AMBERIAN DAWN - Magic Forest
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2014
Mehr über Amberian Dawn
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Napalm Records (Universal Music)
- Release:
- 27.06.2014
- Cherish My Memory
- Dance Of Life
- Magic Forest
- Agonizing Night
- Warning
- Son Of Rainbow
- I'm Still Here
- Memorial
- Endless Silence
Fischfilet von Aldi mit bitterem Nachgeschmack.
Meine Güte, was ist denn hier passiert? Diese Band war mit "Circus Black" und vor allem mit "Re-Evolution", auf der die neue Sängerin Capri alten Songs ihre bezaubernde Stimme verlieh, mitverantwortlich für eine riesengroße Begeisterung meinerseits für Female Fronted Symphonic Metal. So mitreissend war und sind diese Neueinspielungen der alten Songs, dass ich vor Freude im Dreieck springe und mich auf "Magic Forest" wie auf kaum ein anderes Album anno 2014 freue. Und jetzt das!
Klar, ich finde ja manchmal, dass man unseren Soundcheck auch von hinten lesen kann und trotzdem saugeile Platten findet, wie von LEVIATHAN, JEX THOTH oder SELIM LEMOUCHI. Bei AMBERIAN DAWN ist das knallharte Votum der Crew aber auch von meiner Seite aus völlig gerecht.
So leicht sich das beim Hören schreibt, so schwer ist nun zu begründen, warum "Re-Evolution" so übermäßig toll und "Magic Forest" nun auf einmal so grottig schlecht sein soll. Denn der grobe Stil ist im großen und ganzen derselbe geblieben, nämlich eingängiger, neoklassischer Symphonic Metal mit NIGHTWISH-Einschlag und einigem Pop-Appeal. Tja, diese Hörerfahrung zeigt mal wieder, wie schmal der Grat im diesem Genre ist. Capri singt immer noch gut, Tuomas Seppäläs Soli sind immer noch meistens sehr fein anzuhören, aber was ist mit den Songs an sich geschehen? Gut, der Opener 'Cherish My Memory' ist sehr poppig, da ist man beim ersten Hören fast erschreckt, und der eine oder andere wird schon hier angewidert seinen Instant-Kaffee mit viel zu viel Zucker wieder ausspucken, doch zumindest bleibt hier eine Melodie hängen und ich mag es sogar, diesen Song im Kopf zu haben. Danach wird es leider oftmals erschreckend halbherzig. Die Band hat offenbar entschieden, noch seichter und poppiger zu werden, ohne dabei das Symphonic-Gewand abzustreifen. Doch das ist alles so furchtbar halbherzig, fast kläglich und der Sound ist zwar nicht schlecht, aber unglaublich flach. Gute Ideen werden nicht ausarrangiert, oder so glatt gebügelt, dass sie selbst dem letzten Antenne-Bayern-Popper suggerieren würden, Metal sei ja gar nicht so schlimm. Es soll einfach nicht weh tun. Tut es aber. 'Son Of Rainbow' zum Beispiel mit seinem fürchterlichen, eher an einen Esel erinnernden I-Ah-Refrain. Päivi "Capri" Virkkunen, warum machst Du das? War das deine Idee? An dieser Stelle musste ich des öfteren frustriert abbrechen. Ich! AMBERIAN DAWN fucking FAN! 'Memorial' geht genauso wenig, vor allem der männliche Gesang. Liebe Damen sowie Herren, hört bitte mal "Argia" von euren Labelmates DIABULUS IN MUSICA an, so sollte das klingen. Mensch!
Im Ansatz gefallen mir tatsächlich auch einige Songs, es wäre ja auch extrem verwunderlich, wenn eine Band innerhalb eines Jahres komplett alles verlieren würde, was sie bislang ausgemacht hat. Und Capri singt ein auch paar schöne Melodien, die mich durchaus glücklich machen (z.B. 'Agonizing Night', 'Green-Eyed'). Aber diese Ansätze werden immer wieder durch diesen grausamen Achtzigerjahre-Keyboardsound und andere musikalische Kleinverbrechen zunichte gemacht. Der Titelsong zeigt zum Beispiel genau, wie man es schafft, schöne neoklassische Wechselgesang-Arrangements unfreiwillig ins Lächerliche zu ziehen. Und was für einen biederen Refrain dieser Song hat! Bitte mal ganz dringend Luca Turillis RHAPSODY hören oder nach Holland fahren, um die bitter nötige neue Inspiration zu holen, liebe Finnen, ihr seid nämlich eigentlich gut. Nur schmeckt eure Musik auf "Magic Forest" leider wie Fischfilet vom Aldi für 99 Cent: Erst nach nichts, dann aber mit bitterem Nachgeschmack.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Thomas Becker