ABROGATION - Sarggeburt
Mehr über Abrogation
- Genre:
- (Melodic) Death Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 09.01.2009
- Sarggeburt
- Eisenketzer
- Sündenbock
- Das Schwert des Propheten
- Fegefeuer
- Wechselbalg
- Totensammler
- Seelenverkäufer
- Der Wurm des Zweifels
- Ich bin der Sieg
- Eine fürs Feuer
- Hans Eisenbeiss
- Bonustrack: Eisenmütze
Melodic Death Metal mit deutschen Texten erzählt mittelalterliche Geschichten.
Mit den Anfangstakten eines klassischen Streichkonzertes täuschen ABROGATION zu Beginn ihrer neusten musikalischen Ausgeburt mit dem klangvollen Namen "Sarggeburt" hinweg über das, was sich in den folgenden rund 50 Minuten ausbreitet, aber schon nach wenigen Sekunden verwandelt sich das sanfte Cello in unfreundlich finstere Klänge, bei denen zähe Gitarrenriffs sich mit umtriebigen Drumpassagen und düsteren Death-Metal-Growls vermischen.
Wir sind also doch richtig hier! Denn ABROGATION legen aktuell ihr viertes Album mit komplett deutschen Texten vor. Die Themen ihrer insgesamt dreizehn Songs kreisen um das mittelalterliche Weltbild, in dem Hexen und Totensammler ebenso vorkommen wie religiös motivierte Folter und ein wirrer Glaube ans Fegefeuer. Geschichten wie die von ABROGATION erzählten sind nicht neu, sondern zig Mal schon besungen worden im Dunstkreis des Mittelalter-Metals. Da das ganze aber unverkennbar mit einer Portion Humor gewürzt ist, lassen sich Erzählungen wie die von 'Hans Eisenbeiss', der Frau und Kinder ermordet, um dann selbst der zeitgeistlichen Strafe des Mittelalters anheim zu fallen, augenzwinkernd ertragen.
Viel interessanter als die Inhalte der Songs ist aber ihre musikalische Gestaltung, denn abgesehen davon, dass Death Metal mit deutschen Lyrics auch auf dem vierten Album immer noch ungewöhnlich klingt, kommen die Kompositionen der "Sarggeburt" ausgesprochen stilecht herüber. Im überwiegenden Maße finden sich hier Nummern im aggressiv gesteigerten Tempo, die gepaart sind mit dennoch zugänglichen Melodien. Etwas überraschend mutet an, dass fast alle Stücke ähnlichen Rhythmus aufweisen. So muss man bei Track fünf, 'Fegefeuer' und Track sechs mit dem Titel 'Wechselbalg' genau hinhören, um die jeweils ersten Takte zu unterscheiden.
Kompositorisch hervorzuheben ist daher in diesem Zusammenhang das anspruchsvoll gewebte 'Eine fürs Feuer', das mit seiner komplexen, eher modernen Struktur den Hörgenuss steigert, ohne verstiegen zu sein. Qualitativ nah heran reicht auch Track neun, in dem 'der Wurm des Zweifels' besungen wird. Eingeleitet mit wenigen nachdenklich stimmenden Gitarrenphrasen, die sich während des Stückes wiederholen, entfaltet sich eine melodische Midtemponummer, die im Gedächtnis bleibt.
Insgesamt liefern ABROGATION mit ihrem aktuellen Silberling also ein interessantes Werk ab, das es versteht, ansprechenden Melodic Death Metal in die Gehörgänge zu blasen. Die Idee, diese Kompositionen mit deutschen Texten zu versehen, ist unterstützungswürdig, allerdings erschiene es mir lohnenswert, die Band erweiterte ihren textlichen Horizont künftig über das mittelalterliche Wortfeld hinaus. Ihre Botschaften im Gegenwartsbezug zu transportieren, würde nach meiner Auffassung den Reifeprozess noch weiter vorantreiben, insbesondere, da der deutschsprachige Hörer den Inhalten ja kaum entkommen kann.
Anspieltipps: Der Wurm des Zweifels, Eine fürs Feuer
- Redakteur:
- Erika Becker