AEON ZEN - Ephemera
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2014
Mehr über Aeon Zen
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.09.2014
- The Entity
- Soul Machine
- Life?
- Unite
- Penumbra
- The Order Of The Blind
- Remembrance
- Rebuild The Ruins
- The Space You Wanted
Guter, aber überkandidelter Gegensatz-Prog.
Nach dem Zenzeitalter benannt macht eine Band ein Album über "Unbeständiges", und während dieses läuft, versuche ich, mit links meine Eindrücke zu notieren, unter Umgehung der analytischeren Hirnseite, aufs Gefühl und die Intuition mich verlassend.
Der Beat nimmt mich mit, kühl und klar. Gitarrengrooves umspülen mich, Gesang schickt mich in die Einsamkeit. FEAR FACTORY-Stimmung trifft Emorockmelodiegesangspathos. Moderne und AOR-Klassik vor hektischer Rhythmik und schwirrender Gitarrenreizüberflutung, sprudelndes Solieren inbegriffen.
WOLFGANG AMADEUS MOZARTs 'Dies Irae' schießt mir im Intro zum zweiten Stück assoziativ in den Kopf. Dann wird gederwischt, elektrisch geladen im Sound. 'Soul Machine' ist hektischer als 'The Entity', zieht aber auch flächige Ruhezonen in seine zerklüftete Klanglandschaft ein. 'Life?'s Basslauf fängt mich auf nach dessen finaler Gitarren-wie-Orgeln!-Rasanz. Cabarét-Stil trifft hier auf Djentiges und Tangoflair, der mathematische Ansatz erhält Seele und eine Prise Ironie, Akkordeonnostalgie und traumverlorene Nebelchöre, Progorchestralharmonie à la PHIDEAUX. Die elektrischen Gitarren zwitschern, die schwarz-weißen Tasten hacken flüssige Rhythmik dazwischen, alles schwimmt. So ist das Leben, unsicher und bunt, blubbernd und wankelmütig zwischen Höhen und Bas(s)ischem.
'Unite' marschiert in Uniform, dunkel und bedrohlich, Echorufe verschluckt vom Ansturm gegen das System, selbst zum Moloch sich erhebend, doch nach Höherem strebend aus wacklig-aggressivem Gitarrenriffboden, dazwischen immer noch das wirr und psychedelisch strudelnde Geflecht aus Einzelstimmen.
'Remembrance' ist so doomig wie Thrash überhaupt sein kann, dann wieder so sehr Symphonic Metal, wie das von modernem Core und Djent beeinflusste Thrashgerüst dem Stück dafür Raum bietet, hell und dunkel der Erinnerung umranken einander, umwuchern sich, streben vorwärts, nicht nostalgisch, sondern zukunftsfreudig, als musikalischer stream of consciousness, der das kongeniale 'Rebuild The Ruins' miteinbezieht, denn auch hier ergänzen sich Bassrumoren und himmelwärts strebende Melodik, arbeiten trutzende Klotzigkeit und gefühlstrunken-leidenschaftliche Aufgewühltheit Hand in Hand, erschaffen ein Puzzle aus Altem und Neuem, lassen altbewährte Statikgrundregeln außer Acht und bauen nur für den Moment, höher und wuchtiger, kühner und verschnörkelter. Gaudí lässt grüßen.
Progressiver als diese Songs kann harte Rockmusik kaum sein, ohne Hörer zu verlieren. Doch darob verwirrt werden sie (zunächst zumindest) sein. Einzig 'The Space You Wanted' fügt sich noch einigermaßen in gängige Songkonventionen ein. Doch auch hier, wie fürs ganze Album, sollte die Hörerschaft Bereitwilligkeit mitbringen, zu hocheuphorischen Stimmübungen ebenso wie zu zerklüfteter Rhythmik.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz