ALLMACHT - In namenlosen Tiefen
Mehr über Allmacht
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 04.10.2009
- Einklang
- Die Erhabenheit des Winters
- Vergänglichkeit
- In namenlosen Tiefen
- Ausklang
Stimmungsvoll schroffer Black Metal für Naturfreunde.
Tjaha, Freunde der Nacht!
"In namenlosen Tiefen" ist textlich nahe am Klischee gebaut. Kostprobe gefällig? Bitteschön: "Ich finde mich wieder inmitten einer Winternacht, umringt von frostigem Gehölz, auf gefrorenem Pfad. Taub sind meine Glieder, klirrend starrt der Atem. Schweren Schrittes schreite ich voran, ins unbekannte Dunkel. Meine Spur verliert sich in den ewigen Tiefen des Eises. Unbarmherzig herrscht der Winter über sein schneebedecktes Reich. Seine Erhabenheit ist schön und tückisch zugleich…" Auch musikalisch hat die ALLMACHT weder das Rad noch die Streckbank neu erfunden. Aber warum auch? Schließlich passen Text und Musik zusammen und der Band gelingt es, wie schon bei der Lyrik, so auch in der Komposition, die allseits präsenten Fallgruben und Tücken der Tradition, die im Dickicht des Stereotyps lauernde Erstarrung in vorgeprägten Phrasen, den Kältetod der Kreativität, mit waldläufergleichen Instinkten trittgewiss zu umgehen.
Die schroffen, teils monotonen Riffs der ALLMACHT haben sich somit zwar stil- und zielsicher ins eher frostige Gehölz geschlagen, dort allerdings nicht so pandagrimmig ins Unterholz verbissen, als dass sie nicht hin und wieder auch von der Black-Metal-Lichtung aus weit droben die Sterne funkeln sehen könnten. Natur wird gefeiert - und stadtferne Sehnsucht. "We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars", so hat es schon vor einigen Semestern der luxuslinke Dandysozialist Oscar Wilde formuliert. "Ich betrachte den Himmel und suche nach den Sternen. Dort oben neben dem Mond verbirgt sich etwas, ich ahne es. Vielleicht sind es andere Welten" heißt es in 'In namenlosen Tiefen'.
Gothic heißt eine der Welten, aus denen hier unterschwellig und vereinzelt Gedanken- und Liedgut einsickert. Andere, ebenfalls nur spärlich tröpfelnde Einflussquellen scheinen mir Folk und Doom zu sein. Die Basis aber bietet stets die Sorte charakterstarker Black Metal, die es nicht nötig hat, den angestammten Bezug zu Altvater Heavy zu verleugnen. Eine runde Sache ist die vorliegende, im Wesentlichen auf zwei Songs gegründete EP nicht zuletzt auch durch die stimmungsvollen Vor-, Nach- und Zwischenspiele geworden, welche die in einhundert Exemplaren erscheinende CD auf eine knapp halbstündige Spielzeit bringen - quasi eine virtuelle Vinyl-LP-Seite. Es zeugt von Selbstbewusstsein, dass man sich statt für ein Split-Album für eine eigenständige Veröffentlichung entschieden hat, und selbiges steht der Band aufgrund ihrer vereinigten Qualitäten auch zu. Für Kollegialität spricht, dass man sich von Johannes Schmid (ISOLATION) produzieren ließ - und auch das steht ALLMACHT gut zu Gesicht.
Nicht grimmen - glimmen!
"In namenlosen Tiefen" verbirgt sich ein Funke. Und den gilt es, weiter anzufachen, Bälger der Nacht! Wer das tun möchte, kann ihn direkt bei ALLMACHT anfordern und ihm gegen eine Schutzgebühr von 6 € + Post Logis bieten. Hübsch aufgemacht ist die EP, und zwar als Picture Disc auf dunklem Material. Ob es an diesem speziellen Tonträgermaterial liegt, dass mein alter Ghettoblaster die Annahme verweigert? Wie auch immer: Meine elektronische Taschenspindel hingegen kann das Teil zum Glück nicht nur drehen, sondern auch abspielen; und da die hier besprochene Musik eigentlich ohnehin am Besten für den Kopfhörergebrauch während Herbst- bzw. Winterspaziergängen im Wald geeignet ist, passt das schon. Tiere mit einer geschulterten Brüllbox zu verstören läuft vielleicht unter Akustik-Krieg, gehört aber ganz sicher nicht zum Black-Metal-Pflichtprogramm. In diesem Sinne: Holladriho!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz