4TH DIMENSION - Dispelling The Veil Of Illusion
Mehr über 4th Dimension
- Genre:
- Symphonic Power Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Power Prog
- Release:
- 21.03.2014
- Veil 3102
- A Circle In The Ice
- Kingdom Of Thyne Illusions
- Quantum Leap
- ExtraWorld
- White Logic
- Memoirs Of The Abyss
- The Watchtower (A Dream Of Chivalry...)
- Dissonant Hearts
- Away
Ohrwürmer sind nicht alles
Fans des europäischen Power Metal mögen anderer Meinung sein (und Anhänger der Band werden mich vermutlich schlachten), aber ich komme nicht umhin, die Erwartungen an das zweite Werk der Hoffnungsträger von 4TH DIMENSION aus meiner nüchternen Sicht zu dämpfen: Auf "Dispelling The Veil Of Illusion" liefern die Italiener zwar blitzsaubere Arbeit ab, merzen auch einige am Debütalbum beklagten Kritikpunkte aus, haben aber nichtsdestotrotz auf dem Weg in die Oberklasse noch Einiges an Arbeit vor sich.
Wir erinnern uns: 2011 erschien mit "The White Path To Rebirth" ein Album, das quer durch den Kontinent für Aufmerksamkeit sorgte und 4TH DIMENSION ins Vorprogramm von SONATA ARCTICA und LABYRINTH brachte. Damals mussten sich die Südeuropäer noch den Vorwurf gefallen lassen, sich allzu sehr an die Landsmänner von RHAPSODY (OF FIRE, etc.) angebiedert und damit relativ risikofrei einen Weg als Trittbrettfahrer eingeschlagen zu haben. Anno 2014 ist der Wille der Band, Eigenständigkeit zu beweisen und den nächsten Entwicklungsschritt zu beschreiten, durchaus hörbar. Auf "Dispelling The Veil Of Illusion" klingt 4TH DIMENSION deutlich knackiger, weniger nach einer RHAPSODY-Kopie, mehr nach... typisch europäischem Power Metal eben. Die zehn Tracks fallen allesamt hochmelodiös, kürzer und zugänglicher aus als das Debüt-Material; genreüblich sind die meisten Nummern im lockeren Uptempo-Bereich angesiedelt, ebenso typisch ist der relativ zahme Gitarrensound, sowie die dominierende Tastenarbeit (auf die ich gleich gesondert eingehen werde). Der betont gefühlvolle Gesang von Andrea Bicego bedarf der Gewöhnung, hat aber auf alle Fälle Klasse und ist bereits jetzt ein Markenzeichen von 4TH DIMENSION. Na und dann zaubert die Band mit einer Leichtigkeit, die viele Kollegen vor Neid erblassen lassen dürfte, einen Ohrwurm nach dem anderen aus dem Hut. Vor allem die Songs der ersten Albumhälfte bleiben mit geradezu aufdringlicher Hartnäckigkeit im Gehörgang hängen: 'A Circle In The Ice', 'Quantum Leap', 'ExtraWorld' – macht euch darauf gefasst, tagelang von diesen zuckersüßen Plagegeistern verfolgt zu werden.
Tatsächlich stellt "Dispelling The Veil Of Illusion" dann aber auch nichts anderes als eine reine Aneinanderreihung von seichten Ohrwürmern dar. Die ersten sechs Tracks (das stereotype Intro außen vor gelassen) unterscheiden sich in Länge und Tempo kein Stück voneinander, während im letzten Drittel ohnehin die etwas schwächeren Songs versammelt wurden. Es will sich einfach kein "Album-Gefühl" einstellen: Die zweite Veröffentlichung der ehrgeizigen Jungspunde aus Asiago bleibt eine Abfolge von zumeist hocheingängigen, knackigen Power-Metal-Kompositionen – ein geschlossenes Album klingt jedoch anders. Daran hat auch der sehr sterile "Plastiksound" des Langspielers seinen Anteil – ein Vorwurf, den sich viele Vertreter des Genres gefallen lassen müssen, und im Falle von 4TH DIMENSION trifft er leider in besonders hohem Maße zu. Zu schlechter Letzt: Was um alles in der Welt hat die fünf Musiker dazu gebracht, dermaßen hemmungslos mit den Klangeinstellungen ihres Keyboards zu experimentieren? Die mehrheitlich nervigen Sounds lassen sich selbst mit uneingeschränkt gutem Willen nicht einmal mehr als Kitsch bezeichnen – die Midi-Klänge jedes interaktiven Kinderspielzeugs können nicht anstrengender ausfallen als die Tastenarbeit von Talete Fusaro. Meine Herren, muss das wirklich sein?
Von der Genrespitze ist 4TH DIMENSION also nach wie vor ein gutes Stück entfernt, daran ändern auch die enorm eingängigen Melodien, die effektiven Arrangements und die hochklassige Vokal- und Schlagzeugarbeit nichts. Fans von SONATA ARCTICA, EDGUY und Konsorten dürfen auf alle Fälle ein Ohr riskieren. "Dispelling The Veil Of Illusion" ist ein Schritt in die richtige Richtung, bricht aber auch einige neue Baustellen auf, die es schleunigst wieder zu schließen gilt.
Anspieltipps: A Circle In The Ice, Kingdom Of Thyne Illusions, Quantum Leap
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause