WITHIN TEMPTATION, ANNISOKAY und BLIND8 - München

27.10.2024 | 14:50

19.10.2024, Zenith

Auf der "Bleed Out"-Tour machen die Niederländer auch Station im Münchner Zenith.

Zu Beginn der Tour konnte die erst 2021 gegründete Modern-Metal-Band BLIND8 nicht mit von der Partie sein, da einige Bandmitglieder Visa-Probleme hatten. Umso begeisterter werden sie in München begrüßt. Im Hintergrund leuchtet auf der sonst dunkel und neblig gehaltenen Bühne ein riesiger QR-Code, der zu einer Fundraising-Website weiterleitet. Lediglich zwanzig Minuten Spielzeit hat die Band, die zwar guten, aber relativ generischen Modern Metal spielt - vielleicht geht viel von der Musik aber auch im akustischen Brei unter, der im Zenith vorherrscht. Wer in dieser Location nicht 1a-Soundtechniker hat, hat von Anfang an schon schlechte Karten, was die Akustik betrifft. Potenzial ist bei der Band auf jeden Fall da, mal sehen, wo sich das hinentwickelt. ALEX YARMAK, ein Solokünstler aus Kiew, der auch mit WITHIN TEMPTATION am Song 'A Fool's Parade' arbeitete, kommt für einige Songs als Gastsänger auf die Bühne.

 

Ähnlich dunkel gehalten bleibt es erstmal für den nächsten Act, bis auf zwei zusätzliche große LED-Displays - die Post-Hardrocker ANNISOKAY aus Halle an der Saale legen aber gleich mal eine Schippe drauf. Gitarrist Christoph wechselt öfter bei seinen Ansagen von Deutsch auf Englisch und zurück... ob er Bayern für Ausland hält? Scherz beiseite, der Musik allerdings macht das in Fankreisen als "Soundhölle" berüchtigte Zenith leider auch hier wieder einen Strich durch die Rechnung - in der großen Halle vermischen sich alle Elemente mehr oder weniger zu einem großen Soundbrei. Die Coverversion von LINKIN PARKs 'One Step Closer' ("spielen wir doch mal, was wirklich jeder kennt") wird dennoch mit ohrenbetäubendem Jubel gefeiert, fast schon mehr als bei ANNISOKAYs eigenen Songs. Sharon beehrt die Musiker mit einem Gastauftritt zu 'Like A Parasite'. Nach einer halben Stunde ist auch das Set schon wieder vorbei.

 

Die Bühne präsentiert sich nach der Umbauphase wie verwandelt - wo vorher ein schwarzer Vorhang die Sicht verdeckte, ist nun ein in Rot und Schwarz gehaltenes Bühnenbild zu sehen, von mehreren Säulen eingerahmt große Videowände, Kronleuchter von der Decke. Man findet sich nicht mehr in einer Industriehalle wieder, sondern wähnt sich in einem antiken Tempel. Passend zur Musik des Symphonic-Metal-Titans WITHIN TEMPTATION, welcher den Abend mit 'We Go To War' eröffnet. Sharons Stimme klingt stark wie eh und je, auch bei Songs wie 'Stand My Ground', 'Angels', 'The Promise' oder 'Mother Earth' aus ihren Anfangstagen. Christoph Wieczorek von ANNISOKAY macht zu 'Shed My Skin' einen Gegenbesuch. Dass aber auch in der Musik nicht immer nur alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und manchmal ein ungeschönter Blick auf die hässliche geopolitische Welt da draußen vonnöten sein kann, zeigt WITHIN TEMPTATION auch an diesem Abend. Statt 'Raise Your Banner', bei dem Sharon normalerweise eine Ukraineflagge hochhält, steht dieses Mal 'A Fool's Parade' auf der Setliste - zusammen mit Gastmusiker ALEX YARMAK, der im Anschluss an Spenden zur Fundraising-Kampagne Dronefall aufruft, die sich der Finanzierung zur Abwehr von russischen Angriffsdrohnen verschrieben hat. Überhaupt macht WITHIN TEMPTATION recht untypisch für das Genre schon seit langem keinen Hehl aus der politischen Einstellung der Band und ihrer Haltung in Bezug auf den Ukrainekrieg sowie gegenüber homo- und transphobischen Einstellungen, was die Band natürlich auch einige Fans und Follower in den sozialen Medien gekostet hat. Zurück zum Konzert an sich: Beim Headliner ist der Sound im Zenith heute sogar ziemlich annehmbar, der Mix aus Instrumenten und Gesang passt. Nach der eher ernsten Episode geht es dann wieder über zum Feiermodus mit 'Supernova', 'Angels', 'Paradise (What About Us?)' - leider war Duettpartnerin Tarja Turunen diesmal nicht mit dabei - und 'Faster'. Der Zugabenblock wird mit 'Our Solemn Hour' feierlich eingeläutet, mit 'All I Need' und 'Mother Earth' findet der Konzertabend dann nach über drei Stunden ein würdiges Ende.

 

Bilder & Text: Michael Vogt

Redakteur:
Michael Vogt

Login

Neu registrieren