Wave-Gotik-Treffen 2002 - Leipzig
06.06.2002 | 14:3217.05.2002, diverse Veranstaltungsorte
Samstag, 18.05.
agra
SUICIDE COMMANDO
Die agra-Halle war am Samstag gegen 18 Uhr brechend voll!
Warum?? - SUICIDE COMMANDO standen auf den Plan, die dann ab 18:25 Uhr endlich auf die Bühne traten. Zum Glück war es an diesem Tag nicht ganz so warm wie am Freitag, doch man kam hier auch gut zum Schwitzen.
SUICIDE COMMANDO stiegen sofort, nach einem kurzen Intro, mit “See You In Hell“ voll ins Geschehen ein. Der Boden bebte. Zum einen durch die herumspringenden Massen und zum anderen durch den extrem harten Bass, der, wenn man in den ersten Reihen stand, einen guten Herzschrittmacher abgab.
Bei “Dein Herz, meine Gier“ konnte man niemanden mehr bremsen - alle sprangen herum, drehten voll ab und ließen sich von den krassen EBM-Klängen leiten.
Zwischendurch war die Halle extrem eingenebelt, sodass man kaum noch atmen konnte, was nicht grad sehr schön war.
Ein geniales Lichterspiel lieferten uns SUICIDE COMMANDO bei “Face Of Death“. Als die Fans dann total durchgeschwitzt und am Ende ihrer Kräfte waren, spielten sie etwas Ruhigeres, damit der Puls die Chance hatte, sich wieder in den „Normalbereich“ zu begeben.
Dies sollte jedoch nicht lange anhalten, da wir dann zu “Hellraiser“ gezwungen waren, wieder ordentlich mitzumischen.
Sogar die Verkäuferinnen vom Donuts-Stand wippten ordentlich mit.
Das sollte es dann eigentlich gewesen sein, aber die Fans wollten natürlich mehr, und SUICIDE COMMANDO mussten sich dann noch mit zwei Zugaben den Massen fügen und gingen dann gegen 19:15 Uhr von der Bühne.
Es war einfach nur genial.
Setlist:
1. Intro
2. See You In Hell (2002)
3. Jesus Wept
4. Dein Herz Meine Gier
5. Comatose Delusion (overdose shot two)
6. Face Of Death
7. Body Count Proceed
8. Raise Your God
9. Love Breeds Suicide
10. Hellraiser
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11. Blood In Face
12. Save Me (remix)
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13. Better Off Dead
(Jasmin; gothicparadise.de)
HOCICO
Dass HOCICO für viele WGT-Besucher ein besonderes Highlight dieses Festivals sein würde, konnte man schon lange vor dem eigentlichen Auftritt feststellen. Alle zehn Minuten sah man jemanden mit einem Fan-T-Shirt dieser grandiosen mexikanischen Elektro-Band vorbeiziehen.
Dementsprechend voll war es dann auch am Samstagabend in der agra-Halle II, berechtigterweise, denn schon nach dem kurzen Intro konnte sich kaum noch jemand den düsteren EBM-Klängen entziehen. Wer HOCICO schon einmal live gesehen hat, kennt den Grund. Sänger Erk Aicrag ist keine 1,60 Meter groß, hat jedoch so viel Power, dass er wie ein Flummie über die Bühne rast, im Übrigen durch einen hautengen Lackanzug bekleidet, und die Fans so sehr einheizt, dass die Massen bereits nach wenigen Sekunden nicht mehr zu halten sind. Als passendes Gegenstück dazu Rasco Agroyam, Programmierer dieser Bandformation, der fast regungslos an seinem Board sitzt und gelegentlich wohlwollend mit dem Kopf nickt.
Auch bekannt für HOCICO-Auftritte ist die große Leinwand, auf der während des Konzerts Ausschnitte aus „Sex & Crime“-Videos laufen.
Die mexikanische Band, deren Name übrigens "Osziko" ausgesprochen wird, was so viel wie "Tiermaul" heißt, ließ zur Freude vieler Fans kaum einen Hit der aktuellen CD "Signos De Aberracion" aus, die bereits seit dem Februar 2002 in den Plattenläden zu kaufen ist. Aber auch einige älteren Songs waren im Programm enthalten.
Einigen Festivalbesuchern schien es jedoch nicht bewusst gewesen zu sein, wie groß die Stimmung unter den Fans werden würde; sowohl die Texte als auch der Sound vieler Stücke sind dermaßen aggressiv, dass schon im Vornherein beachtet werden sollte, dass es in der zweiten Reihe vor der Bühne mit Sicherheit große Schuppserien und Tumulte geben wird. "Leute, geht niemals mit Sandalen in solche Massen!!! *g* Ich rede aus Erfahrung".
HOCICO war eine der wenigen Bands, deren Sound sich trotz schlechter Tonqualität in der agra-Halle genial angehört hat. Andere Bands hatten da ja nicht so den Erfolg...
In diesem Sinne: Vergesst nächstes Mal eure Stahlkappenschuhe nicht.
(Alke; gothicparadise.de)
SOFT CELL
Ja, ja, die guten alten Jungs von SOFT CELL; und wenn ich „alt“ sage, ist das wirklich nicht übertrieben. Es gibt doch kaum jemanden, der die Riesenhits „Tainted Love“ und „Say Hello, Wave Goodbye“ nicht kennt.
Jetzt starten SOFT CELL ihr Comeback und waren auch auf dem WGT 2002 als unschlagbare Headliner vertreten.
Wahrscheinlich haben die Massen in der Agrahalle auch genau auf diese beiden Songs gewartet, denn zu Beginn war die Stimmung alles andere als gut.
Marc Almond und Dave Ball gaben sich unwiderruflich große Mühe, das erwartungsvolle Publikum konnten sie jedoch auch mit aerobic- ähnlicher Musik und herumhüpfendem Frontman nicht überzeugen. Am interessantesten fanden die Besucher dann wohl zu beobachten, wie lange es der blondierte Sänger mit seinem schwarzen Mäntelchen und forschem Schritt wohl auf der Bühne durchhalten, bzw. wie gut es Dave Ball gelingen würde, dem Blitzlicht der Fotografen zu entgehen, um sein erschreckend gealtertes Gesicht zu verbergen.
Die Bühnendeko im 70-er-Jahre-Stil hatte in der Tat etwas für sich, stand jedoch im krassen Gegensatz zu den Beats von „Memorabila“. Schließlich aber zeigten SOFT CELL, dass sie es doch ganz gut verstehen, Altes mit Neuem zu verknüpfen, denn die nun folgenden Songs haben überraschend bewiesen, dass die Jungs auch heute noch hitverdächtige Stücke schreiben können.
Und endlich kamen auch die bis dato unbeeindruckt gebliebenen Fans auf ihre Kosten. Durch die legendären Songs aus den 80ern gelang es Marc Almond und Dave Ball, sich auch mit verschrecktesten Besuchern wieder gut zu stellen.
Ein Auftritt, der sich wirklich lohnte, wenn man es geschafft hatte, bis zum Ende durchzuhalten.
(Alke; gothicparadise.de)
Parkbühne
SUN OF SADNESS
Der Sonnabend hatte ähnlich tolles Wetter mit sommerlichen Temperaturen zu bieten wie bereits der Freitag. Also die beste Gelegenheit, baden zu fahren... oder bei zerlaufender Schminke (wohlgemerkt nicht auf meinem Gesicht) einer Band zu lauschen, deren Name da gleich eine ganz neue Bedeutung bekam. SUN OF SADNESS mussten vor circa 40 Nasen anfangen, wobei sich die Zahl der Zuschauer relativ schnell verdoppelte. Positiv fiel auf, dass der Sound von Beginn an ziemlich klar war. Zum Besten gegeben wurden größtenteils heftige Songs, was sehr gut zum Wachwerden war. Aber neben den harten Stücken kamen auch einige ruhige Nummern zur Auflockerung zum Einsatz. Allerdings war es insgesamt ein bisschen zu durcheinander, was da klanglich losgelassen wurde, da fehlte mir ein wenig die klare Linie. Aber Eigenständigkeit erlangt eine Band ja auch nicht von heute auf morgen, und SUN OF SADNESS haben sich zu so früher Stunde allemal achtbar aus der Affäre gezogen. Sie sind sicherlich auf einem guten Weg und werden schon beim nächsten WGT bestimmt zu späterer Stunde auf die Bühne geschickt.
(Stephan Voigtländer)
ASTERIUS
Am zweiten Tag des WGT stand für mich meine erste Begegnung mit der Band ASTERIUS auf dem Programm. Wer schon im Jahre 2000 in Leipzig den härteren Klängen frönte, konnte den Bizarre-Cosmic-Metallern dort bereits im Vorprogramm von SAMAEL, BORKNAGAR und OPETH lauschen.
Zunächst einmal musste ich mir die Frage stellen, was sich denn nun eigentlich hinter der Stilrichtung Bizarre Cosmic Metal, den ASTERIUS laut Presseinformation spielen, verbirgt. Dass die Anhänger der Metalszene für schillernde Beschreibungen ihres jeweiligen Stils bekannt sind, dürfte sich ja bereits herumgesprochen haben. Ich konnte allerdings ziemlich schnell aufdecken, dass sich dahinter eine Mixtur aus Black-, schnellen Death- und atmosphärischen Gothic-Metal-Elementen verbirgt.
Diese Mischung schien am Samstag allerdings nur wenige Zuschauer aus den Zelten zu locken, denn die Parkbühne war eher mäßig gefüllt. Trotzdem kam das Zusammenspiel zwischen dem Growl-Vocalist Sirius und dem Leadsänger Andras mit kraftvoll klarer Stimme beim Publikum gut an. Wollte auch niemand in der gleißenden Sonne bis zum Bühnenrand gehen, so wurde doch wenigstens im Sitzen das Haar geschüttelt.
Einen Merchandise-Stand hatten ASTERIUS nicht mit nach Leipzig gebracht. Zur Freude der Band hatte sich allerdings ein Fan bereits selbst ein Fanshirt gebastelt und tänzelte damit stolz vor der Bühne umher. Auch CDs durften die neu geworbenen Fans nach dem Konzert nicht offiziell erstehen, gegen eine Spende werde man die Werke allerdings unters Volk bringen, erklärte Sänger Andras dem johlenden Publikum.
Nach einer halben Stunde verließen die Metaller die Bühne unter mäßigem Applaus, was aber sicher nur an der kräftig strahlenden Sonne gelegen haben wird.
(Freya; gothicparadise.de)
GARDENS OF GEHENNA
Die Band, die jetzt an der Reihe war, hieß vor nicht allzu langer Zeit noch GARDENS OF GEHENNA, aber aus irgendeinem Grund waren die überall als "Garden Of Gehanna" angekündigt. Der Schreibfehler konnte allerdings schnell aufgeklärt werden, denn eine Namensänderung war hier nicht der Fall, und so legte man unter dem "alten" Namen munter los. Ein Mix aus Gothic, Doom und Death wurde dargereicht, und der wurde auch angenommen, denn trotz des zeitigen Auftritts gelang es, ziemlich viele Leute anzuziehen. GARDENS OF GEHENNA konnten mit guten, aggressiven Songs überzeugen, allerdings fehlte im optischen Gesamtbild einfach der Schlagzeuger (sieht halt nicht besonders toll aus, wenn bei einem Metal-Act die Schießbude in der Mitte fehlt). Dem Fronter gelang es auch, einen mehrminütigen Bassdefekt geistreich zu überspielen, indem er seine Bassistin mit Fragen wie "Braucht man eigentlich einen Bass?" ärgerte. Alles in allem wurde hier schon ein sehr annehmbares musikalisches Leckerli kredenzt und GARDENS OF GEHENNA hatten (neben dem Namen) eigentlich nur das Problem, dass ihre kalte Dark Music nicht so richtig zu dem vorherrschenden strahlenden Sonnenschein passte.
(Stephan Voigtländer)
ASHES YOU LEAVE
Sehr gefühlvolle und verträumte Musik, die einen mit auf die Reise nahm, gab es nun bei ASHES YOU LEAVE zu hören. Sängerin Marina mit ihrer fantastischen Stimme zog einfach jeden in ihren Bann. Dabei lotete sie stimmlich auch so ziemlich alle Nuancen zwischen geschmeidig, sanft und rockig aus. Dem Publikum schien der melodische Stoff zu gefallen, wie aus den überschwänglichen Reaktionen zwischen den Songs unschwer zu erkennen war. Die Songs ließen sich Zeit, und konnten Dank des klaren Sounds ihre Wirkung voll entfalten. Außerdem war das Septett gut aufeinander eingespielt, da wirkte nichts irgendwie aufgesetzt. Harmonisch und homogen kamen die kroatischen Gothic-Metaller herüber, die starken Songs taten ihr übriges. Nach einer dreiviertel Stunde (inklusive einer Zugabe) war dann leider der viel zu kurze Auftritt einer der besten Bands des diesjährigen WGT schon wieder beendet. Die natürliche und zugleich fesselnde Musik ging unter die Haut, die ausstrahlungsreiche Sängerin und der klasse Sound rundeten ein erstklassiges Konzerterlebnis ab. Insgesamt eine absolut starke Vorstellung, der man sich einfach nicht entziehen konnte.
(Stephan Voigtländer)
KISS THE BLADE
KISS THE BLADE konnten im Gegensatz zu ASHES YOU LEAVE nicht so richtig begeistern. Das lag zum einen an den allenfalls durchschnittlichen Songs, zum anderen an der beinahe lustlos wirkenden Vorstellung. Die Österreicher (denen wie bereits GARDENS OF GEHENNA ein Schlagzeuger fehlte) gingen kaum auf das Publikum ein, spielten ihr Set herunter und verschwanden wieder, da war kaum mal so etwas wie Spielfreude erkennbar. Ein paar tanzten zwar zu der Musik, aber die meisten standen halt rum und spendeten verhaltenen Applaus. Zu belanglos klangen ihre Gothic Rock-Songs wie "Need To Be Left", "Broken Heart", "Haploid" und "Incomplete Cut". Da passte es auch, dass eine längere Pause, die dadurch verursacht wurde, dass der Drumcomputer nicht ansprang, nicht irgendwie mit ein paar Ansagen oder Späßen überspielt wurde. Da stand man halt einfach rum und wartete, bis es weitergehen konnte, während sich das Publikum langweilte oder zum Bierstand pilgerte. Lange Rede, kurzer Sinn - von dieser Band hätte man durchaus einiges mehr erwarten können.
(Stephan Voigtländer)
MYSTERIUM
Viel mehr Begeisterung als KISS THE BLADE entfachten da schon MYSTERIUM, vor allem weil sie mit viel besseren Songs aufwarten konnten. Lediglich das Keyboard war für meinen Geschmack etwas zu weit in den Vordergrund gerückt. Ansonsten war das feiner Stoff - depressiver und atmosphärischer Dark Metal, der durchaus Appetit auf die aktuelle Scheibe "The Glowering Facades Of Night" (allerdings noch aus dem Jahre 2000) machte. Schön war außerdem, dass das Tempo auch schon mal angezogen wurde und man der Band somit durchaus Abwechslungsreichtum in ihren heftigen Düster-Songs bescheinigen kann. Das spiegelte sich auch im variablen Gesang wider, der sich dem jeweiligen Song gut anpasste. Somit konnte man in Ruhe den gelungenen Melodien lauschen, aber es gab auch genügend Gelegenheit, die Matte zu schütteln. Eine Panne gab's auch diesmal wieder - ein Defekt an der Gitarre des Sängers zog eine längere, ungewollte Pause nach sich. Nur eine Sängerin, die angeblich noch auf der letzten Platte mitgewirkt hat, konnte ich nirgends ausmachen...
(Stephan Voigtländer)
HAGGARD
Beim vergeblichen Versuch, innerhalb einer Stunde vom ASP-Konzert im Haus Auensee zur Parkbühne zu gelangen, wurden mir leider die ersten fünfzehn Minuten des Auftritts von HAGGARD vorenthalten – Meinen Dank an die famose Verkehrsorga. Jedoch bereits bei der Annäherung an das Zielobjekt meiner audiophilen Begierde drangen uns die unvergleichlichen Klänge, wie nur HAGGARD sie zustande bringen, ans Ohr und so stürmte ich, wenn auch gehetzt, dennoch guter Laune und begierig den Ort des Geschehens.
Der Anblick, der sich im Dämmerlicht des Abends offenbarte, war bereits stimmungsweisend genug: Das Orchester zur Linken der ausgesprochen dichtgepackten Bühne war von Kerzenlicht umgeben, die Bühne in ruhiges Licht getaucht – und für die Ohren gab es nach Art des Hauses neben der barocken Klassik brachialen Metal und fettes Grunting in harmonischem Nebeneinander. Der Frontmann übernahm sowohl die cleanen Parts wie auch die deftigeren Gruntparts, und ich muss sagen, sowohl Stimme wie auch Metal-Anteile kommen live um einiges herber und noch packender rüber, zudem wurde mit den Gesangslinien ein wenig experimentiert; gerade auch die weibliche Sopranstimme wich in der Melodieführung gern mal von der Studioversion ab, was sich erfrischend bemerkbar machte. Und man mag es kaum glauben, aber das vielschichtige Klangerlebnis der Studioalben wurde auch live perfekt eingefangen – Respekt. Zwar war in den leisen Teilen ein beständiges Hintergrundbrummen zu vernehmen und es gab die eine oder andre Rückkopplung, aber es dürfte tontechnisch verdammt schwer sein, eine Metal-Kombo, etliche Sänger und ein klassisches Orchester auszusteuern. Ich für meinen Teil war mehr als zufriedengestellt vom Ergebnis dieses Versuches. Gerade die Rhythmusfraktion kam um einiges druckvoller rüber, ohne dass das Orchester dabei unterging, wenngleich in diesen metallastigen Passagen nicht mehr alle Instrumentalstimmen wahrnehmbar waren – aber dafür rockte die Mucke in jenen Momenten umso mehr, und das war mir live wichtiger.
Zwischendurch gab es einen kleinen Schnitzer, als die Flötistin den Einsatz verpasste und den falschen Song einleiten wollte, aber das wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen und machte den Auftritt nur sympathischer. Die Leute vor der Bühne feierten jedenfalls die Band ordentlich ab, die Stimmung war ausgezeichnet.
Zu dieser Stimmung tat auch der unerwartet lockere Auftritt seinen Teil, und so richtig wohlige Atmosphäre kam auf, als es Zeit für eine Unterbrechung war, in der uns mitgeteilt wurde, dass zum einen jemand von der Band just Vater geworden war – man frage mich nicht wer, das bekam ich irgendwie nicht mit, ich glaube es war Andi –, und dass Frontmann Asis gerade heute seinen Purzeltach zu feiern hatte. Dafür gab’s dann direkt eine barocke Variation eines Geburtstagsständchens und schweren Jubel von den Fans. Das neue Album wurde angekündigt; Thema soll diesmal Galileo sein. Und sofort gab’s auch eine Kostprobe von den bisherigen Arbeiten zu diesem nächsten Werk („Das haben wir mal eben auf der Busfahrt hierher geschrieben.“).
Wie erwartet ist das vorgestellte Stück wunderschön und beeindruckend gelungen, mit einem langen, sehnsüchtigen Intro, gefolgt von einem fast brachial kraftvollen Hauptteil mit vollem Einsatz. Die Meinung des Publikums dazu: Das neue Album wird famos.
Höhepunkt des Auftritts war das von allen ersehnte „Awakening The Centuries“; bis in die letzten Reihen des proppenvollen Areals erheben sich mannigfaltig Hände, um den Anfangstakt mitzuklatschen – belohnt von einer ziemlich schmerzhaften Rückkopplung, so dass nun alle wieder wach gewesen sein dürften. Zum Abschluss gab es noch „In A Pale Moon’s Shadow“, von Gesangsversuchen auf der andren Seite der Bühne begleitet. Äußerst zufriedengestellt machte ich mich nach dem Konzert auf den Rückweg zum agra-Gelände – von dieser 90-minütigen weiteren Odyssey durch Leipzig will ich besser nicht berichten.
(Andreas J.)
Haus Auensee
ASP
Eigens, um ASP live in Aktion erleben zu können, waren wir zum Haus Auensee gepilgert, das noch außerhalb der Festivalkarte für das WGT liegt, aber mich schon die vergangenen Jahre seines Ambientes wegen beeindruckte. Wie erwartet war die Location mit Schwarzvolk prall gefüllt, und überraschenderweise gab es auch hier eine Anmoderation vor dem Auftritt.
Als es unerwartet pünktlich losging, schoben sich zunächst einführende Synthie-Piano-Klänge durch den auf diesem WGT scheinbar obligatorisch großzügigen Bühnennebel, gefolgt von ASP, dem Schwarzen Schmetterling selbst, welcher begleitet von lautstarkem Jubel und in angemessen extravagante, düstere Schale gewandet seinen Platz einnahm.
Sofort wurde ein vom Haus Auensee schon bekanntes Manko deutlich: Der Gesang war nur schlechterdings verständlich; die klangliche Aussteuerung nicht gerade das Gelbe vom Ei. Dafür boten sich allerdings Musik und gesangliche Leistung ebenso düster und psychotisch dar wie Selbstpräsentation von ASP auf der Bühne und gaben somit ein stimmiges Bild ab. Kränklich grüne oder blutig rote Ausleuchtungen taten ihren Teil zu der durch die leicht verrückt wirkende Performance von ASP bestimmten Grundstimmung.
Die Drums waren etwas zu dominant, während die Gitarrenarbeit unterzugehen drohte, was das klangliche Gesamtbild weiter nach unten zog; dafür kann man die Bühnenarbeit als erfreulich dynamisch und optisch ansprechend bezeichnen. ASP wurde stimmlich von zwei Background-Sängern sowohl im Bereich der Clean wie auch Growl Vocals unterstützt, und in den aggressiveren und schnelleren Passagen kam auch die Instrumentierung insgesamt besser zur Geltung.
ASP wusste durch die hypnotische Darbietung ebenso zu beeindrucken wie durch die vielschichtige Gesangsleistung, die bis hin zu sakralen Stimmlagen ging. „Schwarzer Schmetterling“ ging bereits schwer nach vorn und heizte den Leuten ein, und mit der Zeit wurde die Stimmung im Publikum immer begeisterter und fand ihren Höhepunkt in der Hymne „Und wir tanzten“, die auch von der Bühneninterpretation und der Performance her eine absolute Glanzleistung darstellte.
Da war eine Zugabe praktisch unvermeidlich, nach dem ruhigen Abschluss durfte nun die Rhythmusfraktion wieder schwer in die Waffenkiste greifen und ASP drückte uns mit diesem Rausschmeißer noch einmal so richtig an die Wand.
Schade um den etwas vermasselten Sound, aber die Darbietung selbst war absolut klasse, die Stimmung in der Halle so, wie man sich ein Konzert wünscht und ASP selbst war auch begeistert von diesem Auftritt. Beide Daumen erhoben für diese Show.
(Andreas J.)
Moritzbastei
DESPAIRATION
Mit DESPAIRATION bekam man jetzt vielschichtige, abwechslungsreiche Musik serviert, die perfekt zur schönen Atmosphäre der Moritzbastei-Katakomben passte. Die MB besteht ja z.T. aus alten Stadtmauern, wurde in den siebziger Jahren von den Studenten der Stadt aufgebaut und stellt den einzigen erhaltenen Teil der ehemaligen Stadtbefestigung dar. Nun aber zurück zur Band. Wie erwartet, lag das Hauptaugenmerk auf dem aktuellen Album "Songs Of Love And Redemption", für das die Oberfranken allerorten gute Kritiken einheimsen. Bei den Songs überrascht man mit einem vielfältigen Stilmix aus Dark Metal, Wave und Rock. Trotzdem klingt das Ganze nicht überfrachtet, sondern geht im Gegenteil sehr angenehm ins Ohr. Und sei es das griffige "Magic Caravan", das ruhige "The Shallow Sea" (vom Debüt "Winter 1945"), das intensive "The Electric Shaman" oder das einfach nur geile "Anaesthesia" (vom Zweitling "Scenes From A Poetical Playground") - das waren allesamt tolle Songs, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Aber das Highlight schlechthin folgte mit dem R.E.M.-Cover "Man On The Moon". Groovige Strophe, rockiger Refrain - in ein neues Stilgewand gepackt klang das ziemlich bizarr, aber auch ziemlich geil. Die Zuschauer reagierten regelrecht überschwänglich bei diesem Song, und so kamen DESPAIRATION um eine Zugabe natürlich nicht herum. Zudem sind die Mannen um Sänger Sascha Blach eine echt spaßige Gruppe, sie kamen gutgelaunt und unkompliziert herüber. Die Musik wurde zwar emotional, aber trotzdem mit einer großen Portion Spaß vorgetragen. So heimsten sie zu Recht sehr gute Publikumsreaktionen ein. Mit den Jungs wird zu rechnen sein.
Setlist:
Celestial Winter (Intro)
Blue Haven
Dancing Into The Apocalyptic Sun
Magic Caravan
Pentecost
Cosmic Trigger
The Shallow Sea
The Electric Shaman
Anaesthesia
Man On The Moon
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Cast Your Spell On Me
(Stephan Voigtländer)
EWIGHEIM
21:30 Uhr sollten eigentlich EWIGHEIM in der Moritzbastei spielen, aber ihr erster Auftritt überhaupt sollte sich noch ein wenig verzögern, also warteten wir und tranken! Ja, und wer stand da rein zufällig hinter uns, ganz zivil - Sven Friedrich von ZERAPHINE, der dann gleich von uns zur inoffiziellen Foto- und Autogrammstunde aufgefordert worden ist.
Nach einer Stunde Verspätung sollte es nun eigentlich losgehen.
Tobias kam auf die Bühne, der Rest folgte. Nach einer kurzen netten Begrüßung fingen sie an zu spielen und hörten plötzlich wieder auf, gingen wieder von der Bühne.
Das Publikum wollte natürlich sofort eine Zugabe und Tobias kam wieder raus und fragte: „Hat zufällig jemand von euch eine Gitarre einstecken?“. Ja, bei seiner Gitarre waren wohl einige Saiten gerissen, bzw. war die Gitarre hin.
Aber alle trugen es mit Fassung.
Und, wie sollte es anders sein, wieder eine Verspätung.
22:32 Uhr ging es dann aber wirklich zur Sache.
Die Moritzbastei hatte sich nun bis auf die letzte Ecke gefüllt und es war wieder mal dermaßen warm, dass einem der Schweiß von der Nasenspitze tropfte.
Als EWIGHEIM dann ihren 2. Song “Böser Scherz “ spielten, tobte alles und es wurde ordentlich rumgemoscht.
Bei “EWIGHEIM“ wurde dann noch ein „special guest aus Thüringen eingeflogen“ - der Sänger von EISREGEN – ultra-Weltklasse.
Nach dem vom Publikum gewünschten Song “Böser Scherz“ (zum zweitenmal, aber doppelt hält besser), der dann als Zugabe galt, gingen EWIGHEIM gegen 23:15 Uhr leider schon wieder von der Bühne und erhielten ein recht gutes Feedback für ihren Auftritt.
Setlist:
1. Rückrat
2. Böser Scherz
3. Dein Zweck
4. Leiche Zur See
5. Mord Nicht Ohne Grund
6. Ewigheim
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7. Böser Scherz
(Jasmin; gothicparadise.de)
- Redakteur:
- Andreas Jur