AEON ZEN - Enigma
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2013
Mehr über Aeon Zen
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nightmare Records
- Release:
- 22.01.2013
- Enter The Enigma
- Artificial Soul
- Divinity
- Seven Hills
- Warning
- Turned To Ash
- Still Human
- Eternal Sorrow
- Downfall
Herausragender moderner Progressive Metal!
AOEN ZEN kommen aus England und spielen Progressive Metal. Damit sind zwei Voraussetzungen erfüllt, mit denen nicht viel schief gehen kann. Und um es gleich vorweg zu nehmen: AOEN ZEN gelingt es diesem Anspruch mehr als gerecht zu werden und bringen mit "Enigma" ein richtig tolles Konzeptalbum an den Start, das schon zu Beginn dieses noch jungen Jahres aufhorchen lassen sollte.
Das britische Quintett ist allerdings kein Newcomer, gegründet 2008, folgte das Debut "A Mind's Portrait" (2009), gefolgt von "The Face Of The Unknown" (2010), "Enigma" stellt also das wichtige dritte Album ihrer Bandkarriere dar. Unterdessen tourte man mit DEVIN TOWNSEND durch Europa und erntete viel Applaus.
Musikalisch lassen sich ihre Einflüsse gut nachvollziehen, genannt werden Bands wie DREAM THEATER, OPETH und GENESIS einerseits, andererseits BETWEEN THE BURIED AND ME, CYNIC und PERIPHERY. Dass es sich aber um viel mehr als ein "Best Of" dieser Kombos handelt, wird klar, sobald man den ersten Durchlauf von "Enigma" hinter sich und den nächsten im Anschluss wieder vor sich hat.
Der Anfang (das kurze Instrumental 'Enter The Enigma' und 'Artificial Soul') ist zwar etwas schwerfällig, gibt aber schon mal die ungefähre Richtung an: Tiefer gestimmte fette Riffs treffen auf vertrackte Grooves, traumhafte Melodien und einen fantastischen Sänger, der mich mit der ersten Zeile sofort in seinen Bann gerissen hat. Das alles kommt mitunter sehr bombastisch daher. Der Gesang verdient noch eine Extrabehandlung, denn auch wenn es einen Hauptsänger gibt (Andi Kravljaca), sind über das gesamte Album vielfältige Gastgesänge zu Hören und zwar von Nate Loosemore (LOST IN THOUGHT), Atle Pettersen (ABOVE SYMMETRY/ASPERA) und Jonny Tatum (EUMERIA).
In 'Divinity' (durchaus als Tribut an die kanadischen Genre-Kollegen von DIVINITY zu verstehen) ist schlagartig die Hölle los! Das Tempo wird rasant angezogen, derbe Death-Metal-Shouts (für die Bassist/Gitarrist Rich Hinks verantwortlich ist) sind von treibendem Double-Bass-Drumming und schwindelerregenden Riffs umgeben. Was für eine Achterbahnfahrt! Zwischendurch erklingen immer wieder schöne Gesangspassagen von Andi und Jonny, die das dichte Songgeflecht auflockern. 'Seven Hills' schlägt wiederum eine ganz andere Richtung ein. Hier stehen große Gesangspassagen, mitsamt Orchester, vereinzelt Klavier und Saxophon, im Vordergrund. Definitiv ein Gänsehautmoment. 'Warning' startet so verträumt wie 'Seven Hills' aufgehört hat, hier kommt der OPETH-Einfluss zum Tragen. Der Song mutiert aber mit zunehmender Zeit zu einem straighten 6/4-Stampfer und geht gut ins Ohr. Und das Hauptriff ist richtig lecker. Der orientalisch anmutende Schlusspart und die darauffolgende Solo-Duelle zwischen Gitarre und Keyboard erinnern dann wiederum etwas an DREAM THEATERs 'A Rite Of Passage'.
'Turned To Ash' fängt sehr sphärisch an, die Melodien scheinen im Nirgendwo zu fliegen. Ein Gitarrenslide beendet aber abrupt das Geträume und offenbart erneut eine fette Riffsalve, bevor es wieder ruhiger wird und in epischen Gesängen von Nate endet. AOEN ZEN verstehen es auf jeden Fall Dynamiken auszuschöpfen. Dramatisch wird es mit 'Still Human'. Hastige Klavierläufe, offene Akkorde und Double-Bass-Drumming erklingen - und es passiert wieder: Wo nehmen Matt Shepherd und Rich Hinks bloß diese krassen Riffs her? Zwischendurch wird es sogar fusionartig. Auch hier gibt es großes Dynamikfeuerwerk zu bestaunen samt musikalischer Anlehnungen an 'Artficial Soul'.
Es kommt aber noch besser: 'Eternal Snow' startet mit einem schönem Klavierintro und wird mit einer lockeren Strophe, nur mit Klavier, Bass und Schlagzeug weitergetragen. Hier gibt es einige Ohrwürmer abzustauben und tolle Gesangs-Arrangements von Rich, Atle, Andi & Nate zu bestaunen. Und dann, ja dann kommt das Riff der Riffs! Im treibendem 5/4-Takt und zum zweiten Mal mit gutturalen Vocals, erfährt der Song eine geniale Wandlung und wird mit einem groovendem Djent-Part beendet. Stark!
AOEN ZEN fordern zum Schluss noch mal alles ab und hauen mit 'Downfall' kräftiges Moshmaterial um die Ohren. Ausnahme macht da nur der jazzige Mittelpart, der anschließend gekonnt den Groove zurückholt. Hier geben alle Sänger und Gastsänger von "Enigma" noch mal alles und schließen das Album so bombastisch wie es begonnen hat.
AOEN ZEN haben mich mit "Enigma" mehr als überrascht, sie haben mich total umgeworfen. Wer die hier anfänglich genannten Bands gerne hört, sollte unbedingt zugreifen! Bleibt abzuwarten wie das Ganze live umgesetzt wird.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 01/2013
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke