Vader/Septic Flesh - Berlin

25.04.2008 | 16:03

21.04.2008, K17

Klassik ist ja so eine Sache. Auf Dauer für manche Metal-Fans etwas dröge, aber als Intro oder Hintergrund-Gemisch durchaus akzeptabel. An diesem Abend im Berliner K17 haben sich die meisten Band auf ganz unterschiedliche Art der klassischen Musik in ihrer Verschiedenheit angenommen. Und dennoch für einen Tourstart sowie einen Montagabend so viel Druck als möglich erzeugt - Überdruck.

Obwohl INACTIVE MESSIAH noch auf recht unterschiedliche Fanreaktionen stoßen: Die Griechen klingen für Fanohren, die sie nicht näher kennen, zunächst wie Franzosen, opulent und ein wenig wie Musik gewordene Dandys. Das allerdings ist keine negative Wertung, auch die offenbar schon verblichenen ANOREXIA NERVOSA hatten diesen Dreh raus. Und INACTIVE MESSIAH gehen mit ihrer abwechslungsreichen Mischung aus Gothic und Black Metal zwar etwas gemächlichere Wege - HOLLENTHON wäre ein Vergleich -, haben aber dennoch genug eigenständiges Potential, um das erste schwarz gemeinte Grinsen des Abends auszulösen.

Mehr Fanreaktionen erhalten allerdings DEVIAN um den Ex-MARDUK-Sänger Legion. Die Trennung von seiner alten Band hat das ewig junge Gesicht dieses Frontmanns offenbar unbeschadet weggesteckt. Denn immer noch gibt er auf der Bühne den hyperagilen Mikrofon-an-sich-Reißer, der er auch in früheren Zeiten war. Diesmal ist Legion allerdings ungeschminkt. Seine Bewegungen zu Songs wie 'Dressed In Blood' sind aber immer noch so ausladend wie aus der MARDUK-Ära bekannt. Und seine Stimme ist bis auf ein paar Unebenheiten immer noch kreischig, wenn auch manchmal etwas dünn - was aber auch am Tourauftakt gelegen haben kann. Nur die Hintergrund-Musik zu seinem Organ ist jetzt eine andere: melodischer, stärker auch im Death Metal verhaftet, aber dennoch sehr überzeugend in ihrer Kraft. Und dazu eben Legion, der sich in seiner Ekstase auch mal in den Schritt greift. Doch einer nachtgewandeten Schlange, so der letzte Song 'Nightwinged Serpent', lässt sich auch solch jugendlicher Übermut verzeihen.

SEPTIC FLESH setzen im Anschluss wieder deutlich mehr auf Klassik. Allerdings kommen die Streicher und sogar die Stimme der Sängerin nur aus der mitgebrachten CD. Das gibt dem an sich ziemlich coolen Auftritt leider eine etwas statische Note, weil auch die mitgebrachten Samples in extremer Lautstärke dargeboten werden und es so schaffen, die Songs zu dominieren. Die Fans vor der Bühne - vielleicht ein paar Handvoll - sind dennoch begeistert. Der Rest weniger. SEPTIC FLESH sind an diesem Abend die Band, die das Publikum spaltet. Dabei gleichen Songs wie 'Anubis' oder 'Lovecraft's Death' wirkliche Perlen in der griechischen Metal-Zunft, weil sie eben die typischen Eigenschaften des Helenen-Sounds in sich vereinen: Melancholie, Atmosphäre, aber auch abgehackte Breaks und viel Spannung.

Bei VADER sind sich dann die rund 250 Zuschauer im K17 aber wieder alle einig: Nach einem klassischen Intro brettern die Polen los. Sie verlassen sich auf genau das, was diese Band so groß gemacht hat, kurze, prägnante Songs mit krassen Gitarrenspielereien. Besonders gut lässt sich das im K17 kurz links an der Bühne erleben, weil dort die volle Breitseite von Rhythmus-Gitarrist Maurycy ankommt. Zwischen den relativ spartanischen Ansagen ist die Setlist ein Genuss für VADER-Fans: 'Silent Empire', 'Sothis', 'Wings', all solche Hits krachen ins Gebälk. Endlich rastet auch gut die Hälfte des Publikums aus, Montage sind ja sowieso immer ein wenig unglücklich für Konzerte. Schön ist, dass VADER wirklich einen Querschnitt ihres Schaffens spielen und so auch alte Klassiker der Marke 'Blood Of Kingu' oder 'Crucified Ones' zerstörerisch durch die Boxen rasen. Und so darf sich Frontmann Peter am Ende für all die guten Wünsche und das Gejubel bedanken. Für das an diesem Montag abziehende Publikum bleibt die schöne Erkenntnis, dass auch andere Fans an den nächsten Tagen dieser formidablen Tour wieder einmal erleben können, wie effektiv klassische Musik - und wenn nur als Intro - für extreme Metal-Musik geeignet ist.

Redakteur:
Henri Kramer

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