ALTER BRIDGE - The Last Hero
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2016
Mehr über Alter Bridge
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm (Universal)
- Release:
- 07.10.2016
- Show Me A Leader
- The Writing On The Wall
- The Other Side
- My Champion
- Poison In Your Veins
- Cradle To The Grave
- Losing Patience
- This Side Of Fate
- You Will Be Remembered
- Crows On A Wire
- Twilight
- Island Of Fools
- The Last Hero
Die Festung wird nicht erstürmt, dennoch fantastisch.
Dass sich ALTER BRIDGE bei mir in den letzten mittlerweile zwölf Jahren mit den bisherigen vier Alben den Status einer Lieblingsband erspielt hat, dürfte durchaus bekannt sein. Und Lieblingsbands sind ja aus gutem Grund Lieblingsband. Sei es, weil sie dich in der Jugend geprägt haben oder einfach weil die Band konstant Klasse zeigt, im Studio und live, und dabei auch noch sympathisch ist. Letzteres trifft klar auf Mark Tremonti, Myles Kennedy & Gefährten zu. Einen wirklich schwachen Song hat der Trupp noch nie aufgenommen und die "Fortress" war sogar ein durch und durch geniales Teil, das mit 'Cry Of Achilles' und 'Calm The Fire' Songs für die Ewigkeit zu bieten hat, die man zudem in dieser Form gar nicht von der Band erwartet hat. Entsprechend groß ist die Vorfreude und hoch die Erwartungshaltung als "The Last Hero" seine erste digitale Runde dreht.
Wo es bei "Fortress" sofort akute Begeisterungsausbrüche gab, fällt dieses Mal die Erstbetrachtung etwas verhaltener als sonst aus. Dass nie der beste Song als Single ausgekoppelt wird, ist man bei ALTER BRIDGE längtst gewohnt, zumal 'Show Me A Leader' sich auf Dauer von seinem etwas penetranten 'ohohoh'-Chören lösen kann und vielleicht sogar als bisher beste Vorabveröffentlichung durchgeht. Doch auch davon abgesehen, fallen mir spontan Songs auf, wo ich schnell merke, dass sie in meiner Gunst nicht so sehr weit oben stehen werden. Bei dem eher doomigen 'The Other Side' und der typischen Midtempo-Nummer 'From The Cradle To The Grave' sind es ausgerechnet die Gesangsmelodien im Refrain, die mich von Beginn an nicht überzeugen können. Da beide Songs auch noch in der ersten Hälfte platziert sind, entsteht schon bald der Eindruck einer kleinen Enttäuschung.
Aber ich kann euch versichern, dass das totaler Unsinn ist. Ja, auch nach zwei Dutzend Durchläufen sind die beiden Songs immer noch am Ende meiner Beliebtheitsskala, allerdings ist die Qualität des restlichen Materials so bewährt hoch, dass sie diese leichten Qualitätsschwankungen locker wieder wettmachen. Die Fähigkeit nachhaltig Ohrwürmer zu fabrizieren, ist den Männern überhaupt nicht abhanden gekommen. Songs wie 'Writings On The Wall', 'My Champion', 'Poison In Your Veins' oder 'Losing Patience' bieten all das, was man sich als Fan von der Band wünscht: Myles' einzigartige Stimme, einprägsame Hooklines, Tremontis' prägnantes Gitarrenspiel. Da wird man bei den kommenden Shows mit Sicherheit lauthals mitsingen können. Darüberhinaus gibt es natürlich wieder gefühlvolle Seelenstreichler wie das auch textlich wunderschöne 'You Will Be Remembered' und das überlange mit famosen Soli versehene 'This Side Of Fate'.
Die besten Nummern hat sich die Truppe aber für den Schluss aufbewahrt. Mein persönlicher Favorit hört auf den Namen 'Island Of Fools' und ist ein bisschen der hinterhältige Hit des Albums. Tatsächlich habe ich einige Spins gebraucht, bevor der Song mit seinen originellen Gesangslinien sich bei mir im Hirn festgesetzt hat, aber dann ist er wahrlich explodiert. Der folgende Titeltrack ist dieser exponierten Stellung auch würdig. Zwar erinnert der Aufbau durchaus ein wenig an 'Fortress', aber Tremontis Gitarrenarbeit sorgt dafür, dass das zu einer Randnotiz verkommt. Ebenfalls ein echter Höhepunkt.
Was man ALTER BRIDGE nach dem vergleichsweise wagemutigen letzten Werk vielleicht vorwerfen kann, ist der Mangel an Experimentierfreudigkeit. Wo auf dem Vorgänger mit den bereits erwähnten 'Cry Of Achilles', 'Calm The Fire' oder 'Lover', 'Water Rising' und dem Titeltrack neue Wege erfolgreich beschritten wurden, gibt es solche eher ungewöhnlichen Nummern dieses Mal nicht. Ich persönlich bin immer noch mehr als zufrieden mit den "normalen" Songs, denn diese sind unverkennbar ALTER BRIDGE, genau so wie ich die Band lieben gelernt habe. Aber dieser spezielle Kick, den solch aufregende Nummern geben, fehlt dann halt doch. Wer also mehr Wagemut von einer Band erwartet, wird vielleicht einen Punkt von der Wertung abziehen können. Wer aber wie ich einfach "nur" ein neues ALTER BRIDGE-Werk möchte, der wird auch dieses Mal wieder absolut glücklich werden. Vielleicht ein bisschen weniger glücklich als zuletzt, aber das ist wahrlich Meckern auf olympischen Niveau.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk