ALKONOST - Mezhmirie
Mehr über Alkonost
- Genre:
- Pagan Metal
- Label:
- Metalism / Russland-Import
- Release:
- 27.04.2006
- Eviltimes
- Nevertimes
- The Abyss
- Waiting
- Bloody Grasses
- Unknown Lands
- Before The Epoch Of Twilight
- Mother Of Sadness
Dass die russische Szene am Brodeln ist, dürfte sich inzwischen weithin herum gesprochen haben. In fast allen Stilbereichen hat die osteuropäische Metalwelt mittlerweile sehr überzeugende, teilweise sogar erstklassige Vertreter zu bieten, die sich hinter ihren westlichen Kollegen nicht zu verstecken brauchen. Ihr Problem ist oft die Sprach- und Schriftbarriere, da die Mehrheit der in Russland produzierten Alben eben in russischer Sprache und kyrillischer Schrift gehalten sind. Das mag den potentiellen Hörerkreis im Mainstream-Bereich ein wenig limitieren, klar, aber andererseits gibt es auch viele Musikliebhaber, zu denen ich mich auch zählen würde, welche die sprachliche Abwechslung zum anglophonen Einheitsbrei zu schätzen wissen und Bands besondere Aufmerksamkeit schenken, die sich trauen, in ihrer Muttersprache zu singen. Doch nun zu ALKONOST, die zu den heißesten russischen Eisen im Bereich des folkloristischen Metals gehören. Diese tragen dem Trend hin zur Muttersprache damit Rechnung, dass sie ihr eigenproduziertes drittes Album "Between The Worlds", das ursprünglich in Englisch gehalten war, nun ins Russische transkribiert haben und nun als 'Mezhmirie' vom führenden russischen Metallabel Metalism veröffentlicht wurde.
Die nach einer slawischen Totengöttin benannte Band aus Naberezhnye Chelny existiert bereits seit über zehn Jahren und widmet sich auf dem Album einer metallischen Spielart, deren Riffs auf gemäßigtem Black Metal beruhen dürften, die aber durch die stets dominante folkloristische Melodieführung nie besonders hart oder extrem aggressiv wirken. Eher locker und beschaulich, manchmal gar beschwingt. Dazu passt auch die eher liebliche Stimme von Sängerin Alyona, die in russischer Sprache ebenfalls folkloristische Hooklines vorträgt. Dabei singt die Dame recht hoch und auch ein wenig opernhaft, allerdings ohne penetrant zu wirken. Die Sprachmelodie mutet altertümlich an, ganz im Stile des mittelalterlichen Bänkel- und Minnesangs. So entsteht auch durch die Hinzunahme episch-feierlicher Keyboards eine gefällige Mischung, die sich wohl am besten unter Pagan Metal einordnen lässt und sich gut zum Reigentanz im heiligen Hain eignen dürfte.
Das ist für den Freund harter Klänge und aggressiverer Heidenepik mitunter ein wenig sanftmütig, doch beweist das Sextettauch öfters mal ein feines Gespür für gediegene Dramatik, das bei Gitarrenleads in der besten keltischen (oder doch eher slawischen?) Tradition, bei einigen kulminierenden Soli und bei wuchtigen Keyboard-Breaks durchschlägt. Ein besonders gelungenes Beispiel für diese Dramatik ist etwa 'Waiting' oder das härter ausgerichtete aber stark instrumental dominierte 'Bloody Grasses'. Wiedererkennungswert verleihen der Band auch einige sehr gelungene akustische Spielereien oder Akkordeon- und Dudelsack-artige Klänge bei Stücken wie 'Unknown Lands' oder dem teils etwas schneller ausgerichteten 'Before The Epoch Of Twilight'. Manche Songs ähneln sich etwas stark, wobei dann aber ein Stück wie der elegische Rausschmeißer 'Mother Of Sadness' doch wieder für wirkungsvolle Kontraste sorgen kann.
Eine interessante Band, die handwerklich voll überzeugen kann, ein gut produziertes und schön aufgemachtes Album vorlegt, und damit vor allem Pagan-Fans anprechen sollte, die weniger die kampflustige, rebellische, als vielmehr die verträumte und romantische Ader bevorzugen. Das heißt nicht, dass ALKONOST zu soft unterwegs wären, im Gegenteil, aber sie haben ihre Stärken eher im besagten Bereich. Beim nächsten Mal noch etwas mehr kompositorische Abwechslung und der Sprung in die erste Liga kann nicht mehr all zu weit sein. Hörproben gibt's auf der Homepage des Labels.
Anspieltipps: Waiting, Bloody Grasses, Mother Of Sadness
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle