ADRAMELCH - Lights From Oblivion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2012
Mehr über Adramelch
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Pure Prog Records (H'ART)
- Release:
- 27.04.2012
- Lights
- Aelegia
- Islands Of Madness
- Truth Lies...
- Wonderful Magician
- Beyond A Lifetime
- Tides Of My Soul
- Chiaroscuro
- King (Of The Rain Of Tomorrow)
- Pain After Pain
- We March, We Fail
- Oblivion
Der dritte Streich der italienischen Wunder-Kult-Band. Völlig anders und trotzdem typisch, versetzen uns die fünf Künstler erneut in einen musikalischen Schwebezustand
Heureka! Das dritte Album der italienische Prog-Rock-Legende ADRAMELCH in 24 Jahren! Ja, richtig gelesen, 24 Jahre sind bereits ins Land gezogen seit die Band mit "Irae Melanox" einen Meilenstein in Sachen episch-verträumter-Stromgitarren-Musik veröffentlicht hat. Bis heute zählen die acht Songs auf dieser wundervollen Scheibe zum Besten, was im Bereich der progressiven Rockmusik erschienen ist. Alles an diesem Rundling ist perfekt, ohne dabei steril zu klingen. Denn ADRAMELCH gelingt es jederzeit, wunderbar gefühlvoll zu klingen. Die Arrangements der verspielten Komposition erinnern in ihrer technischen Leichtfüßigkeit gern an die klassische Musik und der originelle Gesang von Vittorio Ballerio addiert weitere Individualität hinzu. Ganz egal, ob man die Musik auf "Irae Melanox" mag, man wird sie nach einmaligem Anhören immer wieder erkennen. Eine riesengroße Auszeichnung. Es folgte leider die Auflösung der Band. Erst 17 Jahre später wird mit "Broken History" ein ebenbürtiger Nachfolger eingespielt, der natürlich eine andere Seite der Band zeigt. Nicht verwunderlich, wenn man den zeitlichen Abstand betrachtet. Trotzdem hört man sofort deutliche Trademarks heraus. Ein Umstand, der die Klasse der Band ein weiteres Mal unterstreicht. Es gibt ein paar umjubelte Festival Konzerte und die Band versinkt leider erneut ohne Plattenvertrag im Nichts. Immer wieder gibt es Gerüchte um ein neues Album, die sich aber leider erst jetzt bestätigen.
Das Unterlabel von Pure Steel Records – passend Pure Prog Records betitelt – hat sich heuer der Band angenommen, die sich auf "Lights From Oblivion" erneut modifiziert, aber gleichzeitig auch typisch klingt. Und das ist sehr gut so, denn wer möchte immer wieder die gleiche Musik vorgesetzt bekommen? Und wenn man nicht mit völlig verschränkten Heavy-Metal-Scheuklappen an die Musik von ADRAMELCH herangeht, wird man auch nicht erwartet haben, dass die Band anno 2012 noch genau so klingen würde, wie vorher. Dazu steckte schon immer viel zu viel Herzblut und Passion in der Kunst der Italiener. Niemals ging es den Musikern darum, irgendwelche Erwartungen zu erfüllen. Dann hätten sie es sich einfach machen können und ein paar weitere "Irae Melanox"-Klone komponieren können. Aber diesen Weg geht die sympathische Truppe eben nicht.
Eventuell wird man beim ersten Durchlauf von "Lights Into Oblivion" etwas irritiert sein, denn das Quintett scheint mit dem aktuellen Material eine sehr deutliche Schlagseite in Richtung verträumte Rockmusik zu unternehmen. Parallelen zu (alten) QUEENSRYCHE finden wir auf dem Album auf jeden Fall keine mehr. Und während sich die einstmaligen Großmeister aus Seattle heuer von allen Trademarks ihrer Großtaten befreit haben, gelingt es ADRAMELCH mit spielerischer Leichtigkeit, sich einfach neu zu definieren, ohne dabei komplett anders zu klingen. Noch immer schwebt dieses unbeschreibliche Gefühl der Leichtigkeit durch die Musik, noch immer hört man die typischen Melodien von Gianluca an allen Ecken und Enden und noch immer transportiert Vittorio seine Gefühle auf seinen Lungenflügeln. Dabei ist es beinahe unmöglich, wirkliche Highlights unter den zwölf Wundertüten auszumachen. Übrigens eine weitere Parallele zum Debüt, auf welchem alle acht Songs auf gleichem Weltklasseniveau angesiedelt waren. "Lights Into Oblivion" ist ein Album, welches man immer komplett hören wird, allein, weil man sich gar nicht satt hören kann. Bei jedem neuen Durchlauf entdeckt man neue Feinheiten, die man in den vermeintlich simplen Nummern zuerst gar nicht aufspüren konnte. Toll.
Wer sich trotz aller Lobhudelei einen ersten Eindruck durch Probehören einholen möchte, dem gebe ich folgende Nummern mit auf den Weg: 'Aelegia', eine verhältnismäßig harte Nummer, bei der aber das Grundfeeling des Albums wunderschön zur Geltung kommt; 'Wonderful Magician', ein Song, den ich allein aufgrund seiner Melodiendichte als DAS Highlight bezeichnen möchte (ich gänsehäute mich jedes Mal aufs Neue); 'Tides Of My Soul' (Hitsingle); 'Pain After Pain', welches mit seiner flotten Rhythmik schnell mitreißen kann und 'We March, We Fail', ein Song mit wundervollem Aufbau.
Insgesamt gelingt es den sympathischen Jungs erneut ein Album zu veröffentlichen, welches am Jahresende zu den Highlights zählen wird. Manche Dinge ändern sich eben nicht. Ich bin begeistert und sprachlos.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae