AFTER@ALL - Something/To/Show
Mehr über After@all
- Genre:
- Prog/Future Rock
- Label:
- Eigenproduktion
- Freezin'
- Skan
- Before/The/Storm
- Erazer
- Synthetic
- Chameleon
- Dust in...
- ...Hoffman
- Multimedia (Video)
Eine selbst produzierte Promo-CD mit dem Titel "Something/To/Show", die als Progressive Rock angepriesen wird, macht neugierig. Die Band dazu heißt neumodisch AFTER@ALL. Auch wenn im Prog-Rock-Gewand dahergekomend, klingt das hier aber erst mal nach Nu Metal mit Industrial-Einflüssen. Das wirkt sich jedoch angenehm erfrischend auf die ansonsten solchen Bands wie ALCHEMIST oder NEVERMORE huldigende Musik von AFTER@ALL aus. Fans von LINKING PARK oder LIMP BIZKIT dürften sie damit in jedem Fall ansprechen, aber auch offene Metalfans könnte die durchdachte Klang- und Textarbeit interessieren. Klingen doch zuweilen auch mal OPETH oder ANATHEMA an und das angenehm unauffällig. Schnelle aggressive Parts wechseln sich immer wieder mit ruhigen melodischen und stellenweise auch jazzigen Zwischenspielen ab. Sänger KjU variiert mit seiner Stimme ebenfalls von ganz leise sprechsingend wie Chino Moreno von den DEFTONES bis energisch shoutend. Hier scheint doch auch eine große Portion Schmerz in die Welt hinaus geschrieen zu werden. Dazwischen mengen sich Momente der Klarheit sowohl in Gesang als auch klassischer Instrumentierung mit Akustikgitarre und Klavier, jäh wieder unterbrochen von schweren Riffs, die an Ausbrüche à la OPETH erinnern mögen, bis das Elektroklavier den Eindruck wieder verwischt. Am "progressivsten" kommt vielleicht noch 'Chameleon' daher; man möchte alte YES-Platten herauskramen und sich bei RUSH persönlich für ihren weitreichenden Einfluss auf Bands aus so vielen unterschiedlichen Genres bedanken. Unverständlich bleiben jedoch Songtitel wie 'Dust in ... Hoffman', wozu vorliegende Promo-CD sogar ein Video mitliefert, dessen Handlung sich mir leider nicht ganz erschließt. Erster Eindruck: Zwei Typen im Anzug laufen planlos durch ein modernes Haus und schließlich aufs Dach, während sich in einem parallelen Handlungsstrang(?) ein in Folie eingewickelter Mann auspackt. Die Szenerie scheint dabei unter eine Blaupause gelegt. Ob es sich hierbei um eine Hommage an den Schauspieler im Titel der Single handelt oder doch nur um einen alltagsgestressten Mr. Hoffman mit Staublunge, bleibt der freien Interpretation überlassen. Auf jeden Fall wird in diesem futuristisch angehauchten Rocksong zwischenzeitlich schön die Gitarre gezupft und zudem auch mal eine Panflöte kurz angeblasen, die JETHRO TULL-Charme versprüht. Im Kontrast dazu singt Kju mit verzerrter Stimme, welche wegen der effektvoll eingesetzten Übertragungsstörungen in der Musik öfters aussetzt, als würde jemand am Sendekabel zerren. Und dann, ja dann gibt es sogar richtig saftige T-REX-Riffs auf die Ohren.
Nicht schlecht, was AFTER@ALL hier vorlegen, beweisen sie doch, dass auch an der ungarischen Hauptstadt Budapest die neue weite Welt der Metalmusik nicht spurlos vorüberzieht. Neben den vier neuen Songs 'Freezin’', 'Skan', 'Before/The/Storm' und 'Erazer' sind auch die schon auf älteren Promoversionen erschienenen Titel 'Synthetic', 'Chameleon' und 'Dust in ... Hoffman' inklusive besagtem Video enthalten. Zudem bietet dieser Silberling einen multimedialen Guide, der allerhand Infos zu Band, Lyrics und Fotos enthält. Da kann man sich schon mal einen Eindruck verschaffen, wie verstrahlt diese fünf ungarischen Musiker sind. Müssen sie sich doch auf den Promofotos mit Sonnenbrille gegen gefährliche irdische Strahlung schützen. Vielleicht liegt's auch einfach an den heißen Sommern in Budapest. Diese Sonne scheint auch in der Musik von AFTER@ALL wider, erhaben über die weltkritischen und von Realitätsverlust geprägten Texte. Bleibt zu hoffen, dass die Mühe mit dem gewünschten Vertrag bei einer großen Plattenfirma belohnt wird.
Anspieltipps: Laut sollte man sich auf jeden Fall 'Freezin’', den ersten Titel der CD anhören, welcher dann einen weitreichenden Raumklang entfalten kann und so vielleicht dem ein oder anderen Hörer Pforten in kosmische Welten eröffnen wird.
Weitere: 'Chameleon' wegen psychischer Tiefenwirkung und 'Syntheti', weil der Song reinhaut.
Wiebke Rost
- Redakteur:
- Gastautor