V8WANKERS/PETER PAN SPEEDROCK - Frankfurt
05.04.2005 | 03:4724.03.2005, Batschkapp
Wer rastet der rostet! So erging´s zumindest mir und meinem Kumpel Jürgen Schmidt, der für die ganzen Fotos verantwortlich zeichnet, als wir schon ab kurz nach sieben uns die Beine in den Bauch gestanden haben.
Da BAD DOG BOOGIE aus mir nicht bekannten Gründen verhindert waren, bestiegen BAD MACHINE aus Finnland die Bretter, welche die Rock´n´Roll-Welt bedeuten. Vor noch nicht mal dreißig Leuten bot das Quartett in der Batschkapp ihren leicht an THE HELLACOPTERS angelehnten Sound zum Besten. Während der Sänger/Bassist und der Leadgitarrist positiv aus dem Rahmen fallen, wirkt der Rhythmus-Gitarrist so, als ob er gerade aus seinem Schönheitsschlaf gerissen wurde. Ab und zu musste auch der Gitarrist, der mit seinem verlodderten Bart und der Baseballcap auch bei den HELLACOPTERS zocken könnte, ans Mikro. Wenn dies der Fall war, dann war eine MOTÖRHEAD-Schlagseite unüberhörbar. Ansonsten wurde recht netter, aber relativ unspetakulärer Punk´n´Roll geboten. Das Publikum quittierte das Ganze mit Schweigen.
Nach dreißig Minuten Umbaupause war PETER PAN SPEEDROCK an der Reihe, die meiner Meinung nach die eigentlichen Headliner an die Wand spielten. Leider wurde das vom Publikum, das ausschließlich auf den Headliner, die V8WANKERS, fixiert war, nicht honoriert. Neben dem "Henry Rollins der Drums" konnten seine zwei übrigen Mitstreiter ebenfalls überzeugen. Vor allem der Gitarrist konnte gegen die Gitarrenwand der V8WANKERS ohne Frage anstinken. Was er allein gerissen hat war absolut Klasse! Während 'Resurrection' BAD MACHINE gewidmet wurde, die sich übrigens während des Gigs in die Menge begeben haben, was eine sehr nette Geste war, waren die übrigen Songs auch nicht von Pappe. Was mir sowohl bei BAD MACHINE als auch PETER PAN SPEEDROCK gefallen hat war, dass sie sich keinen Meter um die Publikumsreaktionen gekümmert haben. Sie haben straight ihren Stiefel runtergerockt, wovon sich manch etablierte Band ein paar Scheiben abschneiden kann. Während es bei 'Time To Get Down' eher sleazig abging, und 'Muchos Gracias Senorita' eine AC/DC-Schlagseite hatte, so wurden beim letzten Song 'Rock The City' "St. Anger"-Riffs aufgefahren. Das nenn ich abwechslungsreich! Einziges Problem an der Chose war, dass das Publikum damit wohl überfordert war oder es nicht für nötig befunden hat, es dementsprechend zu honorieren. Nach knapp fünfzig Minuten war Ende-Gelände!
Punkt 22.22 Uhr, also doppelte Fassenachtzeit, kamen die vermeintlichen "Headliner" zum Zuge. Obwohl (fast) alles von der mittlerweile zu zwei Dritteln gut gefüllten Batschkapp abgefeiert wurde, waren die V8WANKERS alles andere als aufeinander eingespielt. Zwar sollten drei Gitarristen über genügend Druck verfügen, leider war das "A Touch Too Much", wie es Bon Scott ausdrücken würde. Zu den eher dröhnenden Gitarren gesellte sich noch der Bassist, der alles andere als nüchtern war, und dementsprechend auf der viel zu klein geratenen Bühne rumtorkelte. Einzig und allein der Sänger war in guter Form, was aber keine gute Show ausmacht. Dem Publikum war´s egal, feierte es doch gut mit und ließ sich von der eher chaotischen Show (von "Bewegungsspielraum" konnte beim besten Willen nicht gesprochen werden) nicht die Partystimmung vermiesen. Erst ab dem dritten Song hatte sich die Band weitestgehend warmgespielt [warmgetrunken wurde ja vorher ;-)]. Während bei 'This One Is For You' der Band der Stinkefinger entgegenstreckt wurde (was ja auch seitens der Band beabsichtigt war), war ansonsten das "normale" Programm angesagt. Am unterhaltsamsten waren immer noch die Ansagen á la "Dieser Song ('Prollhead') ist für 94,9% aller Assis hier"! Nach besagtem 'This One Is For You' ging die Band von der Bühne, doch die Zugaberufe mussten nicht lange auf sich warten lassen. Nach 'We Are Wankers' und 'Rock´n`Roll Wankers' war dann auch endgültig Schluss! Um exakt 23.47 Uhr zogen die meisten Besucher von dannen oder rüber ins Elfer, wo noch eine Aftershowparty stattfinden sollte.
Schade eigentlich, denn das (komödiantische) Highlight des Abends, THE TRACEELORDS, die zwar spielerisch keinen Meter mit PETER PAN SPEEDROCK mithalten konnten, dafür aber jede Menge Lacher ernteten, haben die meisten verpasst. Scheinbar scheint jemand draußen Freibier verteilt zu haben, anders kann ich mir das zumindest nicht erklären, warum die ´Kapp nur noch zu gut einem Viertel gefüllt war. Das hat auch die Band vernommen, die bei den ersten drei Liedern aggressiv und angepisst ihren Set runtergerotzt haben. Besonders der Sänger und Gitarrist war nicht so gut bei Laune, was vor allem der Bassist, der ein kleines technisches Problem hatte, ausbaden musste ("Bist du fertig mit deinem Scheiss?"). Danach hat er jedoch einen Deal vorgeschlagen, den man unmöglich abschlagen konnte: "Wir spielen ein Lied, das euch gefällt, und eins von uns. Ist das ein Deal?" Und so wurden neben 'Siegfried & Roy' (O-Ton Sänger: "Weiße-Tiger-Hymne von Las Vegas!"), was nichts anderes als METALLICAs 'Seek And Destroy' darstellte, noch 'The Trooper' (IRON MAIDEN), 'Daddy Cool' (BONEY M), 'Rock You Like A Hurricane' und 'Holiday' (SCORPIONS) und noch eine Rockversion von POISONs 'Every Rose Has It´s Thorn' gezockt. Zwischendurch wurden noch eigene Titel gespielt, wovon mir nur 'Sex, Money, Rock´n´Roll' in Erinnerung geblieben ist. Das aber auch nur, weil der Sänger dies mit einem Singspielchen verbunden hat, das recht amüsant war. Zwischendurch sprang der Sänger sogar mit den Worten: "Wenn Frankfurt nicht zu mir kommt, komm ich zu Frankfurt!" ins Publikum. Begleitet wurde er dabei von einem Assistenten, der quasi als menschlicher Scheinwerfer seinen Hinterkopf die ganze Zeit über mit einer Taschenlampe angeleuchtet hat. Köstlich! MOTÖRHEADs 'Ace Of Spades' zu guter Letzt beendete ein kurzweiliges Konzert das bewiesen hat: Wer nicht über sich selbst lachen kann ist arm dran! Eine Stunde Entertainment á la SPINAL TAP vom Feinsten.
- Redakteur:
- Tolga Karabagli