77 - High Decibels
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2011
Mehr über 77
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Listenable Records (Soulfood)
- Release:
- 04.11.2011
- High Decibels
- (Gotta Go) Gotta Hit The Road
- Are You Ready For Rock'n'Roll
- Beat It Up
- Backdoor Man
- Gimme A Dollar
- This Girl Is On Fire
- Meltin' In A Spoon
- Since You Been Gone
- Promised Land
- Things You Can't Talk About
Eine ziemlich eindeutige Coverband trotz eigener Songs? Der Blick schweift nach Australien...
Diese Geschichte wurde bereits häufiger erzählt, doch schlagen wir dennoch ein neues Kapitel auf, das dieses Mal den Titel 77 trägt. Also gut, niemand kann den "australischen" Einfluss dieser Band verleugnen, der sich allgegenwärtig durch das Album zieht. Und es scheint tatsächlich eine Art Erfolgsrezept zu sein, einen auf Angus Young & Co. zu machen, auch wenn das Ganze an Vorhersehbarkeit natürlich nicht zu übertreffen ist. Stellt sich also nur die Frage: Ist es ein guter oder ein schlechter Klon? Nun, weder das eine noch das andere. Man kann 77 schon zu den ordentlichen AC/DC-Nacheiferern zählen, wenngleich weder songschreiberisch noch klangbildlich herausragend, und vor allem für meinen Geschmack mit zu wenig Feuer in den Backen. Da kann man schon mal ins Grübeln ob der Daseinsberechtigung einer solchen Band kommen. Und dann hört man das furiose Gitarrensolo bei 'Meltin' In A Spoon' und kennt die Antwort. Geht doch!
Doch nicht alle Songs wirken so inspiriert wie diese Nummer oder insbesondere das eingängig-treibende 'Things You Can't Talk About' (z. B. das träge 'Are You Ready For Rock'n'Roll' fällt in dieser Hinsicht unangehm auf) - eine Schwäche, die sich 77 mit den nach meinem Empfinden etwas zu sehr hochgelobten AIRBOURNE teilen, deren Nase ich im direkten Vergleich aber dennoch vorne sehe. Wenn man schon eine eigene, unverwechselbare Note im Klangbild vermissen lässt, dann sollten alle Songs ordentlich kicken. Das ist die einzige große Schwäche von "High Decibels". Wenigstens hat man mal eine etwas bluesigere Gitarre wie bei 'Backdoor Man' am Start, immerhin etwas. Und bei 'Gimme A Dollar' kann man mit etwas Phantasie sogar eine Prise Rockabilly heraushören. Trotzdem bleibt es bei einem lediglich ordentlichen Album, da der ein oder andere Füller recht schwer verdaulich ist. Zu wenig Funkenflug, auch zu wenig stimmliche Prägnanz und zudem auch einfach zu viel saft- und kraftlose Midtemposongs ('Are You Ready...', 'This Girl Is On Fire' und 'Since You Been Gone', welches vermutlich an 'Ride On' erinnern soll, aber dessen melancholische Eingängigkeit nie erreicht). Die schnellen Gassenhauer sind nämlich das Beste, was "High Decibels" zu bieten hat.
Wie es gehen kann, haben übrigens ausgerechnet ANNIHILATOR einstmals bewiesen: Deren 'Shallow Grave' ist für mich nach wie vor der beste AC/DC-Coversong, der gar nicht von AC/DC stammt. Superb, solch einen Geistesblitz würde man sich natürlich auch von einer Band wie 77 wünschen.
Anspieltipps: Things You Can't Talk About, Backdoor Man, Meltin' In A Spoon
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer