ALAN PARSONS PROJECT, THE - I Robot
Mehr über Alan Parsons Project, The
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Woolfsongs / Arista / Sony BMG
- Release:
- 09.03.2007
- I Robot
- I Wouldn't Want To Be Like You
- Some Other Time
- Breakdown
- Don't Let It Show
- The Voice
- Nucleus
- Day After Day (The Show Must Go On)
- Total Eclipse
- Genesis Ch.1. V.32
- Boules
- Breakdown
- I Wouldn't Want To Be Like You
- Day After Day
- The Naked Robot
Mit "I Robot" lieferte THE ALAN PARSONS PROJECT nach "Tales Of Mystery And Imagination" ein zweites literarisch inspiriertes Album ab. Zumindest war es so geplant, dass die Themen seiner Songs um die Roboter-Erzählungen des Science-Fiction-Schriftstellers Isaac Asimov kreisen sollten. Dieser fand die Idee selbst wohl gar nicht schlecht, jedoch gab es rechtliche Probleme, die eine offizielle Kooperation verhinderten, sodass das Komma aus dem Titel des geplanten Albums (eigentlich: "I, Robot") gestrichen wurde und die Songs sich dann statt um konkrete literarische Motive um die Thematiken Mensch und Technik, Schöpfung und Geschöpf, Kontrolle und Kontrollverlust im weitesten Sinne drehen. Passend dazu gab es ein zwar mittels der Robotergrafik mit ihrem stilisierten Elektronengehirn futuristisch verfremdetes, jedoch dank des Fotos vom Aéroport Paris-Charles-de-Gaulle auch stark der Gegenwart verbundenes Coverartwork. Musikalisch ist das Werk sehr ausgefeilt, ohne den Hörer mit allzu komplexen Melodieläufen oder Rhythmen zu überfordern. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich einiges getan, da nun vermehrt auf elektronische Einflüsse gesetzt wurde, die gleichberechtigt neben die Orchesteruntermalung traten. Desweiteren sind öfters Chöre zu hören, und es finden sich dezente Einflüsse aus der populären Musik wie etwa Funkrhythmen, die jedoch stets der Gesamtkomposition untergeordnet sind. Auch studiotechnisch wurde hervorgekitzelt, was nur hervorzukitzeln war, ohne die Stücke überzuproduzieren. Die Abmischung des Albums ist sehr volumendynamisch, der Klang äußerst transparent und dennoch ein sinnliches Gesamterlebnis.
Das einführende Titelstück 'I Robot' besticht durch einen futuristisch anmutenden, geradezu plastischen Sound. Schon die ersten Takte lassen den Zuhörer entschweben. Nach einem Intro aus ätherischem Gesäusel setzt der maschinelle Rhythmus des Stücks mit seiner warmen Basslinie ein. Ganz langsam nur baut sich das Stück auf. Industrieller Funk und einfache Riffs verschmelzen mit den gläsernen Saitenklängen von Kantele und Zymbal. Die Klangarchitektur von 'I Robot' erinnert an das Konstruktionsprinzip von KRAFTWERK, die wortlosen Vokalspuren der Sopranistin Hilary Western klingen wundersam entrückt. Ganz anders, weitaus dynamischer, ist 'I Wouldn't Want To Be Like You' angelegt, ein Blues Funk Song mit smoothem Discorhythmus und geschickt eingebundener Rockgitarre, die sich niemals in den Vordergrund drängt.
Dem schnörkeligen, vom West Coast Rock beeinflussten Song 'Some Other Time' hat man ein dezent orchestrales, ausgefeiltes Arrangement verpasst und ihn damit zu einem progressiven Schmankerl aufgewertet. Das entfernt an die EAGLES erinnernde Stück wird vom sehnsüchtigen Gesang Peter Strakers und Jaki Whitrens veredelt, Eric Woolfson ist am Piano und Clavinet-Keyboard zu hören. In 'Breakdown' spielt er ein Wurlitzer E-Piano. Das Stück beginnt als scheinbar einfache Symbiose aus Rock und Orchester. Wieder zieht sich ein dominanter Rhythmus durch das Stück, ein Charakteristikum, welches das Album insgesamt wie ein roter Faden zusammen hält. Der hohe, im Refrain äußerst intensive, ja fast schon schrille, Gesang von Allan Clarke reizt zumindest auf LP die Grenzen der Technik nahezu aus. Gegen Ende wird mittels Choreinsatz (»Freedom, freedom…«) der leichte Hang der Produzenten zum klassisch inszenierten Pathos ausgelebt. Dies ist der einzige Song auf der Scheibe, bei dem außer dem Stamm-Stromgitarristen Ian Bairnson auch Alan Parsons selbst zur Akustischen gegriffen hat.
Als Meisterstück des Albums darf jedoch ohne Zweifel 'Don't Let It Show' gelten, für das man mit Dave Townsend als Sänger, der hier eine fantastische Leistung an hinlegte, ein feines Gespür bewies. Ganz zart und einfühlsam und mit schier unglaublicher emotionaler Tiefe intonierte er seine Zeilen. Ruhig, balladesk und traurtig klingt das Stück, welches im Gegensatz zum mit gleich drei Synthesizern aufwartenden Titeltrack ganz ohne elektronische Instrumente auskommt. Statt dessen sind Eric Woolfson an der Orgel sowie John Wallace an der Piccolotrompete zu hören. Ein dramatisches Instrumentalfinale beendet den ersten Teil des Albums und bereitet die Hörer auf Seite zwei des Longplayers vor. Textlich deutet hier schon einiges auf das Thema des 1982er Albums #hier Albumrezension verlinken:#"Eye In The Sky"# hin.
'The Voice' ist ein richtig progressives Stück, wenn auch mit Pop-Appeal. Sein unterkühlter Reggae-Rhythmus ragt in Richtung Street Funk, und zerstückelt wirkende Riffs türmen sich spannungsvoll auf, unterstützt von cinematischen Streichern. Steve Harleys wandelbarer Gesang passt sich dem an, verschmilzt geradezu mit dem unruhigen Instrumentalteppich. Das Stück klingt dank düsterem Vocoder-Einsatz wie eine paranoid pessimistische, sinfonische Zusammenarbeit von SUPERTRAMP und THE POLICE. Es wirkt zudem unheimlich präsent, da die Möglichkeiten des Stereoklanges in der Produktion voll ausgeschöpft wurden. Im direkt daran angeschlossenen 'Nucleus' wird dies noch einmal besonders ohrenfällig. Dabei handelt es sich um einen Track mit cooler Ambientmusik, der dennoch eine gewisse unwirkliche Grundspannung hat, - und seiner Zeit um mindestens zwanzig Jahre voraus war. Hier hat sich Produzent Alan Parsons effekttechnisch so richtig ausgelebt, dabei aber stets Eleganz und Balance gewahrt. Bereits das Hören der Erstveröffentlichung ist eine überwältigende Erfahrung, und deren Übertragung auf CD wahrlich gelungen. Mit 'Day After Day (The Show Must Go On)' sind wir dann allerdings endgültig beim Pop angelangt, jedoch durchaus im positiven Sinne: Eine schöne, eingängige Gesangsmelodie (dargeboten von Jack Harris) wurde da in einen anspruchsvoll arrangierten Klangteppich gebettet. Musikalische Entwicklung darf man innerhalb dieses Songs zwar nicht erwarten, wohl aber knapp vier luxuriös instrumentierte Minuten Wohlklang.
Das wiederum ambient angelegte 'Total Eclipse' ist abermals ein spannungsreiches Stück. Als einziges auf dem Album wurde es nicht von Woolfson und Parsons, sondern von Orchesterleiter Andrew Powell geschrieben. Mit furchtsam ehrfürchtigem Chor und unheilsschwangeren Streichern wird hier ein Sound aufgefahren, der sich auch in Stanley Kubricks "2001: A Space Odyssey" sehr gut gemacht hätte. Wie Filmabspannmusik ertönt schließlich das Instrumentalstück 'Genesis Ch.1. V.32' , dessen Titel auf den Umstand anspielt, dass es im ersten Kapitel der Schöpfungsgeschichte nur 31 Verse gibt, was wohl auf den Schöpfungsversuch künstlicher Intelligenzen durch den Menschen zu beziehen ist. Bestimmend wirkt hier Ian Bairnsons langatmig-gleichförmiges E-Gitarrensolo, welches einmal mehr in einen rhythmisch gemessenen Klangteppich mit sphärischem Chorgesang eingebettet wurde.
Anspieltipps: I Robot, Don't Let It Show, The Voice, Nucleus
Für die aktuelle Wiederveröffentlichung des Albums auf CD wurden noch Ausschnitte aus einigen frühen Fassungen einzelner Songs mit auf das Album gebannt. Die meisten davon dürften allerdings nur für echte Fans interessant sein, bzw. für Leute, die sich generell für die Studioarbeit von Bands interessieren. Eric Woolfson schließlich verworfene Idee, für 'I Robot' aus gesampleten Boulekugeln ein klackerndes Rhythmusfundament zu legen, erinnert an im heutigen Instrumentalhiphop durchaus übliche Arbeitsweisen. Von 'I Wouldn't Want To Be Like You' liegt ein Rohmix der Instrumentalbasis vor, über die Ian Bairnson später sein Solo legen würde. Als zweiminütiges Instrumentalstück kann es sich besser entfalten als im fertigen Song. Auch das im Demo zu hörende Hintergrundriff zu 'Breakdown' wurde tatsächlich (in schnellerer Form) zum Gerüst für die spätere Melodie des Stücks. Die frühe Version mit bloßer Akustikgitarre zum hiphopähnlichen Beat klingt allerdings wirklich noch nach Baustelle. Eine ebenfalls im Rohmix vorliegende Frühfassung von 'Day After Day' weist Basslinie und Schlagzeug auf, wie sie zusammen mit ein wenig Chorgesang um das zentrale Synthesizermotiv herum entwickelt wurden. Die das fertige Stück nachher tragende klassische Liedmelodie fehlt noch. An solchen frühen Rohfassungen lässt sich schon ablesen, welchen hohen Stellenwert das ausgeklügelte Zusammenspiel aller Komponenten für den Klang des Gesamtwerks beim ALAN PARSONS PROJECT hatte. Noch eindrucksvoller wird dies bei 'The Naked Robot', einem Medley aus früheren Abmischungen der gleichen Tonspuren, die auch in den Instrumentals auf dem fertigen Album zu hören sind. Hier wird deutlich, wie anders die selben Einspielungen in einem anderen Mix wirken können. Da die Stücke auf "I Robot" von Anfang an darauf ausgelegt waren, fließend ineinander überzugehen, und in entsprechend kompatiblen Tempi und Tonarten komponiert wurden, wirkt dieser Bonustrack ziemlich flüssig und hat auch für sich genommen Bestand.
Die CD selbst kommt als Picture-Disc mit einem Logo des Roboterkopfs vor einem blauschwarzen Rasterhintergrund, was wohl auf den der LP-Erstausgabe (Arista Records 1977) damals beiliegenden Aufkleber anspielen soll. Das Booklet enthält zu den einzelnen Songs aufgeschlüsselte Produktionsnotizen, außerdem Erinnerungen und Anmerkungen von Eric Woolfson und Alan Parsons nebst einigen biografischen Informationen zu den beiden und ihrem Projekt von Jerry Ewing (Classic Rock Magazine). Leider fielen darüber die Songtexte des Originalalbums hinten runter. Dies hätte gerade bei einer Jubiläumsausgabe allerdings noch mit drin sein müssen!
- Redakteur:
- Eike Schmitz