AMON AMARTH - Jomsviking
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2016
Mehr über Amon Amarth
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 25.03.2016
- First Kill
- Wanderer
- On A Sea Of Blood
- One Against All
- Raise Your Horns
- The Way Of Vikings
- At Dawns First Light
- One Thousand Burning Arrows
- Vengeance Is My Name
- A Dream That Cannot Be
- Back On Northern Shores
Eingängiger denn je – und dennoch mehr vom Gleichen?
Meine Rezension zum Vorgänger "Deceiver Of The Gods" habe ich mit den Worten "Die Wikinger vom Schicksalsberg grüßen somit wieder aus der Chef-Etage. Odin sei Dank." geschlossen. Seitdem ist die Platte sogar nochmal um einiges gewachsen, so dass die damalige Wertung von 8,5 Zählern heute zweifellos zu niedrig erscheint. Jetzt sind sie einmal mehr auf Beutezug, die Herren von AMON AMARTH. "Jomsviking" nennt sich das neue Werk, was natürlich die obligatorischen Fragen nach sich zieht: Einmal mehr die Trademarks bis zum Ende ausgereizt? Gibt es irgendeine Form der Entwicklung? Hat diese Band musikalisch überhaupt noch etwas zu sagen? Antwort: dreimal "Ja".
Aus meiner Sicht gibt es mit Blick auf die Entwicklung AMON AMARTHs zwei wesentliche Punkte anzumerken: Zum einen ist die Band 2016 noch eine ganze Ecke stärker im klassischem Heavy Metal verortet als über die ganzen letzten Jahre ohnehin schon, zum anderen waren die Schweden noch nie so eingängig (oder wenig wenig ausufernd, gar simpel?) unterwegs. Zwei Aspekte, die den ein oder anderen vielleicht gänzlich abwinken lassen, grundsätzlich tut dies der Qualität von AMON AMARTH jedoch absolut keinen Abbruch.
Diesbezüglich ist schon der Opener 'First Kill' eine deutliche Ansage. Eine Uptempo-Nummer mit allen gewohnten Stärken der Band (mächtiges Gebrülle von Herrn Hegg, klarer melodischer Faden, viel Abwechslung zwischen einzelnen Parts, durchgängige Kurzweil-Epik, viel Power), die man sicher schon so oder ähnlich von AMON AMARTH gehört hat, doch genau das ist der Punkt: Es gibt eben keine andere zersausten, bärtigen Haufen, der diesen speziellen Melo-Death-Sound in so fantastische Nummern ummünzen kann. 'First Kill' ist eine solche.
Kommt man über Song eins hinaus, hört man wie üblich einen Mix aus dicken Stampfern ('Wanderer', 'One Thousand Burning Arrows'), flotten Vorpreschern ('On Sea Of Blood', 'Vengeance Is My Name') und nun eben auch lässigen Heavy-Metal-Groovern ('Raise Your Horns', 'At Dawn First Light'). Schwach ist auf "Jomsviking" nicht eine Nummer, richtig positiv fällt unter anderem 'The Way Of Vikings' auf – zwar mit selbst für AMON AMARTH-Verhältnisse plakativen Lyrics, dafür allerdings auch einem starken Drive.
So richtig ratlos lässt mich das Feature mit DORO, 'A Dream That Cannot Be' zurück. Die Metal-Queen in allen Ehren, aber was Frau Pesch hier zum Song beisteuert, hätte man am besten mit Johann Heggs üblichem Gebrüll ersetzt, dann wäre der Track wohl deutlicher hörenswerter geworden; zu tief, zu wenig Farbtupfer setzend, zu nebenher ist die Performance aus meiner Sicht. Dabei will ich der Guten gar keinen Vorwurf machen, schließlich muss sie die vorgegebene Melodie innerhalb des bereits fertigen Liedes umsetzen, hier kommt sie allerdings null zur Geltung. Schade. Die Wiedergutmachung folgt jedoch auf dem Fuße, denn "Jomsviking" endet fantastisch: 'Back On Northern Shores' ist die epischste Hymne der Platte, zudem facettenreich und mitreißend – ein echtes, beinahe obligatorisches "sinnierender Blick zum nächtlichen, klaren Sternenhimmel"-Finale.
Resümierend lässt sich sagen, dass "Jomsviking" einmal mehr eine starke Veröffentlichung mit vielen tollen Songs und einem durchgängig hohen Niveau aus dem Hause AMON AMARTH ist. Die sehr direkte, eingängige Ausrichtung ist dabei für mich nur insofern ein Problem, dass ich mir bei der ein oder anderen Nummer etwas mehr Tiefe gewünscht hätte – wie es das eben auf den ganz alten Scheiben oder partiell auch dem Vorgänger noch gab. Bemerkenswert ist dabei jedoch der Fakt, dass ich trotz dieses Umstandes noch keinerlei Abnutzungserscheinungen bemerken konnte. Die Schweden haben einmal mehr ein gutes Händchen bewiesen, sich minimal zu bewegen, ohne wirklich außerhalb ihrer eigenen Grenzen zu wüten. Wobei Grenzen ja durch das Überfallen weiterer Landzüge schnell verschoben werden. In diesem Sinne: Auf ins nächste Gefecht – mit "Jomsviking" auf den Ohren!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang