ALL SHALL PERISH & "Metal Sucks" unterstützen Kritik an Anselmo

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Nachdem Phil Anselmo vergangene Woche auf der Bühne den Hitlergruß gezeigt und "White Power" ins Publikum gerufen hat, was zunächst kaum für Reaktionen sorgte, erntete er schließlich unter einem YouTube-Video des Ereignisses mit kritischer Titelzeile zahlreiche verteidigende und unterstützende Kommentare von Fans.
Phil Anselmo selbst hatte dort verleugnet, dass dies eine rassistische Aktion gewesen ist, und versuchte sich auf einen "Insiderwitz" herauszureden. Er sehe sich daher nicht bemüßigt, um Entschuldigung zu bitten. Von vereinzelten Kritikern verlangte er stattdessen, sich ein dickeres Fell zuzulegen.
Erste kritische Reaktionen von ebenfalls im Rampenlicht stehenden Personen der Metalszene kamen eher zögerlich. Aus dem engeren Künstlerumfeld hat sich bislang Robb Flynn geäußert, der dieses Schweigen hart und selbstkritisch anprangerte. Er verwies darin auch auf eine Kolumne des Onlineszenemagazins Metal Sucks mit dem Titel "Die Metalgemeinschaft muss aufhören, Phil Anselmo für seine rassistischen Bemerkungen vom Haken zu lassen."
Metal Sucks-Mitbegründer und Autor Axl Rosenberg schreibt darin in Richtung der Unterstützer Anselmos:
"Was ist denn so verkehrt daran, wenn Weiße sich Stolz auf ihr kulturelles Erbe herausnehmen? Was Anselmos fadenscheinige Argumentation vernachlässigt, ist der soziale und historische Zusammenhang einer Phrase wie "White Pride". Es ist ignorant zu denken, dass Minderheiten keine Erfahrung hätten, die in Amerika und dem Rest der Welt einzigartig ist".
Als Grund, zu ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit geschwiegen zu haben, nennt Rosenberg Feigheit:
"Also warum lässt die Metalgemeinde solches Verhalten kontinuierlich durchgehen? Die einfache Antwort lautet: Wir sind Feiglinge. Wir sind Fans von PANTERA und DOWN, und ja, von SUPERJOINT RITUAL, und wir wollen uns nicht dem kniffligen Problem stellen, ob es ok ist oder nicht, jemanden für sein Talent zu bewundern während wir sein persönliches Politisieren verachten. Wir scheinen kein Problem damit zu haben, uns dieser Thematik zu stellen, wenn es um Varg Vikernes oder Dave Mustaine geht, aber irgendwie hat Anselmo einen unberührbaren Status erlangt."
Dass PANTERA die Metalflagge in einer für die Musikrichtung medial und massenmarktförmig schwierigen Zeit hochgehalten habe, entschulde jedoch keineswegs ein solches Verhalten, an dem "nichts zu verteidigen ist". Der Alkoholisierungsgrad Anselmos während des jüngsten Vorfalls passe in ein Muster: "Mel-Gibson-Syndrom: Der Kerl arbeitet in einer Industrie umgeben von Juden und Amerikanern afrikanischer Abstammung, aber mit genügend Drinks intus beginnt er fast ohne es zu wollen rassistische und antisemitische Beiwörter von sich zu geben."
Schärfere Worte hat die Thrash/Death/Hardcore-Combo ALL SHALL PERISH auf ihrer Facebookseite gefunden:
"Wir halten PANTERA für die eine größte Metalband aller Zeiten, aber wir sollten niemals fürchten, unsere Helden zu kritisieren. Phils Handlngen und seine feigen Rechtfertigungen mitanzusehen ist nicht nur widerlich und unentschuldbar sondern läuft dem Punk-/Metal-/Underground-Ethos zuwider, dem wir uns verpflichten. Keine Götter, keine Herren, und ganz sicher keine Herrenrasse. Jegliche Rechtfertigungen, Jammereien über "umgekehrten Rassismus", BET, Doppelmoral, PC-Polizei, oder allgemeines Weißes Rumgeheule sind einfach zutiefst ignorant bezüglich der Geschichte, der Systemfolgen und des andauernden Eindrucks von staatlich gefördertem Rassismus, Jim Crow, Segregation und Sklaverei. Sprecht mit euren schwarzen Freunden, sofern ihr welche habt, und versucht etwas Einblick zu erhalten. Es gab nie, und das wird es auch nie geben, eine wahre Verkörperung von "umgekehrtem Rassismus", solange nicht weiße Menschen in Massen von Bäumen baumeln, in die Folter verkauft werden, per Verfassung als 3/5 einer Person definiert werden, ihnen der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen verwehrt wird und sie gewaltsam aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Angesichts dessen, wie eine Schlag-um-Schlag-Vergeltung tatsächlich aussähe, erscheinen Affirmative Action und ein Verständnis der Bedeutung und des Kontexts von Black-Pride-Bekundungen als das Geringste, was die über mehrere Generationen hinweg von einer Zugehörigkeit zur Herrenrasse Profitierenden aufbringen können. Rassismus und dessen Einrichtungen sind ein Schandfleck in der amerikanischen Kultur; genauso sind Phils Handlungen ein Schandfleck im Vermächtnis von PANTERA, Dimes Angedenken und der Metalgemeinschaft als Ganzem."
Die Stellungnahme wird beschlossen von einem Zitat der DEAD KENNEDYS: "Nazi punks, fuck off!"
- Quelle:
- Metalsucks.com & ALL SHALL PERISH
- Redakteur:
- Eike Schmitz
- Tags:
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