Wacken Open Air 2009 - Wacken

19.08.2009 | 21:53

04.08.2009, WOA-Wiese

Ein Wacken der Rekorde war es in jedem Fall. Und ein Wacken, bei dem das Wort "Schweinegrippe" eine besondere Rolle spielte. Dazu machten noch rund hundert Bands auf mehreren Bühnen so viel Alarm, dass unmöglich alle zu sehen waren. Das Ergebnis: ein grandioses Wochenende, das dennoch auch Makel hatte.

Tag null. Wer jetzt kommt, kann konstatieren, dass es immer noch kaum Anreisestress gibt. Das ist gut gelöst. Und donnernde Gitarrenklänge beim weltweit größten Heavy-Metal-Festival gibt es gleich von Anfang an: SKYLINE stehen auf der Bühne, die Gruppe von Wacken-Organisator Thomas Jensen, die damals auch bei der ersten Ausgabe seines  Festivals spielten. "Da kamen nur 800 Gäste, und neben meinem Job in der Band zapfte ich noch Bier", so die Anekdote von Jensen dazu. Heute freilich ist alles anders, Größen wie DORO oder Eric Fish von SUBWAY TO SALLY kommen mit auf die Black Stage und spielen vor tausenden Fans Coverversionen wie IRON MAIDENs 'Fear Of The Dark'. Fetzig.

Ebenso ein Spektakel an diesem Tag, von dem berichtet wird: Zum Auftakt des Festivals feiern rund 300 - potentiell 75000 Metal Fans - eine kirchliche Trauung samt Hochzeitsmarsch und Kirchenliedern. Denn als eingefleischte Rocker wollten die Marina und Frank Noak aus Schleswig-Holstein den Segen Gottes dieses Mal im Metal-Mekka erhalten. Laut den Berichten soll nach jedem "Amen" immer noch ein "Wackäääään!"-Ruf durch die Luft geflirrt sein. Und Wackens Pastor Lars Därmann hat wohl wie immer einen Talar getragen, und darunter ein T-Shirt mit den Worten "Ich gehör' zu Gottes Bodenpersonal".
[Henri Kramer]

Ja. Lasst die Spiele beginnen. Nach dieser netten Erwärmung geht es nun mit SCHANDMAUL direkt in die Vollen. Vor zwei Jahren eroberte man die Party-Stage und feierte zusammen mit Zehntausenden begeisterter Fans einen der eindrucksvollsten Gigs der Bandgeschichte. Bereits Frühjahr vor einem Jahr war für Sänger Thomas Lindner klar, dass 2009 die große Bühne gerockt wird. Und er hat Wort gehalten.

Als das Intro erklingt, spürt man förmlich das Kribbeln der Masse. Oder ist es doch nur mein Nachbar, der um diese frühe Stunde bereits aus den Latschen kippt? Egal, die Sonne scheint, das Bier ist warm, und eine Stunde SCHANDMAUL liegen vor uns, die mit 'Kein Weg zu weit' gleich beweisen, dass ihnen die 850 Kilometer Anfahrt wirklich nicht zu weit waren. "Hallo Wacken", begrüßt Thomas die mächtig angewachsene Menge an Fans. Wer hätte das vor Jahren noch gedacht, dass diese Jungs und Mädels eines Tages die Hauptbühne des größten Metal-Festivals der Welt beackern. Mit 'Wolfsmensch' und 'Drachentöter' bleibt es tierisch.

Trotz all der Fans kann bei mir bisher der Funke nicht überspringen. Erst mit 'Mitgift' packen sie richtig Melodie aus der Schürze und können sofort wieder in mein Herz springen. Dennoch muss man insgesamt sagen, dass SCHANDMAUL bei Dunkelheit einfach besser funktionieren, da die übliche Lichtshow tagsüber so wertvoll wie eine leere Bierdose ist. Trotzdem machen die Münchener wieder jede Menge Stimmung und können bei 'Walpurgisnacht' sogar den ersten Circle Pit des W:O:A 2009 hervorrufen. Circle Pit bei SCHANDMAUL? Chaos, wohin das Auge schaut. Verdient hat es die sympathische Truppe aber auf jeden Fall, auch wenn der Sound etwas schwach aus den Boxen plätschert. "Wie geht man auf einem Metal-Festival eigentlich mit Balladen um?", fragt Frontmann Thomas und kündigt mit 'Dein Anblick' nach knapp einer Stunde auch schon wieder das Ende des unterhaltsamen Gigs an, der SCHANDMAUL sicherlich wieder einige neue Fans beschert haben wird.  
[Enrico Ahlig]

Setlist SCHANDMAUL:
Intro
Kein Weg zu weit
Wolfsmensch
Drachentöter
Leb
Mitgift
Lichtblick
Krieger
Vogelfrei
Herren der Winde
Der letzte Tanz
Walpurgisnacht
Dein Anblick

"So fucking proud to play here" sind D-A-D, die Rockwalzmaschine aus Dänemark, die vor einer Stahlstrebenhalbsonne eine brillante Bühnenshow hinlegen. Besonders in die Musikerpupille sticht hierbei Basser Stig Pedersen, der fast jeden Song einen neuen Zweisaiter bespielt, sei es einen Scud-Raketennachbau oder einen Bass mit Fender-Gitarren-Korpus-Kopfstück. Melodische Knüller wie 'Jihad' und die Offbeatnummer 'Monster Philosophy', eingeleitet durch "Come on, Wacken, you know, we've got it"-Fangesänge, werden zum Besten gegeben und sorgen für eine ausgelassene Partytanzstimmung. Nach einer abwechslungsreichen Show mit Pyros wetzt am Ende ein Irokesenfeuerhelm bei dem Hit 'Sleeping My Day Away' über die Bühne, und Sänger Jesper bedankt sich mit einem fröhlichen "Wacken - sie bist unsere Lieblinge!".
[Irina Sarkissow]

Eine "Secret Show" steht nun auf der Party Stage an. Es ist nicht schwer herauszufinden, dass es sich dabei um J.B.O. handelt. Zum einen steht der Bandname auf den Wacken-Shirts dieses Jahres, zum anderen sind auffällig viele Leute mit Klamotten der Band unterwegs. Der Sound ist anfangs miserabel, und da parallel DER W relativ laut aufspielt, wird die Show von dessen Klängen überschallt. Die Menge fordert mehrere Male, dass die Lautstärke gesteigert wird, was später dann geschieht. Und noch mehr geht schief: Durch den starken Wind werden sogar die großen aufblasbaren J.B.O.-Zeichen umgeworfen. Doch es passiert zum Glück nichts. Mit ihrer Stimmungsmusik heizen die Süddeutschen der Menge dennoch zünftig ein, die sich über Stücke, wie 'Geh mer halt zu Slayer' oder 'Verteidiger des Blödsinns' freut. Die Startschwierigkeiten vom Beginn sind da dann doch schnell vergessen, die Stimmung ist super.
[Swen Reuter]

Gleichzeitig steht DER W auf der Hauptbühne. Was wurde im Vorfeld gerade im Wacken-Forum über den guten Mann geschimpft. Wieder wurde die Nazikeule ausgepackt und in völlig abgedrehter Art und Weise über diesen Musiker hergezogen. Keine Sau geht zu diesem Gig, wurde gewettert. Trotzdem ist es gerade sehr eng vor der Hauptbühne. Komisch. Von all den ewig Gestrigen unbeeindruckt scheint Stephan Weidner bester Laune und posaunt mit grüner Baseball-Kappe den obligatorischen Opener 'Der W Zwo Drei' aus den Boxen. Der Sound ist satt, das Wetter gut, und auch die Fans sind allerbester Stimmung. Mit 'Liebesbrief' und 'Waffen und Neurosen' gibt Weidner weiter Gas, bevor er sich dem Publikum zuwendet und sich tierisch freut, heute hier auf dem Wacken solo spielen zu dürfen, nachdem er mit den BÖHSEN ONKELZ hier schon zweimal auftreten konnte. Eines der Highlights des vorzüglichen Gigs ist sicherlich 'Angst', welches von mehreren Geigerinnen begleitet wird, bevor Weidner mit einem Megaphon die Idylle sprengt. Doch auch sonst wird den Fans jede Menge guter Musik geboten. Jakob Binzer von D-A-D gibt genauso ein Gastspiel wie Nina C. Alice von SKEW SISKIN, die wie schon auf dem With Full Force 'Bitte töte mich' zum Besten geben darf. Stephan Weidner geht im Laufe der Show noch einmal auf die ONKELZ ein und wiederholt erneut, dass er keine Songs seiner alten Band spielen wird - nur einen Song über sie: 'Für immer'. Mit 'Geschichtenhasser', der Stimmungsbombe 'Verlieren kann jeder' und 'Passt gut auf euch auf' beschließt DER W dieses exzellente Konzert. Hut ab!
[Enrico Ahlig]

Setlist DER W
Der W Zwo Drei
Liebesbrief
Waffen Und Neurosen
Schatten
Mein bester Feind
Angst
Stille Tage im Klischee
Und wer hasst dich?
Ein Lied für meinen Sohn (feat. Jacob von D.A.D.)
Heiß
Tränenmeer
Für immer
Bitte töte mich
Geschichtenhasser
Gewinnen kann jeder
Passt gut auf euch auf

Warten auf RUNNING WILD - vor der Black Stage ist das recht einfach. Denn dort wird übertragen, wie nebenan die neu geschaffenen Metal Hammer Awards verliehen werden. Als ständig kreischende Moderatorin dieses Events präsentiert sich Sabina Classen. Viele Preise hat sie zu überreichen. Unter anderem setzen sich SUBWAY TO SALLY gegen RAMMSTEIN in der Kategorie "Beste Deutsche Band" durch. Dazu wird beispielsweise Tony Iommi von BLACK SABBATH als Riffgott geehrt. Und METALLICA bekommen die Auszeichnung für das "Beste Album 2008"; per Videobotschaft aus San Francisco dürfen sie dies kommentieren. Die Zeit verfliegt. Und anderswo ist Alarm.
[Henri Kramer]

Welche Feuerwehrkapelle kann von sich behaupten, dass es bei ihren Auftritten eine Wall Of Death gibt? Wahrscheinlich nur die W:O:A FIREFIGHTERS, die die kleine Bühne im großen Wacken-Biergarten bespielen. Selbstverständlich erfreuen sie die Fans auch in diesem Jahr mit ihrer Musik, sie tanzen und feiern ausgiebig. Bei vielen Hits singen alle laut mit, was bei 'In München steht ein Hofbräuhaus' oder 'Rosamunde' selbstverständlich ist. Zwischen den Stücke werden immer wieder die "Wacken, Wacken, Feuerwehr!"-Rufe laut, und ein Feuerwehrkamerad heizt der Menge mit seinen Growls zusätzlich ein. Am Rande stehen viele Einheimische, die sich den Auftritt nicht entgehen lassen wollen. Gemeinsam wird mit ihnen geschunkelt und gefeiert, egal wie alt sie sind. Genauso muss das sein!
[Swen Reuter]

Und nun endlich: Mit einer Träne im Knopfloch bewegen sich Tausende von Menschen gen Black Stage, denn sie alle wollen an etwas ganz Besonderem teilhaben: Dem finalen Konzert der deutschen Heavy-Metal-Instanz RUNNING WILD. Rock'n'Rolf macht nach dreißig Jahren Schluss mit dem Piratengehabe. Dicht gedrängt vor der Bühne, die Spannung steigt. Puff und zack, und die Show kann beginnen. Doch was müssen die geschulten Ohren vernehmen? Einen miesen Sound sondergleichen, der sich aber zum Glück nach drei Songs verflüchtigt.

Die Songauswahl ist gut, viele sehnsüchtig erwartete Klassiker wie 'Port Royal', 'Prisoners Of Our Time' oder das grandiose 'Under Jolly Roger' befinden sich in der Setlist. Und dennoch fehlt hier irgendetwas, nämlich die Magie, die ein solches Ereignis eigentlich umgeben sollte. Rock'n'Rolf könnte mehr mit dem Publikum kommunizieren und es zu Spitzenleistungen antreiben, doch das bleibt leider größtenteils aus. RUNNING WILD bieten somit ein tolles Best-of-Programm, nicht mehr und nicht weniger. Gut, aber nicht genial. Der einsetzende Regen trübt die Stimmung zusätzlich.
[Philipp Halling]

Geballte Spielfreude gepaart mit thrashigen Powerriffs werden bei DRONE geboten. Nachdem sie 2006 den Wackener Metal-Battle-Contest gewonnen haben, steht die Band abermals vor einer gut gefüllten Wet Stage und Sänger Mutz growlt: "Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, das hier jeden Abend machen zu können!" Die Jungs aus Celle fahren mit einem fetten Sound über die Bühne, der kein Haar mehr trocken lässt. Bei 'Stampmark' wird bei vorgezogenen Taktbrechern dem Teufel ins Auge gesehen, während die gesanglichen Glanzleistungen von Mutz für aufgestellte Wurzelhaare auf dem bangenden Nacken sorgen. Spätestens bei 'Theopractical', dem Opener des aktuellen Albums "Juggernaut", bleibt kein Fuß mehr auf dem Boden. Die bestechend guten Solo-Einlagen von Gitarrist Marcelo und Basser Martins Growls unterstützen die Doublebasslawinen von Drummer Felix, so dass ein verstärkt aufkommender Wunsch der Fans nach einem Circle Pit durch die Geste des Sängers umgesetzt wird. Als Zugabe wird noch das dicke 'This Is Africa' abgeliefert, was dankend von den Fans gefeiert wird.
[Irina Sarkissow]

Der erste Abend auf der Party Stage neigt sich langsam dem Ende entgegen. Der krönende Abschluss ist heute ein Stelldichein mit den Italienern von LACUNA COIL. Das Wetter hat mit dem ihres Heimatlandes nicht viel gemein, denn es beginnt zu regnen, was aber nur wenige vor der Bühne stört. Etwas wässrig hört sich dennoch  der Sound an, richtig toll klingt das nicht. Umso ärgerlicher für die Band, die sich da vorn abstrampelt und den Fans eine tolle Show bieten möchte. Die sehen oder hören das jedenfalls eher gelassen und freuen sich vielmehr auf einen coolen Auftritt, wobei die Herren sich verstärkt auf Frontdame Cristina Scabbia konzentrieren.

Es wird ein ausgewogener Querschnitt aus dem Bandrepertoire präsentiert. Das aktuelle Album "Shallow Life", aus welchem es beispielsweise 'I Won't Tell You' oder 'Spellbound' auf die Ohren gibt, steht aber klar im Vordergrund. Beide Songs werden freudig aufgenommen und mit viel Beifall bedacht. Natürlich sind ältere Stücke mit am Start, gerade 'Swamped' darf da nicht fehlen. Bevor 'Heaven's A Lie' gestartet wird, feuert Sänger Andrea Ferro das Publikum an, das gleich mit einsteigt. Sängerin Cristina avanciert ebenfalls zur Entertainerin. Sie möchte von den Fans wissen, wer am lautesten schreien kann. Da sie sich nicht entscheiden kann, fordert sie die linke und rechte Seite auf, in einen Wettstreit zu treten. Dazwischen bleibt genügend Zeit, um von ihr Fotos zu machen. Nun wird gegrölt, was das Zeug hält, alle haben ein schönes Foto. Was will man mehr? Die Coverversion von 'Enjoy The Silence' erklingt ebenfalls an diesem Abend, und man spürt, dass der eine oder andere Zuschauer ein heimlicher DEPECHE MODE-Fan ist. Schließlich gibt es bereits zum Intro von 'Our Truth' große Begeisterungsstürme. Noch einmal können alle ausgelassen tanzen, bevor sich das Konzert dem Ende neigt. Es ist eine solide Show ohne spektakuläre Aktionen, dafür wird aber jeder bestens unterhalten und das mit hoher Qualität. Fast ein perfektes Konzert.
[Swen Reuter]

Es gibt Sternstunden im Leben eines Menschen, besonders wenn sich jene Sternstunden um das Firmament "godliker Acts" gleich einem Millionen Jahre alten Gestirn aus reinem Sündstoff manifestieren. So etwas passiert nicht oft, doch ist solch ein Ereignis erst einmal angekündigt, kann man in etwa schon damit rechnen, ultimativ geflasht zu werden. Kassandrisch verheißungsvoll (und ja, man muss einfach pathetisch bei den Urvätern des Heavy Metal sein, auch wenn man nur reine Sympathie und nicht unbedingt fromme Liebe für diese Musik empfindet) erlebe ich in Wacken eines der absolut genialsten Konzerte meines bisherigen Lebens – sowohl aus journalistischer Sicht als auch aus den Augen eines gespannten Musikliebhabers. Man steht irgendwie unter Strom, und viele im Publikum können nicht recht begreifen, was da gerade passiert. Schon als das noisige Intro ertönt, liegt dieser elektrisierte seelische Dunst auf der blau illuminierten Bühne. Die opulente Bühnendekoration (Teufelchen und SABBATH-typische Kreuze dürfen natürlich nicht fehlen) und jene raumschiffartig angeordnete Scheinwerfer-Wand, wie sie passender kaum sein könnte, unterstreichen die Opulenz der "Night To Remember". Während New-Pop-Metal-Kanonen wie IN FLAMES live nichts mehr reißen können und stattdessen die Zuschauer mit konstanten Stroboskop-Attacken blendwerken möchten, wissen die Techniker hinter HEAVEN & HELL, wie man Musik und Bühnenbild miteinander in Einklang bringt.

BLACK SABBATH-Klassiker von "Heaven & Hell", "Mob Rules" und "Dehumanizer" werden von HEAVEN & HELL mit einer derartigen Riffwucht und schwermetallischen Reife performt, wie es heute für andere Künstler einfach undenkbar wäre. Interessanterweise kommt es einem so vor, als hätten SABBATH nicht einen einzigen Wechsel in ihrer Line-up-Chronologie zu verzeichnen und als wären die himmlisch Höllischen hier nie getrennt gewesen. Faktisch stellen jene zwar angeblich "nur ein Projekt" dar, doch verwundern einen schon aktuelle juristische Keilereien und Freundschaftsunstimmigkeiten zwischen Iommi und Osbourne. 1997 auf dem sagenhaften Ozzfest in der Ursprungsbesetzung wiedervereinigt und frenetisch abgefeiert, macht die "zweite legendäre Besetzung" nun wieder von sich reden. Aber heute Abend blendet man so etwas bewusst aus, ist dieses Konzert einfach zu unübertrefflich engelsgleich.

Ja, Tony Iommi ist der wahre Architekt des Heavy Metal. Man spürt dies aufs Deutlichste. Und seine Kollegen Ronnie James Dio, Vinnie Appice und Geezer Butler machen ihrem Namen auch alle Ehre. Jene neueren Kompositionen von "The Devil You Know" wie 'Bible Black' können mit Klassikern wie 'Children Of The Sea' mithalten und zeigen beispiellos, dass diese vier Magier nichts, ja rein gar nichts von ihrer Wirkungsmächtigkeit und ihrem weltumspannenden Legendenstatus im Laufe der Zeit eingebüßt haben. Ein grandioses Schlagzeug-Solo im besten Stil der alten Schule gibt es etwa in der Mitte des Sets, wo Appice mal locker Trommeln bespielt, die quasi in der Luft über seinem Kopf schweben. Manchmal krallt er sich auch einfach eine scheinbar mobile Tomtom und verpasst ihr einen kräftigen Wirbel. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Auch hieran sieht man wieder einmal: Erstklassiger Schwermetall braucht nicht zwangsläufig Doublebass-Geprolle.

Abgerundet wird das ohnehin schon unbegreiflich ergreifende Set mit einer lang gezogenen Version von 'Heaven & Hell', wie sie Dio schon im Jahre 2004 mit seiner gleichnamigen Band DIO zum Besten gab. Was an der Version von 2009 jedoch eindeutig besser ist: Mr. Iommi spielt ein dermaßen gigantisch-kolossales und einfach nur hoch energiegeladenes Solo, dass 2004 locker in den Schatten gestellt wird. Unglaublich, wie cool er (und ebenso sein Kollege Butler) auf der Bühne agiert. Die schreiende Meute tut ihr Übriges, und nirgendwo kann man sich sowohl als Konservativer als auch als Liberaler mehr "true" fühlen als bei diesem Spektakel. Mit bewegten Herzen verlässt man den Platz und übrig bleibt ein Gefühl des totalen Geflashtseins.
[Markus Sievers]

Vom Blitz getroffen. Das trifft es. Weiter geht es in der Disko im Wet-Zelt mit seinen Schweißausdünstungen. Oder ganz beschaulich am Zelt. Unbegrenzte Möglichkeiten nach einem unbegrenzten Konzert.
[Henri Kramer]

Redakteur:
Henri Kramer

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