ALIEN WEAPONRY - Te Ra
Mehr über Alien Weaponry
- Genre:
- Modern Thrash Metal / Groove Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 28.03.2025
- Crown
- Mau Moko
- 1000 Friends
- Hanging By A Thread
- Tama-nui-te-ra
- Myself To Blame
- Taniwha
- Blackened Sky
- Te Riri o Tawhirimatea
- Ponaturi
- Te Kore
Tolle Songs, kulturelle Identität und ein explosiver Stilmix ergeben zusammen ein großartiges Album!
Es passiert heute selten, dass mich eine Band mit einem frischen Blickwinkel auf ein eigentlich bekanntes Genre vom Fleck weg überzeugen kann. Doch als erstmalig "Tangaroa" von ALIEN WEAPONRY in meinem Player landete, war ich sofort begeistert von der eigentümlichen und unheimlich packenden Mixtur aus Groove, Moderne und Härte, die das neuseeländische Trio auf dem Zweitwerk im Jahr 2021 kredenzte. Da die Scheibe seither ein dauerhafter Gast in meiner Playliste ist, war ich natürlich erfreut, als mit "Te Ra" nun endlich frisches Material angekündigt wurde, wobei uns auf dem Langdreher insgesamt elf neue Songs erwarten.
Nun habe ich schon so viele lobende Worte verloren, doch eigentlich müssten wir noch einmal einen Schritt zurückgehen und die Bestandteile des Bandsounds auseinandernehmen, denn viele von euch werden mit den Neuseeländern wahrscheinlich bisher noch keine Berührungspunkte gehabt haben. Der Opener 'Crown' ist dann passenderweise direkt ein perfekter Song, um die DNA der Band, die aus Henry Te Reiwhati de Jong (Schlagzeug), Lewis Raharuhi de Jong (Gitarre, Gesang) und Turanga Porowini Morgan-Edmonds (Bass) besteht, zu durchleuchten. So wird die Nummer von einem feinen Thrash-Riff eröffnet, bevor die Strophe in eher groovige Gefilde driftet und mit ordentlich Wucht aus den Boxen knallt, nur um sich in einen unheimlich melodischen und stark gesungenen Refrain zu ergießen, der für mich problemlos die Brücke hin zu den stärksten Momenten im KILLSWITCH ENGAGE-Katalog schlägt.
Doch auch damit haben die Neuseeländer noch nicht alle Asse im Ärmel gezückt, denn wenn die Texte in der zweite Strophe in Maori vorgetragen werden und sich mit den harten Lauten dieser Sprache wunderbar an den wuchtigen Riffs reiben, hört man plötzlich die Glanzzeiten SEPULTURAs heraus, als Max noch bei den Brasilianern mitmischte und mit "Chaos A.D." ein groovig-thrashiger Meilenstein erschaffen wurde. Zusammengenommen ergibt das eine herrlich vertraute und trotzdem durchaus frische Mixtur, die hier in einem wunderbar zwingenden Track umgesetzt wird.
Und auch 'Mau Moko' und '1000 Friends' schlagen in eine ähnliche musikalische Kerbe, wobei beide Songs den Spagat zwischen Härte und unheimlich einprägsamen Refrains schaffen und sich schnell als glasklare Anspieltipps aufdrängen. Das einzige, was mir bei diesem großartigen Beginn fehlt, ist die etwas vertracktere und wüstere Seite des Bandsounds, die auf "Tangaroa" noch etwas dominanter untergebracht wurde. Doch auch dieses Bedürfnis bei den Fans haben die Neuseeländer offensichtlich vorausgeahnt, denn 'Hanging By A Thread' und 'Tama-nui-te-ra' sind deutlich härter, verspielter und düsterer unterwegs, wobei sich mir bei den herrlich groovenden Riffs sogar GOJIRA als Referenzpunkt aufdrängt. Das eher melancholisch geprägte 'Myself To Blame' holt dann gerade bei der inspirierten Gesangsperformance sogar BOYSETSFIRE als Vorbild mit auf den Plan, womit der unheimlich wandelbare und eigenständige Bandsounds seine letzte Prise Würze erhält. Dass man bei all diesen positiven Aspekten, die sowieso schon für das Trio sprechen, auch noch das durchweg kompakte und zwingende Songwriting hinzuaddieren kann, sorgt dann schließlich für restlose Begeisterung. Ausfälle habe ich nach mehreren Durchläufen jedenfalls noch nicht gefunden, sondern ich erfreue mich auch am Ende der Spielzeit an so tollen Tracks wie dem wuchtigen 'Ponaturi' oder dem herrlich riffenden 'Blackened Sky'.
Bei so viel Begeisterung muss natürlich auch die Endnote entsprechend ausfallen. Zeitweise war ich sogar versucht, hier die Zehn zu zücken, doch wenn ich mir anschaue, was für große Sprünge ALIEN WEAPONRY über die bisherigen drei Alben hinweg vollführt hat, dann dürfte "Te Ra" bei aller Klasse noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Und so lasse ich mir auch noch minimal Luft nach oben und vergebe 9,5 Zähler mit starker Tendenz nach oben für eine Scheibe, die mich mit Eigenständigkeit, viel Charakter, tollen Kompositionen und dem gelebten kulturellen Maori-Hintergrund auf ganzer Linie überzeugt hat. Hört unbedingt mal rein, damit auch ihr sagen könnt, dass ihr ALIEN WEAPONRY schon entdeckt habt, bevor auch die ganze restliche Metalwelt endlich auf die Neuseeländer aufmerksam geworden ist.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs