ALDER, RAY - II
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2023
Mehr über Alder, Ray
- Genre:
- Progressive Rock / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Inside Out Music
- Release:
- 09.06.2023
- This Hollow Shell
- My Oblivion
- Hands Of Time
- Waiting For Some Sun
- Silence The Enemy
- Keep Wandering
- Those Words I Bled
- Passengers
- Changes
Feines Zweitwerk des FATES WARNING-Sängers.
Seit dem Erscheinen von "No Exit" von FATES WARNING im Jahr 1988 bin ich der außergewöhnlichen Stimme von Ray Alder verfallen. Das Schöne ist, dass sein Gesang mit den Jahren nichts an Ausdruckskraft eingebüßt hat, sondern fein ziseliert und ergreifend klingt wie eh und je. Nun steht es ja in den Sternen, wann bzw. ob es ein weiteres Album von FATES WARNING geben wird. Da ist ein neues Solowerk des Sängers nach dem Debüt "What The Water Wants" für viele sicherlich ein Grund zur Freude, auch wenn der Langspieler von A-Z ja auch vor gar nicht so langer Zeit veröffentlicht wurde.
"II" ist im Großen und Ganzen nicht sonderlich metallisch ausgefallen, was vor allem daran liegt, dass Schlagzeuger Craig Anderson seine Felle mit Anstand und Respekt behandelt. Diese Ausrichtung gefällt mir aber ausgesprochen gut, denn die meist eher verhaltene Energie lässt dem Gesang viel Raum zur Entfaltung. Die Gesangslinien und Phrasierungen sind wieder ganz typisch für Ray Alder, und so soll es ja auch sein. Es gibt immer wieder ganz ruhige Passagen, die emotional hintergründig sind. Filigrane Soli und ausgefeiltes Drumming werden ebenfalls geboten. Das wunderbare 'This Hollow Shell' kann hier stellvertretend genannt werden. Das Riffing ist ziemlich modern, was im Verbund mit den meist sehr melodischen Refrains ausgezeichnet funktioniert ('My Oblivion', 'Passengers'). Manche Stücke sind beim ersten Durchgang etwas unauffällig, ziehen aber mit jedem Spin mehr und mehr Aufmerksamkeit auf sich ('Hands Of Time'). 'Waiting For Some Sun' wartet mit ungewöhnlichen Sounds auf und setzt elektronische Elemente dezent ein. Das balladeske 'Keep Wandering' hat eine ausgeprägt jazzige Note. Mit dem Closer 'Changes' spielt Ray Alder noch einen bemerkenswerten Trumpf aus. Der Titel scheint schon programmatisch zu sein, denn der Song ist extrem abwechslungsreich.
Wenn ich Ray Alder zuhöre, dann schwingt in seiner Stimme immer etwas Philosophisches mit, selbst wenn ich gar nicht so sehr auf die Texte achte. Aufgrund dieser gewissen Schwermut wird man zum Nachdenken angeregt und es scheint, als würde das Leben an sich musikalisch kommentiert. Das klingt jetzt vielleicht etwas hochtrabend, aber so verhält es sich eben. "II" setzt jetzt im Progressive Rock keine neuen Maßstäbe, sondern ist einfach ein reifes und gekonnt komponiertes Album eines Ausnahmesängers.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens