ALCEST - Les Chants De'l Aurore
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Alcest
- Genre:
- Shoegaze
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 21.06.2024
- Komorebi
- L'Envol
- Améthyste
- Flamme Jumelle
- Réminiscence
- L'Enfant de la Lune
- L'Adieu
Verfeinert, aber nicht verwässert.
Ich muss zugeben, dass die Musik von ALCEST mich vor allem live zu einem Liebhaber ihrer Klänge gemacht hat, die mit oftmals geradezu simplen Melodien, atmosphärisch dichten Klangbildern und gelegentlichen Black-Metal-Ausbrüchen einen eigenen Sound-Kosmos geschaffen hat, dem ich mich nicht entziehen kann. Tatsächlich bewegt sich auch "Les Chants de l'Aurore" innerhalb dieses Rahmens, sodass böse Zungen behaupten könnten, das wäre eine Art musikalisches Malen nach Zahlen im eigenen Saft.
In der Tat hat man am Anfang des siebten Album der Franzosen das Gefühl, in eine bekannte Welt einzutauchen, in wohlig-warmes Musik-Wasser, in dem man treiben und sich vergessen kann, sich sofort heimisch fühlend und von angenehm auf der Haut plätschernden Wellen entspannt im Wellness-Bad des Rock zu liegen. Denn in den ersten Stücken, die auch wenig Black Metal enthalten, bewegt man sich nur wenig fort von den Songstrukturen und Klängen, die nun einmal der ureigene Stil von ALCEST sind. Das ist dementsprechend schön und würde einfach ein gutes, der Banddiskographie angemessenes Album bedeuten. Doch ab Song drei, 'Améthyste', wird es spannender auf "Les Chants de l'Aurore".
Es scheint, dass sich Bandkopf Neige bewusst gewesen ist, dass ein "weiter so" wie die Anfangsstücke, so gut sie sind, eventuell doch zu wenig gewesen wäre, um ein großes, statt nur ein gutes Album zu schaffen. Deswegen ist es lobenswert, dass die folgenden drei Lieder allesamt abwechslungsreicher geraten sind und durchaus stilistisch ausfransen und in meinem Lieblingsstück des Albums, 'L'Enfant de la Lune', auch den Black Metal wieder mehr einbeziehen. Auch wenn man weiß, dass ich damit eigentlich nicht viel anfangen kann, gibt es Bands wie ALCEST oder ZEAL & ARDOR, die BM eben gekonnt als Stilmittel einsetzen und mich damit durchaus abzuholen vermögen. Gerade in besagtem Lied kontrastiert dieser in kleinen Dosen eingesetzte Stil nämlich vorzüglich mit der melancholischen Dichte und den einfachen Melodien des Albums
"Les Chants de l'Aurore" ist wie immer am besten mit dem Wort schön umschrieben, wenn man etwas genauer eintaucht, kommt aber auch das Wort komplex in den Sinn, wenn das Album erst einmal das Feld in den Gehörgängen bestellt hat. Bis auf das kurze 'Réminescence', das als nettes Pianostück zwar als Geschmackneutralisator herhalten kann, eine Art akustisches Gari, und den passend betitelten Rausschmeißer 'L'Adieu', die beide für mich das Niveau nicht halten können, ist Werk Nummer sieben wieder eine absolut empfehlenswerte Scheibe geworden, auf der ALCEST den eigenen Stil nicht grundlegend verändert, ihn wohl aber gezielt weiterspinnt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger