Wave-Gotik-Treffen - Leipzig
09.09.2019 | 14:4807.06.2019,
Zwischen dem Wave-Gotik-Treffen und dem Stadtfest: Der geprügelte Hund von Leipzig - oder von JANUS.
So, endlich ist es wieder soweit. Das alljährliche Wave-Gotik-Treffen steht an und wieder machen sich zahlreiche Anhänger der schwarzen Szene auf in die Messestadt, um dem Spektakel beizuwohnen. Dieses Jahr findet wieder zeitgleich das Stadtfest statt, das traditionell an diesem Juni-Wochenende gefeiert wird. Dieser Termin ist nun einmal fest und richtet sich nicht nach dem Festival. Das finden traditionell einige Besucher zwar nicht so richtig schön, aber es ist nun mal so, wie es ist. Davon lassen sich die wenigsten WGT-Anhänger abschrecken und strömen nach Leipzig. Also hinein ins Getümmel!
Während es am Donnerstagabend bei der Bändchenausgabe viele Besucher nass erwischte, präsentiert sich der Freitag mit bestem Sonnenschein und idealen Bedingungen für das Viktorianische Picknick im Clara-Zetkin-Park. Rund um das Gelände ist alles voller Autos. Es ist zu vorgerückter Zeit daher nicht leicht, einen Parkplatz zu finden. Um das Nervenkostüm nicht gar so sehr zu strapazieren, bleibt die Veranstaltung für uns leider nur eine Randerscheinung. Doch viele Besucher sind ziemlich genervt von den Menschenmassen und tun es uns gleich. So schön dieser Zuspruch auch ist, so hat er eben auch seinie Schattenseiten.
Nach dem Bezug der Unterkunft geht es als erstes in das Täubchenthal zur bunt-gemischten Truppe von OCTOBER BURNS BLACK. Das liegt nämlich fast um die Ecke und ist relativ schnell zu erreichen. Das Musikprojekt, bestehend aus James Tramel (THE WAKE), Ger Egan (THIS BURNING EFFIGY), Lars Kappeler (SWEET ERMENGARDE), Tommy Olsson (THEATRE OF TRAGEDY) und Simon Rippin (NFD), bringt schnörkellosen Gothic-Rock auf die Bühne und kann damit bei den Besuchern ordentlich punkten. Der gut gefüllte Saal und eine tolle Stimmung sind ein super Einstand in das Festival-Wochenende. Neben 'The Revisionist' gibt es 'Shimmer' auf die Ohren und am Ende erhalten die Musiker ordentlich Beifall.
Wie immer kollidieren die Spielzeiten diverser Band, die auf dem persönlichen Wunschzettel stehen. Das ist auch 2019 nicht anders und klappt bereits am Freitag wunderbar, denn im Anschluss spielt hier THE GOLDEN APES. Aber das Programm im Volkspalast ist eben auch recht interessant und da erstere Band öfters in der Gegend unterwegs ist, geht es in Richtung Alte Messe, was vom Täubchenthal nun auch nicht gerade um die Ecke ist. Dort steht nämlich die italienische Formation CAMERATA MEDIOLANESE auf der Bühne, die eben auch nicht alle Tage auftritt. Von daher ist zeitiges Erscheinen zu empfehlen, um nicht vor einer überfüllten Halle zu stehen, bei der einem der Einlass verwehrt wird. Einige neue Gesichter sind in der Band zu sehen, die nach dem Intro mit 'Dolci Ire' ihr Konzert beginnt. Die Mischung aus Neofolk und Neoklassik, die sich nur schwer richtig zuordnen lässt, begeistert das Publikum. Gerade die Abwechslung zwischen ruhigen und melancholischen Passagen und den lauten Trommeln, die übrigens perfekt miteinander harmonieren, lassen den Auftritt zu etwas Besonderen werden. So kommt die glasklare Stimme von einer der Sängerinnen bei 'Vergine Bella' hervorragend zur Geltung. Das Ganze mit Trommeln untermalt spricht dann für 'Il Ricordo Dei Giochi Delle Spose Del Vento'. Viel zu schnell wollen sich die Musiker von ihren Fans verabschieden, die natürlich noch eine Zugabe fordern. Zumal noch genügend Zeit dafür ist. Natürlich kommen die Künstler wieder auf die Bühne und es erklingt mit 'Schiarazula Marazula' ein bekanntes Stück des italienischen Komponisten Giorgio Mainerio. Mit dem wundervoll dargebotenen 'L'homme Armé' verabschieden sich die Italiener im Anschluss vom Publikum, welches gern noch mehr gehört hätte, denn Zeit wäre noch gewesen. Zumindest laut Spielplan. Auch dass 'Il Trionfo Di Bacco E Arianna' an diesem Abend nicht erklang, schmälert ein wenig die Freude über den Auftritt. Der war zwar wirklich toll, aber eben auch ein wenig zu kurz.
Im Anschluss spielt in der benachbarten Kantine EVI VINE. Die britische Sängerin ist mit ihrer Band angereist und hat zahlreiche Stücke vom neuen Album "Black // Light // White // Dark" für ihre Fans dabei. Der Raum ist brechend voll, als die Band mit dem Stück 'Drone' startet und die Zuschauer gespannt dem Sound lauschen. Der ist zwar relativ minimalistisch gehalten, doch in der Kombination mit der Stimme der Sängerin entsteht eine einmalige Klangwelt, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. 'I Am The Waves' schickt im Anschluss die Hörer auf eine Klangreise der besonderen Art. Natürlich ist dieser Sound nicht unbedingt einfach und man muss sich schon darauf einlassen können, sonst funktioniert das Ganze nicht. Viele der Lieder sind relativ lang und haben damit viel Entfaltungspotenzial. Der Großteil der Anwesenden ist jedoch dafür empfänglich und belohnt die Band mit viel Applaus. 'Sad Song No. 9' am Ende begeistert die Fans noch einmal so richtig und ein sehr schönes Konzert neigt sich dem Ende entgegen, und so schön es auch ist, ist es Zeit für ein wenig frische Luft, denn die fehlt in der Kantine nun gänzlich.
Nach diesem schweißtreibenden Konzert, das auch ohne sich zu bewegen super funktioniert, gibt es bis zur Haltestelle der Straßenbahn genug Sauerstoff und es geht weiter zu LA SCALTRA in die Moritzbastei. Aber auch hier erwartet einen im Konzertraum dasselbe Szenario. Hohe Temperaturen und viele Besucher. Natürlich ist die Tonne in der Moritzbastei wesentlich kleiner als die Kantine im Volksplast, doch dichtgedrängt stehen die Gäste, dass sich die Luft förmlich schneiden lässt. Der Sound ist von der Türe aus recht ordentlich, nur ist hier eben auch kein wirklicher Platz. Also muss ein Konzert mit dieser Band auf ein andermal verschoben werden, denn schlecht klingt es aus der Ferne nicht. Prinzipiell ist die Moritzbastei ja immer ein Anlaufpunkt, wo fast immer Freunde und Bekannte anzutreffen sind. Das ist heute nicht anders und so kann man bei einem Getränk ein wenig plaudern und bekommt wenigstens von weitem noch den Sound der Essener mit. Als Alternative wäre zu der Uhrzeit auch das Konzert von THE CHURCH in der Agra möglich, aber der Drummer der Band hat sich unglücklicherweise den Fuß gebrochen und so musste der Gig zum WGT kurzfristig abgesagt werden. So bleibt es dort heute Abend an den Jungs von WHITE LIES hängen, den Abend gebührend zu beenden.
Doch dafür ist es dann irgendwie schon zu spät und so geht es zu einer der unzähligen Partys, die über das Pfingstwochenende verteilt stattfinden. Die Veranstaltungsreihe "Dunkelromantischer Tanz" hat mit der Heilandskirche in Plagwitz ein neues zu Hause gefunden. Also muss die Lokalität gleich getestet werden. Es hat schon was, wenn man die Treppen hochgeht und von hinten das Szenario überblicken kann. Tanz in einer Kirche, das hat doch Seltenheitswert, ist aber dennoch ein tolles Erlebnis. Wobei hier auch die Meinungen auseinander gehen, denn einigen ist es vom Gesamtambiente her zu hell, andere finden gerade das wiederrum schön. Zur Musik passt das Szenario jedenfalls toll und wesentlich besser als das Haus Leipzig. Von daher wäre es wirklich erfreulich, wenn diese Lokalität nächstes Jahr wieder dabei ist. Die Musikauswahl ist schick und damit steht dem Tanzvergnügen nichts im Wege, um die Nacht zum Tage zu machen.
- Redakteur:
- Swen Reuter