ADVERSUS - Strafgericht - 10 letzte Todsünden
Mehr über Adversus
- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Kernkraftritter Records
- Release:
- 08.12.2023
- Vorladung
- Glauben (heißt nicht wissen
- Reigen der Beliebigkeit
- Dummheit ist (un)heilbar
- Selbst ist die Gerechtigkeit
- Los der Feigheit
- Meer der Ignoranz
- Der Unästhetik hübsch Gesicht
- Miss Achtung
- Dein enges Herz
- Stagnation (heißt Tod)
- Das Urteil
Man wird es hassen - aber man wird es auch lieben. ADVERUS kehrt mit polarisierender Genialität zurück!
Von ADVERSUS hat man schon eine Ewigkeit nichts mehr gehört. Mastermind Torsten 'Rosendorn' Schneyer hatte sich zwar über andere Kanäle immer mal wieder zu Wort gemeldet, doch das längst überfällige, bereits 2013 angekündigte neue Album, das unter dem Projektnamen "Strafgericht - 10 letzte Todsünden" firmierte, blieb bis zuletzt nur eine Illusion in den Weiten des Netzes.
Umso überraschender ist daher, dass ADVERSUS genau jenen Titel in die Regale stellt, zwar mit gehöriger Verspätung, aber in letzter Konsequenz mit dem gleichen Konzept. Vergleicht man den neuen Output mit den bisherigen Releases des stets polarisierenden Projektes aus der Pfalz, muss man allerdings zugestehen, dass sich Schneyer und seine Kollegen in allen Belangen extrem weiterentwickelt haben und die Pause der Band auf alle Fälle neuen Schub gegeben hat. Das "Strafgericht" entpuppt sich als elegante Abhandlung in zwölf völlig unterschiedlichen Akten, welche sich musikalisch gar nicht mehr klar zuordnen lassen. Zwischen modernem Musical, Mittelalter-geprägtem, tanzbarem Sound, vereinzelten Exkursionen in den finsteren metallischen Bereich und wiederkehrenden Inhalten aus dem Gothic-Sektor fährt die Truppe alles auf, was die düstere Musikkunst zu bieten hat. ADVERUS will Geschichten erzählen, vertonte Statements setzen, dabei immer wieder mal gerne provozieren, aber auch mitreißen und zum Mitsingen animieren - auch wenn man sich die teilweise extremen Textinhalte erst einmal auf der Zunge zergehen lassen muss.
Doch da wo EISREGEN vielleicht zu plakativ unterwegs ist, düstere Acts wie UNHEILIG sich dem Mainstream verschrieben haben, die Kollegen von RAMMSTEIN nur noch auf sexistische Formate setzen und der gesamte Mittelaltersektor lieber Party statt ernsthafte Musik zelebriert, hat ADVERUS eine Nische gefunden, in der die spitzzüngigen Botschafen Raum bekommen, um ihren Nachhall zu genießen. "Strafgericht - 10 letzte Todsünden" entwickelt sich genau dort auch zu einem Gesamtkunstwerk, dessen dynamische Inszenierung etwas Erhabenes ausstrahlt, dessen provokante Ausstrahlung aber dennoch zu gespaltenen Meinungen führen wird. Doch exakt dorthin wollte Rosendorn die Band schon immer treiben. Es sollten extrovertierte Statements in einem kunstfertigen Rahmen entstehen, Geschichten lebendig werden und Gedanken fließen, die auch mal bittere Wahrheiten vors eigene Auge führen. Und wenn man dieses Ansinnen als Ursprung der kreativen Arbeit nimmt und mit der Umsetzung auf diesem Album vergleicht, kann man nicht anders, als zu dem Schluss kommen, dass ADVERUS ein wahrhaftiger Geniestreich gelungen ist, auch wenn er mit seiner Schwarz-Weiß-Malerei genauso abstoßen wie begeistern wird.
ADVERUS hat ein modernes, verrücktes, polarisierendes Märchen erschaffen, mit tollen Melodien und eindringlichen Gesängen garniert und mit einer Grundaussage versehen, deren Echo noch eine Weile bestehen bleiben wird. Wenn es mehr als eine Dekade gedauert hat, um den Arbeitstitel in ein fertiges Produkt umzumünzen, mag das immer noch unendlich lange erscheinen. Das Ergebnis rechtfertigt aber mit jeder Note diese lange Wartezeit!
Anspieltipps entfallen im Übrigen, weil "Strafgericht - 10 letzte Todsünden" als Gesamtkonzept zu betrachten ist!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes