ALESTORM - Voyage Of The Dead Marauder
Mehr über Alestorm
- Genre:
- Scottish Pirate Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 22.03.2024
- Voyage Of The Dead Marauder
- Uzbekistan
- The Last Saskatchewan Pirate
- Sea Shanty 2
- Cock
Fünf Mann auf des toten Manns Kiste, ho ho ho und 'ne Buddel mit Rum!
Die Piratenrasselbande ALESTORM, die, ähnlich wie beispielsweise SABATON, POWERWOLF oder BEAST IN BLACK hochgradig polarisiert, beglückt - oder entsetzt - die Szene mit einem neuen musikalischen Lebenszeichen. Unter dem epischen Titel "Voyage Of The Dead Marauder" lässt die britische Buddelschiffbesatzung ihrem letzten Album "Seventh Rum Of A Seventh Rum" zwar nur eine EP folgen, aber in der Kürze liegt bekanntlich die Würze.
Also rücken wir mal die Augenklappe zur Seite und schauen uns die fünf Tracks im Detail an. Den Anfang macht der hymnische Titelsong, der im Fahrwasser des Albumvorgängers schwimmt und einen etwas ernsthafteren Charakter aufweist. Der befürchtete Spaßmetal, ist das (noch!) nicht. Verstärkung an den Rudern erhält ALESTORM bei dem Stück von Patty Gurdy, die mit ihrem Gesang und der Drehleier in dem epischen Song schöne, melodische Akzente setzt. Sehr gelungen! So habe ich Chris Bowes und seine Crew gar nicht abgespeichert!
Mit 'Uzbekistan' folgt nun ein für ALESTORM typischer Song, der schunkelig-folkigen Pirate-Metal mit lustigem Text und wüsten Synthie-Passagen kombiniert. Muss man mögen. Ich tue es eher weniger, womit das erste Leck in den Rumpf des Dreimasters geschlagen wäre.
'The Last Saskatchewan Pirate' klingt, als ob die Folk-Punks THE POGUES auf einem geenterten Handelsschiff eine Schatztruhe voll mit Metal-Instrumenten gefunden haben und nun in ihrer Lieblingskneipe schauen, wie die Kombination ankommt – und die Leute tanzen zur fröhlichen Flötenmelodie wild headbangend ums Guinness-Fass. Da schmeiß ich das Holzbein weg und gebe dem Schiffsjungen ein High-Five mit der Hakenhand! Das macht Spaß!
Der 'Sea Shanty 2' führt einen mit 8-Bit-Videospielesounds anfangs kurz in die Irre, entpuppt sich aber als nettes, instrumentales Zwischenspiel. Kann man machen, muss man aber nicht. Da kommt wieder etwas mehr Wasser ins Boot.
Und dann passiert es – es sinkt weiter - das Niveau. Mit dem textlich derb-humorvollen aber eben auch musikalisch durchschnittlichen Folk-Metal-Stückchen namens 'Cock' geht es weit unter den Meeresspiegel. Käptn Nemo dreht mit seiner Nautilus vor Entsetzten ab und verschwindet im Marianengraben. Für immer - fürchte ich.
Wenn ALESTORM doch die Klasse von Songs wie 'Voyage Of The Dead Marauder' oder 'The Last Saskatchewan Pirate' konstant halten würde, von mir aus auch so wie den ersten 2/3 von 'Uzbekistan' bevor der Scooter-im-Rumvollrausch-Part einsetzt, ja dann wären die Jungs die absoluten Piratenkönige und der Papa von Pipi Langstumpf könnte sich einen Bürojob in der Hafenmeisterei von Elmsbüttel suchen. Aber für einige Dinge auf dieser EP muss ALESTORM eine Runde verbales Kielholen über sich ergehen lassen.
Für das Titelstück allein würde ich eine 9 zücken. Hier passt alles, wie der Stöpsel auf die Rumpulle, und auch am 'Saskatchewan Pirate' habe ich eine Menge Spaß. Insgesamt reicht es bei dieser EP für mich elende Landratte aber nur für wohlwollende 6,5 Golddukaten, äh, Punkte. Es gibt musikalisch zu viel, was in mir eher das Festlandäquivalent zu einer tüchtigen Seekrankheit aufkommen lässt, als wahre Begeisterung.
ALESTORM-Fans addieren was drauf, denn die bekommen, was sie wollen. Und jetzt schickt mich über die Planke!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Maik Englich