist ausgewogen und berücksichtigt die aktuelle Mega-Scheibe, aber auch genügend Klassiker, sowie ein paar Schmankerl wie 'Love Bites' und das von mir quasi vergessene 'Saints In Hell'. So gut das musikalisch am Schluss auch funktioniert, muss ich doch feststellen, dass das alles relativ vorhersehbar ist. Außer bei Faulkner, der abgeht wie ein kleiner Derwisch, ist mir das teils zu wenig Dynamik. Rob Halford wirkt in meinen Augen etwas angeschlagen und ausgelaugt, überzeugt aber trotzdem mit einer überraschend starken Stimme. Trotzdem habe ich Freude am Gig. Es ist gut, dass die Jungs nochmal touren, und für mich als Spätgeborenen eine einmalige Chance, gleich drei Metal-Dinosaurier auf einen Schlag live zu sehen. Und klar, bei den Schunkel-Klassikern von JUDAS PRIEST, wie 'You've Got Another Thing Comin' oder 'Turbo Lover', wippt auch mein Bein sofort mit - André geht neben mir sogar ziemlich steil, wenn 'Breaking The Law' angestimmt wird. Auch das tiefer gespielte 'Painkiller'-Geballer funktioniert prächtig. Ja, diese Band hat einfach wahnsinnig viele Hits aufgenommen, das ist schon beachtlich. Da kann auch mal schnell ein Überalbum wie "Firepower" weitestgehend in Vergessenheit geradet - nur 'Lightning Strikes' kann sich in der Setliste halten. Und was ist eigentlich aus dem "Angel Of Retribution"-Stoff geworden? Ganz klar: Auch mit einer komplett veränderten Setliste wäre das immer noch wunderbar geworden. Insgesamt machen die Priester jedenfalls einen sehr souveränen und soliden Job, doch emotional springt der Funke nicht ganz so stark zu mir über wie bei den beiden vorherigen Heroen-Truppen. Das ist aber auch schwer, nachdem sowohl URIAH HEEP als auch SAXON wirklich massiv abgeliefert haben.
Ich habe an allen drei Bands Freude. Aber bei JUDAS PRIEST wirkt es teils einfach etwas zu routiniert. Da ist einfach die Erwartungshaltung, gerade nach dem völlig überragenden aktuellen Album, eine andere. Aufgrund der Abfahrt der U-Bahn verpasse ich den Zugabenblock, beim oben erwähnten 'Painkiller' bin ich auf dem Weg nach draußen, die Kollegen können aber die letzten Lieder der Setliste bestätigen.
Insgesamt ein cooles Package mit rundum großartigen Songs, das so schnell nicht in Vergessenheit gerät!
Setliste JUDAS PRIEST: Panic Attack; You've Got Another Thing Comin'; Breakin The Law; Rapid Fire; Lightning Strikes; Love Bites; Saints In Hell; Crown Of Horns; Turbo Lover; Invincible Shield; Victim Of Changes; Metal Gods; The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown); Zugaben: Painkiller; Electric Eye; Hell Bent For Leather; Living After Midnight.
Fotocredit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Jonathan Walzer