ABRAHAM - Look, Here Comes The Dark
Mehr über Abraham
- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pelagic Records / Cargo
- Release:
- 11.05.2018
- Ride The Last Sunrise
- Wonderful World
- Wanderer
- Hyperoine
- To The Ground
- Silent At Last
- Dead Cities
- Invocation
- Rise Goddess
- Errant
- Sanctuaire
- God Mycelium
- Vulvaire
- All The Sacred Voices
- Urnacht
- Wind
- Erth
- Fire
- Space Departure
Ein Post-Metal-Monument in ganz üppigem Umfang
Beim Umfang dieses post-apokalyptischen Doppelpacks stellt sich natürlich gerade aus Intensitätsgründen die Frage, ob sich die Musiker von ABRAHAM nicht hätten etwas kürzer fassen können. Fast zwei Stunden lang malträtieren sie die Ohren ihrer Zuhörer mit brachialster, extrem finsterer und zumeist anspruchsvoller Endzeitkost und treiben es dabei nicht nur einmal auf die Spitze, was die Belastbarkeit des eigenen Nervenkostüms angeht. Und dennoch: Das Konzept ist schlüssig, die vielen Details greifen prima ineinander, und wer sich selbst schon umfassend mit "Look, Here Comes The Dark" beschäftigt hat, wird irgendwann feststellen, dass etwas fehlen würde, wenn man das fast schon cineastische Event an irgendeiner Stelle kürzen oder selbst nur einen minimalen Teil der vielen hypnotischen Zwischensequenzen reduzieren würde - und mit dieser Feststellung sind die Schweizer tatsächlich einmal mehr auf der Siegerstraße unterwegs.
Allerdings sollte man trotzdem gewarnt sein: Wer nämlich auf musikalischem Wege etwas Psychohygiene betreiben möchte, wird von diesem Doppelalbum maßlos heruntergezogen. Es steckt ein gewisses misanthropisches Feeling hinter den meisten Songs, eine gewisse Negativität, die "Look, Here Comes The Dark" von Anfang an ausstrahlt und die selbst in den dezent psychedelischen Fragmenten der zweiten Hälfte nie so recht verschwindet. Die oftmals brutalen Post-Metal-Strukturen kreieren auf dem ersten Silberling immens große Spannungsbögen, stehen aber irgendwann vor der Entscheidung, entweder auf dem heroischen, melodischen Weg Entlastung zu verschaffen oder dann doch mit brutalen Attacken in die volle Offensive zu gehen. Und in den meisten Fällen entscheidet sich ABRAHAM für die zweite Variante, garniert von einigen Black-Metal-affinen Passagen ('Rise Goddess'), in denen die Bösartigkeit des Materials erst so richtig aufblitzt.
Doch auch die Drone-Eskapaden auf dem zweiten Silberling arbeiten gegen den Strich, haben etwas Verzweifeltes, Ablehnendes an sich, sind aber ebenso wenig sperrig wie die vorangegangenen Stücke. Und genau hier hat die Band einen echten Kunstgriff getätigt: "Look, Here Comes The Dark" ist trotz seiner enorm vielschichtigen Ansätze nicht so verzwickt aufgebaut, dass man unglaublich viele Anläufe benötigt, um endlich Zugang zu erhalten. Es gibt haufenweise progressive Parts, die Rhythmusstrukturen sind nicht immer leicht durchschaubar, und die zahlreichen Stimmungswechsel sind definitiv eine Herausforderung. Aber man kommt erstaunlich schnell damit zurecht und ist relativ schnell in der Materie gefangen - was angesichts der Albumdistanz auch absolut notwendig ist.
Trotzdem: Um all das greifen zu können, braucht es seine Zeit, und davon gleich eine Menge. Doch der Exkurs in die finsteren Welten von ABRAHAM lohnt einmal mehr, weil er auch bei 112 Minuten Spieldauer extrem intensiv ist und von dieser Intensität im Gesamtverlauf auch nichts verliert. Umgekehrt werden die Schweizer es sehr schwer haben, dieses Manifest noch einmal zu toppen. "Look, Here Comes The Dark" ist nämlich zweifelsfrei das Husarenstück einer bis dato schon aufregenden Karriere!
Anspieltipps: Ride The Last Sunrise, Rise Goddess, Erth
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes