ADRAMELCH - Opus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2015
Mehr über Adramelch
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Pure Prog Records (Soulfood)
- Release:
- 24.04.2015
- Black Mirror
- Long Live The Son
- Pride
- Northern Lights
- Only By Pain
- A Neverending Rise
- Fate
- Ostinato
- As The Shadows Fall
- Forgotten Words
- Trodden Doll
- Where Do I Belong
Ein Schwan singt.
Über die Italiener ADRAMELCH viele einleitende Worte zu verlieren, käme auf diesen Seiten dem Transport von Nachtvögeln in südeuropäische Regionen gleich. Der äußerst sympathische Fünfer hat uns in den letzten 27 Jahren mit drei wunderschönen Alben die Zeit versüßt und ihr Erstling "Irae Melanox" ist nichts anderes als ein Diamant in meiner kleinen Ansammlung von Tonträgern. Umso erschreckter war ich natürlich, zu lesen, dass es sich bei "Opus" um das finale Album der Band handeln soll. Wer auf dem diesjährigen Keep-It-True-Festival anwesend war, wird die Ansprache von Sänger Vittorio Ballerio gehört haben: Das musikalische Kapitel ADRAMELCH findet hier tatsächlich sein Ende. Eine herzensbrecherische Aussage für viele Musikverliebte, aber sicher auch für die Musiker selbst. Denn wer die Herrschaften ein kleines bisschen kennt, weiß, wie sehr sie ihre Musik lieben. Man darf gespannt sein, ob und unter welchem Banner einzelne Musiker weiterhin musikalisch aktiv sein werden.
Nun aber zum Album selbst. Die ersten Durchläufe erzeugen den Eindruck, dass "Opus" eine Spur düsterer ausgefallen ist als sein Vorgänger, welcher in meinen Ohren immer so eine verträumte Atmosphäre erzeugt. Dadurch wirkt das Abschiedsalbum auch etwas härter. Wer jetzt an faustformenden Stromgitarren-Rabatz denkt, ist bei den Italienern natürlich immer noch an der falschen Adresse. Noch immer regieren feingliedrige Songstrukturen; kurze Longtracks, die auch nach unendlich scheinender Anzahl von Durchläufen noch neue Details preisgeben. Noch immer zelebriert Sänger Vittorio die Texte in fast poetischer Art und Weise und nimmt so auch den härteren Momenten etwas die Schärfe. Klingt wie ein Nachteil auf einem Heavy-Metal-Album? Doppelter Unsinn. Weshalb? Weil die Musiker von ADRAMELCH ja noch nie Heavy Metal im landläufigen Sinn gespielt haben und weil die treuen Fanscharen die Band ja genau deswegen so schätzt.
Beleuchtet man das Album etwas genauer, so fällt 'Only By Pain' schnell als erster Herzerwärmer positiv ins Ohr. Die Nummer zeichnet sich durch eine sehr eingängige Melodie aus und ist obendrein eines der flottesten Stücke des Albums. Beinahe ein Singleauskopplung. Der mehrstimmige Gesang und der butterweiche Tasteneinsatz unter den harten Riffs lassen diese Nummer zu einem echten Killersong werden. Ich muss nicht extra erwähnen, dass es sogar in diesem Stück unglaublich viele Variationen gibt? Gut.
Eine echte Überraschung präsentieren uns die Herrschaften im sanften 'Northern Lights'. Hier hören wir nämlich eine weibliche Gastsängerin neben Vittorio. Simona Aileen, die sonst hauptamtlich in der Düsterband THOUGHT MACHINE hinterm Mikro steht. Ihre warme, kraftvolle Stimme addiert eine völlig neue Klangfarbe zum bunten ADRAMELCH-Sound hinzu und lässt den Song schnell zu einem Favoriten wachsen. Davon hätte ich auf zukünftigen Alben gern mehr gehört.
Ebenfalls neuartig erscheint die doomige Seite in 'Fate'. Wobei dies keine schleppende Riff-Walze ist, sondern eine getragene Nummer, die vor allem durch das Zusammenspiel des ausdrucksstarken Gesanges und der wunderbaren Gitarrenmelodie zu einem absoluten Knaller wird. Obendrein bekomme ich bei Steigerung in der letzten Minute jedes Mal einen kleinen Herzkasperl.
Natürlich stehen die restlichen Songs den hier gesondert vorgestellten Titeln in nichts nach und präsentieren die Band in gewohnter Klasse. Alles klingt – trotz der bereits beschriebenen Vielfalt – wie aus einem Guss, manches klingt neuartig, aber alles klingt typisch. Wer also mit den bisherigen Überalben der Band glückliche Stunden verbringen konnte, der wird auch hier wieder auf Wolke Sieben schweben. Spätestens, wenn der Chor in 'Forgotten Words' erklingt. Engelsgleich.
Wie man unschwer erkennen kann, bin ich erneut komplett verzaubert und begeistert. "Opus" wird sich problemlos in die Reihe der zeitlosen Wundertüten aus dem Hause ADRAMELCH einreihen und ich kann uns allen nur wünschen, dass die Musiker in anderen Konstellationen weiterhin für uns musizieren werden.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae