Wacken Open Air 2004 - Wacken

20.09.2004 | 14:11

05.08.2004,

FREITAG, 06.08.2004

TRUE METAL STAGE

PARAGON
PARAGON hatten in Wacken ja quasi ein Heimspiel und das zeigte sich auch an der nicht zu unterschätzenden Menge, die sich in der Mittagssonne vor der Bühne eingefunden hatte. Die Band wirkte sichtlich motiviert, teilweise sogar ein wenig übermotiviert, wie die etwas übertrieben klischeehaften Ansagen von Frontmann Andreas Babuschkin verdeutlichten. Doch sei's drum, rein musikalisch haben PARAGON auch an diesem Freitag nichts anbrennen lassen und genau so hatte ich die Jungs auch noch vom letzten Gig im Vorprogramm von VIRGIN STEELE bzw. von den letzten beiden Hammer-Scheiben "The Dark Legacy" und "Law Of The Blade" in Erinnerung. Folgerichtig konzentrierten sich die Hamburger auch größtenteils auf Material dieser beiden Silberlinge, von denen besonders `Palace Of Sin´, `Law Of The Blade´ und `Armies Of The Tyrant´ mächtig abräumten. Die Saitenfraktion spielte dabei ihre jahrelange Erfahrung aus, wechselte stetig die Position und steuerte immer wieder einige verdammt fette Backing-Vocals hinzu. Wäre der Gitarrensound ähnlich fett gewesen wie die Vocals, dann wäre der Auftritt sogar perfekt gewesen; so blieb ein (geringer) fader Beingeschmack, der jedoch von der starken Setlist (siehe unten) fast komplett beseitigt werden konnte.

The Legacy
Palace Of Sin
Breaking Glass
Law Of The Blade
Across The Wastelands
Green Hell
Armies Of The Tyrant
Thunderstorm
(Björn Backes)

WEINHOLD
Vor genau einem Jahr feierte Jutta Weinhold so etwas wie die Rückkehr in die Heavy-Metal-Szene, als sie beim Auftritt von METALIUM für zwei Songs die Position hinterm Mikro übernahm – und dabei komplett enttäuschte. Und nachdem die gute Dame mit der kürzlich erschienen Debütscheibe ihrer neuen Truppe WEINHOLD ihren Ruf schon so gut wie vollständig demontiert hatte, folgte beim diesjährigen Auftritt die endgültige Pleite. Musikalisch konnte die Live-Darbietung nämlich keinesfalls über das schwache Songmaterial hinwegtäuschen und lediglich `Rock Of Metal´ sorgte zwischendurch für kurzzeitige Erleichterung. Der Rest klang einfach dermaßen schlecht, dass Frau Wienhold sich nicht hätte wundern müssen, wenn plötzlich das gesamte Gelände leer gestanden hätte. Was die gute Dame sich nämlich hier zusammenkrächzte, spottete jeglicher Beschreibung und als dann endlich, endlich nach einer knappen Stunde der nicht minder enttäuschende `Black Bone Song´ ertönte, atmeten ca. 10.000 Banger befreit auf. Denn es war nicht nur die musikalische Darbietung, die für Kopfschmerzen sorgte, sondern vor allem das selten dumme Gelaber, welches zwischen den einzelnen Songs aus dem Mund der Sängerin kam. Da hätte man meinen sollen, WEINHOLD hätten ihre Anhängerschaft, sofern es so eine überhaupt gibt, für Kleinkinder gehalten, die man mit irgendwelchen Stuss-Aussagen über Spirit und Hexenvertreibung noch Angst hätte einjagen können. Sorry, aber ich habe selten so einen Schwachsinn gehört, und soweit ich mich erinnern kann, ist mir das Ansehen eines Live-Konzertes noch nie so schwer gefallen wie dieser Gig von WEINHOLD.
(Björn Backes)

BRAINSTORM
In letzter Zeit ist mein Interesse am Power Metal etwas erlahmt und demnach auch das Interesse an BRAINSTORM. Nach dem Auftritt allerdings war mir wieder einmal bewusst geworden, wie sehr die Band doch rockt. Gut, der knallharte Power Metal amerikanischer Prägung ist immer wieder ein Erlebnis, schließlich sind Lieder wie 'Hollow Hideaway', 'Under Lights' oder 'Blind Suffering' echte Kracher, die ich immer wieder gerne höre. Was BRAINSTORM aber aus der Masse abhebt, ist Sänger Andy B. Franck. Zum einen hat der Mann eine wirklich gute Stimme, zum anderen gibt es wohl kaum einen anderen so sympatischen Frontmann. Trotz der Tatsache, dass die Schwaben abgefeiert wurden ohne Ende, bedankte sich Andy mehrmals fast schon fassungslos beim Publikum für die guten Resonanzen. Die waren aber auch verdient, denn trotz des schlechter werdenden Sounds waren BRAINSTORM mit ihrer Bang-Armada mal wieder verdammt gut. Als Zugabe gab es dann noch die Coverversion von 'Amarillo', die einen guten Schlusspunkt unter diesen wirklich guten Gig setzte. War gut, ist gut, bleibt gut!
(Herbert Chwalek)

GRAVE DIGGER
Beim letzten Mal, als GRAVE DIGGER in Wacken spielten, räumte die Truppe um Szene-Urgestein Chris Boltendahl ordentlich ab und verwendete diese Aufnahmen dann auch für eine Live-CD/DVD. Drei Jahre später kehrten die Grabschaufler nun an alte Wirkungsstätte zurück und im Vergleich zu 2001 hätten die Bilder kaum ähnlicher sein können. Bis weit hinter den Boxenturm standen die Leute gedrängt, um dem traditionellen Heavy Metal des Quartetts zu lauschen und gleichzeitig ordentlich mitzusingen. Und dafür gab es auch sehr viele Gelegenheiten, wie zum Beispiel den eröffnenden Titelsong des aktuellen Albums "Rheingold" sowie `The Dark Of The Sun´ von "Tunes Of War". Und auch wenn eine GRAVE DIGGER-Show mittlerweile sehr vorhersehbar ist und man kaum noch großartige Überraschungen erwarten darf, so fand sich mit `The Grave Dancer´ ("Heart Of Darkness") ein unerwartetes Stück in der Setlist, das ich von GRAVE DIGGER líve noch nie gehört habe. Ansonsten gab es natürlich das standesgemäße Programm, welches ein deutliches Übergewicht zugunsten des "Excalibur"-Albums hatte, von dem man insgesamt drei Tracks spielte. Weitere Standards waren `Knights Of The Cross´, `Scotland United´ und (natürlich) das lauthals mitgesungene `Rebellion´, welches dann das obligatorische Finale mit dem Schlussspurt in `Heavy Metal Breakdown´ einleitete.
Was bleibt also noch zu sagen, außer dass GRAVE DIGGER den Fans genau das geboten haben, was diese von ihnen erwartet hatten und diese sich auf ihre Art mit tosendem Beifall und "Zugabe"-Rufen für diesen Gig bedankten. Ich persönlich danke auch, nämlich für die Rückkehr von `The Battle Of Bannockburn´ in die Setlist. Danke schön!

Rheingold
The Grave Dancer
The Dark Of The Sun
Excalibur
The Battle Of Bannockburn
Son Of Evil
Morgane Le Fey
Knights Of The Cross
The Round Table
Scotland United
The Grave Digger
Rebellion
Valhalla
Heavy Metal Breakdown
(Björn Backes)

DIO
Tja, was soll man zu DIO noch großartig schreiben? Wenn jemand Metal- und Rockgeschichte geschrieben hat, dann der (Achtung, Klischee!) kleine Mann mit der großen Stimme. Und genau das gab es in Wacken auch zu hören: einen Streifzug durch die Geschichte des Ronnie James Dio. Vor dem "Holy Diver"-Backdrop gaben Ronnie und seine kompetente Backingband alles und zogen die Zuschauer unweigerlich in ihren Bann. 'Sign Of The Southern Cross', 'Don't Talk To Strangers' und 'Rainbow In The Dark' waren da nur ein guter Einstieg, spätestens ab 'Man On A Silver Mountain' hatten DIO endgültig gewonnen und begaben sich auf ihren Triumphzug. 'Long Live Rock 'n' Roll', 'Gates Of Babylon' und der Abschlussdoppelpack 'Heaven And Hell' und 'Holy Diver' begeisterten nicht nur mich, sondern auch den Rest der zahlreich anwesenden Zuschauer. Klar, dass da noch eine Zugabe her musste, 'We Rock' sorgte noch einmal für Stimmung. Auch aufgrund des enormen Charismas von Ronnie James Dio selber sowie der wirklich genialen Songauswahl ein mehr als geiler Gig, definitiv ein Highlight des diesjährigen Open-Airs. Die Verleihung des Lifetime Achievement Awards durch die Veranstalter an Dio selber war da eine nette Dreinagbe, allerdings nervte spätestens nach einer Minute das dumme Gelaber von Preisübergeber Joey DeMaio, Motto: "Was andere in zwei Sätzen sagen, sage ich in zwanzig". Aber nichtsdestotrotz eine wirklich coole und absolut verdiente Geste!
(Herbert Chwalek)

DORO/WARLOCK
Hm, DORO und Orchester? Kann das gut gehen? Nun, der diesjährige Wacken-Auftritt ließ da kein endgültiges Urteil zu, weil sich die beliebte Sängerin nur teilweise bei eigenen Nummern von den klassischen Musikern unterstützen ließ.
Aber beginnen wir von vorne: Der Vorhang ist zu, Tausende Fans warten ungeduldig auf den Anfang des Konzerts und plötzlich legt das Ensemble mit der Melodie von `Fear Of The Dark´ los. Doch dachten die meisten, es würde sich hier nur um ein kurzes Intro handeln, wurden sie schon schnell getäuscht, denn auf einmal stand ex-MAIDEN-Frontmann Blaze Bailey auf der Bühne und sang die Nummer mit der erwarteten Unterstützung von 30.000 Metalheads. Von den obligatorischen Oh-Oh-Parts über die lautstarken Shouts bis hin zum zwischendurch eingeworfenen Klatschen war hier alles dabei und man fühlte sich streckenweise an die "Live In Rio"-DVD erinnert und das, obwohl die eigentlichen Protagonisten gar nicht auf der Bühne standen.

Dann kam endlich DORO auf die Bühne und gab einige ihrer eigenen Songs mit Orchesterunterstützung zum Besten, bis Blaze dann ein zweites Mal auf der Bildfläche erschien. Auf dem Bildschirm zwischen den beiden Bühnen wurden die Partituren der Musiker gezeigt und man konnte den nächsten Titel bereits ablesen. Bevor Mr. Bailey also mit `The Trooper´ seinen MAIDEN-Lieblingssong ankündigen durfte, brach erneut sehr lauter Jubel los und beinahe jeder einzelne Anwesende sang diesen Gassenhauer mit, dem schließlich mit `Man On The Edge´ eine weitere Jungfrauen-Komposition folgte, bei der aber endgültig klar wurde, warum Blaze nicht mehr bei IRON MAIDEN ist. Zum einen verhaspelte er sich bei der zweiten Strophe und zum anderen zeigte er besonders in den höheren Regionen einige erhebliche Schwächen. Den Fans war's scheißegal, sie feierten die Band und das Orchster weiter ab, begrüßten Chris Caffery von SAVATAGE als nächsten Gaststar bei `Für immer´ und hießen auch die neue Single `Let Love Rain On Me´ herzlich willkommen.

Bei `Breaking The Law´ war eigentlich Udo Dirkschneider als Gastsänger eingeplant, jedoch konnte dieser nicht anwesend sein und so sang DORO diesen Song zunächst in einer ganz ruhigen und sehr gewöhnungsbedürftigen Version, startete aber anschließend noch mal von vorne und rockte ordentlich ab.
Beim Finale `All We Are´ (was auch sonst?) waren dann noch einmal alle Akteure auf der Bühne und begleiteten DORO, die das Publikum wiederum mit minutenlangen Mitsingspielchen auf Trab hielt. Überzeugende Vorstellung der kleinen Frontdame, wenngleich die Kollaboration mit dem Orchester dafür weniger ausschlaggebend war als die Tatsache, dass sie sich mit der Darbietung einzelner Metalklassiker hier gehörigen Vorteil verschafft hat. Aber gut, für diesen Abend ging das vollständig in Ordnung.

Fast 15 Minuten Umbaupause sorgten für Unruhe im Publikum, einige glaubten sogar, die Show wäre komplett vorbei, doch als WARLOCK dann auf die Bühne stiegen, war die Menge sofort wieder dabei, auch wenn die Reaktionen etwas zurückhaltender ausfielen und erst zum Ende hin bei altbekannten Classics wie `Burning The Witches´ und `True As Steel´ wieder besser wurden. Wie schon auf dem DORO-Jubiläumskonzert präsentierte sich die Band in bester Verfassung und harmonierte fast wie in guten alten Zeiten. Man sah den Musikern auch an, dass sie richtigen Spaß daran hatten, was sie da gerade machten, und wer weiß, vielleicht ist das Kapitel WARLOCK ja noch nicht ganz abgeschlossen. Rein musikalisch haben es die Jungs nämlich immer noch drauf und wenn man auch heute noch im Stande dazu wäre, Songs wie `Midnight in China´ und `Metal Racer´ zu komponieren, dann hätten wohl nur die Wenigsten etwas dagegen.

Setlist DORO:
Fear Of The Dark
I Rule The Ruins
A Little Touch Of Evil
Metal Tango
The Trooper
Man On The Edge
Für immer
Let Love Rain On Me
Burn It Up
Always Live To Win
Breaking The Law
All We Are

Setlist WARLOCK:
Out Of Control
Fight For Rock
Metal Racer
Midnight In China
Evil
Burning The Witches
True As Steel
Hellbound
(Björn Backes)


BLACK STAGE

ORPHANAGE
Uah, Goten-Metal gleich zur Eröffnung des eigentlichen Festivals. Schauder. Ganz besonders, wenn die Party Stage zur gleichen Zeit von MNEMIC fachgerecht zerlegt wurde. Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht: Zum einen bestätigte sich auf der Bühne der doch ganz ordentliche Eindruck, den die Holländer mit "Driven" bei mir hinterlassen hatten, und zum anderen war die Show des Sextetts doch deutlich lockerer und mitreißender als man es von einer Band erwarten kann, die doch ganz gerne diverse Klischees aufleben lässt.
Passend zum klaren, drückenden Sound war Sängerin Rosan bestens bei Stimme und unterhielt Drummer Sureel mit ihren in Latex gepackten, wackelnden Hüften. Fronter George schien eine Menge Spaß zu haben, schnitt zumindest eine Menge Grimassen, hopste fröhlich über die Bühne und freute sich artig über die doch sehr ordentlichen Publikumsreaktionen. An dieser Stelle ein "Respekt" an die Wacken-Besucher, hätte nicht gedacht, dass morgens um elf schon derart viele Leute vor der Black Stage stehen.
Unterm Strich ein ordentlicher Auftritt, der mit dem schön dargebotenen 'Weltschmerz' vom Debüt seinen Höhepunkt hatte und an dem es insgesamt nicht viel zu meckern gab.
(Rouven Dorn)

CATHEDRAL
Echt, es gibt wirklich Schöneres als CATHEDRAL mittags um eins. Die Sonne brannte erbarmungslos, keine Wolke am Himmel. Um da mit Doom Metal warm zu werden, braucht es einige Zeit. So rauschten die ersten beiden Songs auch ziemlich an mir vorbei. Danach entfaltete sich wenigstens ein Teil der Magie der Briten. Die Riffs rollten zähflüssig über die Meute hinweg und Lee Dorrian gab mal wieder überzeugend den Doomhippie und strahlte einiges an Charisma aus. Seiner Backingband ging das leider völlig ab und die relativ statische Show tat ihr Übriges. Trotzdem war es vor der Bühne recht voll und auch die Reaktionen waren durchaus angemessen. Highlight war natürlich wieder der bejubelte Rausschmeißer 'Hopkins (Witchfinder General)', bei dem CATHEDRAL ihre ganze Klasse zeigten. Im Endeffekt ein netter Gig, nur leider zur völlig falschen Zeit und wohl auch am falschen Ort.
(Herbert Chwalek)

ARCH ENEMY
Es ist einfach ein wunderschöner Wachmacher, wenn man kurz vor drei Uhr erstmals verkatert übers Festivalgelände schleicht und dann als erstes Angela Gossow von ARCH ENEMY sieht. Die deutsche Sängerin lockte eine ganze Menge (vor allem männliche) Zuschauer vor die Black Stage, von denen mittlerweile niemand mehr über eine grunzende Frau erstaunt seien dürfte. Fies grinsend feuerte die Blondhaarige das Publikum an, ging in die Knie, lehnte sich weit zurück – und ich weiß schon, warum der Kameramann genau in diesem Augenblick auf ihre Hose zoomte: Die großen Löcher in dieser boten auf der Leinwand einen Blick auf viel Haut. Aber auch Angelas schwedische Kollegen legten sich ins Zeug, allen voran die Gitarren-Brüder Amott. Songs wie 'We Will Rise' vom aktuellen Longplayer "Anthems Of Rebellion" ließen das Publikum mitgehen, und sogar ein ONKELZ-Fan war beim Crowdsurfen zu sehen. Da sag einer noch mal, böhse Fans hätten einen limitierten Musikgeschmack. Ich hätte jedenfalls gerne mehr als nur eine dreiviertel Stunde von ARCH ENEMY gesehen.
(Carsten Praeg)

MAYHEM
Mir ist noch gut der Gig der Black-Metal-Begründer in der WFF-Knüppelnacht in Erinnerung: Sänger Maniac zog die totale Düstershow ab, die aber doch etwas unfreiwillig komisch wirkte. Wie sollte das erst bei strahlendem Sonnenschein aussehen? Es begann mit einer Ansage: "Jetzt wird's noch heißer: MAYHEM!" Und das wurde es in der Tat. Eine Feuerbrunst ging in die Luft, dann stand Maniac da. Wieder mit weißer Schminke und Klingen in der Hand, aber diesmal mit nacktem Oberkörper – und einer Reihe von Show-Utensilien. Links und rechts von dem verzierten Mikro-Ständer brannten Schweineköpfe, die der Frontman nach und nach aufspießte, ableckte, sich mit ihrem Blut betröpfelte und sie anschließend ins Publikum schleuderte. Eine gute, provokante Inszenierung zu hartem Geknüppel, eine visuelle Umsetzung dessen, wofür der Name MAYHEM seit 20 Jahren steht. (Erinnern wir uns nur an die makabere Aktion anno 1991, als Bandgründer Euronymous – später von BURZUMs Varg Vikernes ermordet – nach dem Selbstmord von Sänger Dead dessen Schädelsplitter verschickte.) Manchmal wirkte Maniacs Gepose aber doch etwas tuntig, was meinen norwegischen Kumpel zum Wortspiel "Gayhem" veranlasste. Über die brennenden "Pigheads" kamen wir später noch auf "Gayhem and the Digheads". Der Großteil des Publikums war jedoch zufrieden und forderte lautstark nach Zugabe. Maniac kam noch mal auf die Bühne, richtete einen letzten Gruß an die Fans und schmiss als Dankeschön eine volle Bierdose ins Publikum. Na denn Prost!
(Carsten Praeg)

FEINSTEIN/THE RODS
Vor dem Open-Air gab es einige kritische Stimmen, die fragten, warum FEINSTEIN bzw. THE RODS solch einen guten Platz im Billing bekämen würden. Und ehrlicherweise muss man nach der Show sagen, dass das nicht gerechtfertigt war. Es war erschreckend leer vor der Bühne, scheinbar waren THE RODS bzw. sind FEINSTEIN nur absoluter Underground. Und wenn man groß eine THE RODS-Reunion ankündigt, Carl Canedy nicht dabei hat und nur drei Songs, nämlich 'Hurricane', 'Break It Up' und 'Power Lover' spielt, dann ist das trotz der guten Darbietung ein schlechter Witz. Naja, danach durften dann FEINSTEIN ran, die aktuelle Band von David 'The Rock' Feinstein. Und bis auf den ersten Song, der typischen 08/15-Power-Metal der Neuzeit bot, war das sogar gut. Kernige Mucke, irgendwo zwischen Hardrock und Metal mit agiler Band und gutem Sänger. Ein Song wie 'Third Wish' machte jedenfalls Lust auf mehr. Und dann gab es da ja noch den Gastauftritt von Oberposer Joey DeMaio, der bei einem Song in typischer Haltung den Bass bediente. War ein netter Bonus. Insgesamt ein guter Auftritt, nur blieb aufgrund des geringen Andrangs und der halbherzigen Reunion ein schaler Beigeschmack zurück.
(Herbert Chwalek)

DESTRUCTION
Wenn die Band von Marcel Schirmer, formally known as Schmier, loslegt, bleibt kein Nacken unbewegt. DESTRUCTION sind einfach eine deutsche Thrash-Legende, die jeden vor die Black Stage zog. Egal, ob das Trio seine Klassiker oder neues Material wie 'Metal Discharge' runterholzte, jeder bangte mit. Ein pures Gewitter! Schnell hatte sich Schmier mit dem internationalen Publikum darauf geeinigt, seine Ansagen auf Englisch zu tätigen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, den einen oder anderen lockeren Spruch auf Deutsch zu bringen. Nach den lauten "Zugabe"-Rufen gab's dann eine ganz besondere Überraschung: HYPOCRISY-Mastermind Peter Tägtgren (mit Gitarre), Ex-IMMORTAL-Sänger Abbath und ein Mitglied von HOLY MOSES stürmten die Bühne und unterstützen Schmier & Co. lautstark. Zum Dank durfte sich Peter immer wieder von Schmier augenzwinkernd in den Hintern treten lassen, und anschließend stieg die große After-Show-Party. Nicht ohne Folgen: Um sechs Uhr morgens wachte Tägtgren im Tourbus der CANNIBAL CORPSE auf und streunte anschließend mit dem Corpsegrinder verkatert übers leere Festivalgelände. Bei meinem späteren Interview versteckte der "Herr der Augenringe" selbige hinter einer dicken Sonnenbrille und brauchte erst mal eine Cola, um einigermaßen in Gang zu kommen.
(Carsten Praeg)

AMON AMARTH
Das ist eine schöne Sache: Anno '99 zockten AMON AMARTH noch als Opener, um halb zwölf morgens, fünf Jahre später haben sich die Wikinger die Headliner-Position am Freitag auf der Black Stage erspielt. Vergleichbar waren diese beiden Auftritte nicht mehr wirklich, erstaunlich, wie sehr die Band gereift ist, beeindruckend, wie souverän sich das Quintett mittlerweile gibt, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, mitten in der Nacht vor gut und gerne 10.000 Leuten zu spielen. Die waren leider etwas müde, was Front-Tier Hegg in seiner etwas mundfaulen Art (zumindest auf der Bühne) leider bestätigte. Aber auch nicht schlimm, die vielen markanten "Dankö, Wackön!" in dieser Tonlage wären Eintrittsgeld wert gewesen.
Stilecht mit wehenden Haaren, freien Oberkörpern, Trinkhorn und Armschienen begaben sich die Schweden auf ihren einstündigen Siegeszug, der durch einen nicht allzu toll ausbalancierten Sound ein wenig getrübt wurde. Typisch Main Stage: Ein alles plattwalzender Drumsound, der leider auch die Feinheiten bei den Gitarren schluckte. Muss das denn immer sein?

Nordisch-melodische Hymnen wie 'Death In Fire', 'For The Stabwounds In Our Backs', 'Versus The World' oder das abschließende 'Bleed For Ancient Gods' dürften aber jeden Anwesenden überzeugt haben. Der neue Song 'Pursuit Of Vikings' gab schon mal einen guten Vorgeschmack auf das in bälde erscheinende "Fate Of Norns" und fügte sich gut ins Gesamtgeschehen ein.
Auch wenn der eine oder andere etwas schnellere Song dem Gig insgesamt vielleicht gut getan hätte, mir hat er so doch sehr gut gefallen. Majestätische Melodiebögen, imposante Vocals (die deutlich besser als auf Platte zündeten) und schlicht und einfach mitreißende Songs ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich AMON AMARTH die Position im Billing wahrlich verdient hatten. Über den Titel "eine der besten schwedischen Death-Metal-Bands" kann man sicherlich je nach stilistischen Präferenzen streiten, meiner unmaßgeblichen Meinung nach beweist die Band aber gerade mit Gigs wie diesem, dass sie im Kreis der ganz Großen angekommen ist und dort auch zu Recht verweilt.
Randnotizen: Die Kamera hinter dem Drumkit ist eine lustige Idee, wobei mich Bilder von Fredrik Anderssons wackelndem Hintern bei den Doublebass-Parts eher zum Lachen als zum Bangen animierten. Hübsche Speckröllchen auch! ;-)
(Rouven Dorn)


PARTY STAGE

MNEMIC
Was gibt es Schöneres, als die morgendliche Müdigkeit von einer ordentlichen Dosis aggressiven Metals vertreiben zu lassen? Richtig: nichts. Und das dafür die Dänen MNEMIC mit ihrem Fusion Future Metal irgendwo zwischen MESHUGGAH und FEAR FACTORY genau die Richtigen sind, hatte sich wohl rumgesprochen. Vor der Bühne war es jedenfalls gut voll und die ersten Haare flogen auch schon. Die Band selber war richtig fit und gab ordentlich Gas, trotz der teilweise komplexen Songstrukturen flogen die Haare und Stillstehen war auch nicht unbedingt Trumpf. Sänger Michael feuerte das Publikum immer wieder an und gab trotz der Uhrzeit alles. So waren die Reaktionen auf Kracher der Marke 'The Naked And The Dead', 'Deathbox' oder 'Bloodstained' richtig gut. Alles in allem ein wirklich geiler Gig, bei dem nur der wirklich miese Sound störte, der leider nicht besser wurde. Aber egal, MNEMIC rule!
(Herbert Chwalek)

RAUNCHY
Freitag früh, Wacken: Dänische Invasion auf der Party Stage, Abschädelfaktor 10.
Nach MNEMIC durften RAUNCHY als weiterer Vertreter der jungen "Danish Dynamite"-Fraktion ran, im Gepäck das bärenstarke "Confusion Bay", darauf konnte man sich wirklich freuen. Der etwas matschige und undifferenzierte Gesamtsound trübte die Freude zwar etwas, doch das machten Knaller wie 'Join The Scene', 'Get What I See' oder 'Twelve Feet Tall' eindeutig wieder wett. Die Jungs legten eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, und der Bastard aus skandinavischem Rotzrock-Feeling und SOILWORK meets FEAR FACTORY kam erwartungsgemäß gut beim Publikum an. Lediglich Neu-Vokalist Kasper Thomsen hatte einen etwas schweren Stand, für meinen Geschmack war der Gute sowohl bei den Growls als auch ganz besonders bei den cleanen Passagen manchmal ein wenig überfordert - aber sei's drum, das wird sich mit der Zeit auch positiver entwickeln.
Der junge Sechser machte auf jeden Fall eine im Endeffekt dann doch zu kurze Dreiviertelstunde mehr als 'ne Menge Spaß. So lange es solche Truppen gibt, muss einem um den Nachwuchs in der Szene nicht angst und bange werden.
Ach ja, Drummer Morten Toft Hansen bot zwar eine richtig tolle Vorstellung, aber vielleicht sollte ihm mal jemand mitteilen, dass man die Drumsticks nicht als Wurfgeschosse gegen, sondern als Präsente für das Publikum einsetzt - den Unglücksraben neben mir, der ein Trommelstöckchen direkt unter das Auge geworfen bekam und kurzzeitig ausgeknockt war, wird es freuen.
(Rouven Dorn)

SATAN
Haben sich die Wacken-Veranstalter dabei etwas gedacht? Zeitgleich zu MAYHEM, die in Person von Maniac diabolische Botschaften auf der Black Stage verbreiteten, spielte die NWoBHM-Legende (wieso sind eigentlich alle Truppen aus dieser glorreichen Zeit gleich Legenden?) SATAN auf der doch recht spärlich besuchten Party Stage. Den Gehörnten wird diese Doppel-Beweihräucherung sicherlich (diabolisch, haha) gefreut haben, und auch meine Wenigkeit konnte sich bei der Band für den Auftritt mit einem anerkennenden Kopfnicken bedanken - wenn auch etwas früher als geplant, den dritten Tag hintereinander fies brezelnde Sonne lässt auch bei Powermetal.de-Redakteuren den Wunsch nach etwas Schatten und Flüssigkeit aufkommen.
Meine Skepsis im Vorfeld, ob die Truppe neben ihrem Kult-Status auch musikalisch was zu bieten hatte, verflog an sich recht schnell: Sänger Brian Ross (BLITZKRIEG) stand das Leder-Handschellen-Peitsche-Outfit angesichts seines mittlerweile erreichten Alters zwar nicht mehr wirklich, dafür konnte er aber nach wie vor mit seiner Stimme überzeugen. Auch die Saitenfraktion, ganz besonders Lead-Gitarrero Russ Tippins, war ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus, vom Songmaterial mal ganz zu schweigen: 'Trial By Fire' kennt dann doch jeder, und auch Knaller wie 'No Turning Back' oder 'Break Free' hat man irgendwo schon mal vernommen.
Guter, souveränder Auftritt, und auch wenn die Band wohl nie zu meinen absoluten Faves gehören wird: Die Qualitäts-Vergleiche mit IRON MAIDEN waren damals nicht wirklich so abwegig.
(Rouven Dorn)

KOTIPELTO
Während der ganzen Querelen im Camp seiner eigentlichen (ex?-)Band STRATOVARIUS hat sich Timo Kotipelto die Zeit genommen, um sein zweites Soloalbum einzuspielen und wie auch schon bei seinem Debüt "Waiting For The Dawn" nutzte der Sänger das Wacken Open-Air, um eine livehaftige Kostprobe seiner neuen Eigenkompositionen abzugeben. Die Erwartungshaltung an den Gig des finnischen Superstars war aber eigentlich gar nicht so hoch angesetzt, zumal die beiden bisherigen Releases nicht wirklich überzeugen konnten und die Leistungen bei den letzten STRATOVARIUS-Shows auch mehr als dürftig waren.
Doch siehe da, Kotipelto nutzte die Gunst der Stunde und zeigte sich in Wacken endlich wieder von seiner besseren Seite. In den ersten Reihen stand dabei eine geschlossene Anhängerschaft mit T-Shirts von Timo's ex-Band und ich war erstaunt, wie textfest diese Leute teilweise waren. Timo dankte es ihnen mit einer astreinen Performance und einer Mischung aus Stücken seiner beiden Alben "Waiting For The Dawn" und "Coldness", die live um einiges knackiger rüberkamen als auf Konserve. Ich weiß jetzt nicht, ob es daran gelegen hat, dass die gesamte Band den vollen Raum der Bühne nutzte und durch das sehr agile Stageacting auffiel, oder ob es dann doch die Musik war, die mich letztendlich von diesem überraschend starken Auftritt überzeugte, fest steht aber, dass KOTIPELTO an diesem Tag auf die Hauptbühne gehört hätte, denn da trieben ja bekanntlich solch überflüssige Acts wie WEINHOLD ihren Schabernack und nahmen somit leider einem Ausnahmekönner wie diesem Finnen den Platz weg.
Fazit: Ich hätte selber nicht mehr damit gerechnet, aber Timo Kotipelto ist und bleibt einfach ein genialer Entertainer auf der Bühne, der garantiert auch ohne die (wenn auch lautstark gefeierte) Coverversion von `S.O.S.´ einen bleibenden Eindruck hinterlassen hätte.
(Björn Backes)

ELÄKELAISET
Yeehaw, das wurde auch wieder Zeit! Die letzte Humppa!-Invasion in Wacken liegt immerhin schon einige Jährchen (Vier? Fünf? Na, '99 halt) zurück. Was war das für eine Party, Polonaise bis zum Abwinken, schätzungsweise eine halbe Tonne Wacken-Staub in der Fresse, fröhliches Mitgrölen von nur allzu bekannten Songs und Schieflachen über die derart bekloppten Herren auf der Bühne.
Viel anders war es auch dieses Jahr nicht - die wohl bescheuertste finnische Truppe der Welt hockte wieder an Tischen auf der Bühne, soff und rauchte fröhlich, tauschte die Instrumente nach Lust und Laune, verteilte Dosenbier im Publikum, lallte teils komplett unverständliche Ansagen ins Mikro und machte die zahlreich erschienene Metalgemeinde mit Humppa-Versionen von 'The Final Countdown', 'Jump', oder 'Run To The Hills' glücklich. Dank des Polonaisen-Expresses kam man sogar recht schnell in den Genuss, dem Tanzpit direkt vor der Bühne einen Besuch abstatten zu können.
Leider gab es immer wieder kleinere bis mittelgroße Unterbrechungen, die entweder an der Technik oder der Verpeiltheit der Herren Rentner lagen - wirklich schade, denn insgesamt einer oder zwei Songs mehr wären dadurch schon drin gewesen. Ich habe ELÄKELÄISET auch schon mal motivierter und "spielfreudiger" gesehen, aber bei allen Meckereien, die man teils nach dem Gig hören durfte: Wirklich schlecht war das hier auf keinen Fall. Ein ELÄKELÄISE-Gig, gerade auf dem Wacken, hat schließlich einzig und alleine die Funktion, ordentlich für Party zu sorgen. Und dieses Ziel wurde definitiv erreicht, von daher: Gerne wieder! Von mir aus auch lieber als J.B.O. oder KNORKATOR. Äitisi nai poroja!
(Rouven Dorn)


W.E.T. STAGE

HOBBS ANGEL OF DEATH
Ihr wolltet schon immer mal eine Zeitreise antreten? Dann hättet ihr zu den australischen Thrashern HOBBS ANGEL OF DEATH gehen sollen. Schon der Name ist schließlich eine mehr als überdeutliche Assoziation an die glorreichen Zeiten des Achtziger-Thrash-Metals, zumal die Jungs von down under immer nur absoluter Underground (sprich: Kult) waren und sind. Kein Wunder, dass das Zelt, das mal wieder zur Festivalsauna mutierte, nicht gerade prall gefüllt war. Die Anwesenden bekamen aber eine Lektion, die sich gewaschen hatte. Teilen der Band war zwar das Alter duetlich anzumerken, sowohl optisch wie auch bewegungstechnisch, aber die Musik stimmte. Cooler Thrash ohne Schnörkel, riffdominiert, simpel und mit der nötigen Portion Abwechslung versehen. Insofern waren die Zugaberufe der ersten Reihen, in denen eifrig australische Flaggen geschwenkt wurden, verständlich. War auf jeden Fall eine recht coole Angelegenheit.
(Herbert Chwalek)

MISERY INDEX
Bah, eines vorweg: Liebe Wacken-Leute, wollt ihr nicht vielleicht die Party Stage und die WET Stage wieder gleichberechtigt nebeneinander aufstellen? Oder, noch besser, wie '99 beide Bühnen mit einem großen, aber an den Seiten offenen Zelt überdachen?
Angesichts der Hitze im WET-Zelt war ich sicherlich nicht der Einzige, der sich etwas Abkühlung wünschte. Die gab es nicht wirklich, dafür aber eine geschlagene Stunde lang extremes, heftiges, vernichtendes amerikanisches Todesblei der gehobenen Sorte. Wer auch immer MISERY INDEX als vernachlässigbaren DYING FETUS-Ableger sieht: Vergesst es. Nicht nur die richtig fiese "Retaliate"-Scheibe hat gezeigt, dass sich die Amis zu deutlich anderen Sounds berufen fühlen, wobei sich insbesondere der derbe Grind-Einschlag und das mörderische Nähmaschinen-Drumming als nahezu tödliche Faktoren erwiesen. Scheiße, derart viel Schweiß hab' ich lange nicht mehr vergossen, eine Stunde durchmoshen kommt hier einem Marathonlauf gleich. Respekt an diejenigen, die das geschafft haben - ich beobachtete die Keif-Orgien von Basser Jason Netherton zum Schluss lieber von der Seite aus. Um wieder einmal einen Vergleich mit der Ex-Combo einiger Mitglieder zu bemühen: An die Intensität der letzten Tour von DYING FETUS kamen MISERY INDEX locker ran. Wer diese Truppe nach diesem Auftritt immer noch unter "Ami-Death-Metal, Marke Nullachtfuffzehn" abheftet, dem kann wohl auch nicht mehr geholfen werden. Falls NAPALM DEATH doch mal in Rente gehen wollen, böten sich MISERY INDEX für mehr als den kleinen Hunger zwischendurch an.
Achja, der Sound im Zelt ist übrigens immer noch bescheiden. War trotzdem geil. Hechel.
(Rouven Dorn)

Redakteur:
Herbert Chwalek

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