ALKONOST - The Path We've Never Made
Mehr über Alkonost
- Genre:
- Pagan Metal
- Label:
- Metalism / Russland-Import
- Release:
- 27.04.2006
- The Forest Voice
- The Indiscernible Path
- The Night Before The Battle
- Nivushka-Niva
- Darkness
- The Dream-Sea
- Heat-Lightning Thoughts
Auf ihrem vierten Album haben die russischen Pagan-Metaller von ALKONOST ihren Stil ein gutes Stück weit modifiziert, was aus meiner Sicht eine positive Entwicklung darstellt. Auch auf dem Vorgängeralbum bot die Band schon sehr interessanten, stark folkloristisch geprägten Pagan Metal, der allerdings streckenweise zu sehr auf das Schöne und Verträumte fixiert zu sein schien und die im Metal durchaus willkommenen aggressiven Momente ein wenig stiefmütterlich behandelte. An diesem Punkt hat das Sextett gearbeitet, was dem Abwechslungsreichtum des neuen Werkes hörbar gut tut, ohne die eigene Herkunft zu verleugnen. So lebt die Musik ALKONOSTs noch immer von epischen, anmutigen Longtracks (alle Stücke haben zwischen sechs und neun Minuten Spielzeit) mit folkloristischem Fundament und dem theatralischen russischen Gesang von Sängerin Alyona Pelevina.
Doch stößt schon der Opener 'The Forest Voice' in Härtegrade vor, die auf "Mezhmirie" kaum erreicht wurden. Das verdankt die Band nicht zuletzt dem verstärkten Einsatz der schwarzmetallisch geprägten Stimme des Bassisten Alexei 'Nightbird' Solovyov. Er ergänzt sich hervorragend mit der nach wie vor opernhaft agierenden Frontfrau, was der Band tiefere Dimensionen erschließt, ohne den Grundcharakter zu verändern. Das folgende Titelstück 'The Indiscernible Path' ist ein wenig fröhlicher und verspielter, greift aber gleichwohl das Konzept des Openers auf und präsentiert ALKONOST als kämpferischere Band. Zusätzlich gibt auch Keyboarderin Almira noch ein paar Farbtupfer zum Besten. Thematisch passend gibt es dann beim Achteinhalbminüter 'The Night Before The Battle' zunächst nur Alyonas schönen Klargesang, bis im Mittelstück ein Marschthema erklingt, das von Alyona angeführt wird, in das später aber ein kämpferischer Alexei einstimmt. Fraglos mein bisheriges Lieblingsstück aus dem Hause ALKONOST. 'Nivushka-Niva' ist im Stil des Vorgängeralbums gehalten und wird von Alyona alleine gesungen und 'Darkness' beginnt - wie der Titel schon nahe legt - finstrer als die anderen Stücke, was den Sound und den männlichen Gesang betrifft. Ein gewisses Gothic-Flair macht sich breit, doch bleibt das Pagan-Metal-Feeling dominant. Im weiteren Verlauf wird der Song aber stampfender und fröhlicher, kommt sogar mit tanzbaren Folk-Rhythmen um die Ecke. Dazu ein schöner Wutausbruch und ein bemerkenswertes Solo gegen Ende. 'The Dream Sea' fängt mit einem schönen Gesangssolo von Alyona an und entwickelt sich dann in ein ruhiges, melancholisches Stück mit doomiger Dynamik und einem durch die Keyboards eingebrachten, leichten Ambient-Touch. Der abschließende Neunminüter 'Heat-Lightning Thoughts' legt sehr ruhig und elegisch los, mit Alyonas Gesang vor sphärischen Keyboards und einer Gitarrenmelodie weit im Hintergrund. Das einsetzende Drumming und das Hauptriff drängt mir dann spontan den Gedanken "RUNNING WILD!" auf, aber das passiert mir im Folk und Pagan Metal irgendwie dauernd. Ebenfalls vom weiblichen Gesang dominiert und sehr stark folkig ausgerichtet, ist das Stück vielleicht ein bisschen zu lang, aber dennoch sehr gefällig. Die im letzten Drittel eingebauten Passagen mit Alexeis Leadgesang sind es auch hier, die das Salz in der Suppe ausmachen.
Manch einer mag nun meinen, dass es ja schon viele Bands gibt, die "bösen" männlichen und "lieblichen" weiblichen Gesang kombinieren, und dass das die Band nicht unbedingt von anderen Truppen abgrenzt. Wer so denkt, der mag durchaus recht haben, dennoch finde ich, dass im Falle unserer russischen Kameraden die Neuerung rundum gewinnbringend war. Die Band klingt weniger limitiert, vielseitiger, ja schlichtweg kompletter und reifer. Die früher streckenweise fehlende Bissigkeit ist nun gesanglich wie instrumental vorhanden, und dennoch ist die Anmut und das Träumerische nicht verloren gegangen. Dabei spielt gediegenes Pathos eine große Rolle, die Band versteht es jedoch stets, die Spitzkehre knapp zu nehmen und nicht im Kitschgraben zu landen. Wer das Vorgängeralbum mochte, wird hier nicht enttäuscht werden, und Interessierte, denen jene Scheibe etwas zu sanftmütig und eindimensional war, sollten diese Schwächen beseitigt finden.
Anspieltipps: The Forest Voice, The Night Before The Battle, Darkness
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle