Wave-Gotik-Treffen 2002 - Leipzig
06.06.2002 | 14:3217.05.2002, diverse Veranstaltungsorte
Freitag, 17.05.
Parkbühne
FROWN
Meinen Auftakt zum 11. Wave Gotik Treffen machte die slowakische Band FROWN. Als allererstes fiel mir ein Absperrgitter vor der Bühne ins Auge, auf dem "N-Sync" stand. Scheiße, schon wieder das falsche Festival erwischt? Zum Glück nicht, denn musikalisch ging das dann doch in die Gothic-Ecke. Leider waren FROWN nicht immer sonderlich originell, denn sie klangen schon sehr TYPE-O-NEGATIVE-angehaucht. Wenn man sich z.B. noch das Cover der neuen CD "Features And Causes Of The Frozen Origin" mit demselben, wie bei TYPE O um die Ecke gehenden, grünen Schriftzug ins Gedächtnis ruft, könnte man beinahe von einem Abklatsch sprechen. Am Anfang war der Sound schlecht, aber das besserte sich dann noch. Trotzdem zogen es 95 % der Besucher vor, sich die Band im Sitzen anzuschauen, wodurch der Funke nicht so richtig übersprang. Sänger Marian wusste stimmlich zwar voll zu überzeugen, aber auch bei ihm sei der Vorwurf erlaubt, dass zu oft der Peter Steele durchschlug. Die Songs waren zwar recht eingängig, aber auch ein bisschen zu gleichförmig. Klang insgesamt nicht schlecht, nur sollte man sich dringend um etwas mehr Eigenständigkeit im Sound bemühen und versuchen, sich in Zukunft wenigstens etwas von ihrer offensichtlichen Lieblingsband zu entfernen. FROWN konnte man sich durchaus anhören, mehr als Höflichkeitsapplaus konnten sie allerdings auch nicht ernten.
(Stephan Voigtländer)
AUTUMNBLAZE
Sehr bedächtig ging es dann mit AUTUMNBLAZE weiter. Jetzt gab es atmosphärische, träumerische Musik zu hören, was allerdings nicht so richtig zum sonnigen Nachmittag passte. Der Sänger hörte sich für meinen Geschmack stellenweise zu weinerlich an (klang dann beinahe wie Ville von HIM). Insgesamt war die Musik sehr ruhig, aber wenn die Band mal ordentlich zur Sache ging und losrockte, dann waren sie richtig gut. Leider waren Ausflüge in diese Gefilde eher selten. Der abschließende Song "I Shiver", eine mitreißende Ballade mit teilweise deutschem Text, war dann der beste Song im Set und konnte echt überzeugen. Da sich die darauf folgenden JACK FROST verspäteten, durften AUTUMNBLAZE allerdings eine knappe halbe Stunde überziehen. Das nutzten sie, um die Songs "Someone's Picture", "A Crow On My Shoulder" und "I Shiver" noch einmal in einem deutlich rockigeren Gewand vorzutragen und die eigenen Headbanger-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Damit brachten sie sogar etliche Leute zum Aufstehen und Mitmachen, nur das mit dem Mitsingen klappte nicht so ganz. Anyway, man konnte ihnen die Freude über die ungeplante Verlängerung deutlich ansehen und so kamen sie zum Ende richtig gut an. Allerdings hätten sie ruhig gleich so loslegen können, ich hätte nichts dagegen gehabt...
(Stephan Voigtländer)
JACK FROST
Die Ösis von JACK FROST hatten eine Reifenpanne gerade noch glimpflich überstanden, was der Grund für ihr Zuspätkommen war. Leider durften sie noch nicht mal eine halbe Stunde auf der Bühne stehen, damit der Zeitplan wieder reingeholt werden konnte. Da hätte ich mir etwas mehr Fingerspitzengefühl vom Veranstalter gewünscht, denn sie hatten sehr gute Songs am Start. Als Kontrast zu den vorangegangenen AUTUMNBLAZE gingen die Ösis ziemlich heftig zu Werke und machten sich mit ihrem doomigen Goth-Rock viele Freunde. Und der kroch noch dazu schön fett und kraftvoll in die Gehörgänge. Trotz der Kürze ein absolut gelungener Auftritt. Außerdem hat man mit "Gloom Rock Asylum" ein starkes aktuelles Album am Start, das auch live ansprechend präsentiert wurde und deshalb ruhig auf dem einen oder anderen Einkaufszettel landen sollte. Ach ja, und wer sich jetzt wundern sollte, JACK FROST haben nichts mit dem gleichnamigen, kürzlich bei SAVATAGE entlassenen Gitarristen zu tun.
(Stephan Voigtländer)
SCREAM SILENCE
Einer der hoffnungsvollsten deutschen Newcomer im Gothic-Bereich sind die Berliner SCREAM SILENCE. Die spielten sich (vielleicht ein bisschen zu) routiniert, aber trotzdem entspannt durch ihren Auftritt. Ziemlich facettenreich ging man dabei zu Werke. Die Gitarren werden auch schon mal ordentlich krachen gelassen und verschmelzen mit düsteren, atmosphärischen bis hin zu poppigen Versatzstücken. Dementsprechend gingen auch die Songs in unterschiedliche Richtungen, von rockig bis melancholisch war alles dabei. Die schönen Melodien ergänzten sich perfekt mit den heftigen Gitarren und so lieferten die Hauptstädter den Beweis, dass sich hart und melodisch nicht ausschließen muss. Im Gegenteil, hier macht's die Mischung und SCREAM SILENCE haben z.T. tolle Ohrwürmer in petto. Auch das Spaßelement kam nicht zu kurz, denn Fronter Hardy Fieting hatte nicht nur abwechslungsreiche Vocals drauf sondern machte auch viele Witze und Faxen. Auch der Schlagzeuger schnitt herrliche Grimassen hinter seinem Drumkit. Natürlich hätte es besser ausgesehen, wenn live auch ein Keyboarder gespielt hätte, aber so kaum dieses Zeug halt vom Band. SCREAM SILENCE beendeten ihren Gig mit den beiden Klassesongs "Forgotten Days" und "To Die For" und konnten durchaus bekräftigen, dass sie eigentlich aus dem Stadium des hoffnungsvollen Newcomers schon heraus sind.
(Stephan Voigtländer)
THE GENITORTURERS
Die GENITORTURERS waren nicht unbedingt mein Fall (ja, sowas kann auch von einem männlichen Rezensenten kommen). Musikalisch war das lediglich 08/15-Geschrammel und klang eigentlich nicht wie von einer Band, die schon zehn Jahre im Rock-Zirkus unterwegs ist. "Sexy Rock'n'Roll" schön und gut, aber nicht nur die Augen, auch die Ohren sollten doch bei einem "Konzert" mit Futter versorgt werden. Die Songs glichen sich beinahe wie ein Ei dem anderen, aber der Hauptaugenmerk liegt bei dieser Band ja eh auf der sexistischen Show mit den üblichen Verdächtigungen wie dem Auspeitschen einer Sklavin, dem genauen Untersuchen bestimmter weiblicher Körperöffnungen und der Vorführung, was man mit Wäscheklammern so alles anstellen kann. Solcherlei konnte wider Erwarten auch zahlreiche weibliche Konzertbesucher begeistern. Zum Schluss gab es mit dem AC/DC-Cover "Highway To Hell" auch noch etwas für den anspruchsvollen Musikgeschmack. Ob die leuchtenden Blicke einiger Konzertbesucher nach der GENITORTURERS-Show mit der Freude über dem Dargebotenen zusammenhingen oder doch eher damit, dass sich mit den anschließenden MOONSPELL ein Konzerterlebnis ganz anderer Art ankündigte, kann ich allerdings nicht beurteilen.
(Stephan Voigtländer)
MOONSPELL
Manchmal könnte man meinen, es geschehen noch Wunder - zumindest kleine und die dann aus persönlicher Sicht. Schließlich kam ich am alljährlichen Eröffnungsfreitag einmal überpünktlich zu einem Konzert, was aber hauptsächlich an MOONSPELL lag, die mich mit ihrer letzten CD "Darkness & Hope" unglaublich begeistert hatten und durch ihre atmosphärische, durchdringende, schwer beschreibbare Musik einen Drang auf mich zu legten, sie live mitverfolgen zu wollen.
Da ich nun mehr als rechtzeitig am Ort des Geschehens eintraf, entgingen mir auch die letzten Klänge einer mir vollkommen unbekannten Band, THE GENITORTURERS nicht, Coverversionen des MISFITS Klassikers "All Hell Breaks Lose" und des wohl bekanntesten AC/DC Songs "Highway To Hell". Durch diese zwei Stücke enorm angeregt, schmeckte auch das traditionelle erste WGT Bier besonders gut, angesichts der Preise für ein harmloses Steak hätte es einem aber auch im Halse stecken bleiben können. Die Security machte dieses Jahr wieder einen besonders netten Eindruck, eine Ganzkörperüberprüfung fiel aber seltsamer aus (was sich am Samstag auf der Agra aber erwartungsgemäß änderte).
Nachdem das unbeschadet überstanden, musste ich feststellen, dass die Parkbühne noch recht leer war oder mir dies nur so erschien, auf jeden Fall beschlich mich ein Verdacht, der sich sobald bestätigen sollte. Auf der Bühne wurde ewig herumgebaut, zeitweise war gar keiner zu sehen. Als man sich dann entschloss zum Soundcheck überzugehen, war abzusehen, dass es an diesem Abend wohl nichts pünktlich beginnen würde. Eine Krankheit, die das Wave-Gotik-Treffen schon des Öfteren befiel. Somit verwunderte es nicht wirklich.
Gut 20 bis 25 Minuten später zog erwartungsgemäß Nebel auf der Bühne auf, durch den sich die Umrisse der 5 Portugiesen immer deutlicher abzeichneten. MOONSPELL waren da und begannen ein Set, das den Freitagabend mehr als retten sollte. Die Portugiesen gaben eine sehr interessante Mischung einiger Songs ihrer letzten Alben wieder, die jedoch erst im Stück selbst zu erkennen waren, da die An- und Aussagen Fernandos an meiner Stelle recht schlecht zu verstehen waren. Doch ist die Auswahl der Songs bei MOONSPELL weniger ausschlaggebend, bedeutender ist es, wie sie ihre dichte, atmosphärische, von tiefem unsichtbaren Schmerz getriebene Musik betreiben und auf das Publikum übertragen können. MOONSPELL gelang dies in wenigen Sekunden, der Bann der Musik, den wechselnden, teils überraschenden heftigen Riffs und die charismatische Stimme Fernandos lag sofort über der Parkbühne. Was die Musik der Portugiesen in mir, speziell an diesem Abend, auslöst und auslöste, vermag sich schwer in Worte zu packen. Es durchfließt den Körper eine immense Kraft, man ist für diese Zeit sorgen - und gedankenfrei. MOONSPELL stärkt und MOONSPELL mit diesem hervorragenden Sound, der an diesem Abend vorherrschte, noch mehr.
Ich behaupte einfach, dass die Parkbühne von der Akustik her der beste Spielort für eine Band ist, was natürlich daran liegen mag, dass es sich hier um Open-Air-Veranstaltungen handelt. Wer MOONSPELL nur vom aktuellen Album kannte, kam natürlich auch auf seine Kosten, da mit "DevilRed" und "Firewalking" alleine zwei Songs aus jenem Album vorgetragen wurden.
MOONSPELL sind live unglaublich härter und besser als auf ihren Silberlingen, damit ist es ihnen noch mehr möglich, die Faszination ihrer vielschichtigen, wunderschönen Musik auf den Zuhörer zu übertragen.
Nach einer Stunde war dann alles vorbei - für diesen Auftritt eine viel zu kurze Zeit. Ohne Zugabe zu gehen, hätte den vollends begeisterten Anhängern sicher eine kleine Wunde in ihre, der Musik fasziniert hingegebenen Körper und Seelen geschnitten. Umso besser und länger viel die Zugabe dann aus, zum wirklichen Schluss gab es dann aus dem Mund von Fernando eine Hommage extra an die "true Moonspell fans" (oder so ähnlich, leider nicht wirklich zu verstehen), dem sich ein wohl recht älterer Song anschloss. Was hat der Mann nur für ein Organ ...
Wenige Tage danach kann ich mit recht behaupten, dass MOONSPELL das Beste war, was mir dieses beim Wave-Gotik-Treffen zu sehen möglich war.
(Daniel; gothicparadise.de)
Haus Leipzig
UNHEILIG
Diese Band sollte mir den ersten Konzertgenuss des diesjährigen WGT bieten, nachdem der Großteil des vorangegangenen Tages vornehmlich in Organisationsstress ausartete. Da ich UNHEILIG bislang keine nähere Beachtung geschenkt hatte, vertraute ich auf die Zusicherungen meiner Begleiter und ließ mich überraschen. Der Abend hatte noch nicht gedämmert, die Halle im Haus Leipzig war zunächst nur zur Hälfte gefüllt, was aber bei der Hitze eher eine Wohltat in punkto Atemluft war und sich ohnehin bald ändern sollte. Aber zumindest der sich etwas dahinziehende Soundcheck flüsterte mir recht ungestüm Versprechungen auf ein ziemlich lautes Konzert ins Ohr. Und es wurde laut.
Der Graf, wie der Frontmann von UNHEILIG genannt wird, tritt – als einziger auf der Bühne in standesgemäß düstere Schale geworden – vor seine Untertanen und beeindruckt mich sofort mit seinem Auftreten und vor allem seiner erstaunlichen Stimme. Und nicht nur mich, trotz des zuvor eher verschlafenen Eindrucks, den die schwarze Bande vor der Bühne machte. Der lang währende Soundcheck hat sich überdies gelohnt – Kraftvoll rockt die Rhythmusfraktion, dass es eine Freude ist, der Gesang kommt klar und gut verständlich an mein Ohr geritten und die Keyboards gestalten sich für Konzertverhältnisse angenehm unaufdringlich und fast schon filigran.
Die Hitze ging auch am ausgesprochen charismatischen Grafen nicht unbemerkt vorüber, schien es, denn bereits beim zweiten Song „Die Maschine“ – einem Vorgeschmack auf das kommende Album – wird der Schwarzfrack abgelegt und zwei kräftige Oberarme entblößt. Der Frontmann ist bei diesem Auftritt das absolute Zentrum unsres kleinen Universums, sein Charisma und seine Stimme sind unentrinnbar. Die rhythmusgeladene Düster-Rock-Musik, die im Grundstil durchaus an WITT oder RAMMSTEIN erinnern mag, jedoch um einiges mehr zu bieten hat, packt die Menge, und auch wenn ich mich zuvor nicht sonderlich für UNHEILIG interessierte, so beeindruckte mich das Gesehene und Gehörte doch enorm – mein Interesse ist geweckt, kann man wohl sagen. Gerade der herbe Baritongesang verdient absoluten Respekt.
Aber auch ruhigere Momente der Show wissen in ihren Bann zu ziehen, wie „Sternenschiff“ gerade durch die Möglichkeit der vollen Stimmentfaltung unter Beweis stellt.
In der Halle bleibt es wohl wegen der vergleichsweise geringen „Befüllung“ und der erschöpfenden Hitze des Tages etwas bewegungsarm, aber dem Dargebotenen wird mit allerlei lautstarker Geräuschkulisse ausgiebig Respekt gezollt. Nach lediglich einer halben Stunde Auftritt scheint das Ende gekommen – manchmal ist der enge Zeitplan des WGT wirklich frustrierend – , doch es gibt tatsächlich eine lautstark herbeigewünschte Zugabe, was für das Wave-Gotik-Treffen alles andre als der Regelfall ist. Und so gibt es zum Abschluss mit „Komm zu mir“ noch eine dynamische dunkle Hymne und ich verlasse höchst zufrieden dieses Konzert.
(Andreas J.)
Moritzbastei
MAZELAND
MAZELAND? Nie gehört! Das dachten sich wohl viele der Besucher der Moritzbastei am ersten Festivaltag. Auch ich hatte von der deutschen Formation, die aus lauter Ex-Mitgliedern anderer Bands wie z.B. LILLITH oder WOLFSMOND zusammengewürfelt wurde, nie etwas gehört. Ich konnte aber in Erfahrung bringen, dass die Band bereits seit 1997 existiert und man sich der musikalischen Elemente und Formen der 80-er hingibt.
Selbstverständlich wollen MAZELAND die 80-er nicht imitieren – in den momentanen Boom passen sie aber dennoch ganz gut.
Klassisch besetzt mit Keyboarder, Drummer, Gitarrist und Bassist und Sänger, unterhielt die Band das Publikum mit Synthiepop ähnlichen Klängen und scheuten sich auch nicht, den RAMONES-Song und Soundtrack zum gleichnamigen STEVEN-KING-Klassiker „Pet Cemetery“ zu covern. Meiner Meinung nach eine gute Idee, die auch entsprechend umgesetzt wurde. Ob’s dem Publikum gefallen hat, blieb allerdings fraglich, denn die Moritzbastei war zwar gut gefüllt, der Applaus blieb allerdings eher höflich als überschwänglich und auch die lustig gemeinten Ansagen des Sängers kamen nicht wirklich an.
Viel hängen geblieben ist von dem eher unauffälligen Gig bei mir nicht viel. Dennoch sollte man MAZELAND auf jeden Fall im Auge behalten, denn gute Chartplatzierungen und Rezensionen in einschlägigen Szene Magazinen lassen noch einiges hoffen.
(Freya; gothicparadise.de)
THE ESCAPE
THE ESCAPE hatten die Ehre, die Moritzbastei auf STENDAL BLAST, den Headliner des Abends, vorzubereiten. Dabei hätte die Band, die sich seit mehr als zehn Jahren dem Gothic Rock verschrieben hat, selbst das Zeug zum Hauptact gehabt.
Mit Cowboyhut bekleidet betrat der charismatische Frontman Ingo, begleitet von Bassist, Gitarrist und Keyboarder, die Bühne und unterhielt das Publikum über eine Stunde lang mit Songs, die immer zwischen Melancholie und Tanzbarkeit schwankten und dennoch rockige Gitarren mit E-Drums verbanden.
Die Moritzbastei füllte sich mit fortschreitender Zeit immer mehr, denn der Ablaufplan hatte sich dermaßen verschoben, dass bereits die Fans für STENDAL BLAST die viel zu kleine Veranstaltungshalle enterten.
Dennoch gab es zum Abschied für THE ESCAPE mehr als nur Höflichkeitsapplaus, auch wenn sofort nach dem Abgang von der Bühne die ersten „Wir wollen Stendal hören“-Rufe ertönten.
(Freya; gothicparadise.de)
STENDAL BLAST
Obwohl sich wie eigentlich immer beim WGT der Auftritt von STENDAL BLAST um nicht nur wenige Minuten verspätete, war die Stimmung in der Leipziger Moritzbastei gigantisch. Neben den Besuchern des Festivals waren auch Gäste, die acht Euro Eintritt bezahlten, willkommen und auch die Preise in dem Studentenclub wurden nicht an die ansonsten für alle Veranstaltungsorte vorgeschriebenen 2,30 EUR für z.B. eine Cola angepasst. Eigentlich alles positive Eindrücke, wäre die Moritzbastei nicht eindeutig überfüllt gewesen. Auch ein Fotograben für die Presse wurde in der viel zu kleinen Veranstaltungshalle nicht eingerichtet, sodass ich mich mit meiner Kamera durch Hunderte von wartendenden Fans drängeln musste.
Als das Warten und „Wir wollen Stendal hören“-Rufen endlich ein Ende hatte und Sänger Kaaja Hoyda, Gitarrist Bernhard Lottes und Keyboarder und Programmierer Valek Devkar die Bühne betraten, gab es kein Halten mehr – die Massen tobten und die zahlreich erschienenen Fans sangen von Anfang an jeden Song mit.
STENDAL BLAST präsentierten an diesem Abend Altbekanntes wie „Nie mehr mit dir schlafen“ und „In diesem Sinne“, aber auch neue Lieder des aktuellen Albums „Fette Beute“ und übermittelten auf unvergleichliche Weise ihre Texte, die immer zwischen Gut und Böse und Genie und Wahnsinn liegen.
Kaaja Hoyda, der selbsternannte MEAT LOAF des Independent, lieferte eine überzeugende Show und verstand es, das Publikum zu begeistern. Bekleidet mit Fliegensonnenbrille und Käppi heizte er den Fans so lange ein, bis selbst auf sein Auspusten einer Kerze frenetisch applaudiert und gegrölt wurde und die „Ausziehen! Ausziehen!“-Rufe nicht weniger wurden. Dass Herr Hoyda das eine oder andere Mal den Einsatz verpasste, soll eher nebensächlich bleiben.
Leider kann ich nicht darüber berichten, ob der Meister sich wirklich noch seiner Klamotten entledigt hat. Auf dem Höhepunkt der Stimmung brach in den ersten Reihen eine Prügelei aus, nach der ich es vorzog, mich und meine Kamera in Sicherheit zu bringen und den Rest aus den hinteren Reihen zu verfolgen. Da selbige Reihen aber schon vor der Tür standen, gab es wenig zu sehen.
Trotzdem war STENDAL BLAST für mich das Highlight des Abends und ganz sicher eine der leider viel zu wenig beachteten Größen des diesjährigen WGT. Warum die Veranstalter für diesen Auftritt einen so kleinen und schlecht gesicherten Raum ausgewählt haben, wird mir aber ein unlösbares Rätsel bleiben.
(Freya; gothicparadise.de)
- Redakteur:
- Andreas Jur