AMARANTHE - Massive Addictive
Mehr über Amaranthe
- Genre:
- Melodic Death Metal / Heavy Metal / Power Metal / Pop
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Spinefarm Records
- Release:
- 17.10.2014
- Dynamite
- Drop Dead Cynical
- Trinity
- Massive Addictive
- Digital World
- True
- Unreal
- Over And Done
- Danger Zone
- Skyline
- An Ordinary Abnormality
- Exhale
I told you I'm on fire!
Man, man, man, AMARANTHE hat das Arbeitstempo aber ganz schön angezogen. Zwei Alben in knapp 12 Monaten, ein paar Singles und dazwischen, danach, davor, immer wieder auf Tour. Viel beschäftigt, als müssten sie irgendwem beweisen, wie ernst es ihnen mit der Band ist. Elize hat sich in der Zwischenzeit bei einigen Projekten rumgetrieben und ihre Stimme immer wieder gerne (und zumeist äußerst passend) verliehen. Ein Umstand, den ich mir in der Kritik zum Vorgängeralbum "The Nexus" noch herbeigewünscht habe. Die Welt hört auf mich, wie wunderbar.
Dann hört her: "Massive Addictive" ist zwar nicht "massiv süchtig machend", geht aber als extrem schmackhafter, wie kurzweiliger, moderner Metal Spaß durch. Bei knapp 40 Minuten Spielzeit darf ich das aber auch erwarten. Ansonsten würde die Scheibe nach kürzester Zeit in der Versenkung verschwinden. Auffällig ist die deutlich aggressivere Ausrichtung. Auch wenn 'Drop Dead Cynical', die erste "Single", noch etwas eigenartig anmutet und vielleicht ein bißchen braucht, bis sie zündet, gilt das nicht für den Rest der Scheibe. Jawohl, die Gitarren, sprich die Riffs, sind wuchtiger und überhaupt klingt fast das gesamte Songgebilde jetzt eher nach DARK TRANQUILLITY Melo Death, die EDM Einflüsse haben also (Gott sei Dank?) abgenommen. Natürlich ist der dreistimmige Gesang geblieben. Und Hurra! Hurra! Jetzt dürfen wir uns auch auf Studioplatte von den Künsten des neuen Shouters überzeugen. Henrik macht seine Sache sehr gut, auch wenn ich im Vorfeld Bedenken hatte, live war das Gebotene zuweilen leicht brüchig. Aber auf Platte die Entwarnung, der Junge kann was! Und wie man so hört, hat er sich live stabilisiert. Und getreu nach dem großartigen, leicht epischen 'Trinity' ("Trinity is the key to feel alive") ist die heilige Dreifaltigkeit (oder so ähnlich) der Grund für die Power.
Und tatsächlich glänzen die Songs wieder in Sachen Abwechslung, eine logische Konsequenz aus den drei unterschiedlichen Stimmen. Elize hat ihre Stimme jetzt sogar besser im Griff, als jemals zuvor und ist einer der Gründe, weshalb "Massive Addictive" mitreißt. Das fängt schon beim Opener an. 'Dynamite' ist nicht weniger als der stärkste Song der Bandgeschichte. Die Melodien sind die mit Abstand schönsten, werden ungehindert in Herz und Hirn gepustet und dort mit starken Riffs und Drums verankert. Überzeugt euch der Opener nicht, könnt ihr die Scheibe getrost vergessen, er ist also der Gradmesser und eine Aufnahmebedingung für das Album. Eigentlich eine clevere Entscheidung. Ihr Gespür für starke, berührende und einfach sehr unterhaltsame Melodien, egal ob in den Strophen oder als massiver (höhö) Refrain, haben sie nicht verloren. Ich könnte das ganze Album als Beispiel dafür aufzählen. Und gerade, wenn man denkt, der Song fängt an, gewöhnlich zu werden, gibt es wieder einen Melodieschlenker und der Song kriegt ohne weiteres die Kurve.
Elektronische Parts gehören zwar immer noch zum Gesamtbild, aber jetzt werden die ohnehin wieder fantastischen Melodien mit stärken Riffs untermalt. Auch wenn das gelegentlich minimal an Industrial Metal erinnert ('Digital World', welch ein starker Refrain!). Wenn Industrial immer so klingen würde, hätte ich keine Probleme mit der Stilrichtung. Speziell der Song lässt mich erfreulichst an ALICE COOPER's "Brutal Planet" denken. Aber das passt ja ins Motto der Band, ständig nach neuen Einflüssen zu suchen, um den Gesamtsound zu erweitern. Das muss man vielleicht manchmal mit der Lupe suchen und manchmal geht’s eben direkt auf die 12. Aber man kann ihnen nicht mangelnde Kreativität nachsagen.
Na gut, da tauchen halt Songs auf, die sie so oder so ähnlich schon auf den letzten beiden Outputs drauf hatten. Zu wirklich plumpen Kopien verkommen die Tracks aber keineswegs. Durch den direkteren, wuchtigeren Sound klingen sie mehr nach einer sinnvoll veränderten Version. Sogar die standesgemäße Ballade 'Over And Done' ist ausgefeilter (und in jeder Hinsicht besser als 'Burn With Me'. Sogar am 'Amaranthine' Thron knappert das Stück, aber sind das schlechte Vergleiche?). Der Song besitzt auf jeden Fall genug eigenes (Sucht)Potential (die Strophenmelodien!) und am Ende, wenn die ganze Band einsetzt und auch die Saiten erklingen, schreit die Welt entweder "Kitsch!" oder ist hin und weg. Ach so, auf dem Album gibt’s dazu deutlich weniger "Filler". Irgendwie besitzt jeder Song seine Daseinsberechtigung.
Ok machen wirs kurz. Ein unfassbar starker Opener, ein phänomenaler Rausschmeißer (ach, hab ich 'Exhale' noch nicht erwähnt?) und kaum Füllmaterial. Well done, AMARANTHE. Wenn jetzt noch Kleinigkeiten wie stellenweise (minimal) unpassende Gesangs- und Electroeinlagen und die etwas schwammige Produktion ausgebessert werden und die wuchtigere, aggressivere Richtung beibehalten wird, gibts demnächst die Höchstnote. Für Modern Metal (nicht NU Metal!!) bzw. Pop Metal Fans mehr als nur einen Blick wert. Hört 'Dynamite', dann wisst ihr, ob ihr zuschlagen müsst. Und ja, jetzt dürfen sich auch Melodic Death Metal Fans angesprochen fühlen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe