AMORPHIS - Silent Waters
Mehr über Amorphis
- Genre:
- Dark Folk Metal
- Label:
- Nuclear Blast / Warner
- Release:
- 31.08.2007
- Weaving The Incantation
- A Servant
- Silent Waters
- Towards And Against
- I Of Crimson Blood
- Her Alone
- Enigma
- Shaman
- The White Swan
- Black River
Obwohl von Fans und Kritikern immerzu mit enormem Lob überschüttet, befinden sich AMORPHIS auch mehr als eine Dekade nach ihrem persönlichen Meisterstück "Elegy" immer noch in einem verzwickten Selbstfindungsprozess, der die Band durch ganz verschiedene Entwicklungsphasen und Stilistiken geführt hat und dabei immer wieder Einschnitte und Veränderungen brachte, die im Sinne des künstlerischen Wandels gerne bereitwillig akzeptiert wurden. Bedenkt man, wie gering die Liste derjenigen Gruppen aus dem düsteren Metal-Bereich ist, die man in den späten Neunzigern eine derart gewaltige Fortschrittlichkeit hat unkritisch durchmachen lassen, kann der Weg der Finnen also eigentlich nur richtig gewesen sein.
Dann jedoch drehte sich vor dem letzten Silberling das Personalkarussell und forderte am Posten hinter dem Mikrophon seinen Tribut. Ratlosigkeit war jedoch noch infolge dessen nicht die befürchtete Qualität, die AMORPHIS an den Tag legten; stattdessen kickten sie ihr wohl härtestes Album seit besagtem Kultwerk auf den Markt und demonstrierten recht eindrucksvoll, dass man auch etliche Jahre nach der Tendenz zu ruhigeren, progressiven Klängen durchaus noch in der Lage ist, finsteren Heavy Metal zu spielen.
Natürlich sprachen alle Leute im Zuge dessen von der Rückbesinnung auf alte Zeiten und der eventuellen Wiederkehr zum Death Metal der Anfangstage. Warum auch nicht, schließlich war der erste konsequente Schritt effektiv getan. Doch AMORPHIS wären nicht AMORPHIS, würden sie nicht im weitesten Sinne unberechenbar und innovativ arbeiten; und so kommt es, dass man auf dem zweiten Album nach Pasi Koskinens Ausstieg wieder eher die gemäßigten Töne pflegt, nichtsdestotrotz aber immer wieder ein paar Querverweise zu "Elegy" einbaut. In erster Linie ist "Silent Waters" aber ein durch und durch melodisches Album voller einprägsamer Songperlen und mit einer Vielzahl melancholischer Passagen bestückt.
Von Beginn an verbinden die Finnen musikalische Progression mit eingängigen Harmonien und erweitern die Liste ihrer persönlichen Hits umgehend mit Songs wie 'A Servant' und 'Silent Waters'. Ein leichter Hang zum Mainstream ist darüber hinaus allerdings auch erkennbar, darf aber insgesamt sicher nicht negativ bewertet werden, weil man sich weder von den Wurzeln noch von den lieblichen Folk-Einsprengseln löst und dem Ursprungssound weitestgehend treu ergeben bleibt.
Die Entwicklung seit dem letzten Album ist indes nicht ganz so enorm, wobei "Silent Waters" im direkten Vergleich sicherlich der stillere Vertreter ist. Insbesondere die zweite Hälfte ist deutlich introvertierter arrangiert, führt aber das musikalische Konzept der vorherigen Platte speziell im Bereich der Dynamik konsequent weiter und klingt letztendlich in sich geschlossen und vor allem homogen.
Somit muss den hoffenden Anhängern zwar leider der Wind aus den Segeln genommen werden, was die endgültige Rückkehr zur Frühphase betrifft (hier wird man nur in Stücken wie 'A Servant' und 'The White Swan' fündig), doch weil das Sextett kompositorisch in keiner Phase des Albums etwas anbrennen lässt und sich außerdem wieder sehr wandlungsfähig zeigt, darf man darüber keinesfalls enttäuscht sein. "Silent Waters" ist schlussendlich ein würdiger Vertreter der hochwertigen AMORPHIS-Diskografie und als solcher einen sofortigen Pflichteintrag auf dem Einkaufszettel wert.
Anspieltipps: A Servant, Enigma, Shaman
Wikipedia: Amorphis
- Redakteur:
- Björn Backes