Vai, Steve - Köln
10.11.2005 | 21:2329.09.2005, E-Werk
Endlich ist er wieder im Lande! Nach dreijähriger Wartezeit ließ sich Gitarrengott STEVE VAI wieder einmal im alten Lande blicken. Mit seinem neuen Longplayer "Real Illusion: Reflections" im Gepäck und einer exquisiten Mannschaft am Start, gab der Meister in Köln seine Aufwartung. 2500 zahlende Gäste (fast ausverkauftes Haus) kamen, um ihm zu huldigen.
Aber zuvor kam erst einmal STEVE VAIs Freund ERIC SARDINAS mit seiner Band zu Wort, der ihn schon jahrelang als Support begleitet. Knüppelharter erdiger Bluesrock vom Feinsten. ERIC SARDINAS lebt und liebt den Blues, und das kann man merken. Gewappnet ist er mit einer silbernen Dobro, dazu ein Bottleneck. Heraus kommt eine Symbiose aus hartem Rock gekoppelt mit einer dreifachen Dosis Blues, dazu noch seine markante Stimme, die sowohl bei harten, als auch bei ruhigeren Passagen sehr angenehm klingt.
Dem Publikum gefiel es sehr gut. Während des fünfundvierzigminütigen Auftritts wurden alle Highlights seiner bisher drei erschienenen Lonplayer gespielt. Und nach diesem Konzert hat er bestimmt neue Freunde gefunden. Daumen hoch! Außerdem zeigte sich Eric wie immer betont fanfreundlich. Kurz nach dem Konzert erschien die komplette Band im Foyer, gab Autogramme und ließ sich fotografieren.
Nach einer 45-minütigen Umbaupause ging dann endlich das Licht aus, und nach einem Intro erschien dann der Meister höchstpersönlich im langen, wehenden Mantel und einer doppelhalsigen, silbrig gespiegelten Yamaha, um mit 'Glorious' von seinem neuesten Werk loszulegen. Das Konzert war in drei Teile aufgeteilt. Erster und letzter Teil waren elektronisch verstärkt, während der mittlere Teil unplugged gespielt wurde. Begleitet wurde Steve von seinen langjährigen Mitstreitern: Billy Sheehan (DER Bassgott schlechthin), Tony MacAlpine (git., keyb.), Dave Weiner (git.) und last but not least schließlich Jeremy Colson (dr.).
Im ersten Teil lieferten sich Steve und Billy regelrechte Duelle an Gitarre und Bass. Sie spielten unisono, Steve spielte auf Billys Bass und umgekehrt, obwohl beide Musiker ihre Instrumente umhatten, trieben sie sich gegenseitig in ungeahnte Höhen. Während seiner ganzen Soli wurde Steve von einem Ventilator angeblasen, so dass seine Haare wild durch die Gegend wirbelten. Das zusammen mit seiner unverwechselbaren Mimik machte das Ganze zu einem Augenschmaus. Jeder einzelne Musiker brillierte durch kurze Einlagen oder im gemeinsamen Zusammenspiel aller Gitarristen und des Bassisten, während letzterer ein Bass-Solo von sich gab, das im Publikum für herunter geklappte Kinnladen sorgte und Billy sich wirklich als der "Bassgott" bezeichnen kann.
Das letzte Stück des ersten Teils hörte mit einem Keyboardsolo von Tony MacAlpine auf, ein guter Übergang zum nun folgenden akustischen Teil, in dem es dann ruhiger und relaxter zuging. Zehn akustische Nummern wurden aus allen Veröffentlichungen Vais gespielt.Der Unplugged-Part endete mit einem tollen Schlagzeugsolo von Jeremy Colson. Und danach ging es wieder zu Sache...
Die Setlist ließ wirklich keine Wünsche offen. Alle wichtigen Stücke aus Vais Schaffen wurden gespielt. Aberwitzige Gitarrensoli wechselten sich mit verträumten Melodien ab, vertrackte Jazzimprovisationen (hier merkt man die Lehrjahre bei Frank Zappa) mit knallharten Metalriffs und einer Prise Blues dazu. Auch hier merkt man, dass dieser Mann seine Musik lebt und liebt. Mit 'I'm The Hell Outta Here' endete nach fast drei Stunden (!) das Konzert. Natürlich nicht ohne die lautstark vom Publikum geforderten Zugaben, wobei auch bei einem Stück natürlich wie immer noch einmal Eric Sardinas erschien und mitjammte. Mit dem Song 'For The Love Of God' endete dann dieses überragende Konzert, nicht ohne das Publikum noch einmal in höhere Spähren gebracht zu haben.
Was soll ich über dieses Konzert noch sagen: Wahnsinnig, einmalig, genial, die Superlative schlechthin. Wer nicht da war, hat was verpasst - und drum gehet hin, wenn der Meister wieder seine Aufwartung macht!
- Redakteur:
- Ulrich Bechstein