Wacken Open Air 2002 - Wacken

16.08.2002 | 14:19

01.08.2002,

FREITAG - Black-Stage


VOMITORY

Die Elchtöter aus Schweden mit Namen VOMITORY durften ihren Zerstörungstrip bereits ganz zeitig am Freitag unternehmen. Den Weckruf schienen viele vernommen zu haben, weshalb der Einlass nur sehr schleppend voranging. Aber wer dann vor der Bühne angekommen war, wusste urplötzlich, wo der sprichwörtliche Hammer hängt. Nicht nur mir wurde buchstäblich der Schlaf aus den Knochen gepustet. Spätestens beim Schlussdoppel "Revelation Nausea" und "Raped In Their Own Blood" (Titeltrack des 1996er-Debüts) war dann auch der Letzte hellwach. Auffällig waren zum einen der gute Sound und zum anderen, dass die Band nach ihrem Auftritt noch ziemlich lautstark mit Sprechchören gefeiert wurde. Ja, solch eine Band braucht man einfach zu so früher Stunde, um in einer einem Metalfestival angemessenen Weise munter zu werden.
[Stephan]


NECROPHOBIC

Es gab kaum eine Band in Wacken, auf die ich mich so gefreut habe wie NECROPHOBIC. Endlich wollte ich die schwedischen Black / Death-Legenden mal live erleben, die bisherigen vier Alben waren schließlich jedesmal verdammt gut. Und dann stehe ich um zwanzig nach elf am Eingang...und warte...und warte...ich höre DOMINE spielen...ich höre das Ende ihres Gigs...ich höre, wie NECROPHOBIC anfangen... Um es kurz zu machen: Die letzten beiden Songs konnte ich noch miterleben, ansonsten habe ich auf den Einlass gewartet. Es fällt mir natürlich schwer, daraus ein Fazit zu ziehen, vor allem habe ich Kracher wie "Frozen Empire", "Into Armageddon" und meinen heimlichen NECROPHOBIC-Fave "Nailing The Holy One" nur gehört und nicht gesehen, aber was ich noch gesehen und gehört habe, nämlich "Mourning Soul" und "The Nocturnal Silence", war wirklich gut. Der Sound ging in Ordnung, die Band zeigte sich engagiert und die Songs sind eh über jeden Zweifel erhaben. Das zeigten auch die guten Reaktionen der Fans, vor der Bühne war es nämlich schon ziemlich voll. Trotz der widrigen Begleitumstände eine klasse Show.
[Herbert]


DEBRIS INC.

DEBRIS INC., wer ist das denn??? Nun, es war die Rückkehr einer Doom-Legende. Nach sieben Jahren hat sich Dave Chandler, der ehemalige Gitarrist von ST. VITUS, dazu entschlossen, endlich wieder Musik zu machen. Unterstützt wird er dabei von einem weiteren erfahrenen Doom-Recken, Ron Holzner (ex-TROUBLE) am Schlagzeug. Und was die beiden, zusammen mit einem Basser, boten, war wahrlich keine schlechte Kost. (Ron Holzner ist gerade dieser Bassist, Drummer Barry Stern hat aber ebenfalls auf zwei TROUBLE-Scheiben mitgewirkt und war ansonsten mit seiner Band ZEOTROPE halbwegs bekannt - Martin) Das fette Power-Drumming von Hobby-Animateur Ron Holzner (s.o. - Martin) (er feuerte pausenlos die Menge an und kam zweimal an den Bühnenrand) bot das perfekte Fundament für die monströsen Dave Chandler-Doom-Riffs. Da fiel es auch kaum ins Gewicht, dass Herr Chandler gesangstechnisch nur gut war, der Kraft dieses Power Dooms und Songs wie "Pain", "Nightmare" oder "Feel Like Shit" konnte man sich nur schwer entziehen. Highlight des Sets waren aber nicht die neuen Stücke, sondern der alte ST. VITUS-Klassiker "Born Too Late", der von den ersten Reihen gefeiert wurde. Auch wenn es dahinter merklich ruhiger war, eine gute Show einer Doom-Band mit Zukunft war es trotzdem und immerhin ein Trost für die ausbleibenden TROUBLE- oder ST. VITUS-Reunions.
[Herbert]


DYING FETUS

Freitag war ein Tag der Kontraste: Erst der doomige Auftritt von DEBRIS INC., dann der knallharte Ami-Death Metal von DYING FETUS. Allerdings verzichteten DYING FETUS auf Blastbeats en masse, sondern setzten hauptsächlich auf groovige oder treibende Parts, versehen mit messerscharfen Riffs und veredelt vom Gekreische des Sängers und Gegrunze des Gitarristen. Eine tödliche Mischung, die den Maniacs vor der Bühne verdammt viel Spass machte, der Pit war jedenfalls ziemlich beachtlich. Dazu kam noch der gute Sound, sympathische Ansagen der SAVATAGE-Fans, ein gutes Stage-Acting und natürlich Killersongs wie "Grotesque Impalement", "Skullfuck" oder "Kill Your Mother / Rape Your Dog". Daneben gab es dann noch einen neuen Song zu hören, der sich aber nicht großartig vom restlichen Gemetzel unterschied. Da die Jungs auch technisch verdammt gut spielten, bleibt als Fazit nur: Super Gig! Definitiv eine Band, die man im Auge behalten muss.
[Herbert]


BORKNAGAR

Eigentlich kann man über den BORKNAGAR-Auftritt nichts Schlechtes schreiben. Vor der Bühne wartete eine ansehnliche Menschenmenge auf die Band, die sich auch dementsprechend engagiert zeigte, mit gutem Stage-Acting überzeugte und häufig die Matten kreisen ließ. Und wer Songs wie "Dawn Of The End", "The Ruins Of Future", "Gods Of My World" oder "Oceans Rise" mit ihrer gelungenen Mischung aus black-metallischer Raserei, treibenden Riffs und hymnischen Passagen, gekrönt vom wirklich guten, klaren Gesang, in der Hinterhand hat, bei dem sollte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder? Eigentlich nicht, aber das nützt alles nichts, wenn der Sound nicht mitspielt. Von Anfang an waren die Gitarren viel zu leise und undifferenziert, während das Keyboard viel zu laut war und damit den Songs viel von ihrer Klasse nahm. Leider war während des gesamten Gigs keine Besserung auszumachen, so dass der BORKNAGAR-Gig leider nur als ganz nett zu bewerten ist. Ich bin sicher, die Band kann mehr, dazu muss dann aber auch der Sound stimmen.
[Herbert]


DESTRUCTION

Bei DESTRUCTION fiel es (mir) zum ersten Mal sehr positiv auf, dass vor der Bühne Stroh ausgestreut war (im Gegensatz noch zu ROSE TATTOO einen Abend vorher, als das Unwetter ja gerade in vollem Gange war). Vor allem deshalb, weil es dadurch deutlich weniger gefährlich ist (ich erinnere nur an Roskilde), aber auch, weil der Spaßfaktor um einiges erhöht wird. Wer die Strohballen munter durch die Luft fliegen sah, der weiß, was ich meine. In Sachen Spaßfaktor allerdings sind DESTRUCTION nicht unbedingt am oberen Limit angekommen. Irgendwie sind die Auftritte immer dasselbe (vielleicht hab ich die Band auch einfach nur zu oft in den letzten zwei Jahren gesehen), das wirkt doch alles sehr routiniert. Auch die Songauswahl bot da kaum Überraschungen. Los ging es mit dem Tripel "Curse The Gods", "Nailed To The Cross" (von der "Antichrist") und "Eternal Ban". Weitere Songs von der aktuellen Scheibe waren "Bullets From Hell" und "Thrash Till Death", an älteren Sachen gab es z.B. "Machinery Of Lies", "Life Without Sense", ein Medley (das u.a. den alten und den neuen "Butcher" enthielt) und "Invincible Force". Schön anzuschauen war auch noch das Feuerwerk bei "Tears Of Blood". Für das nächste Jahr kündigte Schmier übrigens eine Live-DVD + Video an. Da auf diesem Teil auch ein Großteil des Wacken-Konzerts vertreten sein soll, war es natürlich um so ärgerlicher, dass beim letzten Song "Bestial Invasion" eine Panne passierte, für die die Band nun überhaupt nichts konnte, da nämlich plötzlich auf der ganzen Bühne ein Stromausfall herrschte. Im zweiten Versuch brachte man den Song dann aber doch noch komplett über die Runden. Was mir diesmal gut gefallen hat, war die Tatsache, dass sich Schmier sehr selten zu langatmigen Ansagen hinreißen ließ (das hat er ja in der Vergangenheit doch schon das eine oder andere Mal etwas übertrieben), sondern stattdessen oft ein Song direkt in den nächsten überging. Aber ansonsten halt alles wie gehabt.
[Stephan]


CHILDREN OF BODOM

Die Jungs um Alexi Laiho sind eine immer gern gesehene Festival-Band. Zwar hat der CHILDREN OF BODOM-Stern nach dem "Hatebreeder"-Abklatsch "Follow The Reaper" ein wenig an Glanz verloren, doch die Finnen machten das Beste daraus und verzichteten darauf, ihren Gig mit übermäßig vielen Songs des aktuellen Longplayers zu bestücken. Dem inzwischen ordentlich alkoholisierten Wacken-Publikum wurden hauptsächlich Songs der "Hatebreeder"- und "Something Wild"-Ära kredenzt. Alexi Laiho zeigte sich von den Reaktionen der Fans sehr überrascht und bezeichnete das Publikum mehrfach als das beste, vor dem er je gespielt hat (und angesichts des andauernden frenetischen Abfeierns ist man auch fast geneigt, dem guten Alexi dies zu glauben ;-)). Die Band befand sich in spielerischer Höchstform und schaukelte sich, durch das euphorische Auditorium bedingt, zu immer höheren Leistungen auf. Höhepunkt des Auftrittes war neben den Bandklassikern "Silent Night, Bodom Night" und "Deadnight Warrior" das in übermenschlich hoher Geschwindigkeit gespielte "Towards Dead End". Abgerundet wurde die Chose durch einen knackigen Sound, der den Melodic Death erster Güte in angemessenem Rahmen präsentierte. Den einzigen Wermutstropfen einer insgesamt gesehen genialen Show war die Präsentation eines neuen Songs vom kommenden Album, der leider nahtlos am schwachen "Follow The Reaper"-Niveau anknüpfte. Dennoch dürfen sich CHILDREN OF BODOM dick und fett den Stempel aufdrücken, eine der geilsten und mitreißendsten Live-Bands zu sein. Daumen hoch für den Fünfer, der uns hoffentlich in Zukunft nicht nur durch exzellte Live-Shows, sondern auch durch qualitativ gute Studioalben begeistern wird.
[Christian]


Redakteur:
Martin Schaich

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