AMORPHIS - Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)
Mehr über Amorphis
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Atomic Fire Records
- Release:
- 13.10.2023
- The Bee
- Message In The Amber
- Daughter Of Hate
- The Golden Elk
- Wrong Direction
- Heart Of The Giant
- We Accursed
- Grain Of Sand
- Amongst Stars
- Pyres On The Coast
Grandioses, aber doch irgendwie etwas überflüssiges Live-Dokument.
Die Corona-Jahre 2020 und 2021 waren schon eine komische Zeit. Konzerte konnten nicht stattfinden und Bands mussten neue Alben auf die lange Bank schieben. Doch die kreativ Denkenden der Musikzene konnten natürlich trotzdem nicht tatenlos herumsitzen und so gab es vor allem diverse und teils sehr interessante Livestream-Angebote zu bestaunen, deren nachträgliche Verwertung als offizielle Veröffentlichung uns auch heute noch begleitet. So auch im Falle der Finnen AMORPHIS, die sich 2021 im Tavastia Club einschlossen, um dort ihr "Queen Of Time"-Album in Gänze aufzuführen. Mitgeschnitten wurde das Konzert natürlich auch visuell und so können wir nun das 2018er Meisterwerk in einer qualitativ unheimlich hochwertig aufbereiteten Liveversion bestaunen, die als Vinyl, CD und Bluray erstanden werden kann.
Beginnen wir aber erst einmal mit der Musik, die wieder einmal unter Beweis stellt, was für eine einmalige Liveband AMORPHIS ist. Ich selbst habe sie schon mehrfach auf der Bühne gesehen und auch hier bestätigen die Finnen wieder einmal, dass sie auf der Bühne nicht nur unheimlich dicht an die eigenen Albumversionen herankommen, sondern sogar noch einen kleinen extra Funken hinzufügen können, der den Songs noch einmal etwas mehr Leben einhaucht. Gerade der etwas ungeschliffenere Sound gefällt mir persönlich sogar noch etwas besser als auf dem zugehörigen Studioalbum, was aber auch daran liegen kann, dass ich einfach im Allgemeinenen ein Liebhaber von Live-Mitschnitten bin. Ärgerlich ist da eigentlich, dass auch hier, wie heute üblich, nachträglich im Studio offensichtlich an wenigen Stellen etwas nachgebessert wurde. Festzustellen ganz gut, wenn man etwa auf Tomi Joutsens Gesang achtet, bei dem Bild und Ton ab und zu etwas voneinander abweichen. Klar, um mit den heutigen Standards mitzuhalten, muss man so etwas schon fast machen, doch nötig haben das die Finnen schlicht und ergreifend nicht.
In Sachen Songauswahl gibt es gegenüber dem Sound nicht viel zu sagen, denn "Queen Of Time" wird einfach in der Reihenfolge des originalen Studioalbums dargeboten. Angesichts des durchgehend starken Songmaterials, ergibt das eine tolle Setliste, was noch einmal unterstreicht, welchen tollen Langspieler Joutsen, Holopainen und Co. 2018 abgeliefert haben. Selbst Anneke van Giersbergens Gastauftitt in 'Amongst Stars' wurde in der Liveversionen erhalten, wobei es schon etwas komisch ist, sie als eingeblendetes Bild mit ihren offensichtlich im Heimstudio aufgenommenen Parts auf der Bluray zu sehen. Das bricht für mich ein wenig die Konzert-Atmosphäre, die der visuelle Mitschnitt ansonsten mit tollen Bildern und vielen spannenden Closeups, die so wohl auch nur dank des Fehlens des Publikums möglich waren, vermittelt. Dennoch muss ich für den Bluray-Teil ein paar Punkte abziehen, denn aus den Möglichkeiten des ungewohnten Settings macht AMORPHIS meiner Meinung nach zu wenig. Stattdessen gibt es ein reguläres Konzert zu sehen, das wenig wirkliche Überraschungen zu bieten hat. Da haben etwa Bands wie BIFFY CLYRO die ungewohnte Situation ohne Publikum deutlich spannender umgesetzt.
Am Ende muss dann natürlich die Frage nach Sinn oder Unsinn dieser Veröffentlichung erlaubt sein. Ich muss sagen, dass ich mir die Scheibe wohl erst ins Regal stellen werde, wenn sie in einigen Monate zu einem günstigen Preis zu haben ist. Klar, dieser gewisse Funke, der bei AMORPHIS-Konzerten immer vorhanden ist, ist auch hier hörbar, doch ist das beileibe nicht genug, um praktisch eine Neueinspielung eines gerade einmal fünf Jahre alten Albums zu rechtfertigen. Mit mehr zeitlichem Abstand, einer veränderten Bandbesetzung, deren Einfluss auf den Sound man zeigen möchte, oder mit ein paar Deepcuts als Bonus mag so eine Release Sinn machen (ich denke da etwa an "Countdown To Extinction Live" von MEGADETH), doch in der aktuellen Form fühlt sich "Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)" für Besitzer des originalen Albums und bei aller Liebe für die Finnen doch etwas überflüssig an.
- Redakteur:
- Tobias Dahs