AMORPHIS - Tales From The Thousand Lakes (Live At Tavastia)
Mehr über Amorphis
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Reigning Phoenix Music
- Release:
- 12.07.2024
- Thousand Lakes
- Into Hiding
- The Castaway
- First Doom
- Black Winter Day
- Drowned Maid
- In The Beginning
- Forgotten Sunrise
- To Father's Cabin
- Magic And Mayhem
- Vulgar Necrolatry
- My Kantele
Tolle Aufarbeitung eines Klassikers im "Live-Gewand".
Dass Jubiläen von legendären Alben heuer immer ausgiebig mit entsprechenden Veröffentlichungen begangen werden, gehört ja inzwischen fast zum guten Ton. Mal servieren uns die Bands dabei aufwendig gestaltete Boxsets oder sogar Remixes, mal wird das zu feiernde Album auf einer Tour in seiner Gänze dargeboten und anschließend als Livealbum veröffentlicht. Die finnischen Melodie-Melancholiker AMORPHIS haben sich anlässlich des 30. Geburtstags ihres Meisterwerks "Tales From The Thousand Lakes" für die zweite Variante entschieden und servieren uns einen Konzertmitschnitt des gesamten Werks aus dem Tavastia Liveclub in Helsinki, der als Blu-ray, CD und Vinyl erhältlich sein wird.
In seinem Konzept ist die Scheibe dabei dem letzten Livealbum "Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)" gar nicht so unähnlich, das ja gerade erst im vergangenen Jahr erschien und mir doch eher als überflüssig im Sinn geblieben ist. Auch dieses Mal, wurde das "Konzert" in einem komplett leeren Club aufgezeichnet und lässt entsprechend jegliche Publikumsreaktionen vermissen, die für mich immer auch einen entscheidenen Faktor für einen Live-Mitschnitt darstellen. Doch bevor ihr jetzt vorschnelle Schlüsse zur Sinnhaftigkeit der Veröffentlichung zieht, müssen wir die Situation angesichts des Klassikers etwas anders bewerten. Auf der Orginalversion wurde der Gesang (in diesem Fall natürlich eher die Growls) noch von Gitarrist Tomi Koivusaari übernommen, der inzwischen seinen Posten bekannterweise an Tomi Joutsen abgetreten hat, den ich persönlich für einen der talentiertesten und großartigsten Growler und Sänger der heutigen Metalszene halte. Zu hören, wie Joutsen nun das Material des Klassikers, der übrigens in der Reihenfolge des originalen Albums dargboten wird, interpretiert, ist eine wahre Ohrenweide, präsentiert er sich doch deutlich variabler als Tomi in der Urfassung, auch wenn diese natürlich weiterhin einen unwiederstehlichen Charme hat. Einen Vorgeschmack, wie das Ganze klingt, gab es dabei ja bereits auf der Neuaufnahmen-Compilation "Magic & Mayhem", damals wurden aber ja nicht sämtliche Songs des Klassikers frisch interpretiert.
Über das eigentliche Songmaterial muss ich dabei wohl hoffentlich nicht mehr viel sagen, denn wer Klassiker wie 'Black Winter Day', 'Drowned Maid' oder 'Into Hiding' nicht kennt, der darf sich auch nicht als Fan des Melodic Death Metals bezeichnen. Viel besser kann man Melodie, Melancholie und Death Metal jedenfalls in meinen Ohren nicht miteinander verschmelzen. Neben den "Tales From The Thousand Lakes"-Tracks gibt es übrigens auch noch den Deepcut 'Vulgar Necrolatry', der ursprünglich von der Vorgängerband ABHORRENCE verfasst wurde, aus der AMOPRHIS hervorging, und den Kracher 'My Kantele' als Zugabe, die sich beide nahtlos in den starken Vortrag einfügen. Selbiger wird auch klanglich toll in Szene gesetzt, wobei mir die Aufteilung der beiden Gitarren im Stereobild und der generell eher ungeschliffene Klang hervorragend gefällt, der dennoch druckvoll und klar aus den Boxen schallt. Gleiches gilt für die visuelle Aufbereitung der Show, die nicht nur mit einer schönen Lightshow, sondern auch einem gestochen scharfen Bild und guten Kamerablickwinkeln hervorragend in Szene gesetzt wird.
Korrigiert man seine Erwartungshaltung in Bezug auf "Tales From The Thousand Lakes (Live At Tavastia)" und schießt sich nicht auf ein klassisches Livealbum mit der entsprechenden Atmosphäre ein, bekommt man hier eine gelungene und bei tollem Sound trotzdem erdig-ungeschliffene Neuaufnahme eines Melodic-Death-Klassikers, die ganz besonders von Tomi Joutsens einmaligen Vocals profitiert und damit eine gelungene Ergänzung für jede AMOPRHIS-Sammlung darstellt. Im Gegensatz zu "Queen Of Time (Live At Tavastia 2021)" gibt's entsprechend von mir auch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.
- Redakteur:
- Tobias Dahs