Wacken Open Air 2002 - Wacken
16.08.2002 | 14:1901.08.2002,
NACHBETRACHTUNG
Musik:
Die Auswahl der Bands war auch in diesem Jahr wieder sehr gelungen. Es waren die verschiedensten Stilrichtungen vertreten und daher sollte eigentlich für jeden etwas dabeigewesen sein. Außerdem sind viele der Bands schon lange vorher bekannt, so dass hier eigentlich keine Kritik geübt werden kann.
Anders sieht es da schon bei der zeitlichen Abfolge der Bands aus: Es kann nämlich nicht sein, dass die Running Order ständig wechselt und Bands teilweise 4-5 Mal verschoben werden. Natürlich kann es mal zu einer Verschiebung kommen, gar keine Frage, aber dann muss das auch entsprechend bekanntgegeben werden. Der Rock Hard-Stand und der Info-Point als einzige Informationsquelle ist da etwas zu wenig. Und Leute, die noch gar nicht auf dem Festivalgelände sind, bekommen auf den Zeltplätzen absolut gar nichts mit. Deshalb sollten sowohl auf dem Festivalgelände als auch auf den Zeltplätzen an sämtlichen zentralen Punkten (Eingang, Essen- und Getränkestände, Toiletten,...) aktuelle Pläne ausgehängt werden.
Und das ist ja auch nicht nur ein Problem für die Festivalbesucher, sondern auch für die Bands, da sie durch Zeitverschiebungen zum Teil ihre Fans gar nicht erreichen (z.B. CANDLEMASS) oder vor Anhängern ganz anderer Stilrichtungen spielen müssen. Außerdem sollte der Umgang mit den Bands durchaus noch verbessert werden, denn dass man einer Band (HAGGARD) einfach nach 20 Minuten den Strom abdreht, ist einfach inakzeptabel.
Darüber hinaus sollte man die Platzierung der Bühnen nochmals überdenken, denn gerade die Bands auf der Party-Stage wurden viel zu oft von einer gleichzeitig auf der Black-Stage spielenden Band übertönt. Das ist weder für die Bands noch für die Fans ein Vergnügen!
Security:
Im Großen und Ganzen hat das Security-Personal einen recht guten Job gemacht. Der Großteil hat sich den Festivalbesuchern und insbesondere den Stage-Divern gegenüber korrekt verhalten und dadurch für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Allerdings gibt es auch hier einige Kritikpunkte:
Die Eingangskontrollen wurden beispielsweise nicht in dem Maße durchgeführt, wie es sich eigentlich gehört. Es kann schließlich nicht sein, dass die Festivalbesucher nur stichprobenartig durchsucht und abgetastet werden und teilweise einfach nur durchgewunken werden. Denn wenn die Eingangskontrollen nicht gewissenhaft gemacht werden, dann kann man sie auch gleich lassen. Natürlich ist das auch ein Problem der Masse an Leuten, aber das ist ja anhand des Vorverkaufs durchaus kalkulierbar. Wenn ich mit vielen Besuchern rechnen kann, dann muss ich eben auch entsprechend das Security-Personal aufstocken.
Aber nicht nur auf dem Festivalgelände wurde auf die Sicherheit nicht genügend Wert gelegt, sondern auch auf den Zeltplätzen schien das Security-Personal nicht in ausreichender Menge vorhanden zu sein. Zumindest habe ich von verschiedenen Leuten gehört, die sich nicht ausreichend sicher gefühlt haben.
Und das, was das Security-Personal dann nach den HAGGARD- bzw. ONKEL TOM-Gigs abgezogen hat, ist sowieso indiskutabel. Es kann einfach nicht sein, dass das Personal gegenüber den Besuchern handgreiflich wird und sie vom Gelände prügelt und die Polizei zum Schutz der Fans eingreifen muss. Das Security-Personal sollte eigentlich für die Sicherheit (security = Sicherheit) der Festivalbesucher sorgen und nicht eben diese gefährden!
Essen und Trinken:
Die Preise für Essen und Trinken waren etwas übertrieben, denn 3 EUR für 0,4 l Bier bzw. ein lauwarmes Pizzastückchen kann man nicht wirklich als günstig ansehen. Von den anderen Ständen, die ja auch noch ihre Standgebühren kompensieren müssen, wollen wir erst gar nicht reden.
Toiletten:
Die sanitären Anlagen waren schon immer ein Problem und werden es wohl auch immer sein. Auf einigen Zeltplätzen schien es dieses Mal ja ganz gut funktioniert zu haben, da sowohl Dixis als auch Toilettenwagen in ausreichender Menge vorhanden waren. Komischerweise gab es aber auch Zeltplätze, wo keine einzige Toilette zu finden war.
Und wenn man von Wartezeiten von bis zu einer Stunde hört, dann ist das sicherlich auch ein Zeichen, dass man wohl mit den Toiletten etwas schlecht kalkuliert hat.
Dass die Dixis regelmäßig geleert werden müssen, und zwar nicht nur einmal am Tag, sollte eigentlich bekannt sein, aber noch schlimmer war es häufig um die Sauberkeit der Toilettenwagen bestellt, die wohlgemerkt kostenpflichtig waren. Wenn man schon pro Toilettenbesuch 50 Cent bezahlen muss, dann kann man wohl erwarten, dass man dann wenigstens eine saubere Toilette vorfindet.
Auch dieser Preis von 50 Cent ist schlichtweg überzogen. Ein Mann kann damit sicherlich noch leben, da er sich zum Pinkeln einfach irgendwo hinstellt, aber für Frauen kann das schnell ziemlich teuer werden. Aber nachdem es gerade für Frauen kaum Alternativen gibt, haben sie ja gar keine andere Wahl als jedesmal zu bezahlen. (Welche Frau lässt sich schon gerne beim Pinkeln zugucken?)
Und auch auf dem Festivalgelände waren die Toiletten (natürlich!) nicht im ausreichenden Umfang vorhanden - für Männer nicht, und für Frauen erst recht nicht.
Eigentlich sollte das Ziel sein, dass man möglichst alle Leute dazu bringt, die zur Verfügung gestellten Toiletten zu benutzen. Doch mit der hier eingeschlagenen Strategie wird das sicherlich nicht gelingen...
Duschen:
Bei den Duschen sah die Situation auch nicht besser aus. Zum einen war der Preis von 2,50 EUR ziemlich hoch, und zum anderen wurde dafür zu wenig geboten. Wenn man schon so viel Geld bezahlt, dann kann zumindest erwarten, dass es warmes (!) Wasser gibt und dass die Duschen auch einigermaßen sauber sind. (Und wenn die Duschen dann mal gereinigt werden, dann sollte das Putzpersonal auch das entsprechende Geschlecht haben - Männer, die Damenduschen reinigen, sind nicht so angebracht.)
Sicherlich kann man darüber streiten, ob Duschen auf einem Festival sein muss oder nicht, aber wenn so ein Service (für teures Geld wohlgemerkt) schon angeboten wird, dann muss dafür auch Qualität geboten werden.
Wetter:
Es ist natürlich klar, dass das Wetter bei einem Open Air-Festival immer eine unsichere Komponente ist, aber dennoch sollte man als Veranstalter für alles gewappnet sein. Und da die Wetteraussichten für das Wacken-Wochenende schon Tage zuvor sehr pessimistisch waren, hätte man sich durchaus etwas besser darauf einstellen können.
Dass die Veranstalter am Freitag doch noch auf den Regen und den entsprechenden Schlamm reagiert haben und riesige Mengen an Stroh aufgetrieben haben, die das Festival im Endeffekt gerettet haben, soll nicht verschwiegen werden. Diese Aktion war ausgesprochen gut, aber auch dringend notwendig!
Veranstalter:
Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Veranstalter für das nächste Jahr die angeführten Kritikpunkte endlich mal zu Herzen nehmen (die Probleme sind ja nicht wirklich neu!). Denn wenn sie nicht aus ihren Fehlern lernen oder auch nicht lernen wollen, dann stellt sich die Frage, wo das mit dem Wacken Open Air noch hinführt...
P.S.:
Auch wenn diese Nachbetrachtung ziemlich kritisch ausgefallen ist, so hatten wir doch trotz allem eine ziemlich gute Zeit in Wacken...
Im Names der gesamten Powermetal.de-Wacken-Crew,
- Redakteur:
- Martin Schaich